Das markgräfliche Haus von Schweinfurt

von Dr. Stein, Justizrat und Biblioketar von Schweinfurt

-Auszug-

Die Geschichte der Markgrafen von Schweinfurt hat bereits früher durch Dr. Karl Friedrich Schöpff eine eigene Darstellung gefunden in dessen in 3 Teilen 1755 - 1764 erschienenen Buche mit dem Titel: "Nordgau-ostfränkische Staatsgeschichte der gewesenen Markgrafen auf dem Nordgau und Grafen zu Franken, gemeiniglich von Babenberg und Schwinford genannt". Seitdem hat jedoch die Geschichtsforschung viele Streitpunkte durch zum Teil neu aufgefundene Geschichtsquellen gelöst und die Lücken ausgefüllt. Dies ist in vielen, oft sehr ausführlichen Untersuchungen geschehen, welche sich in verschiedenen Zeitschriften zerstreut finden, wie von Moritz und Giesebrecht in den Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften in München, ferner von mir selbst in den Forschungen zur deutschen Geschichte und in den Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Geschichtsvereins zu Halle, auch in mehreren größeren Anmerkungen zu meiner Geschichte Frankens. Unter diesen Umständen wird eine neue Gesamtdarstellung der Geschichte der Markgrafen zu Schweinfurt gerechtfertigt sein.

Das markgräfliche Haus von Schweinfurt bildet eine der beiden Linien eines von einem Grafen zu Bamberg abgeleiteten hochfreien Geschlechts, das sich durch die seit 940 vorkommenden Brüder Berthold und Luitpold in zwei Linien scheidet. Berthold besaß eine eigentümliche Burg zu Schweinfurt, nach welcher seine Nachkommen benannt werden. Er bekleidete die Grafschaft in der königlichen Stadt Bamberg, so lange sie Königsgut war, ferner mehrere Gaugrafschaften in Franken und die Gaugrafschaft im bayerischen Nordgau, mit welcher die Markgrafschaft gegen Böhmen verbunden war. 

Abstammung

Die fränkische Herkunft der Brüder Berthold und Luitpold ist durch viele Urkunden und Schriftsteller bezeugt. Solche Zeugnisse besitzen wir sowohl mit Bezug auf Berthold, seinen Sohn Heinrich, der gewöhnlich mit dem Diminutiv- oder Kosenamen Hezilo genannt wird, und dessen Sohn Otto, Herzog von Schwaben, als auch mit Bezug auf Bertholds Bruder Luitpold und dessen Sohn Ernst, der auch Herzog von Schwaben war. Ich will diese Zeugnisse hier einzeln aufführen.

Berthold hat von zwei ihm eigentümlichen nordgauischen Gütern zu Ammertal bei Amberg in der Oberpfalz und zu Isning in der Regensburger Gegend Leibeigene an das Stift St. Emmeran zu Regensburg gemeinsam mit seiner Gemahlin Heilifwinda und seinem Sohne Heinrich geschenkt, und in dem Codex der Schenkungen an jenes Stift in Pez. Thesaur. aneed. nov. wird Berthold als ein Graf vom östlichen Franken (comes de orientali Francia) bezeichnet. Es ist dies sein Abkunfts- oder Geschlechtstitel, während er in Arnolds tractatus S. Emmeramni den Amtstitel marchicomes hat. Seinen Sohn Hezilo nennt Thietmar von Merseburg, dessen Vatersschwester Hezilos Mutter war, in seiner Chronik bei der Nachricht von Hezilos Tode in einem Nachrufe die Zierde der östlichen Franken - decus Francorum orientalium.

Bertholds Enkel Otto war bei einer nach Sachsen- und Frankenrecht vollzogenen Gutsübergabe an das Michaelskloster zu Bamberg als Zeuge zugezogen, wobei die Zeugen nach Nationalität geschieden angegeben sind und nach den Worten isti sunt Franci orientales als erster ostfränkischer Zeuge Otto steht (Sehannat vind. litter. I.41). Ferner wird Otto in Pez. Script. rer. Austr. I. p. 739 als Besitzer von Pfünz bei Eichstätt ums Jahr 1025 ebenso, wie sein Großvatert Berthold als ein Graf vom östlichen Franken (comes de orientali Francia) bezeichnet.

Bertholds Bruder Luitpold war der erste Graf der bayerischen Ostmark oder Österreichs und führt in der Reihe der österreichischen Markgrafen namen und Ziffer als Leopold I.  Von ihm sagt die Chronik des Stiftes Melk: Leopold I. stammt nach der Überlieferung von einem gewissen hochedlen Grafen von Babenberg aus einem fränkischen Geschlechte (ex genere Francorum). Und sein Sohn, der in Franken zu Aura an der Saale seinen vornehmsten Sitz hatte und Herzog von Schwaben war, wird in dem Stiftungsbriefe des nach Schenkung seines Burgsitzes Aura an das Hochstift Bamberg daselbst gegründeten Klosters nach seinem Range Herzog, aber nicht von seinem Herzogtum Schwaben, sondern nach seiner Herkunft vom östlichen Franken - dux orientalis Franciae - genannt.

Angesichts so vieler und bündiger Zeugnisse der fränkischen Abkunft Bertholds und Luitpolds kann es nur auf deren Mißachtung oder Unkenntnis beruhen, wenn bayerische Spezialhistoriker früherer und neuerer Zeit diese Brüder in den Stammbaum des Hauses Wittelsbach einsetzen oder, wie es neuerdings Riezler getan hat, einem unbestimmten nordgauischen Geschlechte zuweisen wollen. Über der älteren Versuche, welche den Berthold zu einem Enkel des Herzogs Arnulfs des Bösen von Bayern machen wollten, gänzlichen Ungrund hat sich schon Schöpff in seiner Nordgau-Ostfränkischen Staatsgeschichte Th. III. S. 86 ausgesprochen, und die Grundlosigkeit eines ähnlichen neueren Versuches von Schmitz in einer Jubiläumsschrift zur siebenhundertjährigen Herrschaftsfeier des Hauses Wittelsbach in Bayern habe ich in meiner Geschichte Frankens Bd. II. S. 301 dargelegt. Ebendaselbst S. 301 habe ich auch schon die Unrichtigkeit des Schlusses gezeigt, den Riezler in seiner Geschichte Bayerns I. S. 360 not. 3 auf eine bayerische und zwar nordgauische Abkunft Bertholds und Luitpolds aus dem Umstande ziehen will, dass bei Veräußerung eines Grundstückes im Jahre 1132 die Söhne des Markgrafen Leopold III. von Österreich nach bayerischer Art als bei den Ohren zugezogene Zeugen dienten. Jenes Grundstück lag auf bayerischem Boden, sowohl der Veräußerer, als auch der Empfänger waren Bayern, es war also gar nicht die Wahl, ob der Veräußerungsakt auch nach einer andern Rechtsform, als der bayerischen vorzunehmen sei. Überdies hatte 1132 die österreichische Linie des Hauses schon längst ihren Gesamtbesitz in Franken in die Hand Kaiser Heinrichs des Heiligen aufgegeben, war dort besitzlos und nur noch in Österreich eingesessen.

 

2. Stammvater

Es fragt sich nun, welchem der in der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts, wo Berthold und Luitpold geboren waren, in Franken bestehenden Geschlechter dieselben entstammten. Den nächsten Anhaltspunkt zur Beantwortung dieser Frage bietet uns die mehrerwähnte Überlieferung der Melker Chronik Leopoldus primus originem duxisse fertur a quodam nobilissimo Babenbergensi comite e genere Francorum. Eine völlige Klarheit bringt diese Notiz uns um deswillen nicht, weil es im zehnten Jahrhundert noch nicht Sitte war, dass sich die edlen Geschlechter nach ihren Burgsitzen benannten, was erst in der Mitte des elften Jahrhunderts aufkam und erst mit dem zwölften Jahrhundert allgemeine Sitte wurde. Auch der Grafentitel war damals noch mehr Amtstitel, der erst allmählich auch den übrigen Familiengliedern beigelegt wurde. Im Grunde besagt daher diese Notiz nur, dass ein Ahnherr Leopolds I. von hochedlem fränkischen Geschlechte und Träger des Grafenamtes zu Bamberg war.

Zu Bamberg befand sich im Jahre 902 eine Burg im Besitze des Grafen Adalbert aus dem Geschlechte der Popponen, eines Sohnes des Markgrafen Heinrich, der 886 auf der Grenzhut gegen die Normannen bei Paris gefallen war. Adalbert hatte zwei Brüder Adalhard und Heinrich, die in eine zunächst bei Prosselsheim spielende Fehde mit Bischof Rudolf von Würzburg aus dem rheinfränkischen Geschlechte der Konradiner geraten waren, worin den Rudolf sein im Spessart begüterter Bruder Eberhard unterstützte. In einem in dieser Fehde vorfallenden Treffen unweit Bamberg fielen Adalhard und Eberhard, Heinrich wurde gefangen und auf Anordnung des damals in der Reichsregierung mächtigen Konradiners Gebhard hingerichtet. Daruf trat Adalbert in die Fehde ein, brach vom Grabfelde aus, wo er Gaugraf war, in die Wetterau ein und schlug und tötete Gebhards Bruder Konrad, worauf er sich mit seiner Beute wieder nach Bamberg zurückzog. Er wurde nun geächtet, in Theres gefangen und 906 hingerichtet.

Bischof Otto von Freising, ein Sohn des Markgrafen Leopold III. von Österreich, hat in seiner gegen Mitte des zwölften Jahrhunderts verfassten Chronik, wo er von diesem Adalbert oder, wie er ihn nennt, Albert spricht, bemerkt: "Von dieses Alberts Blute soll nach der Überlieferung jener Albert, der nachmals die den Ungarn entrissene Ostmark dem Römischen Reiche hinzufügte, seinen Ursprung herleiten." Es ist mit letzterem Albert Markgraf Adalbert, ein Sohn Luitpolds oder Leopolds I. von der Ostmark oder Österreich gemeint. Die Überlieferung der Melker Chronik über die Abkunft Leopolds von einem Bamberger Grafen ist demnach hier auf den Popponen Adalbert zu Bamberg beogen, jedoch auch nur mit dem Ausdrucke der Ungewissheit "soll". Man hat oft die Ansicht ausgesprochen, Otto müsse, da er selbst dem Geschlechte der österreichischen Markgrafen angehört habe, dies doch wohl am besten gewusst haben, allein er gibt sich ja selbst zu erkennen, dass er keine bestimmte Wissenschaft hat. Es scheint nur aus seiner Geschichtskenntnis die Supplierung des Namens Adalbert, des Popponen zu Bamberg, in der namenlosen Überlieferung, wie sie die Melker Chronik gibt, von ihm geschehen zu sein, wobei er die Namensähnlichkeit mit dem Markgrafen Adalbert von Österreich hervortreten ließ als Unterstützung seiner Annahme, was um so mehr auffällt, als schon Leopold I. (983-994) den Ungarn die Ostmark entrissen hat und seinen Sitz zu Melk nahm, auch unter Leopolds älterem Sohne und unmittelbarem Nachfolger Markgraf Heinrich I. (994-1018) bereits der Name Österreich gebraucht wird, und dann erst als dritter Markgraf in Österreich Leopolds jüngerer Sohn Adalbert 1018 folgte, es also gar nicht richtig ist, dass er die Ostmark dem Reiche hinzugefügt habe.

