Seminararbeit von Frank Menger: Das Zeughaus als Waffenarsenal am Beispiel der Reichsstadt Schweinfurt

Frank Menger ist gebürtiger Schweinfurter und verbrachte nach dem Abitur am Alexander-v.-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt ein halbes Jahr in Australien. Er studiert derzeit Lebensmittelchemie in Erlangen. 

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Grundsätzliches über ein Zeughaus

2.1 Das Zeughaus, ein Symbol für das Wachstum einer Stadt

2.2 Militärische Bedeutung

2.3 Wirkung nach Außen

3. Theorie zum Bau und ihre Verwirklichung

3.1 Die militärischen Aspekte

3.1.1 Für verschiedenste Waffen brauchbar

3.1.2 Folgen der Waffen - und Schießpulverlagerung

3.2 Anforderungen an ein Prestigegebäude

3.3 Die Platzierung in einer Stadt

4. Wichtige Ämter im Zusammenhang mit dem Zeughaus

5. Besonderheiten des Schweinfurter Zeughauses

5.1 Kanonenkugeln in der Westseite

5.2 Erweiterungen unter Sattler

5.3 Gedenktafel an der Westseite

6. Schluss

7. Anhang

8. Quellenverzeichnis

1. Vorwort

Wenn man heute einen Schweinfurter Bürger fragt, ob ihm das Zeughaus ein Begriff sei, so werden die meisten, wenn ihnen der Name überhaupt etwas sagen sollte, diesen Begriff mit Worten wie „Ehemaliger Sitz des Schweinfurter Tagblatts“ assoziieren. Etwas mehr Leute werden vielleicht noch wissen, dass es im Norden vom Schweinfurter Roßmarkt ein großes Gebäude auf einem Platz gibt, das so heißt. Doch ich denke die wenigsten wissen, welche Bedeutung dieses Gebäude einmal für die Schweinfurter Bevölkerung hatte. Damals, vor mehr als 400 Jahren, erschufen sich die Schweinfurter ein Markenzeichen ihrer Reichsstadt, als sie das noch heute zentral in Schweinfurt gelegene Zeughaus erbauten. Im Laufe der Geschichte wurden an das Ursprungsgebäude nach und nach die noch heute sichtbaren und in gewisser Weiße charakteristischen Eigenheiten hinzugefügt. Von den in der Westseite eingemauerten Kanonenkugeln, bis hin zu dem Anbau an der Nord- und Westseite; Das Schweinfurter Zeughaus spiegelt viele wichtige geschichtliche Schritte der Stadt wider. Doch nicht nur davon, was man heute daraus erfahren kann, handelt meine Seminararbeit. Was ist ein Zeughaus überhaupt? Welcher Nutzen steckte hinter einem solchen Gebäude? Und warum ist es so gebaut, wie es heute noch zu bewundern ist? Diesen und einigen weiteren Fragen bin ich im Rahmen meines Seminars ´Die Schweinfurter Stadtbefestigung im Lauf der Jahrhunderte´ auf den Grund gegangen und habe die Antworten und weitere aus meinen Recherchen folgende, interessante Fakten in der anschließenden Seminararbeit zusammengestellt.

2. Grundsätzliches über ein Zeughaus


Zu Beginn möchte ich erläutern, aus welchen Beweggründen heraus ein Zeughaus, also ein Lager für die Waffen einer Stadt, erbaut wurde.


2.1 Das Zeughaus, ein Symbol für das Wachstum einer Stadt

Erbaute eine Stadt ein Zeughaus, so ließ dies in vielerlei Hinsicht auf ein enormes Bevölkerungswachstum und auch auf den Wohlstand der Stadt schließen. Die gute finanzielle Lage lässt sich meiner Ansicht nach alleine mit der Tatsache begründen, dass die Stadt den Bau eines Zeughauses finanzieren konnte – wie später noch deutlich werden wird, handelt es sich hierbei nicht um ein Gebäude von gewöhnlichem Ausmaß - und über ausreichend Waffen verfügte, dieses Lager zu füllen.

