Soll Willy Sachs Ehrenbürger von Schweinfurt bleiben?

 

Willy Sachs Ehrenbürger von Schweinfurt!

 

Am 23. Juli 1936, dem 40. Geburtstag von Willy Sachs, wird ihm die Ehrenbürger-Urkunde der Stadt vom Nazi-Oberbürgermeister Pösl ausgehändigt. Aktueller Anlass war die Schenkung des Willy-Sachs-

Stadions an die Stadt.

Zur pompösen Einweihungs-Feier reisten viele hochrangige Nazi- führer an: SS-Führer Himmler (zweiter von links, Reichsmar- schall Göring (dritter von links, Arbeitsführer Hierl, Reichstatt- halter Ritter von Epp, Gauleiter Helmuth und viele andere. (Willy Sachs ist zweiter von rechts). Adolf Hitler schickte ein Glück- wunsch-Telegramm.

 

 

Gab es da ein besonders inniges Verhältnis?

Sachs hatte spätestens seit Mitte 1931 intensiven Kontakt zu den Nazis. Er trat der SA bei und 1933 in die SS über. In einem Schreiben von ihm heißt es: „... es freut mich, dass ich jetzt auch wie Sie Partei- Genosse bin ... aus rein ehrlicher Überzeugung.“ Stolz berichtet er, dass der Chef der SS Himmler sich freute, weil er seit Ende 1932 etwa 1500 Arbeiter und Angestellte neu eingestellt hatte, darunter eine große Anzahl arbeitsloser SA- und SS-Leute. Zeitzeugen berichten, dass man Mitglied werden musste, um eingestellt zu werden.

Sachs wird regelmäßig in der SS befördert, erhält für sich und seine Firma ständig Auszeichnungen, Orden und Geschenke. Regelmäßig spendet er große Summen für verschiedene Nazi-Organisationen. Er lässt über den Oberbürgermeister und die politische Polizei Betriebsangehörige überprüfen und unterstützt die Nazi-Organisationen im Betrieb mit persönlichem Einsatz. Die Fichtel & Sachs AG ist mit Rüstungsaufträgen voll ausgelastet, stellt auch selbst Waffen her.

Der Führungskader bei F & S war sehr durchsetzt mit nationalsozialistischen Personen, die z. B. schon in ihrer Jugend in Freikorps gekämpft hatten und über verschiedene rechtsextreme Gruppen zur NSDAP gewandert sind. Solche Zusammensetzung geschieht nicht zufällig, sondern war offensichtlich eine gewünschte Entwicklung.

In der Firma wurde durch die NSKK-Organisation das Pogrom an den Juden im November 1938 geplant und die Verfolgung und Beraubung der Juden Schweinfurts und des Umlands organisiert.

Nach der Scheidung von seiner Frau, die in die Schweiz auswanderte, machte er seinen Zugang zu Himmler geltend, um mithilfe von SS und Gestapo seine Kinder von der Mutter zu entführen. Die

Schweizer Polizei konnte dies verhindern.

F & S setzte tausende Zwangsarbeiter ein. Sie wurden zum überwiegenden Teil in Baracken- lagern gehalten, dürftig und minderwertig ver- pflegt, vor allem für besonders schwere und niedrige Arbeiten, mit sehr langen Arbeits- zeiten von 12 Std. in zwei Schichten einge- setzt. Sie unterstanden strengen Regeln, bei kleinsten „Vergehen“ hart bestraft (Ein- schaltung der GESTAPO, Deportation in KZs und „Arbeitserziehungslager“).

 

 

Das Foto zeigt die „Besichtigung“ von minder- jährigen Zwangsarbeiterinnen bei F&S.
Der zweite von rechts Dir. Heinz Kaiser, die

rechte Hand von Willy Sachs. Der vierte von rechts Hans Gollhardt, Betriebsobmann von 1941-1944.

Nach der Nazi-Diktatur wird Willy Sachs, nach mehreren „Entnazifizierungs-Verfahren, als Mitläufer in die Gruppe IV eingestuft (2000 Reichsmark Geldstrafe). Damals wurden viele Nazis reingewaschen.

 

Die „Initiative gegen das Vergessen“ Schweinfurt, fordert schon viele Jahre die Ehrenbürgerschaft für Willy Sachs zu entziehen. Sachs kann kein Vorbild sein für junge Menschen, da er keine demo- kratischen Werte vertrat, sondern aktiver Parteigenosse und emsiger Unterstützer der Nazis war.