Gleichwohl muss die Geschichtsforschung zunächst an dieser Angabe Ottos von Freising haften bleiben und sie auf ihre Haltbarkeit prüfen. Dies ist auch geschehen, hat aber ein durchaus negatives Resultat ergeben. Ich habe in der von der histrischen Kommission an der Akademie in München unter dem Titel Forschungen zur deutschen Geschichte herausgegebenen Zeitschrift Band XII, S. 115-136 dies umständlich dargelegt, und es haben später auch andere Historiker die Annahme eines Zusammenhanges zwischen dem 906 enthaupteten Grafen Adalbert zu Babenberg und den Markgrafen Berthold und Luitpold aufgegeben, wie Giesebrecht, Gesch. d. dtsch. Kaiserzeit und Huber, Mitth. f. österr. Gesch. II. 374-382.    

Eine genealogische Verbindung zwischen dem 906 enthaupteten Grafen Adalbert zu Babenberg und den Markgrafen Berthold und Luitpold ist unauffindbar und durch die Verschiedenheit des patrimonialen Besitzstandes des Popponischen Hauses einerseits und des Berthold-Luitpoldischen Hauses andererseits ausgeschlossen. Der von Hanthaler aufgestellte Sohn Adalberts als jüngerer, angeblich 933 in der Schlacht bei Merseburg gegen die Ungarn gefallener Adalbert von Babenberg ist, wie Waitz, Jahrb. d. dtsch. Reichs unter Heinrich I. (neue Bearb.) S. 237-238 nachgewiesen hat, eine Fälschung. Eckhart hat in seinen Commentarien der ostfränkischen Geschichte einen Grafen Adalbert von Marchthal in einen Grafen von Ammerthal, einen Eigengute Bertholds im Nordgau, umgeändert, und ihn als einen Sohn von Adalberts Bruder Heinrich ausgegeben. Allein Adalbert von Marchthal ist ein alemannischer Graf, dessen Burgsitz Marchthal ein schwäbischer Ort, und sein Vater hieß weder Adalbert, noch Heinrich, sondern Berthold (Stälin, Württemb. Gesch. I. S. 546 Note 2, vgl. auch S. 243 Note 4). Schon Schöpff in seiner nordgau-ostfränkischen Geschichte Theil III S. 35-93 hat die Eckhart'sche Aufstellung bekämpft. Wenn aber Schhöpff meint, es sei der genealogische Zusammenhang des Markgrafen Berthold mit Adalbert von Babenberg zwar nicht ein direkter, aber vielleicht ein seitlicher, dabei aber nicht auf Adalberts Bruder Heinrich, sondern auf einen vermeintlich 919 und 920, in der Tat aber um 1025 lebenden Grafen Otto, welcher Bertholds Enkel ist, verfällt, so ist mit dem Ausdrucke originem ex comite Babenbergensi oder ex sanguine Alberti duxisse in der Melker Chronik und bei Otto von Freising doch auf eine Abstammung von der Person dieses Grafen hingewiesen, nicht auf eine Seitenverwandtschaft mit ihm. Auch Döberl in seiner Schrift über die Markgrafschaft und Markgrafen auf dem Nordgau S.10 denkt an die Möglichkeit einer Seitenverwandtschaft des von mir und des auch von ihm angenommenen Vaters Bertholds, des mit König Heinrich I. verwandten Grafen Heinrich, mit Adalbert von babenberg und meint, Graf Heinrich könnte gerade durch seine Verwandtschaft mit dem Könige Heinrich einen Rest aus dem Besitztum des Popponischen Hauses gerettet haben, allein das Berthold-Luitpold'sche Haus hat gar kein Popponisches Besitztum zu eigen, nicht einmal die dem Reiche gehörige Burg in Bamberg, sondern sein ganzer Besitzstand fällt in den Besitzstand eines von den Popponen verschiedenen Hauses.

Ich bin deshalb auch in meiner Abhandlung über die Herkunft des Markgrafen Luitpold I. von Österreich in den Forschungen zur deutschen Geschichte S. 115 von dem Besitzstande Adalberts und seines Hauses ausgegangen und habe ihm S. 120-122 den Besitzstand eines anderen Hauses, der von mir so benannten Geisenheimer Geschlechter (meine Geschichte Frankens Bd. II. S. 434) entgegengestellt, dann habe ich weiter S. 132 und 133 nachgewiesen, dass der ganze Berthold-Luitpold'sche Hausbesitz in Franken in den Eigenbesitzstand des Geisenheimer Geschlechtes, nicht aber in jenen des Popponischen Hauses fällt. Der Berthold-Luitpoldische Eigenbesitz liegt mit seinem Hauptbestande nur im südlichen und nördlichen Radenzgau und in demjenigen Teile des Volkfeldes, der sich am Maine oberhalb Theres und an der vom Steigerwald her bei Bamberg in die Regnitz gehenden Aurach zwischen den südlichen und nördlichen Radenzgau vorschiebt, während das popponische Haus zu keiner Zeit im Radenzgau Güter oder Ämter gehabt hat.

   

Der Radenzgau ist von der radenz, jetzt Regnitz, benannt.. Sein südlicher Teil liegt an der Regnitz von Erlangen bis zur Aurachmündung oberhalb Bamberg, sein nördlicher Teil am Obermain von Hallstadt bis zum Frankenwalde, zwischen der Aurachmündung und Hallstadt liegt Bamberg in dem vorbezeichneten Nordostwinkel des vom Flüsschen Volkach benannten Volkfeldes. In jeder dieser drei Gegenden besitzt das Berthold-Luitpoldische Haus eine Gütergruppe, in welcher auch ein 905 bei König Ludwig dem Kinde zu Forchheim im Radenzgau erscheinender , als dessen Getreuer und Vertrauter und als höchst edler Graf (nobilissimus comes) bezeichneter Adalhard begütert ist. Es ist dies im südlichen Radenzgau die Gütergruppe Höchstadt an der Aisch, Etzelsdorf, Greinsdorf und Adelsdorf, im nördlichen Radenzgau die Gütergruppe zu Zapfendorf in den zusammenhängenden Marken von Ebing und Ebensfeld, endlich in dem vorbezeichneten Teile des Volkfeldes die Gütergruppe Knetzgau und Wonfurt, weshalb Adalhard als ein Ahnherr des Berthold- Luitpoldischen Geschlechts angesehen werden kann, der nach des Popponen Adalbert Ächtung und Einziehung aller seiner Besitzungen und Eigengüter zum Reiche die Grafschaft in dem nun als Reichsgut erscheinenden, von drei Seiten vom Radenzgau umschlossenen Bamberg erhielt, das auch von der vierten Seite, von Theres her, dem Hausbesitze Adalhards benachbart war. Zwischen diesem Ahnherrn und den Brüdern Berthold und Luitpold steht als Graf vom Radenzgau und mutmaßlichen Vater Bertholds und Luitpolds Graf Heinrich, der von 913-934 handelnd auftritt und 927 als mit König Heinrich I. verwandt urkundlich bezeugt wird.

Graf Heinrich, Verwandter König Heinrichs I.

Alles, was über Graf Heinrichs persönliche Verhältnisse und seine Beziehungen zum Radenzgau und zur Stadtgrafschaft in Bamberg aus Urkunden und sonstigen Zeugnissen zu entnehmen ist, habe ich in meiner Geschichte Frankens Bd. II. S. 293 - 298 ausführlich zusammengestellt. Am 8. August 912 trat Graf Heinrich an Seite des Abtes Dracholf von Schwarzach im Volkfelde bei König Konrad I. zu Frankfurt auf und unterstützte die Bitte dieses Abtes wegen einer Schenkung von Gütern in dem an das Volkfeld und den Radenzgau aufstossenden Iffgau. Bei dem Heerzuge des Königs Konrad I. wegen des Elsasses gegen Karl dem Einfältigen von Frankreich waren zu Straßburg , 12. März 913 im Gefolge Konrads I. als fränkische Große des Königs Brüder Eberhard und Otto, Graf Heinrich und Graf Poppo vom Grabfelde, wo in einer Urkunde von diesem Tage Graf Heinrich unmittelbar nach des Königs Bruder Otto und vor dem Grafen Poppo eingereiht ist. Am 5. Juli 918 war er am bischöflichen Hofe zu Würzburg, wo auch der König Konrad anwesend war, und erbat mit dem Bischof Thiodo vom Könige eine neue Ausfertigung eines durch Brand zu Verlust gegangenen Zollprivilegs für das Hochstift Würzburg. Auf dem letzten vom König Konrad zu Forchheim abgehaltenen Reichstage im September 918, wo er seinen Bruder Eberhard und die fränkischen Großen bestimmte, die Krone nach seinem Tode beim Herzog Heinrich von Sachsen zu übertragen, erscheinen in einer Urkunde des Königs Bruder Eberhard und Graf Heinrich neben einander genannt. Bekanntlich geschah diese Übertragung nach Konrads 23. Dezember 918 erfolgten Tode wirklich, und als der neu gewählte König Heinrich I. 920 nach Seelheim in Hessen kam, fanden sich bei ihm die fränkischen Großen ein, welche in einer Urkunde aufgezählt werden, als des Königs Konrad Bruder Eberhard, seines Vatersbruders Eberhard Sohn Konrad, seines Vatersbruders Gebhard Sohn Udo und Graf Heinrich. Später besuchte König Heinrich I. auch Ostfranken selbst und kam dabei zweimal nach dem Königspalaste zu Salz bei Neustadt a.d. Saale, das erste Mal 18. Oktober 927, zum andern Mal 3. Juni 931. Beide Male fand sich Graf Heinrich bei ihm zu Salz ein. Er hat 927 beim Könige für einen Vasallen des Herzogs Arnulf von Bayern, der ihm wohl von dem benachbarten Nordgau her bekannt sein mochte, und 931 erbat er vom Könige die Schenkung einiger Leibeigenen für den Abt Burkhard von Hersfeld, der noch in demselben Jahre Bischof zu Würzburg wurde. 

II. Die Markgrafen Berthold, Heinrich und Otto von Schweinfurt

1. Markgraf Heinrich

 

Berthold erscheint schon in jungen Jahren in besonders vertrauter Stellung zu dem ebenfalls noch jugendlichen König Otto I., der seinem Vater Heinrich I. 936 gefolgt war. Dies in hervorstechenden Maße bemerkbare vertraute Verhältnis zwischen den beiden jungen Männern ist bei einer bestehenden Vetterschaft leicht, außerdem schwer erklärlich und war für den jungen König höchst wertvoll bei den Verwicklungen, in welche er in Franken und Bayern alsbald geriet.

