ZF und E-Mobilität

Ausschnitte aus dem AKI-Medienarchiv zu ZF (2012 bis 2017)

 

 

 

ZF bündelt neuen Geschäftsbereich „E-Mobility“ in Schweinfurt

 

ZF fasst die im ZF-Konzern verstreuten Aktivitäten zur Elektromobilität zum 01.01.2016 in einer neuen fünften Division „E-Mobility“ am Standort Schweinfurt zusammen. Mit dieser Sparte und den Leichtbau-Aktivitäten wird Schweinfurt als Hightech-Standort im ZF-Konzern weiter gestärkt.

 

Den Kern der neuen Sparte bilden die Geschäftsfelder Elektrische Systeme und Elektrische Antriebstechnik.

 

 

 

ZF-Strategie und Zielsetzungen

 

Das Thema Elektrifizierung hat höchste Priorität für ZF. Die Herausforderung ist die Hybridisierung und Elektrifizierung des Antriebs. ZF ist auch ein Paradebeispiel für die Ausbreitung der Elektromobilität in den Automobil-Zulieferbetrieben Mainfrankens.

 

ZF hat sich im Rahmen der Übernahme des US-Wettbewerbers TRW Automotive das Ziel gesteckt, seinen Umsatz bis 2025 auf 40 Milliarden Euro zu verdoppeln. Mit dem Erwerb von TRW hat ZF sehr viel Kompetenz hinzugewonnen.

 

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Stefan Sommer begründete die geplante Fortsetzung der Einkaufstour mit folgendem Ausblick: Auch das Auto der Zukunft fährt nicht ohne Mechanik, auch das „iPhone auf Rädern“ benötigt eine Bremse, eine Lenkung, Achsen und weitere Komponenten. ZF verfüge über ein „starkes Fundament um den Wandel in der Automobilindustrie durch Digitalisierung, Elektromobilität und autonomes Fahren mitzugestalten“. Dafür wird es auch weitere Zukäufe und Partnerschaften geben.

 

Die Vernetzung der Fahrzeuge über das Internet – vergleiche die Aktivitäten von Google und Apple – ist eine weitere Entwicklung, der sich ZF und die gesamte Branche stellen muss.

 

 

 

Mitarbeiter und Umsatz am Standort Schweinfurt

 

Die Gesamtzahl der Mitarbeiter am Standort Schweinfurt beträgt in den Jahren 2014 bis 2016 zwischen 9000 bis 9200 Beschäftigte (2016: 9.168 Beschäftigte).

 

Genaue Zahlen der darin enthaltenen Mitarbeiter der Division E-Mobility wurden bisher nicht veröffentlicht. Einzige Angabe bisher: Weltweit sind es rd. 5000 der 138.000 Beschäftigten von ZF, die mit der Division E-Mobility zusammenhängen. Mit Ausnahme der geplanten Besetzung im Systemhaus von 500 Mitarbeitern, die alle der E-Division zuzurechnen sein dürften, ist keine Abschätzung des Fertigungspersonals am Standort Schweinfurt möglich.

 

Der Umsatz Automobilindustrie am Standort Schweinfurt wird für 2016 mit 1,65 Milliarden Euro angegeben. Der enthaltene Umsatz E-Mobilität ist nicht bekannt.


 

 

 

 

Investitionen der E-Division am Standort Schweinfurt

 

ZF investiert kräftig in die Entwicklungs- und Produktionskapazitäten in den dynamischen Markt der Elektromobilität und in intelligente Standardprodukte am Standort Schweinfurt.

 

Für 12,5 Mio. Euro errichtet ZF in seinem Werk-Süd im Schweinfurter Hafen ein neues Gebäude für seine Sparte Elektromobilität, das sog. Systemhaus. In dem dreigeschossigen Gebäude mit rund 10 000 Quadratmetern Nutzfläche sollen 400 Arbeitsplätze für 500 Beschäftigte entstehen.

 

In dem Neubau werden Entwickler, Vertriebsleute und die Verwaltung der Elektromobilität unter einem Dach vereint. Das Systemhaus soll bis Ende 2018 bezugsfertig sein.

 

300 Entwickler werden Ende 2018 den Neubau beziehen, etwa 100 weitere soll noch dazu kommen.

 

Im Erdgeschoss ist ein großer Bereich für Prüfstände und Werkstatt vorgesehen. Mit allen Einrichtungen und der Innenausstattung werden dann rund 30 Millionen Euro investiert sein.

