Geldscheine aus Schweinfurt

 

Bei den Schweinfurter Geldscheinen handelt es sich um Notgeld.

Nach dem I. Weltkrieg setzte sich die während des Krieges begonnene Inflation zusehends fort. Ständig steigende Preise hatten die Anpassung von Löhnen und Gehältern zur Folge, sodass der Geldbedarf immer größer wurde, wobei die Deutsche Reichsbank nicht nur Gold- und Silbermünzen aus dem Verkehr zog, sondern sogar Kupfer- und Nickelmünzen für Rüstungszwecke eingeschmolzen wurden.

Die Städte und Gemeinden erhielten durch Erlass eines entsprechenden Gesetzes das Recht, Notgeld bzw. Kleingeldersatz herstellen zu lassen.

Auf Antrag mehrerer Geschäftsbetreiber musste sich auch der Schweinfurter Magistrat (Stadtrat) am 07.02.1917 bereits mit der gevon ihnen gewünschten Herstellung von je 100.000 Stück 5 und 10 Pfennig Ersatzmünzen beschäftigen. Bürgermeister Söldner trat diesem Ansinnen entgegen und vertrat die Auffassung, es könne nicht Aufgabe einzelner Gemeinden sein, den Geldumlauf im eigenen Bereich zu regeln. Bei der Abstimmung zum Antrag stimmten mit Ausnahme zweier Magistratsräte alle gegen die Emission der Münzen. Angenommen wurde allerdings der Antrag des Abgeordneten Eberwein, 50.000 Notgeldschein je 50 Pfennig herauszugeben. Am 21. März 1917 wurde der entsprechende Druckauftrag erteilt.

Die spätere Fa. Weppert, damals "Kunstanstalt Blasius & Lauer´s Nachfolger" wurde mit der Aufgabe betraut, Kosten: 5 Mark und 75 Pfennig für 1000 Stück.

Die Inlation beschleunigte sich. Am 12. Februar 1918 beschloss der Magistratsrat die Einziehung der weitgehend unbrauchbar gewordenen Notgeldscheine zu 50 Pfennig und beschloss eine Neuauflage, den die Fa. Otto Rückert entwarf, und von der 400.000 Stück im Zeitraum 15.04.1918 bis 15.05.1919 produziert wurden.

Gutschein über 50 Pfennig 01. April 1917

unterzeichnet von Wilhelm Söldner, rechtskundiger Bürgermeister und kgl. Hofrat (1857 - 1929)

Gutschein über 50 Pfennig 15. April 1918

unterzeichnet von Wilhelm Söldner, rechtskundiger Bürgermeister und kgl. Hofrat (1857 - 1929)


Gutschein über 50 Pfennig 15. Mai 1919

unterzeichnet von Wilhelm Söldner, rechtskundiger Bürgermeister und kgl. Hofrat (1857 - 1929)

Gutschein über 50 Pfennig, 10. Juni 1920

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

Unten: Rückseite mit Schweinfurter Adler (gilt für die drei vorstehenden Vorderansichten)

Am 9.10.1918 musste sich der Magistrat erneut mit dem Geldumlaufproblem beschäftigen und war dann auf den Hinweis der Reichsbanknebenstelle, Schweinfurt als Industriestadt dürfe nicht Störungen im Geldverkahr erleiden, zur Ausgabe von 1 Million Mark an Geldscheinen mit Nennwert von 5 und 10 Mark einverstanden.

Jedoch kam es nicht zur Herausgabe 5 Mark-Scheinen. Am 16.10.1918 beschloss der Magistrat 10 und 20 Mark Scheine aufzulegen. Diese Notgeldscheine wurden schließlich nach Entwürfen des Kunstmalers Heinz Schiestl bei der Fa. Stürtz in Würzburg in Auftrag gegeben.

Gutschein über 10 Mark, 01. November 1918, Vorder- und Rückseite,

unterzeichnet von Wilhelm Söldner, rechtskundiger Bürgermeister und kgl. Hofrat (1857 - 1929)


Gutschein über 20 Mark, 01. November 1918, unterzeichnet von Wilhelm Söldner, rechtskundiger Bürgermeister und kgl. Hofrat (1857 - 1929)

1000 Mark mit Schweinfurter Wappen, 13. Oktober 1923, Vorder- u. Rückseite

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

Darunter nochmals in entwerteter Form ohne Nummer 


ungültig gelochtes Exemplar
ungültig gelochtes Exemplar
dazugehörige Rückseite
dazugehörige Rückseite
numeriertes Exemplar
numeriertes Exemplar
Rückseite es numerierten Exemplars
Rückseite es numerierten Exemplars

Die Inflation schrittrasend voran. Man bedenke dass der US-Dollar im Januar 1923 noch 18.000 Mark wert war, im Oktober 1923 aber 40.000.000.000 Mark (40 Milliarden Mark).

