Der Münzfund im Hause Lange Zehntstraße 27 vom 14. April 1899

Fotos hinzugefügt von Peter Hofmann

Am 14. April 1899 fand man in dem Hause des früheren Stadtkantors Schneider bei der Herstellung einer Unterkellerung einen großen Münzschatz. In einem eisernen Topf fanden sich mehr als 200 sehr gut erhaltene Silbermünzen, Taler und halbe Taler aus der Zeit von 1544 bis 1625, die alle auch im dreißgjährigen Krieg zum Schutz vor plündernden Soldaten in der Erde vergraben worden waren. Offenbar ist der Eigentümer, der diesen kostbaren Schatz versteckt hatte in diesem Krieg zu Tode gekommen und der Münzschatz blieb verborgen.

Drei Taler aus diesem Schatz werden nachfolgend vorgestellt:

 

1. Der erste Taler trägt folgende Inschriften:

VS: D. G. Georg et Albert Marchiones Brandenburgenses et Si 1544 (Si =

      möglicherweise Silesiae, da Markgraf Georg 1523 das schlesische Herzogtum

      Jägerndorf erworben hatte)

RS: Si Deus pro nobis, quis contra nos ? (d.h. von Gottes Gnaden Georg und

       Albrecht Markgrafen von Brandenburg - wenn Gott für uns ist, wer ist wider

       uns?

Georg ist der Onkel von Albert (Albrecht) und war dessen Vormund; Georg regierte in dem Land "unter dem Gebirg", d.h. Markgrafschaft Ansbach; Albrecht in Bayreuth, Hof, Kulmbach. Das ist Albrecht Alcibiades unseligen Andenkens, der die Schuld am Schweinfurter Stadtverderben von 1554 trägt. Er war im Jahre 1544 erst 22 Jahre alt und wird deshalb als der Jüngere und der Neffe auf der Münze kleiner dargestellt als sein Onkel. Zu jener Zeit war er noch bartlos, später trug er einen fuchsroten Spitzbart. Als er sich zum Herrn von Schweinfurt erklärt hatte, war er 32 Jahre alt; er starb bereits mit 35 Jahren.

 

Vergleichbare Münzen:

 

2. Der zweite Taler trägt folgende Inschriften:

VS: Maximilianus Comes Palatinus Rhenanus ut Dux Bavariae Sacri Romani

       Imperii Archidapifer et Elector 1625

RS: Darstellung der Muttergottes mit Inschrift: Clipeus omnibus in te Sperantibus

Ein Marientaler - Maximilian, Pfalzgraf bei Rhein, wir Herzog von Bayern, des hl. Römischen Reiches Erztruchseß und Kurfürst, das ist Maximilian I. (1597-1651), der von  1597 bis 1623 Herzog, von 1623 bis 1651 Kurfürst von Bayern war, der einzige deutsche Fürst, der den Dreißigjährigen Krieg ganz durchlebt und überlebt hatte. Seit 1622 als sein Feldherr Tilly die Rheinpfalz erobert hatte, die dem geächteten Winterkönig gehörte (er war übrigens 1632 mit Gustav Adolph, seinem Vetter, in Schweinfurt) verwaltete er auch die Rheinpfalz als "Kaiserlicher Majestät Kommissarius und Administrator" ohne eigentlich rechtmäßiger Pfalzgraf zu sein, wie er auf dieser Münze bezeichnet wird. Seit 1628 hatte er auch die Oberpfalz, in der er nachhaltig die Gegenreformation durchführte. Die Oberpfalz verblieb bei Bayern, die Rheinpfalz musste er 1648 abgeben, da sie im Rahmen des Westfälischen Friedens dem Sohn des Winterkönigs Karl Ludwig zurückgegeben wurde.

Gleicher Typus wie Münzfund Nr. 2:

 

3. Der dritte Taler ist ebenfalls ein Marientaler und zwar ein solcher des Fürstbistums Salzburg, das zu jener Zeit größte geistliche Fürstentum in Deutschland. Die Prägung war exzellent und stammte aus dem Dreißigjährigen Krieg, dem Jahr 1624.

VS: Rudbertus Salisburgensis Episenpus 1624 (Der hl. Rupert, erster Bischof von

      Salzburg in der Zeit der Merowinger und Agilolfinger)

RS: Paris Dei Gratia Archiepiscopus Salisburgensis Se(dis) Ap(ostolicae) Le(gatur)

Auf der Vorderseite zudem die Muttergottes mit dem Christuskind und der Umschrift: "Sab tuum praesidium et confugium

Die Umschriften bedeuten folgendes: Rupert, Bischof von Salzburg, Paris, von Gottes Gnaden Erzbischof von Salzburg, Legat des apostolischen Stuhls. - Unter Deiner  (der Gottesmutter) Schutz und Schirm

Paris von Lodron, aus Tridentiner Adel war 1619-1653 Fürstbischof von Salzburg und hat also auch fast den ganzen Krieg als Landesherr durchgemacht und ihn auch überlebt. Er war ein anerkannter und fähiger Fürst, der sich streng an die Verfassung gehalten haben soll und nicht ohne seine "Stände" handelte. Er machte in jenen bösen Kriegszeiten Salzburg zu einer festen Stadt, in der sich dann 1648, als Turenne in Bayern eindrang, Kurfürst Maximilian, der nicht gerade sein Freund war, geflüchtet hatte. Mauern und Gräben von Salzburg sind erst in der Zeit zwischen 1860 und 1870 geschliffen und aufgefüllt worden. Er erhob auch das Gymnasium Salzburg zur Universität.

Ähnliche Münztypen wie Fundmünze Nr.3: