Chronologische Übersicht der merkwürdigeren Ereignisse in der Geschichte Schweinfurts

aus "Chronik der Stadt Schweinfurt" von Heinrich Christian Beck, 1836

und "Chronik der Stadt Schweinfurt: Die Zeiten vom Ausgange des 30jährigen Krieges bis zum gegenwärtigen Jahrhundert" von Heinrich Christian Beck

 

 

1607

Pest. Zu Karlstadt starben 600, zu Kitzingen und Etwashausen 900, zu Haßfurt 600, zu Gerolzhofen 800, zu "Eußenheim" 600 Menschen. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Nachricht nicht vielmehr in das Jahr 1611 gehört.

1608

wurde ein fränkischer Reichstag zu Regensburg gehalten, der sodann hierher verlegt, und hier Montags den 20. (oder neuen Stils 20. Juni) gehalten wurde.

Bestimmung über das Abtreten bei Ratsverhandlungen wegen Verwandtschaft

1609

Beitritt Schweinfurts zur Union

1610

Verordnung wegen Abnehmung der Raupennester von den Bäumen. - Durchzug von Unionsvölkern. Konvent der Union hier. Werbung einiger Soldaten für die Stadt. Differenzen zwischen der Stadt und Bischof Julius.

1611

Unionstag hier

1612

Vereinbarung Windsheims und Schweinfurts einer- und Kemptens andererseits über die Stimmabgabe bei Konventen. - Waageordnung für die Mühle.

1613

Ankauf von Gütern und Untertanen zu Westheim, und eines Hofs zu Lülsfeld

1614

Erkaufung von 142 und 2 1/2 Viertel Waldung auf Waipoltshäuser Markung vom Hospital an die Stadt.

1617

Schulordnung

1620

Erkaufung Madenhausen's an die Stadt

1621

Rücktritt der Stadt von der Union

1623

Erlass einer Viktualientaxe (Lebensmittelpreisliste)

1625

Anfang der kaiserlichen Einquartierungen

1626

Almosenordnung

1630

Pest, von Königsberg hierher gebracht

1631

Aicher- (Eich-) und Schröterordnung, Vormundschaftsordnung, Abzug der kaiserlichen Besatzung. - König Gustav Adolf von Schweden in Schweinfurt am 2. Oktober. Schwedische Besatzung.

1632

König Gustav Adolf zum zweiten Mal hier am 10. März. Er reiste noch am Abend dieses Tages wieder ab, scheint aber bald darauf wieder hierher gekommen zu sein; denn die Inschrift einer Tafel in dem, jetzt dem Herrn Kaufmann Ph. M. Stepf zugehörigen Hause (damals das Gasthaus zum goldenen Hirsch) auf dem Markt wird auf den König Gustav Adolf bezogen.

Sie lautet:

Wann meinst du wird es wohl mehr geschehn

Zween Könige beysammen hat man hier gesehn;

Auf einmal in dem Gemach

Die Mahlzeit halten zu Mittag

den 13. Martii 1632.

 

Durchmarsch der schwedischen Armee. Dritte Anwesenheit des Königs Gustav Adolfs hier am 20. Oktober. Er logierte mit der Königin in dem Hause der Witwe des D. Brunner auf dem Markte. Schenkungen des Königs an die Stadt.

1633

Anfang des Akzises - Pest - Fortwährend schwedische Besatzung

1634

Werbung einer Stadtkompanie. Belagerung der Stadt durch die kaiserliche Armee unter Piccolomini. Abzug der schwedischen und Einzug der kaiserlichen Besatzung. Rückgang der königlich-schwedischen Schenkungen. Reduktion des Gymnasiums. Entwaffnung der Bürgerschaft.

1635

Anschlag eines kaiserlichen Friedensreskripts.

1636

bis 1646 eingeschlossen fortwährend zahlreiche und starke kaiserliche Einquartierungen

1637

Bettelordnung - Viehseuche - Hunger

1638

Werbung einer Kompanie Soldaten für die Stadt

1639

Bürgermusterung

1640

Viehseuche - Barbierordnung

1641

Almosenordnung für die armen aus Thüringen

1643

Brandordnung

1644

Minderung der Bestallungen bei den Ratsämtern, den Advokaten und Physikern.