Mit steigender Einwohnerzahl gewann die Verwaltung einer Stadt zunehmend an Bedeutung. Es bildeten sich immer mehr neue Verwaltungsbereiche, welche den unterschiedlichsten Aufgaben nachgingen; Einer unter diesen war die militärische Organisation. Vor allem das Sicherstellen einer ausreichenden Menge an Waffen, um die Stadt effektiv verteidigen zu können, fiel unter diesen Bereich. Diese Aufgabe ließ sich mit der Einführung eines Zeughauses noch leichter bewerkstelligen, da es durch die zentrale Lagerung von Waffen und anderen kriegswichtigen Utensilien möglich war, sich schnell einen Überblick über die vorhandene Menge zu verschaffen und diese effektiver zu verwalten.

Trotz des zweiten Schweinfurter Stadtverderbens im Jahr 1554 erholte sich die freie Reichsstadt relativ schnell von ihren Verlusten und erblühte kurze Zeit später in einem bis dahin nie dagewesenem Glanz. Bereits 15 Jahre nach der nahezu vollständigen Zerstörung wurde ein neues Rathaus errichtet und wenige Jahre später erschien der Stadtverwaltung der Bau eines Zeughauses als nützlich und finanziell verkraftbar. So wurde in den Jahren 1589 bis 1591 das neue Waffenlager erbaut, welches über mehrere Jahrhunderte lang seiner primären Funktion als Arsenal gerecht wurde.[1]

 

 



[1] H. Neumann, Das Zeughaus, Bildband, S.170

2.2.Militärische Bedeutung

Aus militärischer Sicht brachte ein Zeughaus noch weitere Vorteile mit sich. So konnte z.B. sichergestellt werden, dass die Waffen der Stadt zu jeder Zeit voll funktionsfähig waren, was früher, als die Waffen der Verteidiger von diesen selbst in Stand gehalten werden mussten, nicht selbstverständlich war. Neben der Funktionstüchtigkeit konnte auch die stetige, sichere Verwahrung gewährleistet werden. Sowohl gegen Umwelt bedingte Einflüsse, wie beispielsweise Regen und Kälte, als auch gegen feindliche Sabotage waren die Geschütze der Stadt, vorher meist einfach auf den Türmen und Toren der Stadt stehend, im Zeughaus gesichert.

2.3 Wirkung nach Außen

Ein Zeughaus verwahrte einen großen Teil der Waffen einer Stadt. Besaß die Stadt viele Einwohner, mussten viele Waffen gelagert werden und das Lagerhaus musste entsprechend groß sein. Durch diese logische Reihe lässt sich leicht erklären, warum ein Zeughaus schon nur Aufgrund seiner praktischen Aufgabe auch eine gewisse Ausstrahlung nach Außen hatte, alleine wegen seiner Größe. Es spiegelte die Anzahl der vorhandenen Waffen wieder, und somit indirekt die militärische Macht einer Stadt. Dieser Tatsache waren sich auch die Bauherren bewusst und versuchten, diesen repräsentativen Charakter noch weiter hervorzuheben. Doch dazu mehr in einem späteren Kapitel der Seminararbeit. Zunächst zur optischen Wirkung selbst.

Es lassen sich meiner Meinung nach gleich zwei positive Effekte feststellen. Zum einen zeigte ein solches Gebäude einem möglichen Bündnispartner, wie viel Wert die Stadt auf eine geregelte Organisation legte und dass sie selbstständig in der Lage war, sich effektiv zu verteidigen, was die Stadt als einen wertvollen Verbündeten erscheinen ließ. Zum anderen überlegte es sich ein gegnerischer Feldherr besonders gut, ob es sich rentierte, eine Stadt, die mehr als ausreichend Waffen zur Verteidigung besaß, anzugreifen. Neben den vorhandenen Waffen stellt meiner Meinung nach auch hier wieder der zur Schau gestellte finanzielle Reichtum einer Stadt einen weiteren entscheidenden Faktor dar. Der Feind musste davon ausgehen, dass sich die Stadt neben einem prächtigen Zeughaus auch eine stattliche Menge an Söldnern leisten konnte, welche zudem voll ausgerüstet werden konnten.

3. Theorie zum Bau und ihre Verwirklichung

Nahm eine Stadt das kostenintensive Programm ´Bau eines Zeughauses´ in Angriff, so mussten zum einen die Anforderungen, welche an einen brauchbaren Waffenspeicher gestellt wurden, erfüllt werden, zum anderen durfte aber auch der Charakter des Prestigegebäudes in der Planung nicht zu kurz kommen. Welche Aspekte beachtet werden mussten und wie diese dann in die Tat umgesetzt wurden, wird im Folgenden erläutert.


