Hieronymus Rauscher

Rauscher, Hieronymus. luth. Theologe. 1544 Diakon in Schweinfurt, 1548 an St. Lorenz in Nürnberg, entlassen, 1552 Pfarrer in Neumarkt /Oberpfalz, 1554 in Amberg Hofprediger des Statthalters Wolfgang von Zweibrücken, 1557 Pfarrer in Kemnath, 1560 Hofprediger in Neuburg /Donau. 1569 in Amberg gestorben. Brustbild. Kupferstich um 1740. 140 x 103 mm. 

Geburtsort, Geburtsjahr und Todestag dieses Theorlogen sind leider (noch) unbekannt. Er war den Quellen zufolge nach seiner Tätigkeit als Diakon in Schweinfurt 1548 Diakon an der St. Lorenzkirche in Nürnberg, verlor jedoch diese Stellung aufgrund seiner Opposition gegen das Interim, wurde Prdiger in Neumarkt in der Oberpfalz, dann in Kemnath, zuletzt Hofprediger in Amberg. Neben Predigten (z.B. über den 125. Psalm, über die Zerstörung Jerusalems, vom gebet, von der Taufe und einem dogmatischen Kompendium "Loci communes doctrinae christianae" 1568) hat er besonders durch polemische und satirische Schriften wider die römische Kirche sich bekannt gemacht, jedoch auch heftige Angriffe gegen sich provoziert; so z.B durch eine Schrift unter dem Titel "Wahrhaftige Ursache, weshalb so viele vom Papsttum abtreten"; ferner durch eine Schrift "Von der Kommunion unter beiderlei Gestalt wider das Conzilium Tridentium", "Von der Dignität, Hoheit und Würdigkeit der papistischen Messpfaffen" 1562, besonders aber durch seine mehrmals edierte und fortgesetzte satirische Schrift unter dem Titel "Hundert auserwelte, große, unverschemte, feiste, wolgemästete, erstunkene papistische Lügen, welche aller Narren Tugend als des Eulenspiegel, Marculf, weit übertreffen, damit die Papisten die vornehmsten Artikel ihrer Lehr vertheidigen, die armen Geister aber verblenden, aus ihren eigenen Scribenten zusammengestellt durch H. R." 1562 - eine Sammlung von 100 katholischen Legenden oder Wundergeschichten, entnommen aus dem Liber conformitatum, dem Buch de proprietate apum, aus Petrus Damiani, aus Vincenz von Beauvais Speculum , nebst beißenden Randglossen des Verfassers. Nachdem er zwei solcher "Lügen-Centurien" herausgegeben hatte, wurde er von katholischen Gegnern wie Martin Eisengrin beschuldigt, die von ihm mitgeteilten Geschichten zur Verspottung der katholischen Kirche willkürlich erdichtet zu haben. Er verteidigte sich gegen diesen Vorwurf ( "Widerlegung der gotteslästerlichen Predigt Martin Eisengrins zu Ingolstadt gehalten" 1563) und gab zu seiner Rechtfertigung noch einen dritten Teil heraus (Lauingen 1564), worin er seine Quellen namentlich anführt. Ein neuer Abdruck erschien 1618 zu Gießen.

 

Quelle: Allgemeine Deutsche Biographie, 27. Band; Quad - Reinald; Leipzig, Verlag Duncker & Humblot 1888