ZF und Digitalisierung

Ausschnitte aus dem AKI-Medienarchiv zu ZF (2012 bis 2017)

 

 

 

 

 

Umschreibung Digitalisierung oder „Industrie 4.0“

 

Der Begriff der „Digitalisierung“ ist gleichbedeutend mit der Wortschöpfung „Industrie 4.0“, der vierten industriellen Revolution. Der Begriff „Industrie 4.0“ ist erstmals auf der Hannover Messe 2011 geprägt worden und wird seitdem inflationär für alle möglichen tangierten Bereiche genutzt.

 

Industrie 4.0 ist die Umschreibung dafür, dass die Digitalisierung Einzug in Werkshallen und Büros hält. Darunter ist zu verstehen, dass die während eines Produktionsprozesses in Betrieben angefallenen Daten aufgezeichnet werden und die Maschine selbst Rückschlüsse ziehen kann, was zu tun ist oder an welcher Stelle im Produktionsprozess Störungen auftreten.

 

Industrie 4.0 bedeutet auch die Vernetzung mit Daten anderer Unternehmen. Auch das Internet der Dinge ist wichtiger Bestandteil der Digitalisierung.

 

Der Kern von Industrie 4.0 ist, zielgerichtet mit den vielen gesammelten Daten („Big Data“) in Echtzeit umzugehen.

 

Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitswelt von morgen

 

Ein „Unternehmen 4.0“ braucht auch entsprechendes „Personal 4.0“. Mehr eigenverantwortliches Arbeiten und weniger Routinearbeiten sind gefragt. Am Fließband der Zukunft gilt: statt nur bedienen muss der Mensch immer mehr einrichten, mitgestalten und überwachen.

 

Die menschengerechte Gestaltung der zukünftigen digitalen Arbeitswelt ist eine Herausforderung. Zu der Frage, ob „Industrie 4.0“ Arbeitsplätze kosten werde, existieren kontroverse Meinungen.

 

Niemand sollte Angst vor der „Arbeit 4.0“ haben. Die Menschen können mit Weiterbildung auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet werden. Jedem sollte klar sein, dass die schrankenlose, grenzenlose Digitalisierung längst Wirklichkeit ist.

 

Industrie 4.0 hat auch positive Aspekte. Als Errungenschaften der Digitalisierung werden beispielsweise angesehen: Senkung von Lagerkosten, flexiblere Produktion, bessere Kontrolle der Qualität, Wissenstransfer unter Firmen. Allgemein wird mit einer Produktivitätssteigerung von 30 % gerechnet.

 

In den nächsten Jahren werden elektronische und IT-Berufe bei ZF immer mehr an Bedeutung gewinnen. Künftig werden Mitarbeiter von ZF verstärkt für die Überwachung und Steuerung der intelligenten Anlagen gebraucht. Dafür sind zum Teil neue Qualifikationen notwendig (vgl. auch Kooperation ZF mit FHWS). Im Rahmen des Projekts „Ausbildung 4.0“ modernisiert ZF auch die Arbeitsplätze seiner Standorte.

Datenbrillen und Tablets werden beispielsweise zum selbstverständlichen Werkzeug. Auch das Thema Augmente Reality sollen Auszubildende zukünftig kennenlernen. Dabei dienen Lerninseln als Schnittstelle zwischen der „Ausbildungswelt“ und der Arbeitsrealität. Mensch und Maschine beginnen gemeinsam zu arbeiten – bereits jetzt.

 

 

 

ZF-Strategie und Zielsetzungen

 

Die Zukunftstechnologien halten im ZF-Konzern überall Einzug. Neben der Elektrifizierung (E-Mobilität) geht es dabei vor allen Dingen um die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz (KI).

 

ZF hat sich im Rahmen der Übernahme des US-Wettbewerbers TRW Automotive das Ziel gesteckt, seinen Umsatz bis 2025 auf 40 Milliarden Euro zu verdoppeln. Mit dem Erwerb von TRW hat ZF sehr viel Kompetenz für die Umsetzung des industriellen Wandels hinzugewonnen.

 

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Stefan Sommer begründete die geplante Fortsetzung der Einkaufstour mit folgendem Ausblick: … ZF verfüge über ein „starkes Fundament um den Wandel in der Automobilindustrie durch Digitalisierung, Elektromobilität und autonomes Fahren mitzugestalten ...“. Dafür wird es auch weitere Zukäufe und Partnerschaften geben. Die Vernetzung der Fahrzeuge über das Internet sei eine weitere Entwicklung, der sich ZF und die gesamte Branche stellen muss.