3.1 Die militärischen Aspekte


3.1.1 Für verschiedenste Waffen brauchbar

Die in einem Zeughaus gelagerten militärischen Gegenstände brachten aufgrund ihrer Form, ihrem Gewicht und auch ihrer Anzahl verschiedene Faktoren mit sich, welche beim Planen eines Zeughauses mit berücksichtigt werden mussten.

So musste gewährleistet sein, dass große Kanonen, oder andere schwer zu manövrierende Gegenstände, möglichst platzsparend gelagert werden konnten. Außerdem musste dafür gesorgt werden, dass, trotz der möglichst optimalen Flächennutzung, noch ein rasches in Stellung bringen auf den Türmen und Toren der Stadt möglich war, falls der Ernstfall eintreffen sollte und die Stadt angegriffen wurde. Dies galt jedoch nicht nur für das schwere Geschütz; Auch Handfeuerwaffen und andere, kleine und leichte Waffen, sowie die dazugehörige Munition, mussten im Zeughaus verwahrt werden, effektiv gelagert werden und trotzdem schnellst möglich an die Bürger, bzw. Söldner, der Stadt gelangen können.

Unter diesen Gesichtspunkten bildete in der Regel eine Geschützhalle das Erdgeschoss, welche meist aus mehreren Schiffen bestand. Es gab sowohl dreischiffige Erdgeschosshallen, z.B. im königlichen Zeughaus in Berlin, oder auch im Schweinfurter Zeughaus, als auch vierschiffige, beispielsweise im Ulmer Zeughaus.[1]

Im Schweinfurter Zeughaus existieren noch heute Teile der ursprünglichen zwei Stützenreihen, welche die Geschützhalle in ihre Schiffe teilten; Eine Stützenreihe bestand aus drei hölzernen Stützbalken, welche im Abstand von ca. 6 Metern zu einander standen, die die primäre Aufgabe hatten, die Decke zu stabilisieren. Außerdem hatte das Zeughaus neben den zwei Haupteingängen an der West- bzw. Ostseite noch zwei weitere Nebeneingänge, welche den direkten Zugang zu den Seitenschiffen ermöglichten, um die



[1] H. Neumann, Das Zeughaus, Bildband, S.157/ S.163

Geschütze noch besser verwalten und handhaben zu können.[1] In den darüber liegenden drei Stockwerken, welche bis auf den Spitzboden, so wird der Raum bezeichnet, der sich unmittelbar unter dem Dach befindet, ebenfalls in Schiffe unterteilt waren, wurden leichtere Waffen mitsamt ihrer Munition gelagert.

Ein weiteres Problem stellte das enorme Gewicht mancher großer Geschütze dar. Dies verhinderte die Lagerung in höher gelegenen Stockwerken, da zur Erbauungszeit keine ausreichend stabilen Deckenkonstruktionen bekannt waren. Zudem war dies der Grund dafür, dass die meisten Architekten auf einen Keller unter der Geschützhalle verzichteten, um die Einsturzgefahr so gering wie möglich zu halten. Entgegen dieser Theorie besitzt das Schweinfurter Zeughaus noch heute einen Unterkeller, was vermutlich eine der von H. Neumann genannten „wenigen Ausnahmen“ darstellen dürfte. [2]

Darüber hinaus mussten die Bauherren meiner Meinung nach noch das mögliche weitere Wachstum der Stadt mit in ihre Überlegungen mit einbeziehen. Es durfte nicht passieren, dass die Lagerkapazität des Zeughauses bereits wenige Jahre nach Fertigstellung des Baus ausgeschöpft war und ein neues gebaut bzw. das bestehende erweitert werden musste. Dies hätte erneut enormen finanziellen als auch organisatorischen Aufwand bedeutet. Man musste also mit zum Teil spekulativen Größen die Maße des Waffenlagers entwerfen.

3.1.2 Folgen der Waffen - und Schießpulverlagerung

Bei der in einem Zeughaus gelagerten Ware handelte es sich überwiegend um zum einen teure, zum anderen aber auch leicht entzündliche und hoch explosive Gegenstände. Sollte demnach die Ware auf irgendeine Weise beschädigt werden, brachte dies unweigerlich einen hohen finanziellen Verlust mit sich, ganz zu schweigen von den katastrophalen Folgen, wenn das Schwarzpulver, oder andere explosive Gegenstände, betroffen waren. Dies sorgte dafür, dass das Zeughaus einer Stadt für einen belagernden Feind ein vielversprechendes Ziel für seine Artillerieangriffe bot. Somit musste ein Zeughaus so entworfen werden, dass selbst, wenn die Mauern getroffen würden, die eingelagerte Ware nicht ernsthaft beschädigt werden konnte.