1645

Kaiserliche Aufforderung zur Sendung einer Deputation zu den Friedenstraktaten nach Münster

1646

Rathausuhr: In Folge testamentarischen Erbietens des Reichsvogts Johann Wehner wurde eine Uhr mit Zeiger auf dem Rathause aufgestellt, und der kleine Zeiger in die Ratsstube gerichtet, wobei auf Ersuchens des Rats die Witwe des Stifters auch die Aufstellungskosten bestritt, und noch eine Summe zur Erhaltung der Uhr aussetzte.

Beschreibung und Abbildung der Stadt: Den Ansuchen des Buchhändlers Merian zu Frankfurt a.M., zu der von ihm beabsichtigten Beschreibung Frankens "das Bildnis der Stadt und deren Beschreibung mitzuteilen", wurde entsprochen; indem man beides fertigen und durch den Verfertiger der Abbildung, den Reichsvogt Johann Hermann, der sich zur Reise erboten, nach Frankfurt bringen ließ. Der Abriss stellt die Stadt in ihrem Zustande vor dem schwedischen Kriege (1618) dar, wogegen die seit diesem Kriege erbauten neuen Außenwerke nur mit blinden lineis angehängt werden sollten. Als Reisekostenentschädigung erhielt Hermann 25 Taler. Merian erzeigte ihm große Ehre und gab ihm zwei ansehnliche Banketts.

Heilquelle: Im März d.J. entsprangen zu Hornhausen im Stifte Halberstatt Heilquellen, zu denen Tausende von Menschen, "auch aus den höheren Ständen", selbst von weit entlegenen Orten reisten. Im August gingen auch von hier gegen 100 Personen, Blinde, Stumme, Taube, Lahme, mit Stein, Kröpfen, Brüchen, Zipperlein und anderen Krankheiten Behaftete dahin. Mit ihnen zogen Kitzinger, Marktbreiter u.A. "War aber kein Einziger von den genannten Beschwerden kuriert worden."

Am 24. Juli nachts schlug der Blitz zu Schwebheim in eine Scheune, die dadurch abbrannte, zu Schnackenwerrn in die Kirche.

1647

Verbot von Mahlzeiten:
Im Dezember erließ der Rat ein Verbot wider alle Kindstauf-, Verlöbnis- Hochzeits- und Leichenmahlzeiten sowie wider alle "Gastereien und Tregeleien."

1648

Brandunglück, Abzug der Schweden von Sommerach, Wrangel zu Schweinfurt, Zerstörungen zu Gochsheim, Räubereien.

Am 29. November morgens fing in der Gegend des Linsengässchens ein Schlot an zu brennen, das Feuer wurde jedoch bald gedämpft. Aber am Abend desselben Tages um 17 Uhr brach auf dem Zürch in der Scheune des Postmeisters Druckenbrod Feuer aus, wodurch die Scheune gänzlich zerstört und 6 benachbarte Häuser stark beschädigt wurden.

Am 30. Dezember brach die schwedische Armee von Sommerach und Nordheim auf, und man sah einen großen Teil derselben hier durchmarschieren. An demselben tage kam Feldmarschall Wrangel von Prag hierher, mit ihm, außer anderen hohen Offizieren, der durch seinen Anschlag auf Prag, wodurch die Schweden Meister von der Kleinseite der Stadt wurden, bekannte Obowalsky. Wrangel richtete sich zu seiner Wohnung in dem Bauschischen Hause auf dem Roßmarkt ein. Am 31. Dezember brachen die altblauen und knorrischen Truppen zu Gochsheim auf, nachdem sie mehr als 120 gebäude daselbst eingerissen, und so größeren Schaden getan, als je zuvor während des Krieges geschehen. Man sah jetzt fast täglich Militär an der Stadt vorüberziehen. - Der Bischof zu Bamberg ließ zwei schwedische Reiter wegen Räubereien hinrichten. Der Kommandant zu Schweinfurt tat indes alles, um dem Bischof zu Würzburg keinen Anlass zur Klage zu geben. So ließ er dem Soldaten verbieten, aus dem Würzburgischen Heu zu holen, und als dieselben im Frühling ihre Pferde auf die zu grünen anfangenden Wiesen gehen ließen, und dabei auf Würzburgisches Gebiet gerieten, wehrte er letzteres alsbald mit Nachdruck und Erfolg.

