Die Jungfrauen der Peterstirn

Das einstige Jungfrauenkloster auf der Peterstirn wurde zu
späterer Zeit in ein Mönchskloster umgewandelt und im
Jahr 1283, als es bereits ganz verfallen war, wurde

es an den Deutschherrenorden abgetreten, der dann dort ein

Ordenshaus daraus machte. Auf dem Berge, wo das Kloster
stand, der jetzt ganz mit Reben überdeckt ist,
soll ein großer Schatz vergraben liegen. Viele haben
schon zu verschiedener Zeit und Stunde drei Jungfrauen
in schneeweißen Kleidern auf diesen Mauertrümmern
sitzen sehen. 

Einer Frau aus Schweinfurt erschienen
einst diese drei Jungfrauen im Traume und sagten ihr
an, sie möge doch auf die Peterstirn gehen und dort einen
Schatz heben. Bald am Morgen erwachte die Frau, klei­dete

sich an und ward von einer wahren Sehnsucht nach
diesem Orte erfüllt, dem sie sofort zueilte. Sie
stand bereits am Fuße des Berges, als die ersten Strahlen
der Morgensönne jene Mauertrümmer und das kleine
Häuschen vergoldeten, welches daneben für die Weinbergs­hüter

erbaut ist. Da erblickte sie droben genau jene drei Jung­frauen,

die ihr im Traume erschienen waren. Diese winkten ihr freundlich yu.

Aber der wunderbare Anblick dieser geisterhaften Wesen erschreckte

die Frau so heftig, so dass sie bewußtlos wurde.

Andere Wein­bergsleute fanden sie und brachten sie wieder zum Bewußtsein. Furchtvoll blickte sie nach den drei Jungfrauen, doch diese waren verschwunden.

Als die Frau zu ihrem Mann zurückgeführt wurde, beschimpfte dieser sie,

dass sie nicht mehr Mut gezeigt habe, sie würde
ihr und sein Glück gemacht haben.

Auch einem Bürger aus Schweinfurt sind auf der Mainleite, dicht

über der Peterstirn, als er auf der alten Straße fuhr, in einer
stürmischen Novembernacht die drei Jungfrauen, mit weißen Schleiern umhüllt, auf der Mauer stehend, erschienen. Und es schauerte ihn, dass er rasch vorüberfuhr.