Die Sage vom seufzenden Schweinehirtenturm

Es war vor langer Zeit, als die alte Lotte aus der Hirtengasse des Nachts und somit zur Unzeit den Stadtgraben entlang der Schadschanze Richtung Obertor unterwegs war. Der Nachtwächter hatte bereits seine Runde gedreht und ganz geheuer war es der alten Lotte ohnehin nicht, als sie sich dem seit bereits 40 Jahren  verlassenen Schweinehirtenturm näherte. Mehrere Marktfrauen hatten schon von merkwürdigen Stimmen berichtet, die in dunkler Nacht aus dem alten Gemäuer nach draußen gedrungen sein sollen. "Ach, alles blödes Marktfrauengerede", sprach Lotte sich selbst Mut zu und schlurfte den ausgetretenen Weg beharrlich weiter.

Sie hatte den Turm bereits hinter sich gelassen, als ein lang anhaltendes Stöhnen sie aus ihren Gedanken riss. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und erneut drang ein immer wiederkehrendes jammerndes Stöhnen aus dem Turm heraus, das eine ganze Zeit lang nicht enden wollte. Plötzlich war es wieder still. Der Turm ist doch verlassen, dachte sich Lotte und fasste allen Mut zusammen und drückte ihr Ohr gegen die kalten Steine des Turms. Doch nichts, rein gar nichts vernahm sie.

Sie hatte es bereits vergessen, als etliche Tage später sie erneut zur Mitternachtsstunde am Turm entlang schritt. Wieder hörte sie ein Seufzen und Stöhnen, das direkt aus den alten Steinen des Turmes zu kommen schien. Es endete in einem lange anhaltenden Wimmern, das Lotte erneut einen Schauer über den Rücken jagte.

Sie berichtete diesmal einem Magistratsrat von ihren unheimlichen Erlebnissen, der umgehend den verschlossenen Turm öffnen ließ. Doch nichts, rein gar nichts wurde vorgefunden.

In jenen Tagen sprachen viele Schweinfurter vom seufzenden, jammernden Schweinehirtenturm, denn nicht nur die alte Lotte hatte das eigentümliche, immer wiederkehrende Seufzen und Wimmern vernommen........

Was sich dort wohl ereignet haben mag?