Geschichte Schweinfurt von 1300 -1400

Siegel der Stadt Schweinfurt an einer Urkunde des Jahres 1364
Siegel der Stadt Schweinfurt an einer Urkunde des Jahres 1364

Das älteste Siegel der Stadt Schweinfurt stammt aus der Zeit um 1300. Eine Schenkungsurkunde für das Kloster Mariaburghausen aus dem Jahre 1306 trägt dieses ebenso wie eine Urkunde aus dem Jahre 1364 (siehe Foto) und einige andere Urkunden.

Erstmals hat dieses Siegel Carl Heffner im Jahre 1871 wie folgt beschrieben: "In einem dreieckigen, an den Seiten etwas ausgebogenen Schilde ein einfacher, rechtsgewendeter Adler, dessen Schwingen drei einzelne Federn tragen und am oberen Ende schneckenförmig auslaufen. Das Siegelfeld ist mit Sternen besäet. Umschrift: S. Bvrgensivm. De. Sweinvort. Qd. Habent. De. Gra. Regis."

Die Größe beträgt 7,2 mm.

         Ältestes Dokument Schweinfurts im Stadtarchiv - Willebrief, 1310

 

Am 28. Dezember 1309 verpfändete der König in Geldnöten die Stadt für 1000 Mark Silber (später wurde dieser Betrag auf 5000 Mark erhöht) an Berthold IV. (VII.) von Henneberg-Schleusingen, dessen Erben 1354 eine Pfandhälfte an den Bischof Albrecht II. von Würzburg und das Hochstift verkauften. Durch den Eintritt des Bischofs in die Reichspfandschaft wuchs für Schweinfurt die Gefahr, dem Reich auf Dauer entfremdet zu werden, etwa durch Vereinigung beider Pfandhälften in Würzburger Hand. Unter großen Opfern konnte sich die Stadt Schweinfurt 1361 gegenüber Henneberg und 1385/1386 gegenüber Würzburg aus der Verpfändung befreien.

Die bei der Verpfändung von Reichsgut durch den König erforderliche  Zustimmung der Kurfürsten wurde in so genannten „Willebriefen“ dokumentiert. Im Stadtarchiv ist ein einziges Exemplar dieser jeweils von allen Kurfürsten auszustellenden Urkunden im Original überliefert: der Konsens des Erzbischofs Balduin von Trier zur Verpfändung der Stadt an die Henneberger 1309/1310. Dieser „Willebrief“ ist übrigens die älteste im Schweinfurter Stadtarchiv verwahrte Urkunde. Der Text der von Erzbischof Balduin von Trier, einem Bruder König Heinrichs VII., zu Frankfurt vor nunmehr 700 Jahren unter dem Datum des 26. Juli 1310 besiegelten, lateinischen Urkunde auf Pergament lautet in deutscher Übersetzung:

„Wir, Balduin, von Gottes Gnaden Erzbischof von Trier, des heiligen Reiches Erzkanzler für das Königreich Arelat [= Burgund], bestätigen öffentlich durch dieses [Schreiben], dass wir der Verpfändung der Stadt Schweinfurt, die ehedem als Stadt des Reiches erkannt wird, mit allen Zugehörungen zustimmen, [welche Verpfändung] durch unseren durchlauchtigsten Herrn, Herrn Heinrich, König der Römer, dem edlen Mann Berthold, Grafen von Henneberg, für 2000 Mark reinen Silbers gemacht wurde, so wie es in den dem Grafen übergebenen Schreiben des Herrn Königs selbst enthalten ist, wegen der angenehmen, treuen und nützlichen Dienste, die dieser Graf sowohl unserem vorgenannten Herrn König als auch seinem Vorgänger und dem Reiche selbst geleistet hat. Zum Zeugnis dessen haben wir gegenwärtiges Schreiben mit dem Schutz unseres Siegels bekräftigen lassen. Gegeben zu Frankfurt im Jahr des Herrn dreizehnhundertzehn am 26. Juli.“

Nach Ablösung der Pfandschaft wurde die Urkunde durch die Entfernung des Siegels und Anbringung von vier Tilgungsschnitten ungültig gemacht.

