Metzgergasse Nr. 16 - Weitere Informationen

Familie Neukam, Miteigentümer des ehrwürdigen Anwesens Metzgergasse Nr. 16, hat einen großen Teil ihrer Forschungsunterlagen dem Schweinfurtfuehrer zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Hierfür im Namen aller Besucher dieser Website herzlichen Dank! Die Familien Neukam und Wimmer haben dieses geschichtsträchtige Anwesen mit viel Liebe und großem Aufwand restauriert. Sie haben damit auch der Stadt Schweinfurt einen großen Dienst erwiesen.

 

Alle folgenden Texte und Fotos, sofern nicht gesondert erwähnt, sind Dateien der Familie Neukam, die hierzu auch weiterhin alleinige Rechteinhaber bleibt.

Metzgergasse 16 – sichtbare Spuren der Vergangenheit

Straßenfront Metzgergasse:
Barockes Eingangsportal mit Wappen Fehr 1736 - Restauriert 1984 Steinmetz J.Katzenberger
Doppelwappen: Gampert u. Fehr/Gampert -Inschrift: DOMINUS PROVIDEBIT – Schloss Seehof : IMC Härttung in Acrylbad - Restaurator Peter Vollert 1986
Barockes Hoftor  - Restaurierung u.Farbgebung nach Befund -  Restaurator Harald Kühner 2011
Blechbeschlagene Kellereingangstüre- Restaurator Kunstschlossermeister Türk 1986

Das barocke Eingangsportal mit Wappen Fehr 1736
Das barocke Eingangsportal mit Wappen Fehr 1736
Das Wappen symbolisiert die Verbindung der Familien Fehr und Gampert durch Eheschließung
Das Wappen symbolisiert die Verbindung der Familien Fehr und Gampert durch Eheschließung
Das Doppelwappen enthält im Band, das die beiden Familiensymbole verbindet, die Inschrift: DOMINVS PROVIDEBIT was bedeutet: Der Herr wird versorgen - übrigens auch die Inschrift im berühmten "Buddenbrookhaus" in Lübeck
Das Doppelwappen enthält im Band, das die beiden Familiensymbole verbindet, die Inschrift: DOMINVS PROVIDEBIT was bedeutet: Der Herr wird versorgen - übrigens auch die Inschrift im berühmten "Buddenbrookhaus" in Lübeck

Eingangshalle und Toreinfahrt
2 Wandinschriften - überarbeitet Malermeister Kämpf 1986
Stuckdecken - Restaurierung u.Farbgebung nach Befund - Malermeister Kämpf 1984
Original Eingangs- und Ausgangstüren mit Beschlägen u. Schnitzereien um 1736
                

Blick durch die Toreinfahrt
Blick durch die Toreinfahrt
Die Decke der Hofeinfahrt
Die Decke der Hofeinfahrt
Decke im Eingangsbereich
Decke im Eingangsbereich
Tür zum Eingangsbereich - Jahreszahl 1622
Tür zum Eingangsbereich - Jahreszahl 1622
Hauseingangstor von innen
Hauseingangstor von innen
Inschrift im Eingangsbereich
Inschrift im Eingangsbereich

Die Übersetzung aus dem Lateinischen lautet:

Nicht wer etwas auf Befehl tut, ist unglücklich,

sondern wer etwas gegen seinen Willen tut,

Horaz sagt in seiner Dichtkunst:

Wer das ersehnte Ziel im Lauf zu erreichen bestrebt ist,

hat als Knabe schon vieles erduldet, geschwitzt und gefroren,

hat sich gehütet vor Liebe und Wein.

Die Herkunft des Spruches ließ sich feststellen.

Der erste Satz stammt von dem Philosophen Lucas Seneca (4 v. Chr. - 65 n. Chr.) - Erzieher des Kaisers Nero - Er schrieb u.a. zwanzig Bücher "Moralbriefe an Lucilius". Darin steht auch der obige Spruch.

