Der Alte Friedhof

Der Eingangsbereich zum "Alten Friedhof"
Der Eingangsbereich zum "Alten Friedhof"

Bis zum Ende des Jahres 2009 war der Alte Friedhof gegenüber der Heilig-Geist-Kirche in Schweinfurt etwas vernachlässigt und verwildert. Doch man entschloss sich unter Berücksichtigung historischer Unterlagen, die Anlage wieder herzurichten - und: Es ist gelungen!

Der Eingang zum Alten Friedhof vor dem 2. Weltkrieg
Der Eingang zum Alten Friedhof vor dem 2. Weltkrieg

Zwar ist das ehemaliger Kriegerdenkmal am Eingang nicht mehr vorhanden, da es wegen seines kostbaren Materials im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde, doch wurde das Gelände vom Grundriß her weitgehend nach alten Plänen aus den Jahren 1806 und 1834 wieder hergestellt.  Dabei ist es auch gelungen, die Grundstrukturen der einzelnen Epochen wieder aufleben zu lassen.

Seit Ende Oktober 2011 sind die restaurierten Löwen des ehemaligen Kriegerdenkmals auch wieder am Eingang des Alten Friedhofes zu sehen.

Das Grab des Dr. Friedrich Stein mit Henriette u. Wilhelmine. Nach ihm ist die Friedrich-Stein-Straße benannt
Das Grab des Dr. Friedrich Stein mit Henriette u. Wilhelmine. Nach ihm ist die Friedrich-Stein-Straße benannt

Der Alte Friedhof war der Garten des im Jahre 1363-1365 an dieser Stelle gegründeten und von dem Schweinfurter Bürger Peter Esel und dessen Witwe Kunigunde gestifteten Karmeliterklosters. Dieses diente im Markgräfler-Krieg 1553/1554 als Geschützstellung und wurde dabei schwer beschädigt und schließlich 1560 abgebaut und das Areal zum Leichenhof bestimmt.  Um 1634/35, also während des 30-jährigens Kriegs wurde der Friedhof um einen Pestfriedhof erweitert. Bis zum Jahre 1874 diente er dann als Friedhof der Stadt Schweinfurt. Dieser lag vor jener Zeit an der St. Johanniskirche.

Um die 40.000 Schweinfurter Bürgerinnen und Bürger wurden hier beerdigt, darunter eine ganze Reihe von Berühmtheiten. 

So fanden z.B. folgende Schweinfurter hier ihre letzte Ruhestätte:

Die beiden ersten Präsidenten und Gründer der Deutschen Akademie der Naturforscher Johann Lorenz Bausch und Johann Michael Fehr, Friedrich Rückerts Eltern und seine Schwester oder auch der Schweinfurter Rechtsanwalt und Historiker Dr. Friedrich Stein.

Bis fast in den Zweiten Weltkrieg hinein fanden dort Beerdigungen statt. Der älteste Grabstein aus dem Jahre 1535, somit vor dem großen Stadtverderben, steht an der Südmauer der Anlage und trägt den Namen eines Klas Sellmann.

Leider bereits bis zur Unkenntlichkeit verwittert ist dieser Grabstein der Anna Susanna Albert. Sie ist bekannt durch die Sage der auferstandenen Frau, die die Raffgier eines Bestatters wieder ins Leben zurückgeholt haben soll.

 

Die Südmauer des Friedhofs
Die Südmauer des Friedhofs

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof eine Parkanlage und dies ist er auch heute noch, allerdings nunmehr mit hervorragend dargestelltem historischen Bezug.

In der Mitte der Anlage wurde ein Rondell entsprechend alten Plänen geformt, zu dem aus drei von ehemals vier Richtungen Wege führen. Es wurden alten Vorgaben entsprechend dort Säulenhainbuchen gepflanzt.

Der Wehrturm "Jungfernkuß"
Der Wehrturm "Jungfernkuß"

Die ebenfalls mit historischen Grabmälern bestückte Westmauer der Anlage endet in einem Wehrturm, dem so genannten "Jungfernkuss". Dieser ist eine teilweise erhaltene Turmanlage, die einst die Südwestecke der Schweinfurter Stadtmauer markierte, denn im 16./17. Jahrhundert stand dort zwei Türme. Der Name Jungfernkuß stammt aus einer viel späteren Zeit um 1800, als historisch nicht belegbare Geschichten aufkamen, in diesem Turm sei in und nach der Zeit des Karmeliterklosters gefoltert worden. Es soll dort eine "Eiserne Jungfrau" gestanden haben, bei deren "Kuss" der Gefolterte automatisch von scharfen Schwertern enthauptet und in den Wassergraben unterhalb des Turms befördert wurde.

Die Spitaltorbrücke
Die Spitaltorbrücke

Gehen Sie vom Jungfernkuss aus hinter der Friedhofmauer zurück zur Schultesstraße. Am Ende links sehen Sie von oben die alte Spitaltorbrücke, die erst vor wenigen Jahren bei Ausschacht- arbeiten anlässlich des Neubaus gefunden wurde. Über das Treppenhaus können Sie auch nach unten gehen und diese dort betrachten.

Die Spitaltorbrücke, wie man sie heute von der Schultesstraße aus sieht
Die Spitaltorbrücke, wie man sie heute von der Schultesstraße aus sieht
Foto: Laszo Ruppert, Schweinfurter Tagblatt - vergrößerbar!
Foto: Laszo Ruppert, Schweinfurter Tagblatt - vergrößerbar!

Sehr gut zu sehen war die Spitaltorbrücke vor dem Bau des heute dort gebauten Hauses, in dem das "Schweinfurter Tagblatt" untergebracht ist. Es zeigt die Brücke nach Freilegung des Areals in voller, noch erhaltener Länge.