Der Wiederaufbau des Höpperlesturms (Schweinehirtenturm) im Jahr 2016

Die Idee, den Höpperlesturm (eigentlich Schweinehirtenturm genannt) wiederaufzubauen, hatte der Schweinfurter Rechtsanwalt und SPD-Stadtrat Peter Hofmann eigentlich in der Türkei. Er besuchte den Zeus-Tempel in Euromos, ein wunderschöner Tempel in einem Olivenwald. Der Tempel konnte gebaut werden, weil jeder Bürger eine Säule stiftete. Das jeweilige Stiftungsdokument mit Name des Stifters wurde an jeder Säule in Stein gemeißelt.

Warum nicht den Wiederaufbau eines Gebäudes in Schweinfurt mit derartigen Stiftern?

Der Turm wurde nicht in der zuletzt vorhandenen Form sondern in seiner ursprünglichsten Form wieder aufgebaut. Das einst auf dem Wall befindliche Häuschen wurde nicht mehr errichtet.
Der Turm wurde nicht in der zuletzt vorhandenen Form sondern in seiner ursprünglichsten Form wieder aufgebaut. Das einst auf dem Wall befindliche Häuschen wurde nicht mehr errichtet.

 

Die Situation im Theaterpark war so: Zwar gab es eine wunderschöne, gut erhaltene Stadtmauer, die als markant und beeindruckend bezeichnet werden konnte, doch leider hatte sie nicht den Wehrcharakter einer reichsstädtischen Stadtmauer, wie dies z.B. am Unteren Wall vorzufinden war.

 

 

So begann die Suche nach Dokumenten und alten Fotos und Peter Hofmann unterbreitete öffentlich den Vorschlag, einen derartigen Turm an dieser Stadtmauer wieder aufbauen zu lassen. Während die Stadtverwaltung äußerst zurückhaltend reagierte war die Reaktion in der Bevölkerung sensationell.

 

 

Artikel Schweinfurter Tagblatt Februar 2012 (leider auf zwei Stücke aufgeteilt)

Das Foto zeigt allerdings nicht die alte Stelle des Höpperlesturms
Das Foto zeigt allerdings nicht die alte Stelle des Höpperlesturms

 

Die Ansprache von Firmen in Bezug auf kostenfreie Leistungen war äußerst ermutigend. Keine Firma lehnte das Ansinnen ab!

 

Den richtigen Auftrieb gab jedoch der Anruf von Frau Elfriede Leubner, einer pensionierten Lehrerin, die leider die Eröffnung des Turmes nicht mehr erleben durfte. Sie hatte von der Absicht des Wiederaufbaus in der Zeitung gelesen und fragte, ob sie helfen könne. Auf die Feststellung ja gerne... „Ich gebe Ihnen 10.000.- Euro.“

 

Eine nette Episode: Hofmann rief wegen durchzuführenden Holzarbeiten (Zwischendecke und Treppe) Herrn Lothar Stark von der Zimmerei Stark in Geldersheim an. Er kannte ihn nicht persönlich. Lothar Stark hörte sich das Anliegen an und meinte dann trocken: „Was? Ich soll helfen die Schweinfurter Stadtmauer wiederaufzubauen? Und die Schweinfurter haben unsere Geldersheimer Wehrmauer platt gemacht! Na gut! Ich bin nicht nachtragend! Was soll ich genau machen?“

 

 

unter den Geldspendern fehlt hier leider das Ehepaar Behr
unter den Geldspendern fehlt hier leider das Ehepaar Behr

 

Weitere Bürger meldeten sich und sagten ihre Hilfe zu und aus einer Einzelinitiative wurde die erhoffte Bürgerinitiative, die nicht nur einen Erfolg möglich machte, sondern auch den anfänglichen Widerstand der Stadtverwaltung schmelzen ließ, auch, nachdem die SPD-Stadtratsfraktion sich hinter diese Initiative stellte und auch Stadträte anderer Fraktionen ihre Sympathie für diese Vorhaben bekundeten.

So wurde weitergesammelt, bis die zunächst als erforderlich veranschlagte Summe von 55.000 Euro für Fundament und Mauern zusammen war. Für alle anderen Gewerke einschließlich der für das Mauern erforderlichen Natursteine konnten Unternehmer gefunden werden, die ihre Leistung kostenfrei erbrachten!

Lange zierte sich die Stadt, die formale Bauherrschaft des Projekts zu übernehmen. Schließlich kam es auf Vorstoß der SPD-Stadtratsfraktion zur Abstimmung und es fand sich eine deutliche Mehrheit der Befürworter, sodass das Projekt endlich anlaufen konnte.

Im Jahr 2015 bereits liefen archäologische Untersuchungen. Es wurde nicht nur einTeil eines Gewölbekellers freigelegt sondern auch der Nachttopf der letzten Bewohnerin dieser Adresse Hirtengasse 7 zu Tage gefördert.... Bis zum Jahre 1943 stand dieser Turm und wurde dann bei einem Bombenangriff am 14. Oktober durch einen Volltreffer zerstört.

Im Januar 2016 wurde die Baustelle eingerichtet und im März 2016 begannen die Bauarbeiten. Dabei kam es zu unerwarteten Mehrungen – auch durch Zusatzwünsche und Auflagen der Baubehörde und des Landesamtes für Denkmalschutz, sodass zusätzlich mehr als 15.000.- Euro eingesammelt werden mussten. Zum Glück war die Spendenbereitschaft von Firmen und Bürgern ungebrochen gut.

 

Die Bauphase

 

Nach 6-monatiger Bauzeit konnte am 24. September 2016 die Einweihung und die Übergabe an die Stadt erfolgen.

 

Insgesamt wurden weit über 70.000 € eingesammelt und Unternehmerleistungen im Wert von deutlich über 100.000.- € kostenfrei erbracht.

 

Dieses schmucke Bauwerk ist das Verdienst von Schweinfurter Bürgerinnen und Bürger, die als Architekten, Unternehmer und Geldgeber dieses Vorhaben erst ermöglicht haben.

 

Dafür dankten bei der Eröffnung den vielen Unterstützern der Initiator Peter Hofmann, Organisatorin Julia Stürmer, für die teilnehmenden Unternehmer Frau Birgit Kerwer und Oberbürgermeister Remelé herzlichst.

 

Dieser Turm ist nicht nur ein neues Kleinod, das viele Schweinfurter und Besucher Schweinfurts erfreuen wird sondern auch ein Zeichen von Gemeinschaftssinn. Es hast sich gezeigt: Schweinfurter – seien sie aus Stadt- oder Landkreis – lieben ihre Stadt und sind bereit anzupacken, wenn es darum geht, Schweinfurt und die dazu gehörige Region nach vorn zu bringen und attraktiver zu gestalten.

 

 

Das Einweihungsfest am 24.09.2017

Schlüsselübergabe mit Peter Hofmann, Birgit Kerwer und OB Sebastian Remelé
Schlüsselübergabe mit Peter Hofmann, Birgit Kerwer und OB Sebastian Remelé

 

Im Turm ist eine kleine Ausstellung zu sehen

 

Danke für Organisation und Recherchen an Julia Stürmer, Andreas Hedler und Michael Kupfer