Die Stadt Schweinfurt kam somit nicht umhin, ibis zum 15.11.1923 Notgeld im Wert von 114.118.450.000.000.000 ( 114 Billiarden, 118 Billionen,450 Milliarden) Mark herauszugeben. Der höchst bezifferte Schein betrug 1 Billion Mark und wurde am 15.11.1923 herausgegeben.

Gerettet wurde das Währungssystem durch die Einführung der Rentenmark. Ausreichende Zahlungsmittel waren jedoch auch hier nicht vorhanden, sodass mit Genehmigung des Reichsfinanzministers vom 4.11.1923 , wertbeständiges Notgeld im Wert von 0,42 Goldmark = 1/10 Dollar und 1,05 Goldmark = 1/4 Dollar herauszugeben.

In der großen Inflation der 1920er-Jahre nahmen Gutscheinsummen schon mal enorme Beträge auf. So diese Gutscheine der F&S AG für Verrechnung im zahlungsverkahr, gültig vom 07. August 1923 bis 18. August 1923

500.000.- Mark, 13. August 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933, (1872 - 1959)

Unten: Rückseite

nochmals in entwerteter Form
nochmals in entwerteter Form

Eine Million Mark, 18. August 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933, (1872 - 1959)

nochmals in entwerteter Form ohne Nummer
nochmals in entwerteter Form ohne Nummer

5 Millionen Mark, 18. August 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)


          5 Millionen Mark vom 31. August 1923

nochmans in entwerteter Form ohne Nummer
nochmans in entwerteter Form ohne Nummer

10 Millionen Mark, 10. September 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)


nochmals in entwerteter Form ohne Nummer
nochmals in entwerteter Form ohne Nummer

20 Millionen Mark, 15. September 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 (1872-1959)

nochmals in entwerteter Form ohne Nummer
nochmals in entwerteter Form ohne Nummer

50 Millionen Mark, 20. September 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

nochmals in entwerteter Form ohne Nummer
nochmals in entwerteter Form ohne Nummer

100 Millionen Mark, 01. Oktober 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt,

amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialsiten 1933

(1872 - 1959)

nochmals in entwerteter Form ohne Nummer
nochmals in entwerteter Form ohne Nummer

2 Milliarden Mark, 20. Oktober 1923, Serie A 2

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)


2 Milliarden Mark, 20. Oktober 1923, Serie A 6

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

2 Milliarden Mark, 20. Oktober 1923, Serie B 2

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

50 Milliarden Mark, 26.Oktober 1923, Serie A8

unterzeichnet von Dr. Bennoo Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 (1872 - 1959)

nochmals entwertet und ohne Nummer
nochmals entwertet und ohne Nummer

100 Milliarden Mark, 02. November 1923, Serie A2

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

Serie A5

500 Milliarden Mark, 05. November 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt,

amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959) Ungültig zweifach eingestanzt

nochmals entwertet und ohne Nummer
nochmals entwertet und ohne Nummer
Variante
Variante

1 Billion Mark, 15. November 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

nochmals entwertet und ohne Nummer
nochmals entwertet und ohne Nummer

Gold-Notgeld über 0,42 Goldmark = 1/10 Dollar

21. November 1923

entwertetes Exemplar ohne Nummer

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)


Gold-Notgeld über 1,05 Goldmark = 1/4 Dollar

21. November 1923

unterzeichnet von Dr. Benno Merkle, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, amtierte von 1920 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933

(1872 - 1959)

 

Nachdem die Rentenmark stabil blieb und bereits vor dem Einlösungstermin  der Goldmarkscheine am 31.03.1924 alle wertbeständigen Notgeldscheine zunächst aufgehoben wurden, beschloss der Stadtrat am 28.11.1924  und 02.12.1924 die Verbrennung dieser Scheine. Dies erklärt die Seltenheit der Goldmark-Notgeldscheine.