Entweder, man versuchte das Waffenlager außerhalb der Reichweite gegnerischer Geschütze zu errichten, also möglichst in der Mitte der Stadt, oder man erschuf nötige



[1] Anhang, Anlage Nr.1

[2] H. Neumann, Das Zeughaus Textband, S. 89

Vorrichtungen, um die Wände schusssicher zu machen. Die durch direkten Beschuss gefährdeten Wände waren meist mehr als einen Meter dick; Zum Vergleich: Wohnhäuser haben heutzutage durchschnittlich eine Wandstärke von 30 Zentimetern. Auch die Fenster wurden angepasst. Da sie in der Erbauungszeit der meisten Zeughäuser die wichtigste Lichtquelle für den Innenraum darstellten - Fackeln oder andere auf Feuer basierende Lichtquellen waren meiner Meinung nach zu gefährlich im Zusammenhang mit Schwarzpulver - und außerdem ein wesentlicher Bestandteil des Lüftungssystems waren, konnte nicht komplett auf diese verzichtet werden. Aber Fenster waren gleichzeitig die schwächsten Stellen in einer Wand, und somit bei Beschuss besonders gefährdet.[1] Es wurden also Fenster konstruiert, welche so klein wie möglich gehalten wurden, um die Wand nicht unnötig zu schwächen, und dennoch genügend Licht zur Verfügung stellten, um den Innenraum auszuleuchten. Diese wurden in einigen Fällen zusätzlich noch mit metallischen Fensterläden versehen, welche im Gefahrenfall geschlossen und somit die Fenster noch einmal extra gesichert werden konnten. Die originalen Läden existieren heute nur noch an einigen wenigen Zeughäusern. Ein Beispiel hierfür ist das Zeughaus von Luzern, erbaut 1568, bei dem die dreiteiligen Fensterläden noch heute in guter Verfassung vorzufinden sind.[2]  

Aber auch durch nicht feindlich bedingte Einwirkungen konnte das Zeughaus beschädigt und die eingelagerten Güter gefährdet werden. Fing z.B. ein benachbartes Haus Feuer, konnte dieses leicht auf den Waffenspeicher übergreifen und dort ähnliche Folgen wie bei einem Treffer durch gegnerische Geschütze bewirken. Es wurde also versucht, dass so wenige Gefahren wie möglich das Zeughaus ´bedrohten´.

In Schweinfurt wurden die zuvor angeführten Gedanken wie folgt umgesetzt: Das Zeughaus wurde auf einem Platz im Nordwesten der damaligen Stadt erbaut, womit es ausreichend Abstand zu anderen, leichter entzündlichen Gebäuden, wie Wohnhäusern, in seiner unmittelbaren Umgebung besaß. Auch wenn keine metallischen Fensterläden vorhanden waren, so wurden doch die am meisten gefährdeten Hausseiten besonders widerstandsfähig konstruiert. Es handelt sich hierbei um die durch die Lage in der Stadt näher an der Stadtmauer gelegenen Seiten. Die West- und die Nordseite. Sie sind knapp dreimal so dick wie die übrigen Wände und messen somit eine Dicke von 1,10 Metern; Die Ost- und die



[1] H. Neumann, Das Zeughaus Textband, S. 150f

[2] H. Neumann, Das Zeughaus Bildband, S.298

Südseite sind dagegen nur 0,4 Meter dick. Außerdem ist auffällig, dass relativ wenige Fenster in der Hauswand zu sehen sind, was bei mir die Schlussfolgerung zulässt, dass auch hier darauf geachtet wurde, die Wand so wenig wie möglich zu schwächen.

 

3.2 Anforderungen an ein Prestigegebäude

Wie schon in ´2.3 Wirkung nach Außen´ angesprochen, besaß ein Zeughaus neben seiner Nutzfunktion auch einen stark ausgeprägten repräsentativen Charakter. Es lässt sich erkennen, dass die Wertschätzung dessen im Laufe der Geschichte immer mehr zunahm, was bis zur Errichtung von Waffenlagern führte, welche vor allem wegen ihres imponierenden und majestätischen Anblicks gebaut wurden, nicht mehr wegen ihrer Nutzfunktion.[1] Von kunstvoll verzierten Dachgiebeln, über Wappen an den Hauswänden, bis hin zu säulengeschmückten Haupttoren; Die für jedermann sichtbaren Bereiche wurden auf verschiedenste Weise verschönert. Man muss aber dennoch klar stellen, dass, trotz des repräsentativen Charakters, in fast allen Fällen der militärische Nutzen im Vordergrund stand. Doch nun weiter zu den Verschönerungen, die in vielfältiger Weise vorgenommen wurden.

