Die Kilianskirchen in Schweinfurt

Kilianskirche I.

Der Name des Bistumspatrons St. Kilian, der als Iro-Schotte im 7. Jahrhundert zur Missionierung nach Franken zum Hofe des Herzogs Gozbert gekommen war, findet sich zuerst inmitten von Alt-Schweinfurt. Die einst, mutmaßlich im 9. Jahrhundert erbaute Kirche wurde nach St. Kilians benannt und die Anhöhe, auf der sie errichtet worden war, Kiliansberg genannt. Wegen aufkommender Kriegsgefahr wurde diese Kirche im Jahre 1387/88 eingerissen oder zerstört und erst einige Zeit später wieder aufgebaut, um schließlich im 16. Jahrhundert endgültig wieder abgerissen zu werden, denn man befürchtete, feindliche Truppen könnten sich darin verschanzen und von dort aus Schweinfurt angreifen und beschießen.

Ein Grundrissplan, der mutmaßlich beim Bau der Georg-Villa erstellt wurde anhand von gefundenen Fundamentteilen, zeigt vielleicht die Lage einer der dort einst bestehenden Kirchen, um die herum eine ganze Reihe von Gräbern gefunden wurde. Man kann somit davon ausgehen, dass sich der Friedhof um die Kirche angelegt befand. Heute ist der Gebäudegrundriss teilweise von einer alten Villa (ehemalige Villa Georg) überbaut.

Seit dem Jahr 2017 muss jedoch die Geschichte dieser ersten Kilianskirchen neu geschrieben werden, denn bei archäologischen Ausgrabungen stellte man fest, dass dort mindestens drei Kilianskirchen-Gebäude vorhanden waren. Dies lässt sich ableiten an gefundenen Fundamentteilen und den darunter, darüber und daneben gefundenen Bestattungen. Das steinerne  Fundamentteil ist der zweiten Kilianskirche auf diesem Areal zuzuordnen.

 

 

Plan der mutmaßlich beim Bau der dort befindlichen Georg-Villa entstand, bei den im Jahre 2017 erfolgten Ausgrabungen jedoch nicht bestätigt werden konnte.

Die Zahl 2623 befindet sich genau unterhalb der Kirche; über die Zahl 2623 vierlief dann nach unten abknickend eine Verbindung zu einem weiteren Gebäude (links v. 2624)
Die Zahl 2623 befindet sich genau unterhalb der Kirche; über die Zahl 2623 vierlief dann nach unten abknickend eine Verbindung zu einem weiteren Gebäude (links v. 2624)

 

Ausgrabungsfotos 6.4.2017

Zur besseren Lageeinschätzung hier ein vergleichbarer Ausschnitt aus Google-Maps:

Hubert Gutermann schreibt in der ersten Auflage seines Buches "Alt-Schweinfurt" dazu folgendes:

"Östlich von Schweinfurt erhebt sich der Kiliansberg. Seinen Namen hat er zu Ehren des Frankenapostels Kilian. Vor 400 Jahren stand etwa auf dem Platz der Villa Metzger (Anm: Am Löhlein 2 1/2, tatsächlich Villa Georg)) die alte Kilianskirche, umgeben von einem Friedhof. Beim Bau der Häuser dort wurden viele menschliche Gebeine gefunden. Die Kirche auf dem Kiliansberg war bereits im Jahre 1387 in einem Krieg der Schweinfurter mit dem Bischof von Würzburg durch Feuer zerstört worden. Sie wurde jedoch wieder aufgebaut und stand dann, bis sich im Jahre 1542 in Schweinfurt "die Religion geändert" hat. Ein Jahr später am "Kuffenmarkt" (im September) fand die Kirche einen traurigen Untergang. In dieser Kirche versuchte nämlich "ein ziemlich alter Gesell, Schenk genannt", Gottesdienst in katholischer Weise zu halten und hatte auch einigen Zulauf aus der Stadt. Eine Abends nun als die Tore der Stadt bereits verschlossen waren, "ist ein Feuer in der Kirche aufgegangen". Ehe die Bürger zum Löschen hinauskamen, war die Kirche "in alle Höhe und zu allen Ecken" ausgebrannt. Auch Schenk, der "seine Wohnung bei Tag und Nacht darinnen gehabt", ist mir der Kirche, deren Türe mit dem Taufstein verlegt worden war, verbrannt. Das Gemäuer der Kirche wurde sodann eingerissen und auf dem Platz ein Weinberg angelegt."

 

Es wird deutlich, dass diese Ausführungen Gutermanns sich von anderen Quellen unterscheiden, die lediglich ausführen, die Kirche sei 1387 abgerissen worden.

Im März/April 2017 wurde nun bei Grabungen im Rahmen eines Neubaues die Grundmauer der Kirche gefunden. Die wissenschaftliche Auswertung ist noch nicht erfolgt
Im März/April 2017 wurde nun bei Grabungen im Rahmen eines Neubaues die Grundmauer der Kirche gefunden. Die wissenschaftliche Auswertung ist noch nicht erfolgt

Auch wurden viele Skelette des dazugehörigen Friedhofes geborgen.