Gesamtansicht Schweinfurt von der Mittagseite (Süden) von Matthaeus Merian 1648
Gesamtansicht Schweinfurt von der Mittagseite (Süden) von Matthaeus Merian 1648

1649

Hierherkunft hoher Personen, Schwedische Wappen, Ringelrennen, Exauktorationsverhandlungen zu Nürnberg, Sendungen dahin, Rezess (Auseinandersetzung) daselbst, Gastmähler, Magnus de la Grade, Erlass des Bischofs zu Würzburg an seine, aus dem Lande entwichenen Untertanen, Restitutionen (der Reichsdörfer), Exauktorationen und Militärabdankungen, Abzug Bengtson's von Schweinfurt, Befehl zum Abzuge an das schwedische Regiment, Steinecker daselbst, Verschwörung dieses Regiments und schrecklicher Ausgang derselben, Abzug und Abdankung dieses Regiments, Schweinfurter Münzen, Medizinalpolizei, Feuersbrunst.


Mit dem 1. Januar 1649 begann der Feldmarschall, dessen Unterhalt der Stadt bis dahin viel gekostet, sich auf eigene Kosten zu erhalten, worauf viele seiner Dienstleute, Schaffner, Bäcker, Schuhmacher, Sattler, Riemer und Wagenmeister entlassen wurden. Am 28. reiste er mit der Feldmarschallin, während die Kinder zurück blieben, von der Komapanie des Rittmeisters Sylvester und einer Abteilung von Musketieren begleitet, zum Generalissimus nach Erfurt und Kassel. Von Kassel traf der Generalissimus am 3. April, gefolgt von Herzog Ernst Günther von Holstein, Pfalzgraf Philipp von Heidelberg, Pfalzgraf Philipp von Sulzbach, dem Markgrafen von Baden, seinem Schwager, dem Grafen zu Leiningen, dem Kriegspräsidenten Alexander Erskein, dem Bischofe zu Upsala und Generalsuperintendent Samuel Enander, den Hofprediger des Generalissimus, M. Daniel Lüdemann, aus Passewalk in Pommern, und dem Leibarzt des Generalissimus Johann Rautenfeld, zu Schweinfurt ein.

Der Feldmarschall war bereits am 1. April mit seiner Gemahlin und dem Generalmajor Linde über Meiningen hier angekommen, und ritt dem Generalissimus entgegen. Der Rat empfing ihn vor dem Hospitaltor unter Salven des Militärs und der Bürgerschaft, die auf dem Roßmarkt aufgestellt war, wo der Generalissimus im Quartiere des Feldmarschalls abstieg. Der Rat beschenkte ihn mit 15 Eimern Wein, 15 Eimern Bier, 24 Säcken Hafer und einer Quantität Fischen. Bald darauf trafen hier ein die Obersten Gorck, Horn, Paul Würtz, Graf Zwerby, Potte, Pans, Buttler und Görtzky, der Artillerieoberstlieutnant Sommerfeld, Gesandte von Würzburg, Kassel, Rothenburg, Leipzig, Erfurt, Winsheim, die Gemahlin Landgraf Friedrichs von Hessen-Kassel zu Eschwege, Schwester des Generalissimus, welcher des folgenden Tages der Landgraf selbst folgte, der Herzog von Mecklenburg, der Kavalleriegeneral Johann Arndt von Goldstein und der Landgraf Johann von Hessen-Darmstadt.

Am 2. Ostertage den 26. März (nach heutiger Erkenntnis 5.April) frühmorgens wurden sämtliche in Stein gehauene und in die Werke und Tore gesetzten Wappen des Feldmarschalls herausgenommen und die Öffnungen zugemauert, nach den Feiertagen aber 1 1/2 Schuh niedriger als zuvor wieder eingesetzt, damit sie den wappen der Königin nicht gleichständen.

Am 13. April des Mittags reiste der Generalissimus nach Würzburg, wo bei seiner Ankunft dermaßen geschossen wurde, dass man es hier stark genug hörte. Am 14. folgte ihm der Feldmarschall dahin, wurde mit dem Pfalzgrafen "stattlich daselbst traktiert", und kehrte am 17. nach schweinfurt zurück.

