Geschichte Schweinfurt von 1200 - 1300
Im 12. Jahrhundert verlagerte sich die Besiedlung Schweinfurts mehr und mehr in den heutigen Bereich des Gebietes von Obertor bis zur Mainbrücke. Nachdem die Burg an der heutigen Peterstirn aufhörte, Sitz einer reichen markgräfischen Familie zu sein, war es auch nicht mehr so interessant in der Altstadt (heutiges Höllental zum Main hin) zu siedeln. Immer mehr siedelten deshalb in das Gebiet der heutigen Kernstadt um.
Als Zentrum bildete sich schnell der heutige Marktplatz heraus, an dem Krämer und Händler ihr Waren an den Mann zu bringen versuchten. Zufahrtsstraßen hierzu waren bereits damals die heutige Brückenstraße, Spitalsstraße, Oberer Straße und Rückertstraße.
In jener Zeit wurde auch die Johanniskirche gebaut und um sie herum ein Friedhof gebaut. Im Jahre 1237 erhielt die St. Johanniskirche ihren ersten Kirchturm.
Auch entstand am Ort des heutigen Rathauses ein Gebäude in dem sich der damalige Zwölferrat, die zwölf angesehensten Bürger der Stadt, trafen. Es wurden beratungen abgehalten und Entscheidungen getroffen.
An der Stelle des heutigen Hauses Markt 41 tagte ein Zehntgericht, das zuvor seine Sitzungen im Freien hatte abhalten müssen.
Auch entstand eine Münzstätte, denn das Münzrecht wurde der Stadt durch den Kaiser verliehen. Doch bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts musste Schweinfurt dieses Münzrecht wieder aufgeben.
In alten Chroniken wird berichtet, ein Schweinfurter Ehepaar habe im Jahre 1383 begonnen, erneut Münzen zu prägen. Dies wurde jedoch als Falschmünzerei gewertet und beide fanden als Strafe den
Tod.
Durch das Ereignis der Gründung eines Spitals für Aussätzige (damals lag dies außerhalb der Stadt) ist auch erstmals Schweinfurt im Jahre 1233 als freie Reichsstadt dokumentiert. Es war der Sohn des Kaisers Friedrich II., der in diesem Jahr das Spital bauen ließ. Die Bürger Schweinfurts unterstützten dies und bald verfügte die Einrichtung über 28 Morgen Ackerland und 7 Morgen Wiesen und konnte so den Betrieb aus den Erträgen finanzieren.
Der Gründer des Spitals lehnte sich jedoch zwei jahre später gegen seinen Vater auf und kam in Gefangenschaft. Kurze Zeit später starb er im Gefängnis.
Dem Kaiser war es wichtig, dass das Spital und die anliegende Kirche nicht dem Bistum Würzburg unterstand. Er bestimmte: "mit Unserer vollen Berathung befreien wir das von Uns begonnene
Spital in Schweinfurt von aller pfarrlichen Gerechtsame und wollen, daß es für sich bestehe als Unser Hospital in seinem eigenen Rechte und im Weltlichen an niemand, als nur Uns verpflichtet
sei."
Auch die Befestigung der Stadt wurde erstmals in Angriff genommen. Im Bereich der Brauerei Roth/ Am Graben entstand eine Mauer und das Innere Obertor. Die Befestigung wurde entlang der Strasse "Am Graben" (daher kommt der Name), weiter durch die Apostelgasse über den Georg-Wichtermann-Platz, das Ende der Spitalstrasse zum Fischerrain geführt. Von dort lief die Befestigungsanlage zur Brückenstraße mit dem Brückentor und weiter entsprechend dem heutigen Unteren und Oberen Wall bis zum anfangs erwähnten inneren Obertor.
Eine Befestigung in dieser Zeit lässt sich urkundlich belegen durch einen schriftlich geschlossenen Vergleich vom 17. Februar 1258 zwischen den Grafen von Henneberg und dem Würzburger Bischof Iring. Dem Text zu zufolge durfte der Bischof eine zuvor zu Schweinfurt gehörende Befestigung vor Jahresfrist nicht zerstören.
Weiter interessant ist eine Urkunde König Rudolfs von Habsburg vom 29. Juni 1282. In ihr ist die Rede vom vorläufigen Abschluss der Verlegung und Befestigung der Reichsstadt Schweinfurt an einen neuen Ort. Zudem bestätigt in diesem Dokument der König die reichsunmittelbare Stellung der Stadt und legt fest, "dass der Reichsboden mit Mauer und Graben aufhört."
In dieser Urkunde ist auch das Mühltor erwähnt, das wohl schon einige Zeit stand, denn es wird als "vor Zeiten errichtet" bezeichnet.