Kilianskirche II.

Eine neue Kilianskirche entstand schließlich als Ersatz der ersten Kilianskirche in kleineren Ausmaßen am oberen Anger (am Platz rechts des Zeughauses, wo man unlängst ebenfalls bei Grabungen auf mehrere Gräber stieß), doch wurde sie bereits 1554 im Markgräflerkrieg zerstört. Das Volk hatte aber doch die alte Kilianskirche auf dem Kiliansberg nicht vergessen und baute die dortige Kirche auf ihren Resten wieder auf, so dass aus dem Jahr 1406 eine erneute Kirchweihe überliefert ist. Die Kilianskirche II. am Anger neben dem Zeughaus wurde 1412 geweiht. Im September 1453 brannte diese Kirche ab. Das Städtische Spital hatte später an dieser Stelle Weinberge angelegt. Heute steht dort eine alte Villa.

 

Ausgegrabene Gewölbeteile der Kilianskirche II.
Ausgegrabene Gewölbeteile der Kilianskirche II.

Reste dieser zweiten Kilianskirche am Anger rechts neben dem Zeughaus standen dort noch bis in das Jahr 1953, denn der ehemalige Chorraum der Kirche wurde bis zur Zerstörung des dazu gebauten Feuerwehrturms im Zweiten Weltkrieg von der Feuerwehr mit genutzt. 1907 baute man dort das Feuerwehrhaus und riss das Gebäude bis auf den kleinen Chorraum ab, 1953 beseitigte man den durch Bomben zerstörten Feuerwehrturm und damit dann auch den alten Kirchenchor.

1933 - Zeughaus, rechts daneben Feuerwehrturm mit Chorgebäude
1933 - Zeughaus, rechts daneben Feuerwehrturm mit Chorgebäude

In diesem Bereich fand man bei archäologischen Grabungen im Jahre 2011 in diesem Bereich einige Gräber.

Kilianskirche III.

1927 entstand dann die dritte Kilianskirche in Schweinfurt. Am 23. Juli 1926 legte man den Grundstein zur neuen Tochterkirche von Heilig-Geist, die am 13. November 1927 eingeweiht wurde. Architekt Peter Kramer, Schweinfurt, hatte eine neubarocke Kirche mit Festsaalcharakter und Zwiebelturm erbaut. Das Chorwandfresko hatte Martin-Amorbach, das Altarkreuz Balth. Schmitt, ein Relief der Hlst. Dreifaltigkeit und Figuren Bildhauer Söller, Schweinfurt, Stuckdekorationen und
die Kanzel Stefan Killer, München, und den Kreuzweg Kunstmaler Schellinger, München, geschaffen. Die Kirche wurde jedoch bei den Luftangriffen auf Schweinfurt schwer getroffen und im Frühjahr 1945 total zerstört.

Während des Neubaus 1927 - Danke an Karl Dill!
Während des Neubaus 1927 - Danke an Karl Dill!
Luftaufnahme 1940
Luftaufnahme 1940
Innenansicht um 1939
Innenansicht um 1939
Altar dieser Kirche - Danke an Harald Spiegel
Altar dieser Kirche - Danke an Harald Spiegel
bei den ersten Angriffen auf die Schweinfurter Kugellagerindustrie wurde die Kilianskirche noch verschont..... aber dann:
bei den ersten Angriffen auf die Schweinfurter Kugellagerindustrie wurde die Kilianskirche noch verschont..... aber dann:
Die zerstörte Kilianskirche III.
Die zerstörte Kilianskirche III.

Kilianskirche IV.

Beim Wiederaufbau standen von der neubarocken Kilianskirche III. von 1927 nur noch Teile der Eingangs- und der Chorwand und der Turm mit der ausgebrannten Zwiebelhaube. Im Jahre 1952 bekam der damalige Leiter des Bischöflichen Bauamtes Würzburg, Architekt Hans Schädel, den Auftrag, mit den Bauresten eine neue Kirche mit 1000-1500 Sitzplätzen zu errichten, da die Gemeinde bereits 14.000 Pfarreimitglieder zählte. Für Trauungen und Gottesdienste für kleinere Gemeinschaften und an Werktagen sollte eine eigene Kapelle geplant werden. Die vorgelegten Pläne wurden ohne gravierende Änderungen akzeptier, der Grundstein   am 21.9.1952 gelegt; die Weihe der Kirche und des Altares durch den Diözesanbischof Dr. Jullus Döpfner erfolgte am 20.9.1953. Bei der Kirchweihe war bereits der Altar mit Tabernakel und Hängekreuz und das große Chorwandfresko fertiggestellt. Der Seiten-Altar wurde im gleichen Jahre erstellt.

Die Kilianskirche IV. kurz nach ihrer Neuerrichtung
Die Kilianskirche IV. kurz nach ihrer Neuerrichtung