AEROCLUB SCHWEINFURT

Der Aero-Club Schweinfurt ist ein Luftsportverein in dem Segelflug-, Motorsegler- und Motorflugsport ausgeübt wird. Die Sparte Modellflug befasst sich mit dem Bau eigener Modellflugzeuge und nimmt an zahlreichen Wettbewerben teil.

 

Gegründet wurde der Verein am 04. September 1950. Damit ist er mit einer der ältesten Luftsportvereine im Nachkriegs-Deutschland. Als Ziel hatten sich natürlich alle Gründungsteilnehmer das Fliegen gesetzt, das in Deutschland noch verboten war. Als erstes gelang dies erlaubterweise den Modellfliegern, die sich ihre kleinen Modelle natürlich in den heimischen Werkstätten schon gebaut hatten. Doch auch die Segelflieger hatten die Wiederauferstehung des Segelflugs im Nachkriegsdeutschland vorbereitet.

"Wir fliegen wieder"
"Wir fliegen wieder"

So auch die Schweinfurter Flugsportler. 1951 war es dann endlich soweit: Die ersten Flüge in Segelflugzeugen durften gemacht werden. Da es in Schweinfurt noch kein Schulflugzeug gab, wurden die ersten Flüge auf einem Schulgleiter SG 38 der Hassfurter Fliegergruppe gemacht. Der erste Fluglehrer des Vereins, Helmut Müller, hatte bereits 1950 die sogenannte "Babygruppe" ins Leben gerufen. Immer wieder wurde in eine Kasse eingezahlt, um den Kauf des Segelflugzeuges, es kostete die damals stolze Summe von 4600 DM, vorzufinanzieren.

Geflogen wurde auf dem Militärflugplatz Geldersheim. Überhaupt hatten sich die Amerikaner den Schweinfurter Fliegern gegenüber sehr großzügig gezeigt. Nicht nur der Flugplatz wurde an den Wochenenden zur Verfügung gestellt, nein die Segelflieger durften auch mit dem Armeebus aus der Stadt zum Flugplatz fahren. 1952 wurde zusammen mit dem AC Bamberg eine Mü 13E gebaut. Die Tragflächen entstanden in Schweinfurt, der Rumpf wurde in Bamberg hergestellt. Noch im gleichen Jahr wurde ein seltenes Flugzeug, der Condor IV wurde zum Preis von 13000 DM gekauft. Das Besondere an diesem Flugzeug, das seinen Altersruhesitz im Segelflugmuseum auf dem Berg der Segelflieger, der naheliegenden Wasserkuppe hat, waren im Rumpfvorderteil zwei Produkte der Schweinfurter Industrie. Ein Kugellager auf der einen Seite und eine Fahrradnabe auf der anderen Bugvorderseite zeugten von den wohlwollenden Spenden der Industrie für den Condor „Schweinfurter Industrie".

Fliegen auf der Geis
Fliegen auf der Geis

Der zweite Gewaltakt war dann jeweils der Transport der abgerüsteten Flugzeuge und der Startwinde zu den wechselnden Fluggeländen. Nahezu ständig mussten sich die Segelflieger an neue Fluggelände gewöhnen. In häufig abenteuerlichen Aktionen wurden die Flugzeuge unter anderem zu den Fluggeländen nach Karlstadt, Hammelburg, Wasserkuppe, Bad Neustadt, Kufstein, Friesener Warte, Murnau, Bergheide, Gädheim, Schwarzenberge, Prien am Chiemsee, Geis , Brönnhof und sogar bis an die Loire nach Frankreich gezogen. Sei es zu den wochenendlichen Segelflügen oder auch zu ausgedehnten Fliegerurlauben.

Richtfest Halle
Richtfest Halle

In die frühen sechziger Jahre fallen die ersten Sondierungsgespräche für ein festes Domizil, einen Flugplatz Schweinfurt. Westlich von Gochsheim gab es ein sehr feuchtes Gelände. Dem Können und unermüdlichen Einsatz von Aquilin Werb ist es zu verdanken, dass innerhalb kurzer Bauzeit die Trockenlegungsdrainagen und die Erdarbeiten für das heutige Flugplatzgelände des Aero-Clubs Schweinfurt, den Sonderlandeplatz Schweinfurt-Süd abgeschlossen werden konnten. Im Jahr 1964 wurden die ersten Rohre zur Trockenlegung des sumpfigen Geländes auf dem heutigen Flugplatz verlegt. Es war genau am 26. Juni 1965, als die ersten Probestarts in Schweinfurt-Süd gemacht wurden. Selbstverständlich fielen sie erfolgreich aus und der Platzbau wurde zügig neben der Fliegerei vorangetrieben. Am 10. Juni 1966 verabschiedete sich der Aero-Club dann endgültig von seinem letzten Behelfs-Segelfluggelände. Am 3. Juli 1966 war dann der denkwürdige Tag des Vereins: Der Flugbetrieb wurde offiziell aufgenommen.