Die lateinische Dichterstelle findet sich in den Episteln des Horaz (II, 3, Vers 412 - 414)


Weitere Inschrift im Eingangsbereich
Weitere Inschrift im Eingangsbereich

Treppenturm:
Sandstein Wendeltreppe -  restauriert in Eigenregie ~ 1975 ;   Material Fa. Graser, Tretzendorf
Wappen Fehr -   Restaurator Peter Vollert 1986
Geländer – erster Maschinenguss (gleich Schloss Pommersfelden)
geätzte Scheiben
Stuckdecken – Restaurierung u.Farbgebung nach Befund - Malermeister Kämpf 1986

Das Treppenhaus
Das Treppenhaus
Das Fehrwappen im Treppenhaus  - Foto: Peter Hofmann
Das Fehrwappen im Treppenhaus - Foto: Peter Hofmann
Das Geländer - erster Maschinenguss eines solchen Geländers
Das Geländer - erster Maschinenguss eines solchen Geländers
Treppenhaus mit Fenster
Treppenhaus mit Fenster
Geätzte Scheiben im Treppenhaus
Geätzte Scheiben im Treppenhaus

Innenhof:

Inschrift – Alles mit der Zeit – Reinigung u. Ausbesserung-2009  Steinmetz J. Katzenberger
Wappen Rüffer/Kaltenhöfer 1594

Der Innenhof
Der Innenhof
Alles mitt der Zeit - Inschrift um ein Fenster im Innenhof
Alles mitt der Zeit - Inschrift um ein Fenster im Innenhof
Wappen Rüffer/Kaltenköfer 1594
Wappen Rüffer/Kaltenköfer 1594

 

Räume Erdgeschoss: ( ME 2 )
Stuckdecke mit Allegorien Frühling und Musik – Farbgebung u. Restaurierung nach Befund -  
Malermeister Kämpf; Restaurierung der Allegorien durch einen akademischen Kirchenmaler 1981      
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Der Frühling
Der Frühling
Die Musik
Die Musik
Gesamtansicht der Stuckdecke
Gesamtansicht der Stuckdecke

Räume 1. OG Nordflügel: (ME 13 )

Kassetten- und Ornamentstuckdecken
2 Ädiculaportale, eines mit Wappen Rüffer und eines mit Wappen Kaltenköfer 1596

Sims mit Stuck und der Jahreszahl 1596
Sims mit Stuck und der Jahreszahl 1596
Die Jahreszahl 1596
Die Jahreszahl 1596
Die "Rüfferschen Geldsäcke", liegen sie noch im Anwesen vergraben?
Die "Rüfferschen Geldsäcke", liegen sie noch im Anwesen vergraben?
Das Kaltenköfer Wappen
Das Kaltenköfer Wappen

Räume 1.OG Haupthaus: ( ME 9 )
Stuckdecken mit Ornamenten, u.a. Blumenschale und Obstkorb

Farbgebung u. Restaurierung nach Befund durch Malermeister Kämpf  1988

Treppengang vor der Wohnung - Stuckdecke    -   Foto: Peter Hofmann
Treppengang vor der Wohnung - Stuckdecke - Foto: Peter Hofmann
Stuck Blumenschale im 1. OG
Stuck Blumenschale im 1. OG
Stuck Obstkorb im 1. OG
Stuck Obstkorb im 1. OG
Weitere Stuckornamente aus dem 1. OG
Weitere Stuckornamente aus dem 1. OG

Rückgebäude:
Ehemalige Scheune aus dem 16. Jh. Umbau 1731/1732 in Wohnungen mit Stuckdecken und Überbau der engen Reihe.

Die alte Substanz wurde durch Kriegseinwirkung erheblich beschädigt, jedoch durch verschiedene Maßnahmen gesichert und durch Befunduntersuchungen sowie Gutachten dokumentiert.

Das Rückgebäude ist nach wie vor unrestauriert.

Türportal im Rückgebäude
Türportal im Rückgebäude
Die Stuckdecke im Rückgebaude
Die Stuckdecke im Rückgebaude
Die Stuckdecke im Rückgebäude
Die Stuckdecke im Rückgebäude

Gewölbekeller

Abgang zum Gewölbekeller
Abgang zum Gewölbekeller
Im Gewölbekeller - Foto: Peter Hofmann - hinten links verließ ein Gang den Gewolbekeller Richtung Main
Im Gewölbekeller - Foto: Peter Hofmann - hinten links verließ ein Gang den Gewolbekeller Richtung Main
Der Gang zum Main wurde nach wenigen Metern zugemauert - Foto: Peter Hofmann
Der Gang zum Main wurde nach wenigen Metern zugemauert - Foto: Peter Hofmann
Sicht zum Eingang - Foto: Peter Hofmann
Sicht zum Eingang - Foto: Peter Hofmann

 

 

Baudenkmal Schweinfurt Metzgergasse 16

 

 Auszüge aus dem Baugeschichtlichen Gutachten 

 

BAYER. LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE V. 22.09.1980-Dr. Reinhard Gutbier, Konservator

 

Bei dem Anwesen Metzgergasse 16 handelt es sich um ein Bürgerhaus aus dem 16.Jahrhundert. Der jetzige Bau erhielt seine Gestalt durch Baumaßnahmen des 16.und 18.Jhs.