Nachdem sich der Generalissimus  mit den übrigen hier anwesenden, fürstlichen Personen besonders durch Ringelrennen viel vergnügt, und hier die Nachricht empfangen von seiner Erwählung als Erbprinz und Nachfolger der Königin Christina von Schweden, reiste er am 21. April mit Wrangel zu den Exauktorationsverhandlungen nach Nürnberg ab, welche, da es den Anschein gewinnen wollte, als sollte der Friede an ihnen scheitern, vom Sonntage Jubilate an in das Kirchengebet eingeschlossen wurden, und denen Namens des Rats zu Schweinfurt abwechselnd der Stadtschreiber Marcus Heberer und D. Höfel beiwohnten.

(Der Generalissimus, Pfalzgraf Carl Gustav, war der Sohn des Pfalzgrafen bei Rhein, Johann Casimir, dessen Gemahlin eine Schwester König Gustav Adolphs war. Am 16. Juni 1654 legte die Königin Christina zu Upsala die Krone nieder, worauf dieselbe auf Carl Gustav überging)

Am 06. Mai ließ Wrangel 12 Wagen mit Wein und Anderem von hier nach Wannfried gehen, die von dort zu Wasser nach Bremerverd gebracht wurden.

Am 07. Mai musste die Stadt einen Wagen mit 6 Pferden stellen, auf welchem dem Feldmarschall Musikanten nach Nürnberg gebracht wurden.

Am 14. Mai reiste auch die Gemahlin des Feldmarschalls mit ihrer Tochter Juliana Margaretha dahin, und am 20. wurde der kleine Sohn derselben, Carl Philipp, nach Nürnberg abgeholt. Am 26. ging ein Schelch Wein und Haber, für den Feldmarschall bestimmt, von hier nach Bamberg ab. Am 4. Juni wurde ein hier bereitetes Feuerwerk auf 8 Wagen durch Würzburgische und Bambergische Vorspann nach Nürnberg abgeführt. Am 6. musste die Stadt zu einer "Kalesche" (als Kalesche wurde ursprünglich ein mit einem einzelnen Pferd als Zugtier bespannter vierrädriger Reisewagen mit vier Sitzen bezeichnet; später wurden Kaleschen auch zwei- und vierspännig gefahren), in welcher 3 Mägde des Feldmarschalls nach Nürnberg gebracht wurden, 4 Pferde stellen, am 9. abermals 4 Pferde, welche 2 andere Mägde und Effekten dahin zu bringen hatten. (Auch später hatte die Stadt solche Vorspann dahin zu leisten, am 17. Juli zu einem Transport von 300 Hühnern, am 5. August zur Wegschaffung des auch übrigen Silberwerks des Feldmarschalls. Am 12. Oktober ließ die Stadt die noch zurückgebliebenen 4 Trabanten desselben, am 14. November 22 Zentner Waren und 1 Fuder Wein für denselben nach Nürnberg bringen). Am 29. Juli ging der Generalissimus mit dem Pfalzgrafen, Carl Ludwig, Kurfürst zu Heidelberg, und dem Feldmarschall nach Windsheim.

Abschluss des Rezesses zu Nürnberg

(Anm.: Rezess ist ein rechtlicher Begriff für Auseinandersetzung oder Vergleich über strittige Verhältnisse) 

Am 28. August kam endlich der Rezess zu Nürnberg zu Stande, da aber nach der Rückkunft eines mit demselben an den Kaiser gesendeten Kuriers die kaiserlichen Bevollmächtigten noch mit der Unterzeichnung zögerten, so gab der Generalissimus noch 24 Stunden Bedenkzeit, nach deren Abläufe er die Völker, falls sie nicht erfolgt sei, wieder zusammen ziehen lassen wolle, erstreckte jedoch, auf Andringen der Stände, diese Frist auf 8 Tage, während deren er abermals nach Windsheim ging, "sich daselbst mit Jagen zu erlustigen." Auch der Kommandant zu Schweinfurt ging am 25. September dahin, und kam den 28. von dort zurück. Bei der Rückkehr des Generalissimus war die kaiserliche Einwilligung bereits eingetroffen, und am Morgen des 21. Septembers erfolgte die Unterzeichnung des Rezesses zu Jedermanns Frohlocken auch durch die kaiserlichen Gesandten. So hatte dann Nürnberg den Ruhm, den Schlussstein zu dem großen Friedenswerke in seinen Mauern gelegt zu sehen. Die Tore der Stadt wurden lange in der Nacht offen gehalten, um die Kuriere zu den Regimentern hinauszulassen.