Winde Nr. 1
Winde Nr. 1

Um in die Luft zu kommen, wurden in Eigenleistung durch Vereinsmitglieder insgesamt 3 Startwinden konstruiert und gebaut. Als Basis dienten LKW-Chassis auf die die Aufbauten aufgesetzt wurden. Seit 1987 ist die moderne Doppeltrommelwinde mit einem Turbodieselmotor im Einsatz, die unter der Regie von Wolfgang Baier entstanden ist.

Damit das wertvolle Flugmaterial einen angemessenen Platz bekam, wurde schon im Mai 1966 der Bau der Flugzeughalle begonnen. In Eigenarbeit, mit zum Teil primitivsten Mitteln wurde das Bauwerk errichtet. Um Kosten für einen Kran zu sparen, verwendete man Dreibein-Hebegeräte. Dass die Arbeit jedoch nicht minderwertig ist, zeigt der auch heute noch gute Zustand des Bauwerkes. Später kamen dann an die Halle noch die Nebengebäude, wie der Materialraum, eine Grubentoilette, die Werkstatt und nicht zuletzt der Unterrichts- und Aufenthaltsraum dazu.

Der Flugzeugpark 1967
Der Flugzeugpark 1967
Winde Nr.2
Winde Nr.2

Neben all diesen Arbeiten wurde das Fliegen natürlich nie vergessen. Einige der Mitglieder engagierten sich bei diversen Segelflug- meisterschaften. So organisierte und richtete der Aero-Club Schweinfurt im Jahr 1972 die Bayerischen Meisterschaften im Segelflug aus, bei der auch Vereinsmitglieder mit Erfolg mitflogen.

Neben dem Segelflug hielt auch die Motorsegler- und Motorfliegerei Einzug in den Verein. 1972 wurde ein Motorsegler mit finanzkräftiger Hilfe aus dem Schweinfurter Gewerbe gekauft. Der Motorflug wurde lange Jahre weitgehend durch private Motorflugzeuge von Vereinsmitgliedern geprägt. In den ersten Jahren besaß der Aero-Club Schweinfurt noch keine eigene Schleppmaschine für den Segelflugschlepp. Daher wurden immer wieder private Flugzeuge dafür zur Verfügung gestellt. Später wurde dann eine Piper PA 18 und eine Minerva für diesen Zweck angeschafft. Die Remorqueur DR 400 ersetzte später beide als modernes Schleppflugzeug. Als letztes wurde die Cessna 172 als Reiseflugzeug in den Vereinsbestand aufgenommen.

Winde Nr.3
Winde Nr.3

Seit 1960 wurde auch der Fallschirmsport in Schweinfurt ausgeübt und einige gute Plätze bei Bayrischen und Deutschen Meisterschaften erzielt. Diese Erfolge führten dazu, dass am neuen Flugplatz Schweinfurt-Süd ein Springerkreis errichtet wurde, dessen Einweihung 1974 mit der Durchführung der Deutschen Damen-Fallschirmsprung-Meisterschaft gekrönt wurde. Ingrid Henning aus Schweinfurt wurde dabei deutsche Vizemeisterin. Der Fallschirmsprungbetrieb erforderte vor allem spezielle "Absetzflugzeuge" und eine gute Auslastung derselben. So fand eine Konzentration im Unterfränkischen Raum statt und der Sprungbetrieb wurde an den Flugplatz Haßfurt verlegt.

Luftaufnahme 2009
Luftaufnahme 2009

Im Laufe der Jahre wurden durch den Kauf und Verkauf von Flugzeugen der Flugzeugpark laufend erweitert und modernisiert. Seit dem Jahr 2005 besteht unser Segelflugzeugpark ausschließlich aus Kuststoffflugzeugen. Den Vereinsmitgliedern stehen zurzeit zwei Doppelsitzer, zwei für die Schulung geeignete Einsitzer und 3 Leistungseinsitzer für Streckenflüge zur Verfügung. Hinzukommen noch der Motorsegler und die beiden Motorflugzeuge sowie einige Privatflugzeuge, die am Flugplatz stationiert sind.

Im Jahr 2011 wurde die Verrohrung des Grabens der den Flugplatz quert erneuert. Die in den 60 Jahren von Mitgliedern verlegten Rohre sind marode geworden und durch Unterspülung und Auswaschung bestand die Gefahr, dass über kurz oder lang die Verrohrung einbricht. Im gleichen Zug wurden noch weitere Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, so dass der Flugbetrieb auch für die nächsten Jahre sichergestellt ist.

Heute liegt der Schwerpunkt auf der Ausbildung zum Segelflugpiloten und die Förderung des Strecken- und Leistungssegelfluges. Die Jugendlichen nehmen jährlich an Jugendvergleichsfliegen teil, manche erfahrenen Piloten machen eine Kunstflugausbildung, nehmen an Streckenflugwettbewerben teil oder erweitern ihren fliegerischen Horizont durch den Erwerb einer Motorsegler- oder Motorfluglizenz.

Weitere Informationen u.a. zur Ausbildung oder über Mitfluggelegenheiten sind unter www.aeroclub-schweinfurt.de zu finden