Max Ludwig nimmt auf Grund eines steinernen Renaissancewappens, das 1925 unter Bauschutt im Hof gefunden wurde an, dass das Haus, Wohnhaus des Conrad Senf ( t 1576 ), eines Sohnes des bischöflichen Leibarztes und Humanisten Dr.Joh. Sinapius (=Senf, 1500 – 1560), gewesen sein könnte. Anhaltspunkte dafür ergaben sich aus dem Wappen, das außer der fragmentierten Jahreszahl (15)70 und des Monogramms ''C.S.'' eine Senfstaude (=senf ' sches Familienwappen) trug. Es gewinnt an Wahrscheinlichkeit, da dies die Zeit des Wiederaufbaues nach dem 1. Stadtverderben war.

 

Das an 3 Stellen im Haus erhaltene Ehewappen Rüffer-Kaltenhöfer, eines davon auf 1594 datiert, lässt auf Umbauarbeiten unter Hausbesitzer Balthasar Rüffer schließen, der mit seiner zweiten Frau Anna, geb. Kaltenhöfer seines Glaubenswillen 1588 aus Würzburg

nach Schweinfurt ausgewandert war und bald darauf dieses Haus erworben haben muss.

 

Der Bestand des 16.Jhs. Ist heute durch spätere Umbauten überdeckt, jedoch gehört die Gesamtanlage, bis auf den Südbau, sicher dieser Zeit an. Es handelt sich nach dem Stadtplan Schweinfurt in Merians Topographia Frankoniae (BKD Schweinfurt S. 63) um eine zweiflügelige Anlage mit Rückgebäude. Davon ist im Grundriss alles erhalten. Das Vorderhaus wird durch einen Mitteltreppenturm erschlossen, der zum Hof hin vorspringt. Im 1. Obergeschoß des nördlichen Seitenflügels hat sich ein jetzt unterteilter Saal mit 2 Ädikulaportalen der Zeit 1596 mit den Wappen Rüffer und Kaltenhöfer sowie einer Ornament- und Kassetten-Stuckdecke der gleichen Zeit angehörig, erhalten.

 

In den Jahren 1731/1732 wurde das Anwesen noch einmal entscheidend umgebaut. Ein Wappen über dem barock erneuerten, reichen Hauseingang vereinigt die Wappen der Fehr und Gampert, es ist 1732 datiert. Das Fehrsche Wappenbild findet sich noch einmal im

Treppenturm wieder. Wohl anlässlich der Ehe zwischen Hofrat Fehr und einer geborenen Gampert wurde das Haus neu ausgestaltet. Es ist wahrscheinlich, dass damals erst der Südflügel errichtet, gleichzeitig in der Scheune Wohnungen eingerichtet (Stuck) und die '' engereihe '' überbaut wurde.          

Auf den Umbau des 18. Jhs. geht vermutlich die jetzige Raumeinteilung im 1.OG des Vorderhauses zurück. Besonders bemerkenswert sind die Stuckaturen im Flur und einigen Räumen.

Im Erdgeschoss des linken Flügels befindet sich eine Stuckdecke mit den Allegorien Musik und Frühling.

 

 Würdigung

 

Das Anwesen Metzgergasse 16 ist eine gut erhaltene Hofanlage des 16. Jhs. Die jetzige Gestalt bekam das Anwesen durch den Umbau unter Hofrat Fehr, wobei die Substanz des 16. Jhs. im Nordflügel besonders deutlich erkennbar ist. Der Ostflügel ist, besonders im Obergeschoss stärker verändert, seine Grundrisseinteilung dürfte im wesentlichen barock sein.

Die kunst-, kultur-,und baugeschichtliche Bedeutung des Anwesens bekommt zusätzlich noch mehr Gewicht, weil es zu den wenigen gehört, die das zweite Stadtverderben im letzten Krieg samt seiner festen Ausstattung des 16.-18. Jhs., unversehrt überstanden hat.