Dankfest

Am 26. September 1649 wurde, "bis auf ein künftig Dankfest", in der Kirche zu Schweinfurt wegen Unterzeichnung des Rezesses das Te Deum Laudamus gesungen.

Banketts

Zu Nürnberg "fingen jetzt die prächtigen Banketts und Gastungen an." Der schwedische Generalissimus gab am 5. Oktober ein ausgewähltes Bankett auf dem Rathause, nach welchem das in Schweinfurt gefertigte Feuerwerk, doch nicht mit dem gehofften Effekte, angebrannt wurde. Dem generalissimus folgte darauf auch der Feldmarschall "mit ähnlichem Gepränge in seinem Quartiere".

Am 14. November reiste der Generalissimus zum Besuche des Markgrafen nach Ansbach, von wo er am 19. nach Nürnberg zurückkehrte. Im Januar 1650 reiste er mit dem Feldmarschall wieder nach Windsheim, von wo sie zu dem Beilager Carl Magnus von Baden mit der Gräfin Maria Juliana von Hohenlohe nach Schillingsfürst gingen.

Am 30. September 1649 erwartete man zu Schweinfurt den Grafen Magnus de la Garde von Windsheim, weshalb das Regiment und eine Bürgerkompanie bis in die Nacht im Gewehr standen. Er kam jedoch erst spät nach Volkach , wo man ihn, selbst gegen Bezahlung, nicht einlassen wollte, so dass er mit seinem Gefolge teils in der Vorstadt, teils im freien Felde übernachtete. Des anderen Tages früh nach 8 Uhr langte er zu Schweinfurt an, und wurde von Militär und Bürgerschaft mit Geschützsalven empfangen, und von dem Rat mit 5 Eimern 44r Wein und 12 Säcken Hafer beschenkt. Er zeigte sich heiter und freundlich, und ging des Nachmittags nach Neustadt a.d. Saale weiter, wo er von der Bürgerschaft im Gewehr empfangen wurde. Seine Reise ging über Leipzig, wo seine Gemahlin, die Schwester des Generalissimus, sich befand, nach Schweden, von wo er als Gouverneur nach Liefland (Anm.: Herzogtum bei Estland) gehen sollte.

Friedenszeichen

Unterdessen mehrten sich die Anzeichen des zurückkehrenden Friedenszustandes. Schon am 14. Mai 1649 hatte Bischof Johann Philipp zu Würzburg (Erzbischof zu Mainz) eine Ladung an seine während des Krieges entwichenen Untertanen ergehen lassen, die zu des Landes und ihrer Gläubiger äußerstem Nachteile ihre Güter aus Ungeduld, Nachlässigkeit oder Unvermögen verlassen, so dass dieselben öde und unangebaut da lagen, innerhalb eines Termins von 18 Wochen zurückzukehren und in ihre vorigen Verhältnisse einzutreten, oder die Übergabe ihrer Besitzungen an Andere zu gewärtigen.

Auch jetzt war wieder Restitution ein viel genanntes Wort, doch in anderem Sinne als im Jahr 1629. Es handelte sich jetzt darum, die durch Kriegsgewalt geänderten Verhältnisse so weit möglich auf die Grundlage zurückzubringen, welche sie im Jahr 1624 gehabt, das man als das Normaljahr angenommen.

Reichsdörfer

Wegen der Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld kamen in dieser Angelegenheit am 9. August von Seiten des Bischofs zu Bamberg Landrichter Demantstein und D. Johann Reuß, von seiten des Markgrafen zu Kulmbach der Vizekanzler D. Georg Rittershausen, und am 12. August im Auftrage Würzburgs D. Franziskus Schill und der Botenmeister nach schweinfurt, und am 14. August verglich man sich dahin, dass die Dörfer außer dem Friedensgelde von 1550 Gulden eine achtmonatliche Kontribution (Anm.: eine Art Zwangssteuer), d.i. 2160 Taler an den Bischof zu erlegen hatten, und in ihre vorige Freiheit eingesetzt wurden. Auch das zwischen Heilbronn und Mergentheim liegende Reichsdorf Althausen bemühte sich um Wiedererlangung seiner vorigen Freiheit. Allein der Deutschmeister hatte es an sich gezogen, und die Bemühungen des Dorfes blieben fruchtlos.