 

2017 geht die erste Produktlinie für die Elektrischen Achsantriebe in Betrieb. Dafür hat ZF zunächst einmal sechs Millionen Euro in die Modernisierung der 6000 Quadratmeter großen Halle 608 im Werk Süd investiert. Wenn alle Linien Mitte 2018 fertig gestellt sind, liegt die Investitionssumme bei 25 Millionen Euro.

 

 

 

Im Systemhaus sind alle Themen zur Elektrifizierung zusammengefasst

 

Die Division E-Mobility in Schweinfurt spielt im weltweit aktiven ZF-Konzern eine zentrale Rolle. Sie beschäftigt sich mit nahezu allen Aspekten der E-Mobilität, von der Mikromobilität bis hin zu E-Kraftfahrzeugen.

 

Im Systemhaus wurden alle Themen, die mit der Elektrifizierung zu tun haben – Motor, Leistungselektronik, Getriebe – zusammengefasst, so dass der Kunde gezielt seinen Ansprechpartner findet. ZF kann eine komplette Achse mit integriertem Antrieb liefern.

 

 

 

Fertigung / Produkte der Division E-Mobilität

 

Noch vor Übernahme durch ZF im Jahre 2001 hat sich die Firma Sachs mit dem Thema Elektrifizierung auseinandergesetzt, beispielsweise bei der Entwicklung des Dynastarter-Generators und der ersten Serienproduktion von Hybridmodulen weltweit.

 

2008 wurde die erste industrielle Serienproduktion in ganz Europa für Elektromotore in Schweinfurt eröffnet.

 

ZF lieferte ferner vor Gründung der Division E-Mobility Elektromotoren im Premiumsegment an große Hersteller wie Daimler, BMW und Volvo.

 

Ab 2018 sind elektrische Achsen und Module für Hybride hinzugekommen.


 

 

Die Produkte werden ständig technologisch weiterentwickelt. Mit vertretbarem Aufwand will die E-Division ein breites Portfolio entwickeln. Da die Nachfrage immer breiter werde, das Spektrum der elektrifizierten Autos vom Kleinstwagen bis zum Luxusauto, über Lieferfahrzeuge bis hin zu Bussen reicht, soll eine Art Baukastenkonzept erarbeitet werden.

 

 

 

ZF und Synergien durch Motorsport

 

ZF ist auch im Bereich Rennsport und Motorsport stark vertreten. ZF unterhält hierfür eine rechtlich selbständige Beteiligung ZF Race Engineering mit Hauptsitz in Schweinfurt. Als direkte Nachbarn in Schweinfurt ergänzen sich die ZF Race und die Division E-Mobility ideal. Der Vorstand des Konzerns steht voll hinter den Motorsport-Engagement und will es ausbauen. Mit den Erfolgen sei der Rennsport ein Werbebotschafter nach innen und außen.

 

Der Renn- und Motorsport kann auch Impulse für die Weiterentwicklung von Serienprodukten geben. Synergien in beide Richtungen sind zu vermelden.

 

Zusammenfassend kann auf folgende besondere Erfolge und auf Zukunftschancen und geplante Synergien verwiesen werden:

 

-        Weiterentwickeltes 8-Gang-Automatikgetriebe für den Motorsport

 

-        Komponenten und Antriebsstrang für die Formel E

 

-        Elektroantrieb für E-Bikes

 

-        Kleinserien getunter E-Straßenfahrzeuge

 

Beim Renn- und Motorsport geht es auch um den Fahrspaß. ZF wird beispielsweise in der hippen Formula E, die vor allem junge Leute mit ihren Stadtrennen anspricht, das Venturi-Team mit dem Antriebsstrang beliefern.

 

 

 

Zukunftsprognosen

 

Ob künftig der reine Elektromotor oder doch die Hybride den Markt beherrschen werden ist derzeit noch nicht vorauszusagen. Sicher ist, dass in fünf bis zehn Jahren in den meisten europäischen Ballungsräumen nur noch emissionsfrei gefahren werden dürfte. Das bringt eine neue Dynamik in den Markt.

 

Die Elektromobilität wird kommen. „Vor dem Hintergrund der Debatten um Emissionen von Autos vielleicht sogar schneller als gedacht“. Dabei ist China der Trendsetter. In den Mega-Citys Chinas werden sich E-Fahrzeuge schnell durchsetzen, weil es das Politbüro durchsetzen kann und wird. Die Zwei-Takt-Roller waren innerhalb von nur drei Jahren von den Straßen verschwunden (Stefan Sommer).