Zeughäuser wurden immer den Stilepochen, in denen sie erbaut wurden, gerecht entworfen. Deshalb lässt sich meiner Meinung nach nicht allgemein sagen, wo man die bewussten Verschönerungen vornahm. Darum beziehe ich mich bei den folgenden Beispielen auf Gebäudebereiche, welche beim Schweinfurter Zeughaus besonders hervortreten. Auf den ersten Blick fällt bei diesem bereits auf, dass eine Seite mehr als die anderen beachtet werden soll, nämlich die Südseite. Zum einen, weil sie die Hausseite ist, welche dem Platz vor dem Zeughaus zugewandt ist, zum anderen auch, weil sie die einzige Seite ist, die zur Erbauungszeit einen Anbau besitzt: Den Treppenturm. Dieser wiederum ist auf Höhe der Dachrinne mit einer Inschrift versehen, der die Namen der Bauherren, sowie das Erbauungsjahr 1590, entnommen werden kann. Außerdem befindet sich am Treppenturm der kaiserliche Doppeladler von Rudolf II., unter dessen Herrschaft die Schweinfurter Reichsstadt ihr Zeughaus erbaute.[2]

Wie bereits angedeutet, lassen sich noch heute an anderen Zeughäusern Verschönerungen in ganz anderem Ausmaß finden. Als Beispiel möchte ich hier nur ein weiteres Zeughaus



[1] H. Neumann, Das Zeughaus Textband, S.147f

[2] Anhang, Anlagen Nr.2 und Nr.3

nennen, bei dem meiner Meinung nach deutlich zu erkennen ist, dass es noch weit mehr als die Nutzfunktion verkörpern sollte. Das Zeughaus Nürnberg.[1] Der ehemalige Haupteingang wird von zwei relativ wuchtigen, halbrunden Türmen eingerahmt, welche meiner Meinung nach das gesamte Gebäude sehr massiv und standfest wirken lassen; Keine schlechten Attribute um die Verteidigung der Stadt zu charakterisieren.

 

3.3 Die Platzierung in einer Stadt

Doch was nützt ein riesen Waffenspeicher, wenn er für die Verteilung der Geschütze nicht günstig steht? Und was bringt das prächtigste Gebäude, wenn es nicht von vielen Menschen bewundert werden kann? Die Wahl eines geeigneten Standortes für ein Zeughaus fiel in den wenigsten Fällen leicht. Es mussten viele Aspekte mit berücksichtigt werden, ohne welche einzelne Funktionen des Zeughauses nur noch teilweise, bis gar nicht mehr, realisiert werden konnten.

Wie bereits erwähnt, sollte sich ein Zeughaus aus Gründen der Sicherheit außerhalb der Reichweite feindlicher Geschütze befinden. Aber gleichzeitig war es von Vorteil, v.a. wenn mehrere Zeughäuser in einer Stadt vorhanden waren, wenn diese sich so nah wie möglich an den Wällen befanden, um im Notfall die Geschütze schneller in Position bringen zu können.[2] Dagegen sprach meiner Meinung nach wiederum in gewisser Weise der Charakter des Prestigegebäudes. Sollte das Waffenlager von vielen Leuten bewundert werden, so musste es sich nahe den Hauptstraßen in der Mitte der Stadt befinden und nicht am Stadtrand. Neben diesen allgemein gültigen Argumenten für die Platzierung in einer Stadt, besaß eine Stadt in den meisten Fällen eigene Gründe für die Wahl des Standortes.

