Die Mostgeister von Mainberg

Hinten im Talgrund bei Mainberg, wo man nach Üchtelhausen geht, soll in den "Heidenzeiten" ein Opferplatz gewesen sein. Ein Gräfin von Henneberg ließ dort einmal eine urlate Eiche roden, wobei man noch altgermanische Opfergeräte fand. Die Gräfin ließ dann an derselben Stelle eine Kapelle erbauen, die sie der heiligen Jungfrau weihte. Doch ist heute keine Spur mehr von dieser Kapelle vorhanden. Sie soll gegenüber der Quelle an der Schenkelsleite gestanden haben, die ein besonders gutes Wasser hat. Von diesem Wasser sagen die Umwohner, dass es in Krankheiten Genesung verschaffe, wo kein Arzt mehr habe heilen können.

Heute schätzen die Mainberger eine andere Medizin, die mäßig genossen durchaus gesund erhalten soll, weil sie mit viel Schweiß selber erarbeitet werden muss. Seit alters baut man an den Hängen des Schloßberges und an der Mainleite einen vorzüglichen Wein. Dazu haben die Mainberger ausgezeichnete Weinkeller hinter jedem Häckerhaus in den Berg geschlagen. Liegt nach der lese im Herbst der junge Wein im Keller im Fass, dann fängt er bald an sich zu regen und zu gären. Da werden nächtlicherweile allerlei unruhige Mostgeister wach in den Kellergewölben. Das Rumoren und Foltern und Glucksen des Mostes dringt in stiller Nacht oft bis auf die Gassen.

So erzählt man, in den tiefen und geräumigen Kellern des Mainberger Schlosses soll es früher stark gespukt haben. Früher lagerten dort die reichen Weinvorräte der Grafen von Henneberg und auch später bewahrte man darin die herrschaftlichen Zehntweine auf. Oft hörte man dann des Nachts in den Kellern ein Rumoren, wie wenn Büttner darin arbeiteten. Sah man aber nach, so war nicht zu erblicken. Alles war totenstill. Verließ man die Kellergewölbe und lauschte draußen in der stillen Nacht, so war schon wieder das unheimliche Rumoren der Mostgeister zu vernehmen. Man soll sie auch in Ruhe lassen, denn sonst missrät der Wein!

Weinkeller, in denen junger Wein lagert, darf man überhaupt nur mit brennender Kerze betreten.