 

Vernetzte Fabrik / Mitarbeiter und Umsatz am Standort Schweinfurt

 

Die Gesamtzahl der Mitarbeiter am Standort Schweinfurt beträgt in den Jahren 2014 bis 2016 zwischen 9000 bis 9200 Beschäftigte (2016: 9.168 Beschäftigte).

 

Der Umsatz Automobilindustrie am Standort Schweinfurt wird für 2016 mit 1,65 Milliarden Euro (2015: 1,62 Milliarden Euro) angegeben. Hinzukommen noch die Umsätze für ZF Race Engineering und ZF Services am Standort Schweinfurt.

 

In der vernetzten Fabrik wird es möglich, die Produktion in Echtzeit zu kontrollieren. Durch die Echtzeitdaten können die Mitarbeiter schneller reagieren. Damit fordert die Digitalisierung von den Mitarbeitern ein höheres Qualifizierungsniveau (Gesamtverständnis und Übersichtswissen). Dies setzt eine Anpassung der Ausbildung und entsprechende Angebote der Fortbildung voraus.

 

 

 

Vernetzung von Prozessen am Beispiel

 

Als Beispiel für Vernetzung von Prozessen soll einer der Digitalisierungs-Leuchttürme bei ZF geschildert werden. Es ist der Werkzeug- und Messmittelbau am Standort Schweinfurt, der bereits seit mehreren Jahrzehnten besteht.

In den letzten zehn Jahren (berichtet wird 2017) hat er sich zum industriellen Werkzeugbau mit einer nahezu durchgängig synchronisierten Fertigung entwickelt. „Unser Wissen ist vernetzt, Prozessmigration und Automatisierung sind weit fortgeschritten“, sagt Herbert Johann, Leiter Werkzeug- und Messmittelbau ZF Schweinfurt.

 

„Ziel ist, sämtliche relevanten Informationen unserer Arbeit digital zur Verfügung zu stellen“, erklärt Johann. „Wie ein Fluglotse seine Flugzeuge wollen wir unsere Werkstücke von der Konstruktion bis zum Kunden auf dem Bildschirm haben.“

 

Digitalisiertes Informationssystem am Beispiel

 

Über 370 Produktions- und 120 Logistikkollegen arbeiten im Bau 616 in der BHB-Wandlerproduktion in Schweinfurt. Die Produktionsanlagen sind komplex und hochautomatisiert bei hoher Variantenvielfalt des Produkts.

 

Im September 2016 startete das Pilotprojekt „Prozessassistenz 4.0“. Ziel ist die papierlose Fertigung, denn Informationen für die Mitarbeiter kommen in digitaler Form. Auch Aktionen, die der Mitarbeiter proaktiv erledigen muss, Arbeitsschritte und Informationen zur Fehlerbehebung werden in leicht verfügbarer digitaler Form dem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt.

 

Die Informationskaskade, beispielsweise bei Maschinenstillständen erfolgt zudem nach einem festgelegten Muster in digitaler Form zur schnellen Abhilfe und Störungsbehebung.

 

Vernetzung Wirtschaft und Wissenschaft / Kooperation ZF und FHWS bei Studiengängen

 

Experten sind der Ansicht, dass Mainfranken gut aufgestellt sei, wenn es um die ersten Schritte bei der neuen Revolution „Industrie 4.0“ geht. Wirtschaft und Wissenschaft seien schon miteinander verbunden. Folgende Aktivitäten sind geeignet dies zu untermauern:

 

ZF kooperiert mit der FHWS im Rahmen von sechs dualen Studiengängen.

 

Die Fachhochschule in Schweinfurt errichtet eine „iFactory“, wo im Modell Mensch und Maschine gleichberechtigt zusammenarbeiten. Der Studiengang robotic wird kommen.

 

Investitionen in die neue Technologie / Investitionen am Standort Schweinfurt

 

Welcher Betrag / Anteil der Investitionen auf Digitalisierung entfällt kann nicht getrennt dargestellt werden. Dieser Anteil wird jedoch immer mehr zunehmen.

 

 

 

Auf dem Weg in die digitale Zukunft setzt ZF auf die Stärken der einzelnen Unternehmens-Divisionen. Vorgaben aus der Zentrale werden kaum gemacht, denn die Mitarbeiter an den Standorten wissen am besten, welche Innovationsschritte geeignet sind, die Produktivität zu erhöhen.