 

Das Autonome Fahren wird die Automobilnutzung in einer Weise verändern, wie wir es in der 130-jährigen Geschichte des Automobilbaus noch nicht erlebt haben.

 

 


 

 

 

 

Exkurs: Erst Mobilität und jetzt E-Mobilität

 

Mobilitätsfragen haben in Schweinfurt Tradition. Stand 2017 arbeiten die „Sachser“ (hier sind die ehemaligen Mitarbeiter der Firma Sachs gemeint, heute Mitarbeiter bei ZF) seit über 120 Jahren an der Mobilität.

 

Im ausgehenden 19. Jahrhundert hat die Firma Fichtel & Sachs vom Fahrradboom profitiert und mit der Erfindung der Torpedo-Freilaufnabe 1903 wurde das Fahrrad zu einem sicheren und effektiven Fortbewegungsmittel für breite Schichten.

 

Mit den Fahrradkomponenten war das Unternehmen Fichtel & Sachs so erfolgreich, dass es 1929 den Kugellagerbereich komplett verkaufte und sich auf Komponenten für Zweiräder und Kraftfahrzeuge konzentrierte.

 

Sachs setzte Anfang der 30er-Jahre auf Motorisierung. Er wollte den kleinen Mann mobil machen. 1930 wurde der erste Sachsmotor vorgestellt und bis in die 70er Jahre Sachsmotore für viele Anwendungen gebaut.

 

 

 

 

 

Ursprünge der E-Mobilität ausgehend von der Firma SACHS (Fichtel & Sachs) bzw. deren Tochter (Hercules)

 

Mein AKI-Kollege, Herr Günter Karl Troch, ehemaliger Entwicklungsleiter (Konstruktion und Versuch) für Fahrzeugmotoren bei Fichtel & Sachs, hat als Zeitzeuge die Ursprünge der Elektromobilität niedergeschrieben. Dafür herzlichen Dank.

 

Bereits 1970 bis ca. 1975 wurde von Hercules der Elektroroller E1 in Serie produziert. Dieser hatte einen 24 Volt BOSCH (Anlasser)-Motor als Antrieb. Zwei Blei-Akkus (12 Volt) in Reihe geschaltet dienten als Energiespeicher.

 

1982 ging von der Fa. Hercules die Electra (ein E-Bike) als Alternative zur Saxonette in Serie. Dieses E-Bike hatte einen speziellen Motor ebenfalls von BOSCH und als Energiespeicher NiCd-Akkus von SANJO (heute Panasonic).

 

Das Elo-Bike wurde noch nach dem Verkauf der Fa. Herkules von der Firma SFM weiterhin verkauft, später durch das Elo-Bike abgelöst, welches eine SANJO-Entwicklung (und Produkt) war.

 

1995 wurde wieder ein kleiner Elektroroller als SACHS Elo-Roller mit dem Antriebssystem der Electra gebaut. Mit dem Verkauf der Hercules-Fahrrad-Sparte und des Markennamens Hercules an die Niederländische ATAG Cycle Group mussten alle motorgetriebenen Fahrzeuge den Markennamen SACHS verwenden, der in SFM (SACHS Fahrzeug und Motorentechnik) umbenannt wurde.

 

Die ZF-E-Mobilität geht zurück auf die Entwicklung des Startgenerators der Firma SACHS, der die Voraussetzung für den Hybridantrieb der 1. Generation war.

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

Ausgewertete Quellen des AKI-Medienarchivs zu ZF im Zeitraum 2012 bis 2017

 

4.6_0026, 0047, 0056, 0057, 0066, 0069, 0081, 0085, 0096, 0097, 0111, 0114, 0116, 0119 (Aktuell)

 

4.6_0075, 0096, 0114 (Vergangenheit)

 

4.6_0014, 0022, 0027, 0046, 0050, 0056, 0060, 0066, 0067, 0079, 0085, 0090, 0114 (Zukunft / Vision)

 

 

 

 

 

©AKI/2019/Gerhard_Fiedler-ZF001_E-Mobilität

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausschnitte aus dem AKI-Medienarchiv zu ZF (2018 bis 2020)

 

 

 

Eine Auswertung des AKI-Medienarchivs ist im Jahr 2021 für den Zeitraum 2018 bis 2020 vorgesehen.

 

 

 

 

 

 

 

Schweinfurt, den 29.03.2019 (letzte Änderung: 014.04.2019)

 

Gerhard Fiedler