Geschichte der Eisenbahn in Schweinfurt
Der erste Eisenbahnzug "dampfte" am 03. November 1852 im festlich geschmückten Schweinfurter Stadtbahnhof ein. Mehrere hundert Einwohner Schweinfurts warteten gespannt auf diesen großen Moment technischen Fortschritts in der Stadt. Doch die Pünktlichkeit der Bahn war auch damals nicht gerade optimal...... Der um 7 Uhr 55 in Bamberg losfahrende Zug sollte Schweinfurt um 9:40 erreichen. Doch die Schweinfurter standen sich die Beine in den Leib. Dennoch traf der Zug um 12 Uhr mittags unter großem Jubel im Schweinfurter Stadtbahnhof ein. Das anschließende Programm für die "Weitgereisten" war nicht ohne, denn sie wurden feierlich in Kutschen in die Stadt gefahren und erhielten eine Stadtführung mit anschließendem Festmahl im Harmoniegebäude. Um 16 Uhr fuhr der Zug mit den Gästen nach Bamberg zurück. Die Schweinfurter feierten den Tag mit dem Harmonieball im Harmoniegebäude. Heute findet der Harmonieball im Januar eines jeden Jahres im Konferenzzentrum statt.
Am 01. Juli 1854 konnte dann auch die Bahnlinie nach Würzburg eröffnet werden. Von dort dampften die Züge ab 01. Oktober 1854 auch nach Aschaffenburg. Das gesamte Bahnstück von Bamberg bis Aschaffenburg, insgesamt 205 Kilometer lang, trug den Namen "Ludwigs-Westbahn". Doch damit nicht genug: Ab 09. Oktober 1871 traf der erste Zug von Bad Kissingen kommende über Ebenhausen und Oberndorf in Schweinfurt ein. Das damalig noch höher im Kurs stehende Bad Kissingen sorgte für regen Bahnverkehr von Schweinfurt nach dort.
Dieser stark zunehmende Bahnverkehr sprengte die Kapazitäten des Schweinfurter Stadtbahnhofs. Und da dort keine Erweiterung möglich war und auch die neue Bahnlinie nach Meiningen anstand, die
1874 in Betrieb genommen wurde, entschied man sich zum Bau eines neuen Bahnhofs, den heutigen Hauptbahnhof, der bis 1893 zunächst Bahnhof "Oberndorf-Schweinfurt" und dann "Central-Bahnhof" und ab
1906 - wie heute - Hauptbahnhof Schweinfurt.
Schweinfurt erhielt auch ein eigenes Betriebswerk, die "Königlich Bayerische Betriebswerkstätte", denn der neue Bahnhof war als "Expedition I. Classe mit vollständigen Abfertigungsdiensten" eingestuft und benötigte somit auch eine eigene Betriebswerkstätte. Dies war nicht verwunderlich, denn auch wichtigste international Schnellzugverbindungen führten über Schweinfurt, so z.B. die Zuglinie von Berlin über die Schweiz nach Italien. Diese wurden auf der Linie Meiningen/Rütschenhausen - Schweinfurt - Würzburg, die die kürzeste Verbindung von Berlin in den Südwesten Deutschlands darstellte, teilweise vom Schweinfurter Betriebswerk bespannt.
1879 schließlich waren auch die Schienen von Gemünden über Wernfeld und Waigolshausen bis nach Schweinfurt befahrbar.
1971 wurde die Verbindung von Bamberg nach Gemünden über Schweinfurt elektrifiziert (ab 26. September 1971 in Betrieb).
Damit wurde das Ende des Betriebswerkes in Schweinfurt eingeläutet. Die Dampflokomotiven wurden zusehends abgebaut. Im Januar 1974 besaß das Schweinfurter betriebswerk noch 27 Maschinen (BR 50) und damit den größten Bestand der Bahndirektion Nürnberg. Sie wurden jedoch letztmalig im Winterfahrplan 1974/1975 eingesetzt.
Der letzte Einsatz einer Dampflokomotive des Betriebswerkes Schweinfurt fand am 11. August 1975 statt. Am 28.August 1975 wurd Schweinfurt "dampffrei". Das war das Ende einer hundertjährigen Tradition des Dampfbetriebes in Schweinfurt.
Am 01. Dezember 1981 kam das endgültige "aus" für das Betriebswerk Schweinfurt. Schweinfurt wurde als Außenstelle dem Betriebswerk Würzburg unterstellt. Die ehemaligen Gebäude - so auch die
einst beeindruckenden Ringlokschuppen - sind abgerissen. Als Kinder waren wir noch staunend davor gestanden, tief beeindruckt von den lauten Dampf speienden Stahlrössern.
Heute hat leider der Hauptbahnhof Schweinfurt an Bedeutung verloren, insbesondere seit der Einstellung der Interregio-Verbindung Stuttgart-Würzburg-Schweinfurt-Erfurt im Jahre 2001.
Der Schweinfurter Hauptbahnhof ist nun der größte Bahnhof der Stadt Schweinfurt und deren Umsteigeknoten zu den meisten Regionalzügen. Es gibt weiter die näher zur Innenstadt gelegenen Stationen Schweinfurt-Mitte und Schweinfurt-Stadt.
Hier einige Dampflokomotiven der einstigen Schweinfurt "Dampfflotte":
Die Bw Schweinfurt verfügte im Jahre 1964 noch über vier Dampfloks dieser Serie, nämlich 98812, 98813, 98861 und 98886. Die 98812 und 98886 erhielten sogar noch neue EDV-Nummern. Am 22. Juni 1970 unternahm die 98812 die letzte Fahrt (Abschiedsfahrt) und ging danach in das Eigentum eines Bayreuther Studenten über, der diese in einem Preisausschreiben gewonnen hatte. Die Ulmer Eisenbahnfreunde, unterstützt vom Darmstädter Verein Museumsbahnen, erwarben die Lokomotive, so dass sie der Nachwelt erhalten bleiben wird. Die 98886, die mehrere Jahre auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs zu besichtigen war, existiert noch heute.
Galerie: (Bitte vergrößern!)
Die Eisenbahn in Schweinfurt heute: