Schlaraffia® in Schweinfurt – Das Reych An der Meyenburg

Schlaraffia® ist eine weltweite Vereinigung von Männern, die 1859 in Prag gegründet wurde und sich nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern auch über etliche Kontinente ausgebreitet hat und weiter Zuspruch findet. Waren ursprünglich nur Künstler die Protagonisten des Bundes, so sind heute Bürger aus allen Berufsgruppen mit gesichertem Sozialstatus die tragende Schicht der Schlaraffen.
Schlaraffia® bietet für jeden geeigneten Interessanten eine individuelle Nische , aus der er die Gemeinschaft des Freundeskreises bereichern kann. Diese Nische entfaltet sich für den Freund
simultan mit seinem allmählichen Hineinwchsen in den Bund der Schlaraffia®. Schlaraffen unterliegen keiner Norm. Sie wirken immer als eigenverantwortliche Persönlichkeit mit der für sie
charakteristischen Übertragung gemäß den schlaraffischen Prinzipien der Freundschaft, der Kunst und des Humors. Das Reych An der Meyenburg in Schweinfurt lädt zu dieser
ausgesprochen kreativen Erfahrung uhuhertzlich ein.
Schlaraffia An der Meyenburg
Das Schlaraffenreych in Schweinfurt trägt den Namen:
An der Meyenburg – in Anlehnung an das Schloß Mainberg.
Als Gründungsdatum gilt der 12. Mai 1934, die Sanktionierung
als Schlaraffenreych fand am 05.10.1935 statt. Da
die Nationalsozialisten auf alle bestehenden Vereine einen
enormen Druck mit dem Ziel ihrer Ausschaltung ausübten, löste
sich das Schweinfurter Schlaraffenreych bereits im Sommer
1936 wieder auf. Danach versank es in der schlimmen und langen
Zeit der Uhufinsternis.
Es dauerte etliche Jahre nach Beendigung des 2. Weltkrieges, bis
sich in Schweinfurt erneut schlaraffisches Leben rührte. Ab
1951 wurden ernsthafte Bemühungen unternommen, das Reych
An der Meyenburg im schlaraffischen Verband erneut erstehen
zu lassen. Dies geschah dann am 26.01.1952. Am Abend dieses
Tages wurde im Saal des Brauhauses am Markt den
Schweinfurter Schlaraffen ihr Reych und somit die
Eigenständigkeit in der Schlaraffia® zurückgegeben.
Als Kristallisationspunkt der Wiedererweckung der Meyenburg
agierte der Buchhändler Johannes Trebst,
dessen Rückertbuchhandlung zunächst am Markt 5 zu Hause war
und nach dem Krieg in der Kesslergasse 9 erneut eröffnet
wurde. Trebst war bereits als Ritter Laval der Tugendrosige vor
dem Krieg in Schweinfurt Schlaraffe. Dank seiner Profession hatte
er einen guten Kontakt zur Bürgerschaft und interessierte etliche
seiner Kunden für den Bund. Es war sein Verdienst, daß im
Januar 1952 ein großer Kreis begeisterter Aspiranten bereit stand,
der sodann in die Schlaraffia® eintrat und mit den bereits
vorhandenen Mitgliedern den Neuaufbau erfolgreich gestaltete.
Die Burg der Schlaraffen war ab 1952 in mehreren nicht
mehr bestehenden Gaststätten untergebracht. Seit 1974 residiert
die Meyenburg ununterbrochen in der
Immobilie Gutermannpromenade 1, die im Volksmund
auch Spinnmühle genannt wird. Die dort langfristig
angemieteten Räumlichkeiten sind für die Bedürfnisse ideal
und wurden zum Teil vor kurzem grundlegend renoviert.
Schlaraffen kommen in Schweinfurt aus allen Berufsständen ohne
jede Präferenz. Der Pilger, der schlaraffische Tugenden in
sich verspürt, vermag diese in der Gemeinschaft der
Meyenburger weiter zu entwickeln, bis er eines Tages zum
Ritter geschlagen wird und einen ihn gut charakterisierenden
Namen verliehen bekommt.
Über den Bund Schlaraffia®
Schlaraffia® ist eine weltweite Vereinigung von Männern, welche
sich die Trias Freundschaft, Kunst und Humor auf das
Panier geschrieben haben. Dieser gehören derzeit etwa
11 000 Mitglieder in Europa, Nord- und Südamerika, Asien, Afrika
und Australien an. Die Sprache der Schlaraffia® ist Deutsch und
ihre Beherrschung neben einem gesicherten sozialen
Status Voraussetzung für eine Mitgliedschaft. Diese ist unabhängig
von der Provenienz, Religionszugehörigkeit und politischer
Einstellung. Die einzelnen Landesverbände der Schlaraffia® sind
im Dachverband der Allschlaraffia® vereint, der in Bern
(Schweiz) ansässig ist.
Schlaraffia® wurde im Jahr 1859 in Prag gegründet, ihre
Ausrichtung war direkt gegen den gesellschaftlichen Snobismus
des arrivierten Bürgertums gerichtet. Mitglieder waren zunächst
nur Künstler der Prager Theater- und Musikszene. Diese kamen
durch wechselnde Engagements auch in andere Städte, in denen
mit Gleichgesinnten schlaraffische Neugründungen vollzogen
wurden. Auf Prag folgten Berlin, Leipzig, Graz und bis heute über
400 weitere Dependancen, die allerdings nicht mehr alle
aktiv bestehen. Jeder anerkannte Standort wird als Reych
bezeichnet, das einen eigenen Namen trägt.
Der Werdegang eines Schlaraffen beginnt als Gast, sodann wird er
bei Interesse zum Pilger und weiter zum Prüfling erklärt. Gibt
es keinen Einspruch, so wird er als Knappe in
Schlaraffia® aufgenommen und trägt zunächst eine Nummer
gemäß der Reihung der Reychsmatrikel. Auf den Knappen
folgt später die Standeserhöhung zum Junker. Mit
dem abschließenden Ritterschlag erhält der Junker
seinen Ritternamen und gilt nun als eigenständiges Mitglied
seines Reyches und somit der Schlaraffia® .
Ein schlaraffisches Treffen wird als Sippung benannt. Diese hat
überall den gleichen Ablauf, der sich mit seinen Ritualen
und Bezeichnungen an das Rittertum des Mittelalters anlehnt.
Während der Sippung trägt der Schlaraffe einen Helm, der an
die Kopfbedeckung von Karnevalsvereinen erinnern kann. Es
verfehlt aber den historischen Werdegang, wie auch den
Selbstzweck beider Vereinigungen völlig, vergleicht man
Schlaraffia® mit einem Karnevalsverein. Allen
anwesenden Schlaraffen und Gästen ist in einer Sippung
die uneingeschränkte Teilnahme an den Gebräuchen erlaubt, es
gibt keine Geheimnisse. Bei den Zusammenkünften sind
die Themenkreise Religion, Politik und profaner Beruf nicht
erwünscht und deshalb ausgeschlossen
Den Ablauf einer Sippung prägen entscheidend die
geistigen Interaktionen der beteiligten Schlaraffen. Dies wird
als schlaraffisches Spiel bezeichnet. Dabei übernehmen
Humor, Persiflage, Schlagfertigkeit, auch Selbstironie, sowie
queres und spontanes Denken eine sehr wichtige Rolle.
Auch ernsthafte Beiträge, Musikdarbietungen bis zum Erleben
gleich einer Kleinkunstbühne vermögen dem Abend einen
sehr abwechslungsreichen Verlauf zu schenken. Doch
Schlaraffia® dient nicht nur der Unterhaltung. Die emotionale
Tiefe eines Schlaraffenreyches zeigt sich auch im inneren Gehalt
und der Würde bei den wiederkehrenden Feiern, so z.B. im
November, wenn in der Ahallafeyer der
verstorbenen Schlaraffenfreunde gedacht wird.
Schlaraffia® ist als Vereinigung ein Unikat. Es bestehen
keinerlei Ähnlichkeiten oder gemeinsame Zielsetzungen mit
den Serviceclubs, Logenvereinigungen oder weltanschaulich
geprägten Zirkeln, mit Karnevalsvereinen und
sonstigen Männerbünden.
Bleibt noch zu erwähnen, daß als Schirmherr der Schlaraffen
der Nachtgreifvogel Uhu fungiert. Um ihn hat sich ein spezieller
Kult gebildet, der von allen Schlaraffen mit viel Freude und
Humor gepflegt wird. Entsprechend findet der unbedarfte Gast
bei Schlaraffen und in den Burgen der Reyche eine hohe Präsenz
von Uhus vor, die im präparierten Federkleid oder aus Holz, Stein
und sonstigen Marteralien geformt die Schar der Schlaraffen und
deren buntes Treiben offensichtlich sehr amüsiert beobachten.
Verfasser: Dr. Nikolaus Haas, 97422 Schweinfurt