Die Geschichte Frankens zu dieser Zeit ist vielfach auf ungenügenden außerfränkischen Grundlagen aufgebaut und das gewonnene Ergebnis überdies durch freie Erweiterungen und Ausmalungen verunstaltet worden, so einfach in der Wirklichkeit die Sachlage war. Zur Hauptquelle nahm man früher eine Stelle in der St. Galler Klosterchronik des Abtes Ekkehard IV. von St. Gallen, der um 1060 verstarb. Dieser erzählt den unter König Konrad I. vorgefallenen Streit zwischen dem schwäbischen Grafen Erchanger nebst seinem Bruder Berthold über einen Besitz zu Stammheim und dem Bischof Salomo III. zu Konstanz, in welchem König Konrad zu Gunsten des Bischofs entschied und woraus sich eine blutige Fehde entspann, die mit Erchangers Hinrichtung endete. Der in dieser Fehde auch auftretende Burkard, Sohn des Markgrafen Burkard von Rätien, wurde nachher Herzog, während bis dahin kein Herzog in Schwaben war, sondern die königlichen Güter, wozu Stammheim gehörte, von damit betrauten Gaugrafen und namentlich Stammheim von Erchanger verwaltet wurden. Diese königlichen Verwalter nennt Ekkehard Kammerboten (nuntii camerae) und stellt sie als Verwalter des ganzen Landes hin, allein das Kammerbotenamt war nun ein fiskalisches Nebenamt über fiskalische Güter neben dem Gaugrafenamt. Dabei zieht Ekkehard eine Parallele der Stellung und des Schicksals Erchangers in Schwaben mit der Stellung und dem Ende Adalberts von Babenberg in Franken, von dem wir wissen, dass er neben mehreren Gaugrafschaften auch die Verwaltung königlicher Güter führte, was besonders von Milz bei Römhild beurkundet ist, aber wahrscheinlich auch bei Theres und Bamberg der Fall war. Ekkehard macht daher auch den Adalbert zu einem nuntius camerae und sagt, wie der Kanzler Konrads I. den Erchanger, so habe er auch den Adalbert hinrichten lassen, was aber unrichtig ist, da der Kanzler Hatto, welchen Ekkehard hiermit meint, schon gestorben war, als der Streit mit Erchanger begann. Weiter nennt Ekkehard noch einen anderen nuntius camerae in Franken namens Werner, der sich vor Hatto, der beide verfolgte, gerettet habe. Diesen Werner hält man für einen rheinischen Franken, was nur auf einen Ahnherrn des salischen Hauses gehen kann, dann aber auf einen Vorfahren Konrads I. bezogen wurde, obwohl Konrad I. und die älteren Konradiner nicht in das salische Haus gehörten. Noch willkürlicher ist man mit dieser Stelle Ekkehards umgesprungen in deren Anwendung, wie sie sich in Echharts Commentarien zur ostfränkischen Geschichte und bei Anderen findet. Obgleich Ekkehard von St. Gallen ausdrücklich sagt, dass Adalbert und Werner neben einander in Gegnerschaft zu dem Rechskanzler Hatto gestanden seien, dem ersterer erlag, letzterer entging, lässt Ekkehard den Adalbert als Haupt der Popponen und den Werner als Haupt der Konradiner in gegenseitiger Feindschaft zu einander stehen und stellte die Sache so hin, als ob diese beiden Häuser in Ostfranken die mächtigsten Geschlechter gewesen seien und um die Vormacht gestritten hätten in der Babenberger Fehde, die uns von ihren Anfängen im Jahre 897 an bekannt ist und in ihrem ganzen Verlaufe, der in meiner Geschichte König Konrads I. (S. 146-170) erzählt ist, einer solchen Auffassung widerspricht.  

In Wirklichkeit war Franken sowohl im rheinischen, als auch im östlichen Landesteile seit der Eroberung durch den Frankenkönig Kronland, ohne je einen Herzog zu haben außer in der Zeit des gegen die Wenden errichteten thüringischen Grenzherzogtums von 630 - 717. Bald nach dieser Zeit beginnen die auf das 744 gegründete Kloster Fulda bezüglichen, in sehr reichlichem Maße das östliche Franken betreffenden Urkunden, welche uns die Gaugrafschaften und die hochedlen Geschlechter in Franken in authentischer Weise erkennbar machen und die Annahme widerlegen, dass die Konradiner Güter und Ämter in Ostfranken hatten. Solche hatten hier nur diejenigen Geschlechter, deren Glieder ich in meiner Geschichte Frankens Bd. II. S. 434, 437, 440 und 442 zusammengestellt habe. Bei den Verwicklungen, in welche König Otto I. mit des Königs Konrad I. Bruder Eberhard 937 geriet, blieben diese fränkischen Geschlechter und das östliche Franken völlig unbeteiligt. Der Kampf Ottos und Eberhards spielte nur in sächsischen und rheinischen Gegenden, wo selbst die übrigen Konradiner auf Ottos Seite standen und Eberhard durch seine eigenen Vettern Udo und Konrad fiel. Berthold war an dieser Sache völlig unbeteiligt.

Dagegen waren es die gleichzeitigen Vorgänge in Bayern, welche Anlass wurden, dass der junge Berthold dem Könige Otto als eine wesentliche Stütze erschien und er ihn in eine Stellung berief, auf welcher Bertholds geschichtliche Bedeutung beruht. In Bayern starb 937 Herzog Arnulf, welcher 907 von der Reichsregierung unter dem ihm kognatisch verwandten König Ludwig dem Kinde sich unabhängig gestellt hatte und sich als "von Gottes Gnaden Herzog von Bayern und den anliegenden Gegenden" bezeichnet. Zu diesen anliegenden Gegenden gehörte insbesondere der im Norden der bayerischen Donau liegende Nordgau, in welchem nachmals unser Berthold Markgraf geworden ist. Zum Verständnisse der Stellung, welche Herzog Arnulf von Bayern gegenüber der Reichsregierung einnahm, müssen wir bei der Bedeutung, welche sie auch für die Geschichte unseres Markgrafen Berthold hat, auf Arnulfs Verhältnis zur Reichsregierung unter Ludwig dem Kinde umständlicher eingehen. 

Ludwig das Kind war der einzige, bei seines Vaters Tode noch unmündige Sohn des Kaisers Arnulf und seiner Gemahlin Uta, die aus dem Konradinischen Hause war. Kaiser Arnulf war bekanntlich kein echter Karolinger, sondern ein außerehelicher Sohn von Karlmann, dem ältesten Sohne Ludwigs des Deutschen. Vom Mannesstamme Ludwigs des Deutschen, den deutschen Karolingern, lebte 888 nur noch der Kaiser Karl III., der auch nur einen außerehelichen Sohn Bernhard hatte. Vom Mannesstamme Karls des Kahlen in Frankreich lebte nur noch Karl der Einfältige. Der Mannesstamm des Kaisers Lothar endlich war ausgestorben. Also wäre nach Karls III. Tode der legitime Erbe der Karolingischen Reiche Karl der Einfältige gewesen. Karl III. selbst wollte einen von des Kaisers Lothar Enkelin Irmingarde geborenen Abkömmling adoptieren. Allein die Abneigung gegen einen  Fremdling zeitigte eine Verschwörung zu Gunsten Arnulfs, welcher mit starker Mannschaft von Bayern nach Franken kam, den Karl III. entthronte und an Weihnachten 888 als König von den Deutschen zu Regensburg anerkannt wurde.

Ludwig das Kind atte als nächste Verwandte nach seines Vaters Tode nur kognatische (bedeutet: gleichberechtigte Erbfolge) Verwandte, nämlich die Verwandten seiner Mutter Uta und die Verwandten der Mutter des Kaisers Arnulf Lintswinda. Erstere waren die Konradiner, ein Verwandter der Lintswinda war Herzog Luitpold von Bayern, der Vater des späteren Herzogs Arnulf von Bayern. So lange Herzog Luitpold lebte, herrschte die Übung, dass der Hof des Königs Ludwig des Kindes einen Teil des Jahres in Franken, den anderen in Bayern zubrachte unter dem Beirate der Konradiner Konrad und Gebhard in Franken und Luitpold in Bayern. Als aber Luitpold im Kampfe gegen die Ungarn gefallen war, verschmähte es sein Sohn Arnulf, die Reichsregierung ferner in dieser Weise zu unterstützen, sondern er stellte sich als unabhängiger Herzog von Bayern und Umlanden auf unter Widerspruch der Bischöfe seines Landes, welche noch immer Ludwigs Reichstage besuchten und denen er auch den Beinamen Arnulfs des Bösen verdankte. Er huldigte Ludwig dem Kinde nicht, empfing das Herzogtum nicht von ihm, sondern nahm es aus eigener Macht - von Gottes Gnaden - an sich. Ludwigs Nachfolger Konrad I., der Arnulfs Mutter Kunigunde, die Witwe Luitpolds, geheiratet hatte und somit Arnulfs Stiefvater geworden war, zog 916 gegen ihn und Arnulf flüchtete von ihm zu den Ungarn, von denen er erst nach Konrads Tod zurückkehrte, um selbst die Königskrone zu erstreben. Er wurde zwar von den Bayern und Franken ehrerbietig aufgenommen, aber die Franken brachten die Krone nach Konrads I. Wunsche dem Herzog Heinrich von Sachsen, der durch seine Vatersschwester Lintgarde dem Hause Ludwigs des Deutschen verschwägert war und der sie auch annahm. Heinrich I. zog dann gegen Arnulf und räumte ihm in einem Vergleiche mehrere Vorrechte ein. Als nun Arnulf 937 gestorben war, verweigerte sein Sohn Eberhard dem Könige Otto die Huldigung. In einem wiederholten Kriegszuge nach Bayern besiegte Otto den Eberhard und vertrieb ihn und seine Brüder aus Bayern. Das Herzogtum verlieh er dem Bruder des früheren Herzogs Arnulf namens Berthold unter Zurücknahme der von Heinrich I. dem Arnulf gewährten Vorrechte in Besetzung der Bistümer. Auch sonstige Schmälerungen der herzoglichen Macht traten ein. Was uns insbesondere angeht, das ist die Besetzung der Grafschaft im Nordgau und in der Mark gegen Böhmen durch unseren fränkischen Grafen Berthold. 

Es ist klar, dass bei Ottos Zuge gegen Bayern der diesem Herzogtum vorliegende Radenzgau Frankens passiert werden und einen wichtigen Angriffs- und Stützpunkt bilden musste, da er sich seiner ganzen Länge nach am bayerischen Nordgau hin erstreckt. Hier aber war vorher Graf Heinrich, des Königs Heinrich Verwandter, und jetzt der junge Berthold Gaugraf, und die Teilnahme dieses jungen Vetters und Freundes Otto an dessen Kriege gegen Bayern war unvermeidlich. Sie muss aber auch zu voller Zufriedenheit Ottos stattgefunden haben und von Otto mit der Verleihung er von Herzog Arnulf seiher an sich genommenen Gaugrafschaft im bayerischen Nordgau und in der böhmischen Mark, was der Herzog sich von Otto gefallen lassen musste, belohnt worden sein, weil der fränkische Graf Berthold hier alsbald in dieser Eigenschaft auftritt. Der König erreichte damit auch, dass er einen treuen Wächter an der Seite des Herzogs von Bayern hatte. Von nun an erscheint Graf Berthold nicht nur in Bamberg mit dem Volkfelde und im Radenzgau, sondern auch im bayerischen Nordgau und in der böhmischen Mark belehnt, wie wir im Einzelnen sehen werden.

Schon 941 war Berthold Machthaber im bayerischen Nordgau und erhielt dort einen großen Vertrauensbeweis Ottos. Es war der sächsische Graf Lothar aus dem später von Walbeck benannten Grafengeschlechte, welchem Geschlechte auch der Geschichtsschreiber Thietmar, Bischof von Merseburg, angehörte, nach der von Thietmar in seiner Chronik gegebenen Erzählung in eine Verschwörung gegen König Otto verwickelt und gefangen worden, worauf ihn Otto in Gewahrsam des Grafen Berthold nach Bayern gab. Hier lernte Berthold seines ihm in Obhut gegebenen Gefangenen Tochter Eila (Eilica) kennen und, als Lothar vom König begnadigt und frei geworden war, gab Lothar ihm seine Tochter Eila zur Gemahlin, die nach Bertholds Tode die Burg zu Schweinfurt als Witwensitz inne hatte und dort erst 1015 gestorben ist. Der Teil Bayerns aber, in welchem der Graf Berthold Gewalt hatte, war der bayerische Nordgau. Es ist ganz unzulässig, dem Graf Berthold hier den Herzog Berthold zu substituieren, denn Thietmar kannte Eila, welche er selbst seine Verwandte nennt, sehr wohl, und ihr Gemahl war ja eben nicht der bayerische Herzog Berthold, sondern der ostfränkische Graf Berthold. daraus folgt nun, dass Graf Berthold schon 941 königlicher Machthaber im Nordgau war.