 

Historische Aufnahmen

1898, ein Jahr nach Erwerb des Anwesens durch die Familie Stubenrauch - Aufnahme im Innenhof
1898, ein Jahr nach Erwerb des Anwesens durch die Familie Stubenrauch - Aufnahme im Innenhof
Die alte Glaserwerkstatt
Die alte Glaserwerkstatt
Kleiner Innenhof um 1920
Kleiner Innenhof um 1920
Eingang zum Treppenhaus um 1900
Eingang zum Treppenhaus um 1900

 

 

Besitzgeschichte Metzgergasse 16  

 

 Wie schon Erich Saffert in seiner Dissertation von 1951 [1] feststellte, wurde das Gebäude um 1570 durch

Konrad Senf ( Sempf ) erbaut. Dies lässt sich gut an Hand der Bethbeschreibungen [2] dieser Zeitperiode

erkennen:

 

1570-1578 * Conrad Sempf

1579-1584 * Hans Beringer

1585-1587 * Andreas Berschner

 

Von 1588 bis1771 gibt es leider nur summarische Berechnungen. So lässt sich der im Text der Baugeschichte - Baudenkmal Metzgergasse 16 - [3] aufgeführte Besitzer Balthasar Rüffer zwar in der Summarischen Bethrechnung von 1610 finden, es ist jedoch unmöglich auf diese Weise seinen Besitz festzustellen. Ebenso verhält es sich mit dem im gleichen Text erwähnten Hofrat Fehr

Erst ab 1771 gibt es wieder Bethbeschreibungen mit Besitzangabe; erst von da an lassen sich die Besitzer der

Metzgergasse 16 wieder feststellen.

1771-1779 * Johann Schwarz, Büttner                                 [4]

1780-1800 * Johann Christian Engelhardt, Hofrat

1811-1830 * Johannes Bohlig, Weinhändler                         [ 5, 6, 7 ]

1846-1856 * Theodor Ullrich, Kaufmann                               [8]

                     Johann Michael Wolf, Hutmacher

                     Friedrich Wilhelm Sartorius, Studienlehrer

1856-1865 * Carl Theodor Ullrich, Weinhändler

                     Georg Kastner, Kaufmann                              

1865-1875 * Friedrich Kraus, Fabrikant Andreas

                     Christiana Höfer, Pfarrerswitwe

                     Andreas Trillhaas, Agent

1875-1879 * Gottlob Kraus, Fabrikant

                     Justus Cramer, Kaufmann

                     Friedrich Kramer, Kaufmann

1879-1890 * Gottlob Kraus, Fabrikant Seifen- und Lichterfabrik

1890-1897 * Karl und Georg Kraus, Fabrikanten

1897-1929 * Michael Stubenrauch, Glasermeister                                                                                                                                                        

1929-1945 * Michael Stubenrauch Erben:

                     Marie Stubenrauch, Ehefrau,

                     Emil Stubenrauch, Sohn

                     Frieda Böhm, geborene Stubenrauch, Tochter

                     Dorothea Stubenrauch, Tochter

                     Paulina Wagerer, geborene Stubenrauch, Tochter

                     Magdalena Wimmer, geborene Stubenrauch, Tochter

1964/1965 * Übernahme der Anteile Emil Stubenrauch Erben und Paula Wagerer

1965-1967 * Frieda Böhm

                     Dorothea Stubenrauch

                     Magdalena Wimmer

1967-1981 * Dorothea Stubenrauch

                     Magdalena Wimmer

1981-1984 * Magdalena Wimmer, Übergabe an Annemarie Neukam, geb. Wimmer    

                    (Tochter) und Herbert Wimmer (Sohn)

1984 - heute   * Annemarie Neukam

                       HerbertWimmer

 

                       [1]   Saffert, E.: Die Reichsstadt Schweinfurt 1554 bis 1615. 2 Bände, Diss.,   

                              Würzburg 1951, S. 52

                       [2]   Bethbeschreibung von 1561-1587

                      [3]   Baudenkmal Metzgergasse 16-In: Altstadtsanierung in Schweinfurt: Der 

                             Schrotturm Schweinfurt 1990

                       [4]   Bethbeschreibung von 1771-1800

                       [5]   Fassionen des dritten Stadtviertels 1811

                      [6]   Grundbuch der Brandversicherungsanstalt 1817/18

                       [7]   Grundbuch der Brandversicherungsanstalt 1830/31

                       [8]   Ab 1846 Adressbücher der Stadt Schweinfurt

                       [4]   Bethbeschreibung von 1771-1800

                       [5]   Fassionen des dritten Stadtviertels 1811

                      [6]   Grundbuch der Brandversicherungsanstalt 1817/18

                       [7]   Grundbuch der Brandversicherungsanstalt 1830/31

                       [8]   Ab 1846 Adressbücher der Stadt Schweinfurt

                       [4]   Bethbeschreibung von 1771-1800

                       [5]   Fassionen des dritten Stadtviertels 1811

                      [6]   Grundbuch der Brandversicherungsanstalt 1817/18

                       [7]   Grundbuch der Brandversicherungsanstalt 1830/31

                       [8]   Ab 1846 Adressbücher der Stadt Schweinfurt

Vor der Renovierung
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