Der Geisterbanner

Am Eck der Fleischbank zu Schweinfurt steht ein
Haus, worin vor mehr als hundert Jahren ein Bür­germeister

wohnte. Dieser starb und nach seinem Tode
folterte und lärmte es im Hause so sehr, dass die Witwe
und die übrigen Bewohner keine Ruhe hatten. Bald
hieß es allgemein: der Bürgermeister geht um, und man
ließ sofort einen Meister kommen, welcher Geister bannen
konnte. Die ganze Verwandtschaft des Bürgermeisters
kam im Hause zusammen, begab sich mit der Diener­schaft

und allen übrigen Hausgenossen in das Staats­zimmer und

erwartete ängstlich die Stunde der Mitter­nacht. Der Meister,

welcher nicht auf sich warten ließ, schickte sich an, sein

Werk zu beginnen; er ganz allein trat dem Spuk entgegen;

zuvor sah man nichts, aber bald hörte man ein mißtöniges Geschrei,

wie das Kikeriki eines Hahns und ein Getöse, und der Meister
huschte dann mit einem Sack auf dem Rücken zur
Tür hinaus. Alles im Hause war still und die ver­sammelte Familie

traute sich kein Wort zu sprechen.
Sie blieb im stillen Gebet versunken, bis der Meister
wieder zur Versammlung eintrat und berichtete, er habe
den Geist in der Gestalt eines Hahns gefangen und in
den Main getragen, es würde nun ruhig im Hause
sein. 

Der Meister wurde reich beschenkt und seitdem
blieb in der Tat alles ruhig im Hause.