Stadtsiegel aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
Stadtsiegel aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts

Die Ablösung der Pfandschaft war jedoch nicht einfach.

Zunächst hatte Kaiser Albrecht I. die Stadt Schweinfurt aus Geldnot verpfändet. Er gab sie seinem Schwiegersohn, dem Markgrafen Hermann für eine heute unbekannte Summe. Die Schweinfurter Bürger hatten von nun an Steuern und Abgaben an ihn zu leisten. Als der Würzburger Bischof Andreas dies erfuhr, bemühte sich dieser um die Rückabwicklung dieser Verpfändung, um diese dann anschließend selbst zu erhalten. Dies hätte ihn näher an sein Ziel gebracht, Schweinfurt dem Würzburger Machtgefüge einzuverleiben. Er wandte sich deshalb mit diesem Ansinnen an den Kaiser, der ihm zustimmte, Pfändungsgläubiger gegen eine noch höhere Zahlung zu werden. Jedoch war Markgraf Hermann nicht zu einer Rückabwicklung bereit. Dies veranlasste den Bischof im Jahr 1304 mit Waffengewalt gegen die Stadt und den mit ihm verfeindeten Hennebergern vorzugehen. Doch Markgraf Hermann rief das Gericht an und durch Urteil wurde der Bischof gezwungen, seine, die Stadt Schweinfurt belagernden Truppen, zurückzuziehen.  

Lage der ehemaligen Reichsburg im Zürch, eingezeichnet in einen modernen Stadtplan (aus Frühgeschichte der Stadt Schweinfurt von 700 bis 1500, Dirk Rosenstock, Schweinfurter Museumsschriften 49/1992

 

Der Standort der ehemaligen Reichsburg iim Stadtteil Zürch, die Graf Berthold IV von Henneberg um 1310 errichtete und die bereits 1427 wieder zerstört wurde.

Markgraf Hermann starb im Jahr 1308 und im gleichen Jahr wurde Kaiser Albrecht I. ermordet. Sein Nachfolger, Kaiser Heinrich VII. verpfändete die Stadt ebenfalls aus Geldnot an den Henneberger Markgrafen Berthold II., was sehr positive Auswirkungen für die Stadt hatte. Durch ihn wurde die Reichsburg an der Peterstirn in die heutige östliche Innenstadt (wo heute die St. Salvator Kirche steht) verlegt. Die Reichsburg auf der Peterstirn wurde zwar nicht abgerissen, verfiel aber mit den Jahren. 

Auf Initiative Berthold's II., der oft in der Schweinfurter Burg residierte, wurde Schweinfurt, nach wiederholten Schikanen des Bischofs von Würzburg, vom Kaiser erneut die von bisherigen Kaisern zugestandenen Privilegien bestätigt.

Die Verwaltung städtischer Angelegenheiten übertrug Markgraf Berthold II. dem Ritter Rudolf von Wenkheim, dem die Stadt aufgrund seiner Verdienste einen von Lasten befreiten Hof unentgeltlich überließ. Dieser Hof an der Stelle des inneren Obertors (Obere Str. 11) wurde ca. 100 Jahre lang von der Familie Wenkheim bewohnt. An sie erinnert heute das Wenkheimer Gässchen, das Obere Straße und Martin-Luther-Platz verbindet. Berthold verstarb im Jahre 1340 und im 1354 gelang es dem Würzburger Bischof, die Hälfte dieser Pfandherrschaft von einem Nachkommen zu erwerben. Damit die zweite Hälfte nun nicht auch an Würzburg fiel, was das Ende der freien Reichsstadt bedeutet hätte, brachte Schweinfurt unter Zusammenwirken seiner Bürger selbst eine große Summe Geld auf und löste die Hälfte der Pfandschaft ab. Der zwischenzeitlich neue Kaiser, nunmehr Karl IV., wusste dies anzuerkennen und erließ daraufhin Schweinfurt für 20 Jahre die Reichssteuer und räumte der Stadt verschiedene Privilegien ein.