945 wurde über Güter zu Schambach und Gungolding bei Arnsberg im Nordgau, welche königliche oder Grafschaftsgüter waren, ein Tausch vom König mit dem Hochstift Eichstätt abgeschlossen und von dem Grafen Berthold mit dem Bischof Starchand von Eichstätt zum Vollzuge gebracht.

960 und 961 wird bei der Schenkung von Gütern eines Adeligen Dietmar, die teils im bayerischen Nordgau, teils im fränkischen Radenzgau lagen, deren Lage in diesen beiden Gauen und die Innehabung der Gaugrafschaftin jedem dieser beiden Gauedurch Berthold angegeben mit den Worten: 960 in pago Nortgowe in comitatu Bertoldi comitis und 961 in pago Ratinzgowe in comitatu Berchtoldi.

964 tritt bei der Verbannung des Königs Berengar von Italien und seiner Gemahlin Willa nach Bayern und Berengars Tod zu Bamberg im Volkfelde eine gleiche Verbindung des bayerischen Nordgaues und des fränkischen Bamberg hervor unter der Gewalt des Grafen Berthold. Berengar und seine Gemahlin wurden in die Obhut des Grafen Berthold gegeben in dessen bayerischen Nordgau und starben in dem zum Gaue Volkfelde gehörigen Bamberg. Dies Bamberg blieb bis 973 königliche Stadt, worin der Gaugraf Berthold auch die Stadtgrafschaft inne hatte.

973 wird in der Schenkungsurkunde der Königsstadt Bamberg durch Kaiser Otto II. an herzog Heinrich von bayern, Graf Berthold ausdrücklich als Gaugraf im Volkfelde bezeichnet, indem es dort heißt: Papinbere in comitatu Pertholdi comitis Voleveld nunenpato.

975 wird von der von jeher mit dem bayerischen Nordgau verbundenen Mark gegen Böhmen, die zwischen der Naab und dem Böhmerwalde lag, Berthold auch als Markgraf bezeichnet und zugleich als Graf aus dem östlichen Franken bei einer Schenkung von Leibeigenen aus seinen Gütern Ammerthal und Isening im Nordgau an das Kloster St. Emmeran zu Regensburg.

Demnach steht urkundlich fest Bertholds Besitz der Grafschaft des Radenzgaues und des Volkfeldes mit der Königsstadt Bamberg in Franken, dann des Nordgaues mit der böhmischen Mark in Bayern.

Nur aus der Unkenntnis der fränkischen Geschichtszeugnisse konnte es geschehen, dass die Verbindung fränkischer Gaugrafschaften und des bayerischen Nordgaues in einer Hand als ein Beleg angesehen wurde für eine aufgestellte Behauptung, wonach im zehnten Jahrhunderte Franken ganz oder teilweise zu Bayern geschlagen worden sein sollte. ..........

Zu Schweinfurt besaß Berthold eine eigentümliche Burg auf dem südwestlichen Abhange des im übrigen in königlichem oder Reichsbesitze befindlichen Hainberges mit dem Hainwalde. In Schweinfurt und dem nahen Geldersheim hatte ein gräfliches Brüderpaar Gerhard und Ippin schon unter König Pippin und Karl dem Großen Besitzungen neben den dortigen Reichsgütern, und der dortige Besitz des markgräflichen Hauses Schweinfurt beruht wohl auf genealogischer oder anderer Nachfolge in Besitzungen jenes alten gräflichen Hauses. Es wird sich auf dem Westabhange des Hainberges, welcher Abhang später Peterstirn genannt wurde, schon länger ein Herrenhof befunden haben, aber als Burgbau tritt er erst unter Graf Berthold hervor. Ehe Kaiser Otto II. 973 das Königsgut Bamberg an Herzog Heinrich von Bayern verschenkte, war Bamberg, wo Berthold bis dahin die königliche Stadtgrafschaft inne hatte, wohl um so mehr sein regelmäßiger Wohnsitz, als Bamberg im Mittelpunkt der Besitzungen seines Hauses im südlichen und nördlichen Radenzgau und im Volkfelde lag. Aber seit dem Wegfall der dortigen königlichen Stadtgrafschaft war mehr Veranlassung, sich einen solchen Mittelpunkt in einem Eigengute einzurichten. Urkundlich gewiß ist, dass die Burg zu Schweinfurt von Berthold seiner Gemahlin Eila als Witwensitz  angewiesen wurde, auch deren Sohn Heinrich und ihr Enkel Otto hier ihre Grabstätte gefunden haben. Otto trägt auch in Urkunden davon die Benennung de Swinvurt , wie Schweinfurter Linie des Hauses überhaupt hiernach benannt ist.

Von Zügen aus Bertholds Leben wird uns berichtet, dass er eine Stellung gegenüber dem Kaiser Otto II. und dem Herzoge Heinrich von Bayern einnahm, welche in dem befestigten Vertrauen und Ansehen Bertholds bei Otto I. und wohl auch in den verwandschaftlichen Beziehungen Bertholds zum sächsischen Kaiserhause ihre volle und beste Erklärung findet. Thietmar erzählt, dass Berthold dem Kaiser Otto II. Vorhalt darüber gemacht habe, dass er einer verhältnismäßig geringen Ursache wegen einen so mächtigen und angesehenen Reichsfürsten, wie den Grafen Gero, habe hinrichten lassen, dass er als Markgraf im Nordgau im kaiserlichen Interesse dem Herzoge von Bayern gegenüber nicht wie ein Vasall, sondern wie ein Gegner aufgetreten sei.

Er starb nach einem Nekrologium (Verzeichnis von Toten, derer man durch Fürbitten gedachte) des Klosters St. Emmeran am 14. Januar , das Todesjahr 980 gibt ein Fuldaer Totenverzeichnis. Dass er nicht in der Schlacht Ottos II. bei Colonne 13. Juli 982, wie man früher annahm, fiel, ergibt sich eben durch diese Einträge. Seine Witwe Eilica, gewöhnlich Eila genannt, überlebte ihn. Von seinen Kindern kennen wir die beiden Söhne Heinrich, genannt Hezilo, und Burkhard oder Bucco.

 

2. Heinrich

Die Geschichte des Markgrafen Heinrich oder Hezilo von Schweinfurt ist in dem meisten Einzelheiten durch Thietmar von Merseburg bekannt, der in seiner Chronik besondere Anteilnahme an den Schicksalen der Witwe des markgrafen Berthold Eila, welche Thietmars Muhme ( ältere deutsche Verwandschafts- bezeichnung, bedeutet zumeist Tante oder Base) war, und ihres Sohnes Hezilo zeigt. Ältere Schriftsteller haben ebenso, wie sie den Markgraf Berthold von Schweinfurt mit dem gleichzeitigen Herzog Berthold von Bayern zusammenwarfen, nun auch des Markgrafen Bertholds Sohn Hezilo verwechselt mit des Herzogs Berthold von Bayern Sohn Heinrich, der gewöhnlich Henricus minor heißt. Es ist jedoch letzterer eine andere Persönlichkeit, als unser Markgraf Hezilo, der seinem vater Markgraf Berthold in seinen fränkischen Gauen und im Nordgau mit der böhmischen Mark unmittelbar nachfolgte.

Als Sohn des Markgrafen Berthold und der Eilica wird er ausdrücklich bezeichnet in der schon oben in der Geschichte des Markgrafen Berthold angeführten Urkunde von 975 mit den Worten: Berchtold marchio, comes de orientali Francia, cum manu Heilicswindae, coniugis suae et filii Heinrici. Nach seines Vaters 980 erfolgtem Tode erscheint er sofort mit Urkunde vom 2. April 981 als Graf im Nordgau. Im Volkfelde erscheint er zu Lindach, wie wir bald sehen werden, ferner im Radenzgau, in der terra Slavorum bei Dronke trad. Fuld. pag. 22, num. 129 - 132.

Sein Leben war zeitweise sehr bewegt und greift auch in die Reichsgeschichte ein. Zunächst wird von ihm erzählt, dass er zur Zeit der Regierung des Bischofs Bernward von Würzburg (990 bis 995) einen Vasallen des Bischofs namens Ewecker, der ihn beschädigt und beleidigt hatte, gefangen nahm und ihn zu Lindach im Volkfelde, wohin er ihn  hatte bringen lassen, blenden ließ. Darüber klagte der Bischof bei kaiser Otto III., der den widerspenstigen Markgraf Heinrich zuerst ächtete, dann aber dessen Aussöhnung mit bernward erzielte. Als Heinrich dann auf des Bischofs Einladung zum Kilianweihefeste 994 den Bischof in Würzburg nebst seines Vaters Bruder Markgraf Luitpold von Österreich besuchte, schoss ein Verwandter Eweckers einen Pfeil auf Heinrich ab, der aber ihn fehlte und statt seiner den Markgraf Luitpold zum Tode traf.

 

 

Mit des Kaisers Otto III. kinderlosem Tode 1002 erlosch die ältere Linie des sächsischen Kaiserhauses. Die jüngere oder bayerische Linie leitet sich von des Kaisers Otto I. jüngerem Bruder Heinrich ab, dem sehr unverdienter und unkluger Weise Otto I. das Herzogtum Bayern unter Vermählung desselben mit Judith, Tochter des Herzogs Arnulf von Bayern, verlieh. Herzog Heinrich I. von Bayern und sein Sohn und Nachfolger Heinrich II. der Zänker waren von herrsch- und streitsüchtigem Charakter, stets bereit zu Unruhen und Feindseligkeiten gegen die ältere Linie und zur Verwirrung des Reiches. An einer dieser Unruhen Heinrich des Zänkers im Jahr 976 hat Giesebrecht in den von ihm verfassten Jahrbüchern des deutschen Reiches, herausgegeben von Ranke, Band II, Abt. 1, welcher die Geschichte Kaiser Ottos II. behandelt, und danach auch in seiner Geschichte der deutschen Kaiserzeit I. 576-577 die vermeintliche, von ihm aufgestellte Tatsache angeknüpft, dass die gegen die Böhmen gerichtete Markgrafschaft am Böhmerwalde jetzt erst neu errichtet und dem Markgrafen Berthold übertragen worden sei. Die Unrichtigkeit dieser Meinung, welche nachher Riezler in seine Geschichte Bayerns aufgenommen hat, ergibt die Geschichte der böhmischen Mark selbst. Diese Mark gegen Böhmen bestand schon von alter Zeit her längs des Böhmerwaldes bis zur Grenze der sorbischen Mark am Fichtelgebirge ohne Unterbrechung fort, wie auch Döberl in seiner Schrift über die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen Nordgau S. 10 dagegen bemerkt: "Davon kann nicht die Rede sein, dass in einer Zwischenzeit die markgräfliche Verfassung des Nordgaues einmal eingegangen gewesen, der Nordgau erst beim Übergange an das Babenberger Haus Bertholds oder gar erst im Jahre 976 im Zusammenhange mit der Maßregelung Heinrichs des Zänkers zur Mark reorganisiert worden sei." Heinrichs des Zänkers Sohn war als Heinrich III. seit 995 seinem Vater im Herzigtum Bayern gefolgt und nach Ottos III. Tode trat er als Bewerber um die Krone im Reiche auf. Heinrich oder Hezilo von Schweinfurt, der auch als Graf vom beyerischen Nordgau und der böhmischen Mark schon in längerer Verbindung mit Herzog Heinrich III. von Bayern gestanden war, unterstützte diese Thronbewerbung und zog auch, nachdem Herzog Hermann II. von Alemannien nach Heinrichs zu Mainz geschehener Königswahl sich rebellisch zeigte, mit dem Könige und seinem Heere gegen Hermann, der sich schließlich unterwarf. Hezilo erwartete, da der König das Herzogtum Bayern nun voraussichtlich einem neuen Herzoge übergeben würde, dass er es ihm übergeben werde, und war, wie es scheint, durch estimmte oder doch allgemeine Zusicherungen des Königs darin bestärkt worden. Ehe nun das Heer aus Alemannien wieder heimkehrte, ließ Hezilo durch einige von ihm darum angegangene Heerführer beim Könige bitten, dass er ihm das Herzogtum Bayern verleihen möge. Der König antwortete jedoch ausweichend, er berief sich darauf, dass die bayerischen Großen darüber gehört werden müssten, wonach er sich erst entscheiden könne, Hezilo möge dies also abwarten. Dadurch trat eine Entfremdung zwischen dem Könige und Hezilo ein, der aber bei dem Könige noch in Franken und Thüringen im Hoflager blieb. 