Militär-Reduktionen und Abdankungen. Behinderte Reduktion der Garnison zu Schweinfurt

Den Anfang, die Heeresmacht zu reduzieren oder zu reformieren, wie man es nannte, machte der Kurfürst in Bayern. Ihm folgte die Landgrafschaft Kassel. Am 12. April 1649 reiste Generalmajor Horn von Schweinfurt nach Frankfurt, einige schwedische Regimenter dort zu reduzieren. Zu Winsheim wurden am 30. April die daselbst garnisonierenden 5 Kompagnien Dragoner auf 2 reduziert.Zu derselben Zeit erfuhr man die Ankunft von 117 Schiffen zur Abholung des schwedischen Militärs, die sich jedoch verschob, da die Restitution an vielen Orten noch unvollzogen geblieben. Indes wurde der ganze rechte Flügel der schwedischen Armee, 14 Regimenter zu Ross, reduziert. Auch die Reduktion der Garnison zu Schweinfurt war bereits zu Nürnberg beschlossen, unterblieb jedoch wegen der im Oktober 1649 unter den Garnisonstruppen zu Schweinfurt ausgebrochenen Empörung (siehe unten). Am 23. reisten kaiserliche Obersten zum Teil mit schwedischen Oberoffizieren von Nürnberg nach Hohenasperg, Weßenburg, Regensburg, Augsburg, Lindau, Prag und anderen festen Plätzen ab, die Räumung derselben zu bewerkstelligen. Oberst Bülau zog von Nördlingen, das Forbesische Regiment aus dem Nürnbergischen ab.

Aus dem Würzburgischen abziehende Regimenter, deren eines, aus Finnen bestehend, sich bei Kitzingen sammelte, wurden durch nachkommende ersetzt.

Zu Heilbronn ließ der französische Kommandant Geschütz und Munition, darunter auch das der Stadt gehörende Geschütz wegbringen.

Die Schweden räumten Donauwörth und die Schanze bei Rain. Am 29. Oktober zog Oberst Koppy mit 12 Kompanien von Eger ab, die aus Furcht, übergeschifft zu werden, in der Mark Brandenburg auseinanderliefen.

Die im Regimente General Wittenbergs befindlichen Deutschen empörten sich nach ihrem Abzuge aus Böhmen, fanden aber dabei an ihren schwedischen und finnischen Kameraden heftige Gegner, wobei besonders von den ersteren mehrere auf dem Platze blieben, worauf sie wieder beruhigt wurden. In Folge einer Empörung unter dem kaiserlichen Regiment Fürstenberg am Rhein, welche aus Furcht, sie möchten in spanische Dienste geführt werden, entstand, wurden einige gehangen und arkebusiert (Bedeutet: Mit der Arkebuse (Vorderlader) erschossen). Um diese Zeit kamen viele abgedankte bayerische und schwedische Truppen durch Schweinfurt.

