Die Kirche St. Salvator

Die Kirche St. Salvator befindet sich im Stadtteil Zürch direkt innerhalb der östlichen Stadtmauer in der Frauengasse.

Die Kirche hat eine sehr alte Geschichte. An der Stelle der Kirche stand eine Burgkapelle zu der im 14. Jhdt. dort angelegten Burganlage gehörend, die Graf Berthold II. von Henneberg-Schleusingen als damaliger Pfandherr der Stadt im Jahre 1310 erbauen ließ. Die Burg wurde 100 Jahre später abgetragen, die Kapelle blieb, wurde jedoch 1400 – 1412 zur Liebfrauenkirche umgebaut, die 1412 geweiht wurde.

Es ist zu vermuten, dass kurz zuvor um 1400 - 1412 die Kapelle eine Erweiterung erfuhr. Aus jener Zeit dürfte der spätgotische Chor als auch die Sakristei auf der Nordseite der Kirche stammen.

SPALATINUS, GEORGIUS: - Porträt. Kupferstich von Brühl aus "Fortgesetzte Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen". - 1730. - Gefalztes Blatt aus Buch. Linke Seite mit Porträt, rechte Seite mit Innentitel
SPALATINUS, GEORGIUS: - Porträt. Kupferstich von Brühl aus "Fortgesetzte Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen". - 1730. - Gefalztes Blatt aus Buch. Linke Seite mit Porträt, rechte Seite mit Innentitel

Im Jahre 1532 lauschten dort die hochinteressierten Schweinfurter anlässlich des Fürstentages der ersten ergreifenden evangelischen Predigt des Reformators Georg Spalatin. Da die kleine Kirche dem Ansturm nicht gerecht werden konnte, erteilte der Rat der Stadt eine Sondergenehmigung zur Wiederholung der Predigt auf dem Marktplatz am nächsten Tage.

 

St. Salvator im April 2012
St. Salvator im April 2012
Die St. Salvatorkirche vom Main aus gesehen - 2014 - Foto: Dieter Bauer
Die St. Salvatorkirche vom Main aus gesehen - 2014 - Foto: Dieter Bauer
St. Salvator vom Osten gesehen im März 2012
St. Salvator vom Osten gesehen im März 2012

Über dem Portal erinnert eine Inschrift noch heute an dieses Ereignis: "Laß die Salvatorkirch, Herr, nun zum Segen stehn, Da Schweinfurt ihren Schatz am ersten hat gesehn."

 

Dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. Während des so genannten Zweiten Stadtverderbens im Jahre 1554 wurde die Kirche erheblich zerstört, zwar 1560 äußerlich wieder aufgebaut, diente aber dann profanen Zwecken, z. B. als Lagerhaus („Mehlkirche“) oder sogar von 1704 bis 1706 als Gefangenenlager für gefangene Soldaten des Spanischen Erbfolgekrieges.

Die Salvatorkirche hinter der beleuchteten Stadtmauer am Abend Januar 2014 - Foto: Florian Dittert
Die Salvatorkirche hinter der beleuchteten Stadtmauer am Abend Januar 2014 - Foto: Florian Dittert

Die komplette Bedeutung der Inschrift auf dem Wappen über der Eingangstür:

Q.D.B.V. : Quod Deus bene vertat (Gott möge es zum Guten wenden)

Protege pastor oVes bone praeses - protege serVa - et saLvator teMpLa

DICata bea.

(Beschütze, Hirte, Deine Schafe, guter Schutzherr, bschütze und bewahre sie und segne die dem Erlöser geweihte Kirche)

Laß Die SaLVaors-kirch, Herr, nVn zVM seegen stehen, Da SChVVInfVrt Ihren sChatz aM ersten hat gesehn.

Die Großbuchstaben ergeben als römische Ziffern das Jahr 1717, also das Jahr, in dem der Grundstein des zweiten (1944 zerstörten) Kirchbaus gelegt wurde

Die Zeilen “Das Schweinfurt ihren Schatz am ersten hat gesehen” weisen auf die erste evangelische Predigt hin, die Luthers Freund Spalatin 1532 in der Liebfrauenkirche gehalten hat.

Blick durch das Langhaus auf den Chor
Blick durch das Langhaus auf den Chor

Aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums des Thesenanschlages zu Wittenberg des Martin Luther wurde die Kirche St. Salvator wieder kirchlichen Zwecken zugeführt. Dazu wurde sie umfassend erneuert. Die heute noch zu sehende typische doppelte Kuppelhaube entstand von 1717 bis 1719. Gleichzeitig erhielt die Kirche ein neues barockes Langhaus, dessen Stuckverzierung leider durch Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verloren ging.