Inzwischen spann sich eine Verschwörung gegen König Heinrich an, deren Ursachen, Zweck und weitere Verzweigung nach den Äußerungen Thietmars nicht völlig klar sind. Es war aber daran des Königs eigener Bruder Bruno mitbeteiligt, ferner der Herzog Boleslaus von Polen und Böhmen, und auch der Markgraf Hezilo gehörte zu den Verschworenen. Da Hezilo zuerst losschlug und unterlag, traf ihn des Königs Zorn am schwersten. Der König drang in den bayerischen Nordgau ein und belagerte und eroberte hier zunächst Hezilos eigentümliche Burg Ammertal bei Amberg. Ammertal haben wir schon als ein Eigengut des Markgrafen Berthold kennen gelernt, welcher daraus eine Schenkung von Leibeigenen an das Stift St. Emmeran zu Regensburg machte. Nach dem Falle Ammertals suchte sich Hezilo vergeblich in Kreussen und in Kronach zu halten und floh letztlich zu Boleslaus in die Lausitz. Als völliger Sieger in Franken wollte der König nun auch des flüchtigen Hezilo Burgsitz Schweinfurt zerstört wissen und übertrug den Vollzug der Zerstörung und Einäscherung dem Bischof Heinrich von Würzburg und Abte Erkanbald zu Fulda, indes er selbst zu Bamberg bis nach Mariä Geburt 1003 sich aufhielt. Die Burg Schweinfurt bewohnte Bertholds Witwe Eila und sie brachte es, wie Thietmar umständlich erzählt, durch ihr entschlossenes Auftreten dahin, dass der Bischof und Abt sich der völligen Zerstörung enthielten und sich mit der bloßen Entfestigung begnügten, ja sich selbst erboten, den König, sobald sein jetziger Zorn verraucht wäre, zur Gnade zu stimmen. Hezilo hatte sich, wie gesagt, zu Boleslaus geflüchtet, worauf der König ihn aller seiner Eigengüter, Lehen und Ämter verlüstig erklärte. Indessen erkannte Hezilo das Unvermögen des Bolelaus, dem König erfolgreich Widerstand zu leisten, und schickte Fürbitter an den König, von denen insbesondere Erzbischof Tagino von Magdeburg und Herzog Bernhard von Sachsen es dahin brachten, dass der König dem Hezilo seine Eigengüter wieder freigab, Hezilo sich selbst jedoch dem Könige als Gefangener zur Haft auf unbestimmte Zeit stellte. Dieser Bedingung unterwarf sich Hezilo und wurde dem Erzbischof Tagino zur Gefangenhaltung auf dem Giebichenstein bei Halle a.d. Saale übergeben. Im September 1005 wurde er auf Fürbitte des Bischofs Gottschalk von Freising der Haft entlassen und vom Könige wieder zu Gnaden angenommen.

In den fränkischen Grafschaften des Volkfeldes und des Radenzgaues treffen wir ihn nicht mehr an; in ersterem erscheint nun ein Gaugraf Thietmar, in letzterem finden wir nicht mehr Hezilo, sondern seines Oheims Luitpold jüngsten Sohn Adalbert als Gaugrafen angeführt. Dagegen muss ich meine Meinung, dass auch der Nordgau und die böhmische Mark ihm und seinem Hause ganz verloren blieb, in der unbedingten Weise wie ich sie in meiner Geschichte Franken Bd. 1 S. 140-141 ausgesprochen habe, insoweit einschränken, als ein späteres Auftreten Hezilos, seines Sohnes Otto und dessen Schwiegersohnes Heinrich in der eigentlichen Mark am Böhmerwalde nachweisbar ist. darüber hat Döberl in seiner mehrberegten Schrift über die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem Nordgau S. 15-22 gründliche, meist auf bayerische Urkunden gestützte Untersuchungen vorgenommen. Er kommt in deren Folge zu dem Schlusse, dass der Nordgau und die böhmische Mark als ungeteiltes Ganzes an einen einzigen Gewalthaber kam, namentlich erscheint darunter Hezilo nach seiner Begnadigung wieder in der eigentlichen böhmischen Mark, welche die späteren Marken Nahburg und Cham begriff. In diesen Marken erscheint auch Hezilos Sohn Otto, Herzog von Schwaben, als Markgraf und nach letzterem noch Ottos Schwiegersohn Heinrich. Die hierfür als Beweismittel dienenden Urkunden werde ich unten in der Geschichte Ottos und der Markgräfin Beatrix, der Gemahlin des letzterwähnten Heinrich noch besonders ausführen.

Eine kriegerische Tätigkeit Hezilos nach seiner Begnadigung bekundet die Nachricht, dass er bei einem Einfalle der Mähren in Böhmen tätig war. Als Markgraf Heinrich diesen Einfall der Mähren erfuhr, brach er eiligst gegen sie auf und vertrieb sie, wobei sie mehr als 1000 Tode zurückließen. Bald danach verfiel Hezilo in eine Krankheit, die ihn lange Jahre hindurch plagte, bis er ihr am 18. September 1017 in seiner Burg zu Schweinfurt erlag. In einem höchst feierlichen Leichenbegängnisse wurde unter persönlicher Teilnahme des Bischofs von Würzburg und der Äbte von Fulda und von St. Emmeran zu Regensburg sein Leichnam im nördlichen Teile des Klosters bei der Burg zu Schweinfurt nach seiner Anordnung neben der Kirchentüre beigesetzt. König Heinrich bezeigte bei der Todesnachricht lebhaften Schmerz, wie Thietmar dies alles meldet. Das Kloster, von welchem eben die Rede war, hatte Hezilos Mutter Eilica errichtet, wohl als ein Frauenkloster, das aber schon im nächsten Jahrhundert als Mannskloster des Benediktinerordens erscheint. Eilica war erst am 18. August 1015 gestorben und ist in diesem von ihr gestifteten Kloster begraben worden.

Vermählt war Hezilo mit Gerberga, Tochter des zum Konradinischen Hause gehörigen, die Gaugrafschaft des Kinziggaus bekleidenden Grafen Heribert. Während des Krieges des Königs Heinrich gegen Hezilo war sie in Kreussen während dessen Belagerung mit ihren Kindern eingeschlossen, erhielt aber auf Verwendung ihres Bruders Otto, genannt von Hammerstein und Graf in der Wetterau, freien Abzug bewilligt. In derselben Belagerung tritt auch ein Bruder Hezilos Bucco oder Burkard auf, von dem sonst nichts bekannt ist, als dass ein Sohn Hezilos von ihm den Namen Bucco empfing, der nachher Bischof zu Halberstadt wurde.

Außer diesem Sohne Bucco hatte Hezilo von Gerberga noch einen Sohn Otto, welcher ihm in seinen Eigengütern und als Markgraf in der böhmischen Mark folgte und später auch das Herzogtum Schwaben erhielt. Ferner hatte Hezilo von Gerberga zwei Töchter Eilika und Judith oder Jutta. Eilika wurde die Gemahlin des Herzogs Bernhard des Jüngeren von Sachsen. Die jüngere Tochter Jutta wurde aus dem Kloster zu Schweinfurt, wo sie erzogen wurde, einige Jahre nach dem Tode ihres Vaters 1021 auf eine in der böhmischen Chronik des Cosmos von Prag sehr ausführlich erzählte Weise durch des böhmischen Herzogs Odalrich Sohn Bretislav entführt und ist dessen Gemahlin geworden. Bretislav regierte von 1037-1055 als Herzog von Böhmen und Mähren und förderte das Christentum im Lande, worin zu gleicher Zeit in Ungarn König Peter sich auch hervortat. Peter war aber 1046 der Reaktion des Heidentums erlegen und vertrieben worden; nach Bretislavs Tod trat in Böhmen eine gleiche Reaktion ein, und sein und der Jutta eigener Sohn Spitignev, der seinem Vater in der Regierung folgte, vertrieb sie und alle Deutschen aus dem Lande. Sie vermählte sich nun mit dem vertriebenen Ungarnkönig Peter und starb als dessen Gemahlin 1058.

3. Otto

Otto führt, da jetzt die Sitte begann, die edeln Geschlechter nach ihrer Stammburg zu bezeichnen, bei gleichzeitigen Schriftstellern die Zubenennung von Schweinfurt "Otto de Swinfurt". Er führt den Amtstitel marchio und seit 1048 dux als Herzog von Schwaben, wobei er von den Annalisten als Sohn des Markgrafen Heinrich und der Gerberga bezeichnet wird: Otto de Suinvordi oder Otto comes de Swinvurt oder Otto marchio de Suinvurte, marchionis Heinrici er Gerbergae marchionissae filius. In der deutschen Chronik des Klosters Kastl im Nordgau wird er von seinem nordgauischen Erbgute Ammertal, das von Ottos Enkel Friedrich jenem Kloster geschenkt wurde, Herzog Otto von Ammertal genannt.

Zunächst erscheint Otto beteiligt an Errichtung einer Urkunde vom 5. September 1023, in welcher Kaiser Heinrich II. dem Bischof Meginhard von Würzburg den Wildbann im Steigerwalde schenkte mit Bewilligung derjenigen Fürsten und Großen, welche innerhalb dieses Bezirkes Besitzungen hatten. Diese Bewilligung erteilte auch für sich und seine Leute Graf Otto.

Zwischen 1025 und 1040 entsagte ein sächsischer Graf Dieterich einem in der Wetterau auf fränkischem Boden gelegenen Grundstücke und zwar in doppelter Form mit gekrümmten Fingern vor sächsischen Zeugen, dann mit Hand und Halm vor fränkischen Zeugen, unter welchen letzteren Graf Otto voransteht.

Im Jahre 1033 befindet sich bei einer Schenkungsurkunde der Kaiserin Gisela über den Ort Regenbach unter den Zeugen "Otto de Swinvorde".

Als Mitbesitzer der Cometie Hellingen mit Ermershausen in Franken erscheint Otto 1049, und auf seinen Besitz von Pfünz im bayerischen Nordgau, wobei er "Otto des Francia orientali" heißt, bezieht sich eine wohl ums Jahr 1025 fallende Notiz, wonach dies jetzt von Otto besessene Gut einst durch Herzog Arnulf von Bayern der Kirche entzogen worden sein soll.

Nach Dronke, trad. Fuld. pag.22 num.136 verschenkte er Güter im Nordgau zu Beilengries an das Kloster Fulda. Was Ottos Lebensumstände betrifft, so verlobte er sich an Pfingsten 1035 zu Bamberg, wo Kaiser Konrad II. eben Hof hielt, mit des Herzogs Boleslaus von Polen Tochter Mathilde; da jedoch ein Synode zu Ingelheim ein kirchengesetzliches Ehehindernis erkannte, kam die Ehe nicht zum Abschluß. Otto vermählte sich sodann 1036 mit Irmengard, Tochter des Markgrafen Maginfred von Susa, die ihm mehrere Kinder gebar und ihn überlebte.   