Entweder wurde auf den leichten Transport der schweren Geschütze ein hoher Wert gelegt und das Zeughaus deshalb nahe an einem durch die Stadt fließenden Fluss gebaut, um die Geschütze per Schiff zu transportieren, oder aber es wurde einfach ein freier Platz genutzt, der bisher keine Verwendung hatte. Das städtische Zeughaus Wien wurde z.B. auf einem als „frevelhaft“[3] geltenden Boden erbaut, den die Stadt nicht anderweitig nutzen konnte. Eine ganz ähnliche Situation dürfte in Schweinfurt vorzufinden gewesen sein. Bis zur Zerstörung im Zweiten Stadtverderben 1554 stand dort, wo später das Zeughaus errichtet werden



[1] Anhang, Anlage Nr.4

[2] H. Neumann, Das Zeughaus Textband, S.62f

[3] H. Neumann, Das Zeughaus Textband, S.63

sollte, eine Rossmühle. Nachdem diese abgebrannt war,[1] existierte dort ein ausreichend großer Baugrund, um ein so großes Gebäude in der Stadt errichten zu können.

 

4. Wichtige Ämter im Zusammenhang mit dem Zeughaus

In Schweinfurt gab es ein Amt, welches dafür zuständig war, im Falle eines Hausbrandes in der Stadt Alarm zu schlagen. Das Wachamt. Doch nicht nur im Brandfall wurde dieses tätig, sondern auch immer dann, wenn es darum ging, einen Feind abzuwehren. Die Aufgabe des Wachamtes bestand in solchen Situationen unter anderem darin, genug Verteidiger, sowohl Bürger als auch angeworbene Söldner, mobil zu machen und diese auf den Türmen und Toren der Stadt zu positionieren. Außerdem gab es in diesem Amt ab dem Ende des 16. Jahrhunderts einen „Hauptmann“,[2] der für die Organisation der Söldner zuständig war. Doch was hat dieses Wachamt nun mit dem Zeughaus und seiner Verwaltung zu tun?

Diesen Bereich, die Verwaltung von militärischen Gütern, zählte man neben dem Einkauf neuer Geschütze und deren sicherer Verwahrung normalerweise zu den Aufgaben des Schoßamtes, bzw. eines Schoßmeisters. [3] Wie C. Dittmar in seinem Werk schreibt, wurde das Schoßamt „in ruhigen Zeiten meist mit dem Wachamt in Personalunion verwaltet“(S.212), also von ein und denselben Personen innegehabt. Meiner Meinung nach wurde diese Regelung aus einfachen kostentechnischen Gründen gehandhabt, da so nur das Wachamt und nicht noch zusätzlich ein Schoßmeister besoldet werden musste. Das Wachamt musste zudem in ruhigen Zeiten den Aufgaben bezüglich der Truppenorganisation nicht nachkommen, womit sozusagen ein Teil der Arbeit wegfiel.



[1] Mainpresse-Verlag Richter u. Meisner, Ins Land der Franken fahren, S.35

[2] C. Dittmar, Die Einnehmerrechnungen der freien Reichsstadt Schweinfurt, S.199f

[3] C. Dittmar, Die Einnehmerrechnungen der freien Reichsstadt Schweinfurt, S.211f

5. Besonderheiten des Schweinfurter Zeughauses

Im Folgenden möchte ich einige von den noch heute sichtbaren Eigenheiten des Schweinfurter Zeughauses aufzählen und jeweils ihre Herkunft und die damit verbundene Geschichte kurz erläutern.

5.1 Kanonenkugeln in der Westseite

Nach meiner eigenen Zählung befinden sich heute im westlichen Giebel acht Kanonenkugeln.[1] Diese wurden vermutlich nachträglich eingemauert, um an die Belagerung durch die Schweden im Jahr 1647 während des 30 Jährigen Krieges zu erinnern.[2]

5.2 Erweiterungen unter Sattler

Der einstöckige Anbau an der West- und Nordseite, noch heute vorhanden, wurde vor knapp 180 Jahren errichtet. Nachdem Wilhelm Sattler das Zeughaus erworben hatte, lies er das Gebäude im Jahr 1827 erweitern, wobei das ehemalige Arsenal zu diesem Zeitpunkt keine Waffen mehr lagerte. Als Erinnerung an diese Erweiterung befinden sich am Westtor die Initialen Wilhelm Sattlers, sowie das Jahr 1827. Außerdem ließ er einen Kamin einrichten, welcher im Jahr 1938 wieder abgerissen wurde.[3]

5.3 Gedenktafel an der Westseite

Unmittelbar über dem Eingang zum Treppenturm an der Südseite befindet sich eine Gedenktafel, der der Name des Gebäudes, also ´Zeughaus´, das Erbauungsjahr und einige weitere Informationen entnommen werden können.[4] Diese wurde meiner Meinung nach in neuerer Zeit angebracht, um interessierten Touristen Informationen über das Gebäude, vor welchem sie beim Lesen stehen, zu liefern.