Um das Jahr 1250 traf Schweinfurt das erste Stadtverderben. Dies ist zwar umstritten (entschieden bestritt dies Dr. Friedrich Stein in seiner Schweinfurt-Chronik), jedoch dürfte dies zu bejahen sein, denn in einem Brief vom 09.Januar 1254 informierte der deutsche König Wilhelm von Holland Bischof Hermann I., dass er Gottfried von Eppstein als königlichen Marschall mit dem Auftrag nach Schweinfurt entsandt habe, für "Wiederaufbau und Wiederherstellung der Stadt Schweinfurt, die einst eine Stadt des Reiches gewesen war, alle Mühe und Sorge aufzuwenden".
Somit kann davon ausgegangen werden, dass um 1250 die zwischen Höllenbach und Marienbach gelegene Altsiedlung Schweinfurts während der hennebergisch-würzburgischen Fehde zerstört wurde und im Bereich der heutigen östlichen Innenstadt wieder aufgebaut wurde. Die östliche Hälfte der Schweinfurter Innenstadt wurde dabei bereits im 12. Jahrhundert besiedelt, was sich auch durch Ausgrabungen in und um die Johanniskirche belegen lässt, denn ein romanischer Chor und zwei Türme sind eindeutig gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichtet worden und auch die um die Johannskirche gefundenen Gadenreste als auch ein Friedhof verweisen auf jene Zeit.
Stadtarchivar Dr. Uwe Müller vertritt die Ansicht, dass Schweinfurt als eine im späteren 12. Jahrhundert von Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152 - 1190) westlich des Marienbach unter dem
Schutz des Kaiserreiches angelegte Siedlung in dieser Auseinandersetzung zerstört und anschließend wieder aufgebaut wurde.
Im Anschluss an diese Zeit des Stadtverderbens gab es in Deutschland eine Zeit der politischen Unsicherheit, in der der Bischof von Würzburg es wieder einmal versuchte, sich die Stadt Schweinfurt in seinen Machtbereich einzuverleiben.
Der Fürstbischof von Würzburg traf sich deshalb mit den Grafen von Henneberg, die die Schutzherren der Stadt Schweinfurt waren, und verabredete mit diesen, das der Besitz, den das Erzbistum Eichstätt hier besaß, unter ihnen geteilt werde.
Dies sollte in der Weise stattfinden, dass die Grafen den ihnen zukommenden Teil an Zoll, Münze und Gewicht als Lehen des Bischofs anerkennen sollten.Ebenso sollte die Reichsburg auf der Peterstirn niedergerissen werden und jeder sollte in seinem Teil der Stadt eine neue Burg erbauen, die der Verwaltung der jeweiligen Stadthälfte dienen soll. Zum Glück für Schweinfurt kam diese Abrede nicht zustande, denn dies hätte der Genehmigung des Reichsoberhauptes bedurft, was jedoch nicht möglich war, da es zu jener Zeit kein Reichsoberhaupt gab.
Der Fürstbischof Würzburgs gab jedoch nicht auf und suchte nach neuen Verbündeten. Er klagte die auf der Peterstirn niedergelassenen Benediktinermönche beim Papst wegen Missachtung von Ordensregeln und Verprassens von Klostergütern an. Er bat diesen um Genehmigung, das Kloster den Benediktinern wegnehmen und dem Deutschorden übergeben zu dürfen. Der Papst genehmigte dies und im Jahre 1263 ging das Kloster mit allen Besitzungen auf den Deutschorden über. Die Deutschritter bauten daraufhin an der Stelle der zerstörten markgräflichen Burg ein Deutschherrenhaus. Sie traten in alle Besitzungen der Benediktiner ein, dachten jedoch zur Enttäuschung des Würzburger Bischofs nicht daran, seinen Wünschen zu entsprechen.
Vielmehr verfolgten sie das Ziel die Stadt Schweinfurt selbst in ihren Besitz zu nehmen. Streitigkeiten mit der Stadt Schweinfurt waren somit unausweichlich.
Diese Streitigkeiten konnten in der kaiserlosen Zeit nicht geschlichtet werden. 1273 kam Rudolf von Habsburg auf den deutschen Königsthron. Die Deutschritter wandten sich umgehend an diesen und führten Klage gegen die Stadt Schweinfurt. Weiter reichten sie Klage beim königlichen Hofgericht in Würzburg ein. Auf eine Vorladung von dort reagierten die Vertreter der Stadt Schweinfurt nicht. Vielmehr wandten sie sich an den König, damit sich dieser selbst der Sache annehme.
Rudolf von Habsburg nahm diese Gelegenheit wahr, um die Stadt Schweinfurt dem Reich zu erhalten. Er traf eine Entscheidung, die einem Urteil gleichkam. Er entschied, dass die Stadt nichts weiter besitzen solle als die Fläche, die sie überbaut hatte. Der Deutsche Orden dürfe darauf keinen Anspruch mehr stellen ebensowenig auf die Güter der Stadt. Die Stadt unterstehe von nun an lediglich dem kaiserlichen Reichsvogt.
Somit wurden erstmals die Grenzen der Stadt urkundlich festgelegt und die Stadt war nunmehr frei von jedem Landesherren mit Ausnahme des Kaisers, dem die Hoheit alleine zustand.