Professor Johann Wilhelm Barger Oberpfarrer

Diakon Johann Wilhelm Barger studierte in Wittenberg, wo er 1661 den Magistergrad erwarb. Er wurde in seiner Vaterstadt Schweinfurt 1663 Konrektor, 1667 Subdiakonus und im Jahre daruf Diakon. 1674 wurde Archidiakonus und hatte schließlich vom Jahre 1680 an bis zu seinem Tode im Jahre 1698 das Amt des Oberpfarrers inne.

Seit dem Jahre 1672 führte Barger in Schweinfurt sonntags ein "Collegium biblicum" durch, das nicht unumstritten gewesen sein soll. In diesen "Erbauungsstunden" las und erörterte man biblische Texte. Sie wurden auch angefeindet und riefen "lästerung und ungleiche urtheil" hervor. In jenen Zeiten nannte man diese Bibelstunden auch "winckel-predigten" und "jüdische Sabbaterey". Wenige andere geistliche sollen sich nur daran beteiligt haben.

Barger stand in regem Briefwechsel mit Philipp Jacob Spener, dessen Lehre er in vielen Punkten teilte. (Spener's Hauptwerk Pia Desideria oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche verfasste dieser 1675. Darin schlägt er ein umfassendes Reformprogramm der lutherischen Kirche vor. Er prangerte Missstände in der Kirche und eine mangelnde Bibelkenntnis der Gläubigen an.)

Als Bargers Mutter Ursula im Jahre 1675 starb, übersandte ihm Spener ein

Epicedium (Episode/Gedicht) mit einem kurzen Anschreiben, in dem er "hertzliche Anwüntschung Göttlichen Trostes und Segen an die Hinterbliebenen" übermittelte. Das Trauergedicht Speners wurde als Ausdruck größter Hochschätzung in der gedruckten Leichenpredigt allen anderen "Epicedia" vorangestellt.

Fünf Jahre vor seinem Tod, im Jahre 1693, gab Barger die zweite Auflage des Schweinfurter Gesangbuchs "Seelen-erquickendes Harpffen-Spiel/Das ist: Schweinfurthisches neu-aufgelegtes Gesangbuch" heraus.

Ganz anders gestaltete sich das Verhältnis zwischen Barger und dem Schweinfurter Geistlichen Caspar Martin Heunisch, der der orthodoxen lutherischen Lehre anhing und der in Schweinfurt seit 1647 mehrere kirchliche Ämter einnahm. Heunisch wies zwar die "neue Lehre des Pietismus", der Barger anhing, nicht völlig zurück, doch vetrat dieser merkwürdige Theorien über die Bibelauslegung und insbes. die Johannesapokalypse. Spener und Barger hatten dies schon früh heftigst kritisiert, insbesondere Heunischs Theorie, die apokalyptischen Ereignisse in den Offenbarungen seien der "Heidnisch-Türkische Drach", der dem Satan gleichzustellen sei.

Übrigens neigte auch der Schweinfurter Magistratsrat vorübergehend eher den Lehren Bargers zu und begegnete den Predigten Heunischs, die immer wieder von der Kanzel schallten, mit allergrößter Zurückhaltung.

Mit dem Tod Bargers verschwand jedoch auch in der Reichsstadt Schweinfurt wieder die Lehre des Spener'schen Pietismus.