Von Reichsämtern bekleidete Otto die von seinem Vater innegehabte Markgrafschaft in der eigentlichen böhmischen Mark und unternahm in dieser Eigenschaft 1040 einen Feldzug nach Böhmen unter der Regierung des Kaisers Heinrich III. Der Kaiser führte selbst den Zug, erlitt aber im Passe bei Furth ein Schlappe, wie auch Markgraf Otto, der den Paß umgehen wollte. Erst im folgenden Jahre geschah ein wiederholter Feldzug mit mehr Glück, worauf ein dauernder Frieden mit dem Böhmenherzog Bretislav, dem Schwager Ottos, geschlossen wurde. Dass Otto im Besitze der Markgrafschaft am Böhmerwalde war, geht unzweifelhaft hervor aus einer gelegentlich einer Schenkung "in marcha Campa versus Bohemiam" erwähnten Zustimmung von "Ottone marchione, qui obiit 4 Kal. Octobr.", welches eben der Todestag des Otto, des Sohnes Hezilos, war. 

Im Jahre 1047 war das Herzogtum Schwaben durch den Tod des erst 1045 als Herzog berufenen Otto II. erledigt worden. Dies Herzogtum war, seit König Heinrich I. es dem Konradiner Hermann I. übergeben hatte, meist mit Herzogen besetzt worden, die mit dem Konradinischen Hause verwandt waren. Auch bei Otto von Schweinfurt der jetzt im Januar 1048 auf einem Reichstag zu Ulm vom Kaiser mit dem Herzogtum Schwaben belehnt wurde, war dies der Fall. Er war durch seine Mutter Gerberga dem Konradinischen Hause angehörig, und überdies war seine Gemahlin Irmingarde eine Schwester der Witwe des Herzogs Hermann II. von Schwaben. Seine Zubenennung von Schweinfurt tritt auch ferner noch in Urkunden und bei Schriftstellern hervor: "Dux Sueviae de Suinvurt" und "Dux Alemannorum Otto de Swinvorth", was auch zur leichteren Unterscheidung von seinem unmittelbaren Vorfahren Herzog Otto II. diente.

Obwohl nun Otto, als Herzog von Schwaben Otto III., an Reichsämtern und Eigengütern eine mächtige Stellung unter den Reichsfürsten einnahm, so erhielt sich die Schweinfurter Linie seines Hauses doch nicht auf solcher Höhe, als er am 28. September 1057 starb und seine Grabstätte zu Schweinfurt neben seinen Eltern erhielt.

Der Grund der Zersplitterung und des Verlustes der reichen Besitzungen des Schweinfurter Hauses lag darin, dass Otto keinen Sohn hinterließ, sondern nur fünf Töchter, durch deren Heirat, Schicksale und Verfügungen alle Hausgüter mit einziger Ausnahme der Erbgüter der Tochter Gisela zuletzt in geistliche Hand gekommen sind. Seine Töchter hießen Eilika, Judith, Beatrix, Alberada und Gisela. Eilika wurde Nonne und starb als Äbtissin zu Niedermünster in Regensburg, Judith war an den Herzog Konrad von Bayern, dann an den Grafen Botho von Kärnten vermählt, Beatrix erhielt die Stammbesitzung Schweinfurt und ihr Gemahl Heinrich von Hildrizhausen die Markgrafschaft gegen Böhmen, Alberada war mit einem nordgauischen Grafen Hermann von Habsberg vermählt, Gisela wurde die zweite Gemahlin des Grafen Arnold von Andechs in Bayern.

III. Markgräfin Beatrix zu Schweinfurt und ihre Familie bis zur Veräußerung ihrer Erbgüter

Beatrix wird in einer Urkunde vom 5. Februar 1100 nicht nur als eine Tochter des Herzogs Otto von Schweinfurt, sondern auch als diejenige Tochter desselben bezeichnet, welche als Erbteil Burg, Kloster und Kirche zu Schweinfurt mit allen Zugehörungen und mit allen dahin verpflichteten Ministerialen, außerdem auch Erbgut zu Rheinfeld, Königshofen und Gleichen erhalten hatte. Sie handelte dort in Verbeistandung ihres (erblindeten) Sohnes Otto bei einer übrigens nach zwei Jahren wieder rückgängig gemachten Veräußerung ihrer Erbgüter an das Erzstift Magdeburg.

Ferner ist sie in der bekannten Namenreihe der Töchter Herzog Ottos, die sich bei dem sächsischen Annalisten findet: "Peperit Irmengardis Ottoni quinque filias, quorum ista sant nomina Eylica, Juditha, Beatrix, Bertha, Gisla" an dritter Stelle aufgeführt. In einer aus einem Salbuche des Klosters Kastl bei Amberg entnommenen Stelle in der Kastler deutsch und in Reimen geschriebenen Chronik des Abts Hermann ist ihr Name willkürlich in die Form Peters oder Petrissa geändert.

Den Namen ihres Gemahles nennt der sächsische Annalist nicht, auch nicht die Namen ihrer Söhne, sondern spricht lediglich von einer Tochter derselben und deren Söhnen. Die auf Beatrix bezügliche Stelle beim sächsischen Annalisten lautet nur: "Beatrix nupsit marchioni - peperitque ei filiam, quam Godefridus de Kappenberg accepit habuitque duos filios Godefridum et Ottonem". Die Kastler Reimchronik nennt den Gemahl der Beatrix lediglich den "Markgrafen von Schweinfurt" von hoher Geburt und als der Beatrix und ihres Gemahles Sohn den Bischof Eberhard von Eichstätt.

Nur aus dem Kodex des Klosters Hirschau, der in dem ersten Heft der Publikationen des literarischen Vereins zu Stuttgart sich abgedruckt findet, ist S. 58 ersichtlich, dass ihr Gemahl Graf Heinrich von Hittershausen, jetzt Hildrizhausen im Schwarzwalde, war, dem sie außer dem Bischofe Eberhard noch einen Sohn Otto und einen jüngsten Sohn Konrad gebar, wie dies schon Giesebrecht in den Sitzungsberichten der Münchener Akademie 1870 I. gezeigt hat. In der angezogenen Stelle des Hirschauer Kodex heißt der Gemahl der Beatrix "Heinricus marchio de Hiltershusen". Die zu marchio gebrauchten Beisätze de Hiltershusen in dem Hirschauer Kodex und von Schweinfurt in der Kastler Reimchronik sind von dessen und seiner Gemahlin Burgsitzen hergenommen, im Grunde aber beruht seine markgräfliche Stellung auf der von seinem Schwiegervater überkommenen Verwaltung und nachfolgenden Verleihung der böhmischen Mark.

In seiner Tätigkeit in dieser Markgrafschaft ist er nach Döberls Schrift über die Markgrafschaft auf dem Nordgau S. 24 bis zum Jahre 1069 beglaubigt. Während der nachfolgenden Wirren unter Kaiser Heinrich IV. trat er auf Seite von dessen Gegenkönig Rudolf und fiel 1078 in der Schlacht bei Mellrichstadt gegen den Kaiser. Die Markgrafschaft gegen Böhmen kam nun nicht an ein anderes Glied des Schweinfurter Hauses, sondern an den schwäbischen Grafen Diepold von Giengen, nachher von Vohburg genannt, und dessen Geschlecht. Dasselbe war in keiner Weise mit dem Berthold-Luitpoldischen Hause verwandt, vielmehr hat es Döberl a.a.O. S. 25-27 wahrscheinlich gemacht, dass Diepold schon 1077 von Kaiser Heinrich als Markgraf gegen Heinrich von Hildrizhausen aufgestellt und belehnt war. Diepold fiel auf Seite des Kaisers in der nämlichen Schlacht von Mellrichstadt, wie Markgraf Heinrich auf Seite des Gegenkönigs, und es folgte ihm als Markgraf sofort Diepold II. und die späteren Vohburger.

Als Söhne der Beatrix und des Markgrafen Heinrich kennen wir Otto, Eberhard und Konrad, von denen der erstgenannte zunächst im Laienstande verblieb, die beiden anderen sich dem geistlichen Stande widmeten. Otto erscheint noch bei seines Vaters Lebzeiten als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs Adalbero von Würzburg im Jahre 1075....... Zeugen bei dieser Urkundenausfertigung waren Erzbischof Anno, dann Herzog Konrad von Mähren, der ein Sohn von Hezilos Tochter Jutta war, und Otto von Schweinfurt, welchem der Urkundenfertiger den Herzogstitel seines Großvaters gab: "Otto dux de Swinwirthi"; die Urkunde ist abgedruckt bei Hönn, Coburgische Chronik Th. II. S.9.

Otto hatte das Unglück zu erblinden. Seine Mutter Beatrix, die ihm das Erbgut Schweinfurt nach dem Tode seines Vaters übergeben hatte, verwaltete es zwar für ihn, da aber Ottos Erblindung sich als unheilbar herausstellte, dachte sie, da ihre beiden anderen Söhne dem geistlichen Stande zugewandt waren, daran, dasselbe unter einem auf ihre Lebensdauer vorbehaltenen Lehenrechte an die Kirche zu veräußern. Sie muss sich schon länger mit diesem Gedanken getragen haben, denn schon aus dem Jahre 1090 findet sich in einem Magdeburger Kapitelbuch ein Entwurf zu einem solchen Abkommen mit dem Erzbischofe von Magdeburg, das aber erst 1100 mit dem Erzbischof Hartwig zur Verwirklichung kam. Die Übergabe erfolgte in der Weise, dass neben dem übergebenden hochfreien Besitzer Otto und seinem Vogte Sigeboto auch seine Mutter Beatrix am Altare der Magdeburger Domkirche stand, welche vor diesem hochfreien Besitzer Eigentümerin desselben Erbgutes gewesen war - astabat Beatrix, cuius antequam ipsius hominis liberi eadem hereditas fuerat. Es wurde übergeben das Erbgut zu Schweinfurt, Rheinfeld, Königshofen und Gleichen, namentlich die Burg, das Kloster und die Kirche mit allen Zubehörungen, wie auch allen Ministerialen, von denen die meisten bei der Übergabe zugegen waren, insbesondere Männer ritterlicher Art von Schauenburg und Walbur im Coburgischen, Reckertshausen und Sennfeld, dann im Werngrunde Thüngen, Büchold, Wilprechtshausen, Eußenheim, Retzbach nebst anderen fränkischen Orten. Dass Beatrix die Schenkung gerade an die Magdeburger Kirche vornahm, scheint auf persönlichen Beziehungen des Schweinfurter Hauses zu Hartwig zu beruhen. Über dieses Veräußerungsgeschäft der Beatrix habe ich auch eine besondere Abhandlung in den Neuen Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Geschichtsvereins zu Halle Bd. 13, Heft 4 niedergelegt.

Otto trat in seiner Hilflosigkeit in das Kloster Hirschau als Mönch ein. In der oben angeführten Stelle des Hirschauer Kodex wird gesagt, dass sein Bruder Eberhard, Bischof von Eichstätt, dem Kloster Hirschau den schwäbischen Ort Bieberbach, wahrscheinlich aus dem väterlichen Erbe, geschenkt habe, weil sein blinder Bruder Otto daselbst Mönch sei.

Der Verkauf der Schweinfurter Erbgüter der Beatrix an das erzstift Magdeburg blieb aber nicht lange in Kraft. Der jüngste Sohn der Beatrix Konrad trat aus dem geistlichen Stande wohl nur, um die Erbgüter zurückzufordern. Erzbischof Hartwig starb schon 1102, und das Erzstift hielt die Güter nicht zurück, sondern sie kamen wieder an die Familie. Allein Konrad fiel in jungen Jahren in den Kämpfen zwischen Heinrich IV. und seinem Sohne Heinrich V. im Jahre 1104 ohne Leibeserben. Seine Mutter Beatrix starb kurz danach und ihre Leiche wurde neben ihrem Vater zu Schweinfurt beigesetzt.