 

 

 



[1] Anhang, Anlage Nr.5

[2] Hrsg. Mainpresse-Verlag Richter u. Meisner, Ins Land der Franken fahren, S.36

[3] Internetquelle, Stand vom Oktober 2010

[4] Anhang, Anlage Nr.6

6. Schluss

Auch wenn Schweinfurt bei weitem nicht das größte und in vielen Augen vielleicht auch nicht das schönste Zeughaus besitzt, so verkörpert es doch einen ganz wesentlichen Teil der Stadtgeschichte. Ich durfte feststellen, dass dieses Gebäude weit mehr als ´irgend so ein altes Haus von Früher´ ist; Mit Hilfe dieses Gebäudes konnten bereits einige Bereiche der Vergangenheit der ehemaligen Reichsstadt erkundet werden. Im Vergleich zu anderen Zeughäusern sind jedoch verhältnismäßig wenig schriftliche Aufzeichnungen von Früher erhalten. Man geht davon aus, dass v.a. Unterlagen bezüglich der Nutzung zwischen dem Erwerb durch die Familie Sattler (1827) und dem Einzug des Schweinfurter Tagblatts (1940) einem Brand in der Kirchgasse 25 während des 2. Weltkriegs zum Opfer fielen.[1] Ich bin der festen Überzeugung, dass auch andere noch heute existierende Gebäude weitere ganz wesentliche Teile der Geschichte in sich bergen und erst, wenn diese alle als ein Gesamtes betrachtet werden, wird es gelingen, ein annähernd komplettes Bild der Stadtgeschichte von Schweinfurt zu erhalten.

Auch die Zukunft des Zeughauses ist bis heute ungewiss; Seit dem Umzug des Schweinfurter Tagblatts in die Schultesstraße im Frühjahr 2009, steht das ehemalige Waffenarsenal bis heute leer. 

 



[1] Sachbericht nach Abschluss der Vorbereitenden Untersuchungen, Teil der Unterlagen der Sanierungsstelle

7. Anhang

 

 

Anlage Nr.1:

Anlagen Nr.2 und Nr.3:

Südansicht auf das Zeughaus Schweinfurt mit zentral angeordentem Treppenturm
Südansicht auf das Zeughaus Schweinfurt mit zentral angeordentem Treppenturm
Großansicht auf die Inschrift am Treppenturm
Großansicht auf die Inschrift am Treppenturm

Anlage Nr.4:

Das städt. Zeughaus Nürnberg, entnommen aus H. Neumann, Das Zeughaus, Bildband, S. 282
Das städt. Zeughaus Nürnberg, entnommen aus H. Neumann, Das Zeughaus, Bildband, S. 282

Anlage Nr.5:

Eine der in die Westseite des Zeughauses Schweinfurt eingemauerten Kanonenkugeln. Insgesamt befinden sich 8 Kugeln unterschiedlicher Größe in der Mauer.
Eine der in die Westseite des Zeughauses Schweinfurt eingemauerten Kanonenkugeln. Insgesamt befinden sich 8 Kugeln unterschiedlicher Größe in der Mauer.

Anlage Nr.6:

Informationstafel am Treppenturm des Schweinfurter Zeughauses
Informationstafel am Treppenturm des Schweinfurter Zeughauses

8. Quellenverzeichnis

Literatur:

-       Dittmar, Claus : Die Einnehmerrechnungen der freien Reichsstadt Schweinfurt (1554-1802), Heft 4, Schweinfurt 1961

-       Hrsg. Mainpresse-Verlag Richter u. Meisner: Ins Land der Franken fahren, Ein Heimatbuch in Wort und Bild, 9. Band, Würzburg 1965

-       Neumann, Hartwig: Das Zeughaus, Teil I: Textband, Bonn 1992

-       Neumann, Hartwig: Das Zeughaus, Teil II: Bildband, Koblenz 1991

 

Internetquelle:

-       http://www.belocal.de/schweinfurt/sehenswertes/zeughaus/seite_1,185,2,17663.html , Oktober 2010

 

Weitere Quellen:

-       Unterlagen der Sanierungsstelle Schweinfurt bezüglich des Zeughauses

-       Eigene Untersuchungen am Zeughaus Schweinfurt