Das Innere der Kirche ist heute sehr schlicht, da nach der Zerbombung im Jahre 1944 der Wiederaufbau in nüchternem Stil erfolgte. Es war eine Phosphorbrandbombe, die den Bau am 27. April 1944 weitgehend zerstörte. Nur der Altarraum und die Sakristei blieben verschont. Karl Rohrbacher, Pfarrer, fand im Schutt den Korpus des Altarkreuzes, der sich heute an der Wand hinter dem Taufstein befindet und die sechs silbernen Altarleuchter.  1951 wurde die Kirche nach Plänen von Olaf Gulbransson wieder aufgebaut und eingeweiht. Bis 1958 war die Ausstattung des Altarraums abgeschlossen. In diesem Jahr stiftete Pfarrer Karl Rohrbacher das hinter dem Altar hängende Kruzifix, ein Renaissance-Christus aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg. 


Erwähnenswert ist hier das aus dem 17. Jhdt. stammende Kruzifix mit Jesus, der seinen Kopf zum Himmel richtet; eine häufige Darstellungsform jener Zeit.


Weiter sehenswert ist ein Gemälde an der Südwand des Chores, auf dem die Heilsgeschichte eine Darstellung gefunden hat sowie ein Gemälde an der Nordwand des Chores mit dem Thema "Johannes auf Patmos" aus dem 18. Jhdt.

Übrigens thront weit oben auf der Spitze der Kirchenkuppeln ein Posaunenengel, der früher den Schweinfurtern als "Wetterprophet" diente.

Dabei soll ein Posaunen des Engels über die Stadtmauer hinweg schlechtes Wetter bedeutet haben, kehrte er jedoch sein Blasinstrument Richtung Innenstadt sollte Sonnenschein folgen.

Friedrich Rückert, der große Dichter Schweinfurts, führte hierzu in einem Reime aus: "Er ist nicht gut gelaunet, sah ich noch beim letzten Schein, weil er aus der Stadt posaunet und sein Hint'res kehrt hinein."

Der Chor im Jahre 2011
Der Chor im Jahre 2011
Der Chor im Jahre 2012 nach einer Trauung
Der Chor im Jahre 2012 nach einer Trauung

 

Rückblick:

Der Innenraum der Kirche vor der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg
Der Innenraum der Kirche vor der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg

Die Zerstörung der St. Salvatorkirche im Zweiten Weltkrieg

Am 26. April 1944 starteten in England drei Flugzeugverbände. Das Ziel einer dieser Verbände mit 250 Bombern war wieder einmal Schweinfurt. Alarm gab es um 1 Uhr 45 am Bergl. Um 2 Uhr 10 wurde der erste Sichkontakt zu den Bombern gemeldet. Die Stadt wurde mit einem Bombenteppich übersät. Um 3:15 war der Spuk vorbei. Schwere Schäden in der Stadt hinterließ diese Angriffswelle, obwohl die Royal Air Force diesen Angriff als Fehlschlag einschätzte. Drei Menschen kamen bei diesem Angriff ums Leben. Abgeworfen hatte die englische Luftwaffe 12 Luftminen, 200 Sprengbomben, 6000 Phosphorbomben und 30.000 (!) Brandsätze.

Die Kirche nach dem Bombardement im Zweiten Weltkrieg mit bereits aufgebrachtem Notdach
Die Kirche nach dem Bombardement im Zweiten Weltkrieg mit bereits aufgebrachtem Notdach

Eine Phosphorbrandbombe traf das Kirchendach und durchschlug dieses, eine weitere setzte im Außenbereich die hölzerne Treppe zum Kirchenturm in Brand. Im Stadtteil Zürch gingen bei diesem Angriff 30 - 40 Phosphorbomben nieder. Eine Stunde nach dem Angriff stand die Kirche in Flammen; Feuerwehrlöschzüge bekämpften verständigerweise erst die Brandherde in der dicht bebauten Wohngegend, sodass für die Kirche diese Hilfe zu spät kam und diese völlig ausbrannte. Die Hitze war so groß, dass diese sogar die bronzene Glocke zum Schmelzen brachte. Die 5 Zentner schweren Metallbrocken wurden im Schutt gefunden und wieder zum Glockenbau verwendet. 1951 wurde die Kirche mit einem Notdach abgedeckt (siehe Foto), zwei der ursprünglichen Glocken wurden glücklicherweise auf dem "Glockenfriedhof" in Hamburg gefunden, wohin man Kirchenglocken zum Einschmelzen für die Rüstungsindustrie verbracht hatte. Die heute vorhandene dritte Glocke ist eine neu angefertigte Glocke. Die Außenmauern der Kirche sind größtenteils noch die Originalmauern und sind meist im oberen Bereich erneuert. Erhalten ist weitgehend der Chorraum. Gefunden wurden sechs Altarleuchter. Der Corpus des alten Altarkreuzes wurde im Kriegsschutt gefunden und ist heute wieder zu sehen.