Das Erbgut Schweinfurt, wie es an das Erzstift Magdeburg verkauft gewesen war, kam nun an den noch übrigen Sohn der Beatrix Eberhard, welcher seit 1099 Bischof zu Eichstätt war. War das ihm angefallene Erbgut schon von seiner Mutter einmal an die Kirche Magdeburg weggegeben worden, so lag es ihm nahe, dasselbe nun seinem Stift zuzuwenden. Dies geschah mit zustimmung seiner Familie, wie das Eichstätter Pontifikalbuch berichtet und es kam auf diese Weise spätestens am 6. Januar 1112, dem Todestage des Bischofs Eberhard, der gesamte väterliche Erbteil der Markgräfin Beatrix an das Hochstift Eichstätt. Die von Eberhards Vater Heinrich von Hiltershausen herrührenden Güter Hiltershausen und Kreineck erhielt Eberhards Schwester Beatrix.

Was Eichstätt hiermit zu Schweinfurt empfing, waren lediglich Familiengüter des Schweinfurter Hauses. Es ist schon oben bemerkt worden, dass in der Markung Schweinfurt und benachbarten Orten auch viele Königs- und Reichsgüter waren, die davon nicht berührt wurden. Der königliche Haupthof, zu dem sie gehörten, befand sich anfänglich in dem nahen Geldersheim, wo Kaiser Otto II. 27. Februar 976 und Kaiser Heinrich III. 16. Dezember 1049 Hoflager hielten, aber dann nahm der königliche Vogt seinen Sitz in Schweinfurt, wo die Reichsburg zuerst auf dem Hainberg oberhalb der auf der Peterstirn befindlichen markgräflichen Burg, dann in der Reichsstadt selbst stand. Der Eichstättische Besitz in Schweinfurt, der in der Kanzleisprache des Hochstiftes Eichstätt als "bona Suinfurt" des Stiftes bezeichnet wird, bestand, da die alte markgräfliche Burg auf der Peterstirn zerfiel, hauptsächlich in dem Kloster, das der Benediktinerorden nach päpstlicher Anordnung 1263 dem deutschen Ritterorden überließ, der dann auch den Grund und Boden des Klosters und der Klostergüter von Eichstätt erwarb. Endlich kaufte 1437 die inzwischen stark und wohlhabend gewordene Reichsstadt den genannten Besitz des Ordenskomturei Schweinfurt an sich, und hiermit verschwand die letzte Spur einer einstigen markgräflichen, dann eichstättischen und deutschherrischen Territorialherrschaft auf der Schweinfurter Markung.   

Der Markgräfin Beatrix Schwestern Judith und Alberada mit ihren Familien

Von den Schwestern der Markgräfin Beatrix sind zunächst Judith und Alberada in Betracht zu ziehen, deren sämtliche fränkischen Besitzungen an Klöster gegeben oder zu solchen umgewandelt worden sind.

A.

Judith wird in der Namenreihe der Töchter Ottos beim sächsischen Annalisten zunächst nach der an erster Stelle stehenden Nonne Eilika genannt und es wird von ihren Familienverhältnissen gesagt, dass sie mit Herzog Konrad von Bayern vermählt wurde und nach dessen Tode mit einem hochadeligen Botho, dem sie ein Tochter Adelheid, nachmalige Gemahlin des Herzogs Heinrich von Limburg, gebar. Graf Botho von Kärnten war ein Anhänger des 1053 auf einem Reichstage zu Merseburg des Herzogstums entsetzten Herzogs Konrad von Bayern und ehelichte nach dessen Tode seine Witwe Judith. Dieselbe besaß in Franken als vornehmstes Erbgut von ihrem Vater Herzog Otto von Schweinfurt das große Herrschaftsgut zu Rheinfeld mit allen seinen zahlreichen Zugehörungen. Rheinfeld war ein im Süden der Markung Schweinfurt gelegener ausgedehnter, sich zu beiden Seiten des Mains bis zu der Markung von Heidenfeld erstreckender Komplex von mehreren Dörfern, die man als Unterrheinfeld, geteilt in das links des Maines gelegene jetzige Grafenrheinfeld und das höher liegende rechtsseitige Bergrheinfeld, und das Oberrheinfeld, jetzt Oberndorf, unterschied. Zu dem Haupthofe (dominicale magnum in der Urkunde Mon. Boica Vol. 31. num. 197) gehörten in Rheinfeld selbst 31 Mansen (Anm.: mitteralterliche Bezeichnung für unselbständige landwirtschaftliche Erwerbseinheiten), und es hingen davon als ihrem Haupthofe die Güter der Judith ab, namentlich zu Sennfeld, Gochsheim, Schwebheim, Grettstadt, Garstadt, Hirschfeld, Waigolshausen, Aura a.d. Saale, Euerdorf, Sulzthal. Auch hatte sie mehrere Kolonen (Anm.: bäuerliche Gutsrechte) in Schweinfurter, wie auch ihre Schwester Beatrix einzelne Güter und Hörige in Rheinfelder Markung. Mit einer von Kaiser Heinrich IV. bestätigten Urkunde vom Jahre 1094 schenkten nun Graf Botho und seine Gemahlin Judith dies ganze Erbgut im Kloster zu Theres, welches 1043 von Bischof Suidgar von Bamberg gegründet worden war, im Beisein der Bischöfe Rupert von Bamberg und Gerhard von Würzburg, dann des Abts Alberich von Theres und vieler Laien an das Kloster Theres mit der Bestimmung, dass davon nichts an einen Bischof oder Abt verliehen, sondern alles nur zu der Schenker Gedächtnis und zum Nutzen und Unterhalt der daselbst zu Gottes und der Heiligen, auch St. Stephans Dienst lebenden Brüder vermacht sein solle. Judith starb vor ihrem Gemahl Botho und wurde im Kloster Theres bestattet, auch des letzteren, welcher 1104 bei Regensburg verstarb, Leichnam wurde dahin geführt und neben seiner Gemahlin beigesetzt. Beider Tochter Adelheid, Herzogin von Limburg, trat dann auch noch einige Ministerialen aus der Klientel ihres Großvaters Otto von Schweinfurt an das St. Stephanskloster zu Würzburg ab, welches dieselben wie Zinsleute behandeln wollte, wogegen sie aber durch eine Entscheidung des Bischofs Embrico 1144 geschützt wurden. In Franken besaß die Tochter der Judith nun nichts mehr.  

Kloster Theres im 18. Jahrhundert
Kloster Theres im 18. Jahrhundert

B.

Alberada wird bei Schriftstellern Bertha genannt, was jedoch nur eine willkürliche Kürzung der urkundlichen Namensform Alberada ist. Die Identität der urkundlichen Alberada mit der Bertha in der Namenreihe des sächsischen Annalisten und der Klastler Reimchronik habe ich bereits in den Forschungen zur deutschen Geschichte Band 14, S. 384-386 dargetan, indem der Todestag der Alberada in einem Michaelsberger Rekrologium und der Bertha in der Kastler deutschen Reimchronik zusammenstimmt und die scheinbare Abweichung in einer lateinischen Kastler Chronik auf einer Verschiebung der Daten Kal. und IV. Non. beruht. Ihr Gemahl war Graf Hermann von Habsberg nächst Kastl im Nordgau. Sein Geschlecht gibt der sächsische Annalist in der Weise an, dass er ihn bezeichnet als "quidam de principibus Bavariorum, qui cognominatus fuit de munitione sua Havekesberg". Seinen Vornamen übergeht des sächsische Annalist, die Kastler Reimchronik setzt dafür irrig den Namen seines Vaters Friedrich, des Gründers des Klosters Kastl, indem dieselbe den Hermann von Habsperg um eine Generation zu tief setzt (Forschungen z. dtsch. Geschichte Bd. 14 S. 386). Der Name Hermann steht aber für den Gemahl der Alberada urkundlich fest. Hermann führt in Urkunden den markgräflichen Rangtitel, ohne dass Hermann ein Markgrafenamt bekleidet hätte, wahrscheinlich wegen seiner Einheiratung in eine markgräfliche Familie, da man schon anfing, die Bezeichnungen Graf, Markgraf, Herzog nicht bloß als Amtstitel einer Person, sondern als Rangtitel für Familien zu gebrauchen.

Die der Alberada zugefallenen väterlichen Erbgüter bestanden im östlichen Franken in zwei Adels- oder Burgsitzen mit den davon abhängigen Zugehörungen oder herrschaftlichen Gebieten (dominatus) und zwar waren es zunächst unterhalb des der Judith zugefallenen Domaniums Rheinfeld der Adelssitz und die Herrschaft Heidenfeld am Main im Volkfelde, dann im Grabfeld gegen den Radenzgau zwischen Obermain und Itz der Adelssitz und die Herrschaft Banz. Außerdem hatte Alberada auch noch Güter in der Kinziggegend, die wohl von ihrer Großmutter Gerberga herrührten. Alle diese Besitzungen wurden von Alberada und Hermann zu Klosterstiftungen verwendet, nachdem sie mit ihrer einzigen Tochter Judith Mißgeschick erfahren hatten. Dieselbe teilte mit ihnen den gewöhnlichen Aufenthalt zu Banz, ließ sich aber mit einem Ministerialen, welcher von Ratzenburg genannt und als mit dem Schenkenamt betraut bezeichnet wird, in ein Liebesverhältnis ein und wurde von ihm, da die Eltern dies nicht dulden wollten, entführt. Söhne waren nicht vorhanden, sondern die Eltern konnten frei über ihr Grundvermögen verfügen und taten dies auch in den Jahren 1069 und 1071 in folgender Weise.

Zuerst wurde 1069 der Adelshof mit der Herrschaft Heidenfeld am Main in ein Kloster umgewandelt und dem Diözesanbischof Adalbero von Würzburg übergeben. Zugleich war schon damals in der Burg zu Banz die dortige Kirche mit mehreren Bestimmungen und Vorrechten demselben Bischofe in besondere Fürsorge übergeben worden, und 1071 erfolgte die Umwandlung des Schlosses Banz mit dessen Herrschaftseingehörungen in ein Kloster unter Mitwirkung des Diözesanbischofs Adalbero, wobei das Kloster aber der besonderen Fürsorge des Abtes Hermann von Bamberg unterstellt wurde. Nur wenige Bezüge behielten sich die Stifter auf ihre Lebensdauer vor.

Eine Urkunde der Alberada vom Jahr 1058 bezüglich einer Klosterstiftung des Klosters Banz, die man früher annahm, exisitiert nicht, sondern es ist eine mißverstandene Notiz des Fuldaer Mönches Eberhard, wie ich in den Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. 14 S. 386 ausgeführt habe, für eine solche Urkunde gehalten worden.

Markgraf Hermann fand seinen Tod in einem Turniere am 4. Oktober eines ungenannten Jahres, Alberada zog sich dann in das Michaelskloster zu Bamberg zurück und starb am Neujahrstage eines ebenfalls ungenannten Jahres, nachdem sie auch ihre Güter in der Kinziggegend zur Klosterstiftung in Langenselbold verwendet hatte.