 

 

 

Der Nachweis gegenüber der Zentrale genügt. Ein ressortunabhängiger und ressortübergreifender Steuerkreis „Industrie 4.0“ koordiniert alle Projekte. Ziel ist, das Investitionsvolumen bei steigendem Ausstoß zu verringern.

 

Die Digitalisierung soll den Menschen nicht ersetzen, sondern dazu beitragen, die Fehler in der Fertigung (z.B. Ausschuss, Nacharbeit, verspätete Lieferung) zu vermindern. Industrie 4.0 ist nicht gleichbedeutend mit Vollautomatisierung.

 

 

 

ZF investiert kräftig in die Entwicklungs- und Produktionskapazitäten in den dynamischen Markt der Elektromobilität und in intelligente Standardprodukte am Standort Schweinfurt.

 

Für 12,5 Mio. Euro errichtet ZF in seinem Werk-Süd in der Röntgenstraße im Schweinfurter Hafen ein neues Gebäude für seine Sparte Elektromobilität, das sog. Systemhaus. In dem dreigeschossigen Gebäude mit rund 10 000 Quadratmetern Nutzfläche sollen Arbeitsplätze für 500 Beschäftigte entstehen. Im Erdgeschoss ist ein großer Bereich für Prüfstände und Werkstatt vorgesehen. Mit allen Einrichtungen und der Innenausstattung werden dann rund 30 Millionen Euro investiert sein.

 

2017 geht die erste Produktlinie für die Elektrischen Achsantriebe in Betrieb. Dafür hat ZF zunächst einmal sechs Millionen Euro in die Modernisierung des 6000 Quadratmeter großen Bau 608 im Werk Süd investiert. Wenn alle Linien Mitte 2018 fertig gestellt sind, liegt die Investitionssumme bei 25 Millionen Euro. Ein Großteil dieser Investitionen dürfte auf die Digitalisierung entfallen (z.B. für Vernetzung der Maschinen der Fertigungslinien, Digitalisierung der Infrastruktur)

 

 

 

ZF-Fertigung / Produkte

 

Insbesondere die Produkte der Division E-Mobilität werden ständig technologisch weiterentwickelt (Vergleiche hierzu auch das Internet der Dinge – intelligente Produkte).

 

Mit vertretbarem Aufwand will ferner die E-Division ein breites Portfolio entwickeln. Da die Nachfrage immer breiter werde, das Spektrum der elektrifizierten Autos vom Kleinstwagen bis zum Luxusauto, über Lieferfahrzeuge bis hin zu Bussen reicht, soll eine Art Baukastenkonzept erarbeitet werden.

 

Zukunftsprognosen

 

Werner Ballandat, Leiter Business Service, ZF Friedrichshafen, stellte 2015 die fortschreitende Digitalisierung in seinem Unternehmen vor.

 

Ziel sei, die von Menschen betriebene intelligente Fabrik, die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourcen- und Wertschöpfungseffizenz auszeichne.

 

2020 soll die erste automatische Produktion beginnen.

 

Zusammenfassend kann man sicherlich feststellen:

 

Wenn etwas auf dieser Welt digitalisiert, vernetzt oder automatisiert werden kann, dann wird das früher oder später auch geschehen!

 

Exkurs: „Digitalisierung“ vor Übernahme durch ZF

 

Interessant wäre an dieser Stelle die Entwicklung der „Industrie 3.0“ am Standort Schweinfurt, nämlich die Einführung der Automatisierung in den Werkshallen oder für einzelne Produkte kurz darzustellen.

 

Weniger herausfordernd, aber auch spannend, wäre auch die Darstellung der Entwicklung der EDV bei Sachs und Mannesmann Sachs.

 

Vielleicht findet sich ein Zeitzeuge der darüber berichten kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgewertete Quellen des AKI-Medienarchivs zu ZF im Zeitraum 2012 bis 2017

 

 

 

4.9_0002, 0003, 0004, 0005, 0009, 0012, 0013, 0014, 0017, 0020, 0030, 0031, (Aktuell)

 

 

 

4.6_0014, 0127 / 4.9_0018, 0019 (Zukunft / Vision)

 

 

 

 

 

©AKI/2019/Fiedler-ZF001_Digitalisierung

 

 

 

Ausschnitte aus dem AKI-Medienarchiv zu ZF (2018 bis 2020)

 

 

 

Eine Auswertung des AKI-Medienarchivs ist im Jahr 2021 für den Zeitraum 2018 bis 2020 vorgesehen.

 

 

 

 

 

Schweinfurt, den 02.04.2019 (letzte Überarbeitung 26.04.2019)

 

Gerhard Fiedler