Johann Georg Scipio

Johann Georg Scipio (1586 – 1633)

Johann Georg Scipio wurde am 20.02.1586 in Schweinfurt geboren und dort am 21.02.1586[1] evangelisch getauft (Taufname: Johann Georg Bengel), sein Pate war Johann Wahler. Er war der Sohn von Georg Bengel und seiner Ehefrau Anna, geborene Rüffer. ( Georg Bengel wurde vermutlich um 1560 in Würzburg geboren. Bei einem nur geringfügig früheren Geburtsjahr könnte er ein Sohn des des Würzburger Viehtreibers Tiburtius Bengel gewesen sein. Dieser heiratete am 24.11.1584 in Hammelburg die 18-jährige Anna Rüffer, die geboren wurde am 24.10.1566 in Hammelburg als Kind des Justus Rüffer und Anna, geborene Weisenbach, seiner Ehefrau. Sie wurde in der evangelischen Kirche in Hammelburg getauft. Diese Anna Rüffer darf nicht mit der Tochter des Hieronyms oder des Balthasar Rüffer (Familienwappen: drei Geldsäcke) verwechselt werden, die beide wesentlich bekannter (und reicher!) waren.)

 

Johann Georg Scipio besuchte die Lateinschule in Hammelburg, dann ein Jahr die Schule in (Bad) Hersfeld. Danach studierte er Philosophie und Theologie, zunächst „drei halbe Jahre“ auf der Universität Marburg, wo er sich als 17-jähriger 1603 unter dem Namen „Scipio“ immatrikulierte, sein Bruderkind Johann Isaac wurde noch 1628 als „Bengel“ getauft (im Personen- und Ortsregister zu der Universitätsmatrikel finden sich auch die Waldeckischen Scipios!). Nach einem halben Jahre als Theologiestudent in Leipzig wendete er sich zur nahen Universität, wo er sich am 20.10.1606 immatrikulierte, den Magistergrad erhielt und hielt öffentlich seine „Disputationes Theologicas“ abhielt.



[1] Die „Schweinfurter Genealogien“ aus dem Stadtarchiv Schweinfurt lauten „x 1586, 2.II.“, die Abschrift aus dem Hammelburger Kirchenbuch lautet „getauft 21.02.1586, die Leichenpredigt nennt „Anno 1586, den 20. Februarii uff diese Welt geboren worden.“


Er ging dann „naher Hause“, also vermutlich nach Schweinfurt, wohin seine Mutter (mit den anderen Kindern?) inzwischen umgesiedelt war, oder in die Nähe von Schweinfurt. Dort hat er bei Magister Johann Schröder, ehemaligem Pastor „dieser Gemeinde“ (in der die Leichenpredigt gehalten wurde, also der Schweinfurter Gemeinde) „Theologico exerciret und grossen Nutz befunden.“ Er wurde deshalb von Gottfried, Grafen zu Cassel, 1611 als Pfarrherr in Eichfeld bei Volkach berufen. Um 1610 nahm er in Schweifurt an dem für Kandidaten des Predigeramtes eröffneten“collegio theologio“ teil. 1616 wurde er dann vom „Wolweysen Rath“ der Stadt Schweinfurt als Diakon nach Schweinfurt berufen, wo er bis an sein Lebensende blieb. Sein Amt trat er am 10.04.1616 an. Er wird bei seiner Leichenpredigt als „älterer Diacon“ (1623 Ernennung zum Archidiacon?[1]) bezeichnet. Nach Bundschuh[2] war die Hierarchie an der Hauptkirche Sankt Johann, vermutlich auch schon zu Johann Georgs Zeiten: „Oberpfarrer und drei Diaconi, welche als Archidiaconus, Diacon und Subdiaconus



[1] Übliche Abkürzung AD

[2] J. K. Bundschuh, Beschreibung der Reichsstadt Schweinfurt, ein historisch-topographisch-statistischer Versuch. Um 1802. Nachdruck Neustadt/Aisch 1989.


unterschieden werden. Die Benennung der Letzteren ist hier nicht so viel, als ob die drei Letzteren nur Gehülfen oder Capläne des Oberpfarrers wären, sie sind in Dienstvorrichtungen und den übrigen Emolumenten einander beinahe gleich, die Trauungsgebühren in der Kirche ausgenommen, die dem Oberpfarrer ausschließlich gehören, weil er alle Hochzeitspredigten thun musste.“

 

Am 17.09.1611 heiratete er in Eichfeld bei Volkach Walburga Ammen (auch: Ammon), Tochter des verstorbenen Fürstlichen Bambergischen Rats Ammen. Sie wurde (errechnet) 1589 im Bamberg geboren und starb am 22.07.1634 in Schweinfurt im Alter von 45 Jahren, vermutlich an der Pest.

 

Der Ehe entstammten vier Söhne und drei Töchter, wovon nur ein Sohn, Magister Georg Nicolaus Scipio, siehe (XIII/5.120-A) und zwei Töchter den Vater überlebten.

Johann Georg starb mit 47 Jahren am Samstag, den 12.01.1633, zwischen 3:00 und 4:00 Uhr abends in Schweinfurt „an den jetzt regierenden Reheflecken[1]“, wie wir aus seiner erhalten gebliebenen Leichenpredigt[2] wissen.

 



[1] Nach Auskunft eines Mediziners der Universitätsklinik Würzburg „Der Begriff ist vage ... eine epidemische Erkrankung mit Hauterscheinungen, vielleicht mit bräunlichen Verfärbungen, aber selbst das bleibt unsicher.“ In der Schweinfurter Chronik von Hahn, Band 3, werden sie auch „pestartige Reheflecken“ genannt, im Buch „Würzburg und seine Umgebungen“, 1852, Seite 27, auch „Reeflecken“. Die Krankheitsbezeichnung „rote Flecken“ stand für Masern und Röteln, „Rotewehe“ für Ruhr.

[2] Leichenpredigt für Magister Johannis Georgius Scipionus, Leichenpredigten-Sammlung der Stadtbibliothek Schweinfurt, Nummer 2716 (alt), D 10/18 (neu)

(Text: Dietger Braun)

 

 


In der Chronik der Stadt Schweinfurt von Mühlich (Band 3) ist zum Tod der Johann Georg Scipio (Bengel) folgendes ausgeführt:

"M. Johann Georg Scipio, Archidiakonus, starb am 12. Januar (1633), und M. Nikolaus Morgenroth, der am 07. März seine Leichenpredigt hier gehalten hatte, wurde als Diakonus berufen.

Weil der Superintendent M. Nikolaus Grebius wegen seiner Schwächlichkeit und Krankheit seinem Amte nicht mehr recht vorstehen konnte, wurde er in den Ruhestand versetzt, und ihm eine bestimmte Besoldung an Geld, Wein und Getreide zu geben versprochen. An seine Stelle hatte der Rat schon am 13. Oktober 1632 den Dr. Andreas Keßler, damaligen Superintendenten zu Eisfeld, hierher berufen. Er kam in diesem Jahr (1633) an und tat am 10. April seine Antrittspredigt."

 

Erhalten gebleiben ist obiger Brief von seiner Hand an „Dem Ehrnvesten Wolvornehmen Herrn Georg Sixtenn Grefl[ich] Cast[elischer] Amptman uf Castell, Meinem sonders g[nädigen] lieben Herrn und werten freund [zu] Castell“:

 

„Ehrvester Wolvornemer sonders g[nädiger] Herr und werther Freund, uff E. E. schreiben H[err] Nicolaum Brennern betreffend, bericht ich in Ayl, nebent erbietung meiner nach vermögen bereitwilligen dienstenn, das mihr derselbe ferner nicht bekant, denn das Er diese Osterfeyertage unnd heuer ein mahl [2] alhier, weil wegen unsers H[errn] pfarrers unbäßligkeit der predigt uberheufft worden. gepre diget, Aus was uhrsachenn Er Aber von Alten Schönbach hierbevor, wie auch jüngst zu Bonland von Julio Albert von thungen etc. beurlaubt worden ist mihr nicht eigentlich bewust, und gehenn der lezteren Beurlaubung halber ungleiche Bericht, das nichts gewises darvon zu schreibenn ist. Ich will Aber, da ich zu ihme kommen werde derenthalb mit ihme selbstenn reden werden, und bericht einnehmen, zweifelt mihr nicht, Er werde den bericht darvon am bestenn selber geben können, und da Er bej dem Hochwolgeb. [HEr von] Castell etc. zu diensten kommen solle welches ich ihme gern gönns, Zu seiner Zeitt uff begehren, ausführlich machenn, mehr weis ich uf dießmahl in einer Ayl nicht zu berichtenn, thue hiermitt E. E. bittlichen p[rae]tention, sampt seiner geliebten hausfrawen, treulich befehlenn, habe auch mit ihren Gräffl[ichen] Durch[laucht] leibsschwachheit ein herzlich mitleiden und will derselben in meinem gebete in darbeisein,

 

Datum Schweinfurth 31 martz A. 19

 

E. E. Diener

M[agister] Johan Georg Scipio

Diaconus daselbst m[anu] p[ro]pria“