Der Markgräfin Beatrix jüngste Schwester Gisela und ihre Nachkommen zu Plassenburg

Die Aufzählung der Töchter des Herzogs Otto von Schweinfurt schließt in deren Namenreihe beim sächsischen Annalisten mit Gisela. Wenn aber dieser Annalist weiter sagt, Gisela sei als Gemahlin des Grafen Wichmann von Seeburg die Mutter des Grafen Gero geworden, des Vaters des nach seinem Großvater benannten Erzbischofes Wichmann von Magdeburg, so ist dies entschieden unrichtig, wie Cohn in den Neuen Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Vereins zu Halle Bd. 11 S. 137 ff. nachgewiesen hat. Denn es ist urkundlich festgestellt und sicher, dass Geros Mutter Bertha hieß und nicht dem Schweinfurter Hause angehörte. Wie der Annalist zu seinem Irrtum kam, darüber habe ich wohl in den Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. 14 S. 387 eine mögliche Erklärung gegeben, aber auch ohne dieselbe ist der Irrtum außer Zweifel. Auch findet sich nirgends in Franken eine noch so geringe Spur Seeburgischen Besitzes.

In der Kastler Reimchronik findet sich dagegen die nötige Aufklärung über die Familienverhältnisse der Gisela, was wir dem Umstande verdanken, dass das nordgauische Familieneigentum zu Ammertal, aus welchem schon Markgraf Berthold Leibeigene an das St. Emmeransstift zu Regensburg verschenkt hat, und welches unter Hezilo als eine seiner Hauptbesitzungen im Nordgau erscheint, durch den Herzog Otto an seine jüngste Tochter kam und von ihrem Sohn Friedrich, dem Enkel des Herzogs Otto, an das St. Peterskloster auf dem Kastelberge geschenkt wurde, und dass dann aus den Einträgen im Salbuche des Klosters die entsprechenden Notizen in die Kastler Reinchronik gekommen sind. Wie Herzog Otto von seiner Hauptburg in Franken Otto von Schweinfurt heißt, so benennt ihn diese nordgauische Chronik von seiner Hauptburg im Nordgau Otto von Ammertal. So heißt es von ihm Vers 193 - 202:

"An den Salbuchen man liest - daz an der zeit gewesen ist - ein Hertzog, der hat hie das Lant, - Hertzog Otto was er genannt. - An Wird so was er auserkoren - für einen Fürsten hochgeboren, - er was gewaltik überall, - mit Haus saß er zu Amertal, - Got gab im Kind, als ihm wol zam - er hat vier Tochter lobesam."

Auf die Zahl von vier Töchtern kommt der Reimchronist, Abt Hermann von Kastl, der die Chronik in den Jahren 1322 - 1324 schrieb, dadurch, dass er die Eilika und Judith übergeht, statt deren eine von des Herzogs Otto Gemahlin Irmengard in ihrer zweiten Ehe mit Markgraf Elbert von Meißen geborene Tochter Gertraud setzt, und dann die drei von Herzog Otto herrührenden Töchter Petres (Beatrix), Bertha (Alberada) und Sophia, vielmehr Gisela nennt, welche letzte Namensverwechslung durch ein darauf bezügliches Rekrologium richtig gestellt wird, dann verfolgt er die Familienverhältnisse der Gertraud, der Petrissa, der Bertha und kommt zuletzt auf jene der vierten Tochter, worüber er Vers 289 - 326 Folgendes sagt:

"Nu sul wir von der vierden lesen, - die des Herren Tochter ist gewesen - von Amertal des Hertzogen. - Er hiez Ott, als ich las oben, - Fraw Sophia hiez die vird. - Do die gewuhs mit grozzer Zird, - von Andahs sie ainen Graven nam, - von dem sie zwen Sun gewan. - Der ain hiez Her Bertholt. - Ez kom, als es Got selber wolt, - do derselb wart ein Man - grozziu Gnade wart im geben, - Got wolt im veterlichen thun, - er gab ihm ainen werden Sun, - domit worht Got heilige Werk, - er wart Pischof zu Babenberk, - es war Sant Ott, der heilige Man, - er hat hie heilig Wieh getan, - er hat gewiehet hie den Kor - und da Sant Ylg rast darvor; - von Sant Otten man wol liest, - daz er heili gewesen ist."

"Der ander Suon hiez Fridrich, - den gebar Sophie die Gravin rich. - Der hat alhie gar grozze Guot - und dienet Got in stetem Muot. - Zu Amertal saz er hiepei - und lie und diesem Kloster frei - erlich Gut durch Gottes Er, - die man nach seinem Tod gab her. - In dem Kloster ist er begraben. - Got muezz sein Sel in Freuden haben - und tail auch uns mit sein Gnad, - wenn uns begrifet hie der Tod."

"Die Red ist alles herbeiagt, - reht als das Salbuch davon sagt, - davon man hie niht anders liest, - dann als ez dort geschrieben ist."

So lautet in der Reimchronik der einschlägige Text. Die letzte Tochter des Herzogs Otto von Schweinfurt und Ammertal, die Sophia genannt wird, hat hienach zum Gemahle einen Grafen von Andechs, Vater des Grafen Berthold von Andechs gehabt. Nun hat es wohl eine Gräfin Sophia von Andechs gegeben, allein diese war die Gemahlin des Grafen Berthold von Andechs, nicht die Gemahlin seines Vaters, des Grafen Arnold von Andechs. Aus dem Diessener oder Andechser Rekrologium ersehen wir indessen, dass des Grafen Arnold von Andechs Gemahlin Gisela hieß, und es bestätigt sich also nach dieser Richtigstellung, dass des Herzogs Otto jüngste Tochter Gisela die Gemahlin des Vaters des Grafen Berthold von Andechs war. Von dem Grafen Berthold ist dem Abte Hermann das Wichtigste, was er in seiner Chronik zu sagen hat, dass ihn Gott dadurch gesegnet habe, dass er ihm den heilig gesprochenen Bischof von Bamberg zum Sohn gab, welcher Heilige den Chor der Klosterkirche zu Kastl geweiht hat, nicht als Diözesanbischof, welcher der Bischof von Eichstätt war, sondern aus besonderer Gunst.

Der zweite Sohn Friedrich steht dem Kloster noch näher. er hat ja sein mütterliches Erbgut Ammertal dem Kloster überlassen, und das Kloster ist nach seinem Tode völlig in Besitz und Eigentum dieses Gutes gekommen. Auch ist Friedrich selbst im Kloster begraben. Durch diese Schenkung ist es uns klar, wie Abt Hermann seine Notizen über die beiden Tochtersöhne des Herzogs Otto, den Grafen Berthold von Andechs und Friedrich von Ammertal, aus dem Salbuche des Klosters entnehmen konnte. Das Salbuch, welches die dem Kloster übergebenen Güter verzeichnete, konnte den Eintrag über die Übergabe - die Sala oder Tradition - des Gutes Ammertal nur auf Grund der Traditionsurkunde gemacht haben, und eine solche Urkunde musste mindestens den Namen es übergebenden bisherigen Eigentümers, die Bezeichnung des Gutes, den Rechtstitel des übergebenden Eigentümers und, wenn er Agnaten (Anm.: Blutsverwandte, die in männlicher Linie von dem gemeinsamen Stammvater herstammen. Die Agnation spielte vor allem im Erbrecht des Adels und speziell in der Erbfolge von Herrschern eine bedeutende Rolle) hatte, deren Zustimmung enthalten. In unserem Falle war die mögliche kürzeste Fassung etwa: "Ego Fridericus de Amertal trado et dono monasterio S. Petri apud Castellum praedium quondam Ottonis ducis in Amertal quod mihi ex materna hereditate contigit", mit näheren Bestimmungen und als konsentierend oder wenigstens unter den Zeugen musste stehen "Bertoldus de Andehese, frater eius. Alle diese Angeben waren dem Salbuche zu entnehmen, und sind, da sich Abt Hermann dabei wiederholt auf den Inhalt des Salbuches beruft, als zuverlässig und autentisch anzusehen. Wenn Abt Hermann bei einer allgemeinen Bezeichnung des Besitztitels durch "materna hereditas" den Vornamen der Mutter des Schenkers nicht ersah und sich durch die Wahl des Namens einer anderen Gräfin von Andechs vergriff, so ist das bei der möglichen Richtigstellung aus dem Diessener Rekrologium unschädlich.  

Übrigens bestätigt der in der Geschichte hervortretende Besitz der Grafen Berthold von Andechs und Friedrich von Ammertal diese Abstammung. Bei Friedrich von Ammertal, der unter der nämlichen Bezeichnung auch sonst vorkommt, namentlich in einer Urkunde von 1112 (Mon. Boic. 29 pag. 231), ist dies augenfällig durch sein Eigentum an dem durch alle Generationen der Schweinfurter Linie Berthold, Hezilo, Otto festgehaltenen vornehmsten nordgauischen Hausgute zu Ammertal, das auf ihn nur durch eine Erbin Ottos gekommen sein konnte. Auch dieses Schweinfurter Stammgut sehen wir durch die Schenkung Friedrichs an das St. Peterkloster zu Kastl schließlich in geistliche Hand übergehen, wie die Erbgüter der Judith, Beatrix und Alberada, die einzige Ausnahme machen nur diejenigen Erbstücke, welche an den anderen Sohn der Gisela Berthold gelangten. 

Schon 1113 erscheint Berthold in Franken in Lehensbeziehungen zum Bischof von Würzburg wegen Gänheim, welcher Ort westlich von Schweinfurt an der Wern in dem ganz von Schweinfurter Hausgütern erfüllten Werngau liegt. Der Hauptanteil Bertholds und beziehungsweise seiner Mutter Gisela an Gütern des Schweinfurter Hauses war aber der schon oben ( I. 2) erwähnte Güterkomplex des Hauses im nördlichen Teile des Radenzgaues links vom Obermain, an welchem Berthold und seine Nachkommen Zapfendorf, Ebing, Lichtenfels, ferner in einem Seitentälchen des Obermaines Weismain besaßen und östlich von Weismain auf dem vom weißen Maine umflossenen Pfaffenberge nahm Berthold seinen Burgsitz, wovon er 1137 urkundlich Graf von Plassenberg genannt wird. Auch das alte Grafen- jetzt Landgericht im Radenzgau, das vormals das Berthold-Luitpoldische Haus inne hatte, wurde Berthold und seinem Hause afterlehensweise verliehen und von ihm schon 1146 ausgeübt.

Berthold I. hatte zur Gemahlin Sophia von Istrien, mit der er außer dem vom Kastler Reimchronisten hervorgehobenen jüngsten Sohne Otto dem Heiligen, Bischof von Bamberg, einen Sohn Berthold II. zeugte, welcher 1173 den Titel eines Markgrafen von Istrien, und dessen Sohn Berthold noch bei Lebzeiten seines Vaters 1180 den Titel eines Herzogs von Meran empfing, von einer zwischen Istrien und Damatien liegenden Landschaft. 

Der Mannesstamm Bertholds I. erlosch bereits im fünften Gliede mit dem ohne Leibeserben auf seiner Burg bei Weismain 19. Juni 1248 verstorbenen Herzog Otto dem Jüngeren von Meran, welcher von den Ehemännern seiner drei Schwestern, dem Dynasten, nachherigen Grafen Friedrich von Hohentrüdingen, dem Grafen Hermann von Orlamünde und dem Grafen Friedrich von Hohenzollern beerbt wurde. Die Erben teilten so, dass Orlamünde den mittleren Teil mit der Plassenburg und dem darunter liegenden Kulmbach, Hohentrüdingen den westlichen Teil mit dem Stuffenberge bei Baunach, Hohenzollern den östlichen Teil mit Bayreuth erhielt. Der Besitz der Hohentrüdinger ging an das Hochstift Bamberg verloren, Plassenburg und Kulmbach erkauften die Hohenzollern von den Grafen von Orlamünde, und es bildete sich daraus das hohenzollerische Oberland in Franken, der Kern des späteren Markgrafentums Brandenburg zu Kulmbach und Bayreuth, welchem weltlichen Fürstentum allein Reste des alten Berthold-Luitpoldschen Hausbesitzes noch zu Grunde lagen.