Die völlige Ablösung der Pfandschaft gelang schließlich im Jahre 1385. Dabei wurde er kurz zuvor für die Stadt Schweinfurt nochmals richtig schwer. Kaiser Karl IV., dem die Stadt viele Privilegien zu verdanken hatte (auch dei Bestimmung des Reichsvogts durch Vorschlag) starb im Jahr 1378. Seine Sohn Wenzel überraschte den Rat von Schweinfurt mit einem Schreiben, welches alle Rechte, die sein Vater Schweinfurt eingeräumt hatte, auf den Kopf stellte. Wohl auf Betreiben des Bischofs von Würzburg erreichte Schweinfurt folgendes Schreiben Wenzels: 

" Wir (der Kaiser) haben dem Bischofe von Würzburg des Reiches Teil zu Schweinfurt in Pfandbesitz gegeben und gebieten euch ernstlich, daß ihr dem Bischof in allen Dingen gehorsam und untertänig sein sollt. Widersetzt euch dem nicht, wenn euch des Reiches Huld lieb ist."

Die Stadt wehrte sich und wandte sich an Friedrich V., Burggraf von Nürnberg, mit der Bitte, den Kaiser umzustimmen, was diesem gelang, sodass die Pfändung von Wenzel widerrufen wurde. Wenzel war aber wohl nicht in der Lage die 10.000 Gulden zurück zu zahlen, die er vom Bischof von Würzburg kassiert hatte.

Die Stadt suchte neue Verbündete und nahm Verhandlungen mit dem Schwäbischen Städtebund im Jahre 1383 auf, ein Bund, in dem sich freie Reichsstädte zum gegenseitigen Schutz zusammenschlossen.

Erneut nach Einschaltung Friedrich V. kam es zu einem Treffen mit dem Bischof und die Bürger brachten die enorme Summe von 10.000 Gulden auf und zahlten diese Summe an das Hochstift Würzburg. 1385 war die Stadt somit wieder frei von dieser Last und sie wurde in den Städtebund aufgenommen. Diesem gegenüber musste sie sich verpflichten,  Waffen und Soldaten für den Kriegsfalle bereit zu halten, sodass noch im gleichen Jahr Schweinfurt eine bewaffnete Bürgerwehr rekrutiert wurde. Als erstes ging die Stadt mit einigen verbündeten Städten (Rothenburg und Windsheim) im Jahre 1387 gegen ihre langjährigen Gegner, die Deutschritter von der Peterstirn, vor. Nach einigen Scharmützeln kam es jedoch zu einem Friedensabkommen.


 


Das Grabmal des Konrad von Seinsheim
Das Grabmal des Konrad von Seinsheim

Im Jahre 1362 gab Kaiser Karl IV. Schweinfurt im Rahmen des "Zweiten großen Privilegs" das Recht, seinen Reichsvogt frei zu wählen. Dies bedeutete, dass nicht der Kaiser seinen Stellvertreter in der Stadt bestimmte sondern Bürgermeister und der Rat der Stadt diesen wählen durften. Erster frei gewählter Reichsvogt war Konrad von Seinsheim, der somit als Reichsvogt von 1362 - 1369 die Reichsvogtei in der Oberen Strasse 11 bezog. Sein Grabmal ist in der Johanniskirche in Schweinfurt zu sehen.

Weitere Ereignisse des 14. Jahrhunderts in Schweinfurt

Der Jungfernkuss - im Bereich des früheren Karmeliterklosters
Der Jungfernkuss - im Bereich des früheren Karmeliterklosters

Das Schweinfurter Karmeliterkloster wurde im Jahre 1367 gegründet. Dies ging auf eine Initiative eines Schweinfurter Bürgers namens Peter Esel zurück, der der Stadt Schweinfurt das Altspital abkaufte. Es war nicht mehr gebraucht worden, da es kaum mehr "Aussätzige" gab, die einer Behandlung bedurften. Nach seinem Tode übergab seine Frau das Anwesen im Jahre 1367 dem Karmeliterorden, der das Anwesen zu einem viereck-förmigen Kloster ausbaute. Es stand im Bereich des heutigen Alten Friedhofs bzw. des Jungfernkusses.

 

Bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde in Schweinfurt die erste Mühle am Main gebaut. Bereits zuvor hatte man fünf Mühlen am Marienbach betrieben, jedoch waren diese klein und ihre Kapazitäten reichten nicht mehr für den Bedarf der Stadt Schweinfurt aus (daher kam auch der Name Mühltor).

So machte man sich an diesen Neubau, der allerdings ein großes Problem mit sich brachte. Der Main musste zur Bedienung der Mühle gestaut werden. Als dies vollbracht war, schuf man ein sogenanntes "Wehrloch", das die Schifffahrt zwar weiter ermöglichte, jedoch stark behinderte und nicht selten es zu Beschädigungen an Schiffen kam.

Dennoch bestand seither an jener Stelle eine große Mühle, die den Bedarf Schweinfurts an Mehl decken konnte.

Der Brückenbau

Schweinfurt hatte schnell erkannt, dass eine Verbesserung des Verkehrsanbindung im Süden für den Handel dringend erforderlich war.

Besonders zu Zeiten des Marktes und der "Messen" hatten sich die Mainfähren als nicht mehr ausreichend erwiesen.

Der Rat der Stadt entschloss sich deshalb zum Bau einer Brücke über den Main, die allerdings vorab einer Genehmigung durch den König bedurfte, denn sowohl die öffentliche Wasserstraße "Main" als auch die Fähre waren königliches Eigentum.

Wenzel erteilte diese Genehmigung und im Jahre 1397 wurde mit dem Bau der Brücke begonnen.

Reichsvogt Rosa (lebte im16. Jahrhundert) schildert die Brücke wie folgt: "Vor 1554 war die Brücke nicht bedacht und mit Sand überschüttet. Sie war eine schlichte Brücke wie jetzt noch die äußere ist, welche auch wie jetzt mit einem Tor verschlossen ward."

Schweinfurt wurde auch die Erlaubnis erteilt, aufgrund der außerordentlich hohen Kosten, die die Brücke verursachte, für 6 Jahre den vollen und danach einen halben Brückenzoll zu erheben, die andere Hälfte floß dann dem Reich zu.

Für Schweinfurt war dies wirtschaftlich von großem Vorteil, da sich nun ein richtiger Handelsweg entwickelte, der insbesondere Nürnberg mit dem Raum Hessen verband.


Schweinfurtbild von 1397; Original: Stadtarchiv Würzburg
Schweinfurtbild von 1397; Original: Stadtarchiv Würzburg

Ein völlig unrealistisches Bild von Schweinfurt dürfte diese Darstellung beinhalten, denn sie entspricht wohl eher einer Wunschvorstellung des Bistums Würzburg. Die Gebäude sind beliebig verschoben. Und die Bauten vor der Stadt entspringen wohl der Fantasie des Darstellers. Der in der rechten Bildmitte dargestellte Bildstock war in Schweinfurt nicht bekannt und diente wohl einer Unterstreichung einer Gebietsforderung des Bistums Würzburg, denn Würzburg forderte das Gebiet bis zu "einem Bildstock". Zur Durchsetzung dieser Forderung schaffte man also ein Schweinfurtbild aus dem Jahre 1397, auf dem dieser Bildstock zentral herausgestellt wurde. Einen Nutzen aus dieser Darstellung konnte der Würzburger Bischof jedoch nicht ziehen.

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse in Schweinfurt kann für das 14. Jahrhundert nur wenig ausgesagt werden, da wohl fast alle Dokumente aus jener Zeit beim großen Stadtverderben 1554 verloren gingen.

Dennoch konnte durch Forschungen in anderen Städten festgestellt werden, dass Schweinfurter Händler bereits im 14. Jahrhundert überregionalen Handel betrieben haben.

So ist nachgewiesen, dass Schweinfurter Kaufleute auf den Messen in Nördlingen, Frankfurt/Main (bereits vor 1350) und Friedberg (nach 1350) vertreten waren. (siehe Amman, Hektor: Hessische Wirtschaftsprobleme im Mittelalter im Hessischen Jahrbuch für Landesgeschichte Bd.8 S. 37-70)