Am 10. September zogen die zu Schweinfurt garnisonierenden Nationalschweden, bestehend aus dem Major Ingolff Bengtson, einem Fähndrich, drei Sergeanten, einem Fourier (militärischer Rang einer mit Logistik befassten Person), zwei Trommelschlägern und 79 Soldaten, von Schweinfurt ab. Die Stadt und ihre Dörfer stellten ihnen die erforderliche Vorspann. Von anderen Orten, durch die sie kamen, nahmen sie für die Vorspann Geld, und noch an anderen erpressten sie solches durch angedrohte Einquartierung. Bei den Bürgern Schweinfurts hinterließen sie viele Schulden, die entweder gar nicht, oder erst durch Aufrechnung bei Abtragung der den Schweden gemäß der Friedensschlüsse zu leistenden Geldentschädigungen bezahlt wurden. Die größere Last, welche ihr das Steinecker'sche Regiment verursachte, war aber der Stadt noch geblieben. Dasselbe hatte bei seinem Einzuge in dieselbe bestanden aus dem Oberst Christoph von Steineck (oder Steinecker) aus Zerbst, einem Oberlieutnant, einem Major, sieben Kapitänen, einem Kapitänlieutnant, acht Lieutnants, zwölf Fähndrichen, einem Regimentsquartiermeister, 72 Unteroffizieren und 570 Gemeinen, einem Pastor, einem Sekretär, einem Auditor, einem Adjutanten, drei Feldscherern (auch Feldscher genannt = einfacher medizinischer Dienst), einem Proviantmeister, einem Wagenmeister, einem Gewaltigen, einem Steckenknecht, zwei Minirsergeanten und vier Konstabeln (unterer Polizeidienst). Am 29. April waren 8 Fahnen dieses Regiments von hier abgezogen, und statt derselben 4 Fahnen vom Regimente Linde hierher gekommen. Am 4. Mai war noch eine Kompanie Schweden von Leipzig, unter dem oben genannten Ingolff Bengtson, der hier vom Kapitän zum Major anvancierte, und sich sodann Stadtmajor nannte, und am 26. Juni der Rittmeister Sylvester mit 60 Pferden hierher gekommen. Der letztere zog noch vor der Blockierung Schweinfurts durch die Bayern nach Erfurt ab, und kehrte erst nach aufgehobener Blockade zurück. Am 16. Oktober waren sodann zwei Schwadronen Dragoner und die Leibkompanien Torstenson's, Wittenberg's und Helm Wrangel's, von denen mancher Soldat drei bis vier, mancher der Offiziere sechzehn bis neunzehn Pferde hatten, und bald darauf vier Kompanien vom regiment Grundel, die nach Nördlingen bestimmt, aber wegen Besorgnis, von den Bayern aufgehoben zu werden, nicht dahin gelangt waren, von Niederwerrn in die Stadt gekommen. Letztere quartierte man in die leer stehenden Häuser ein, wo sie auf Abzug an den Subsidiengeldern Brot und Wein von der Stadt erhielten. Sie verwüsteten aber diese Wohnungen, warfen einige ganz ein, und verwendeten das Holz davon. Am 9. Februar 1648 zogen die Dragoner nach Gerolzhofen ab. Auch die Finnen, 36 Mann stark, gingen am 14. ab, wurden aber wieder durch Schweden und Finnen, etwa 60 Mann, ersetzt, meist kranken Leuten, von denen viele starben.

Nach dem Friedensschlusse wurde bei Repartition (Verteilung) des schwedischen Militärs der Stadt Schweinfurt der Generalstab des Feldmarschalls Wrangel zugeteilt.

Anfangs Oktober 1648 zogen die 4 Linde'schen Kompanien von Schweinfurt ab, wogegen 8 Steinecker'sche Kompanien einzogen. Mit den Linde'schen zugleich zogen 30 Mann vom Regiment Steinecker aus, aber mit den eben genannten 8 Kompanien, um denselben den Anschein größerer Stärke zu geben, wieder ein, und auch die Besatzung zu Mainberg wurde ab- und wieder hereingeführt. Im Dezember wurden vom Generalstabe 11 Stabsmarketender entlassen.

Am 8. Oktober 1649 lief ein Befehl des Feldmarschalls Wrangel aus Nürnberg hier bei dem Kommandanten Oberst Steinecker ein, nach welchem derselbe ehestens, und zwar sobald das Regiment Döringk hier eintreffen würde, mit seinem Regimente  aufbrechen, und nach Pommern (eine andere Nachricht sagt: Liefland) abziehen sollte. der Kommandant sollte zu Leipzig das nötige Geld erheben, und dort die weiteren Order des Generalmajors Artweth Forburg, Vizegubernator (Vizegouverneur) von Pommern, erwarten. Der Oberst war über diesen Befehl sehr unwillig, und sandte Tags darauf, den 9. Oktober den Kapitän Wrangel an den Feldmarschall nach Nürnberg mit der Antwort, er könne nicht abziehen, bevor er die auf den September und die erste Hälfte des Oktobers treffenden Gelder erhoben habe, und müsse deshalb vor allem um Beseitigung dieses Hindernisses nachsuchen. Noch an demselben Tage kam ein Fähnrich und ein Fourier vom Oberst Döringk hierher, die den Kommandanten von der ihrem Regimente zukommenden Order, ihn hier zu ersetzen, benachrichtigten. Der Kommandant ließ darauf durch Kapitän Schröder und Lieutnant Wedel, da er selbst durch Podagraleiden (Gichtanfälle im Großzehbereich) gehindert war, sich bei dem Kurfürsten zu Würzburg verabschieden, indes man jedoch ihn selbst, sowie dem Oberlieutnant und dem größten Teile der Offiziere abmerkte, dass Liefland das Ziel ihrer Wünsche nicht sei. Bald zeigte sich eine unruhige Bewegung unter den Soldaten, die sich äußerten, zu einem Zuge nach dem fernen Liefland könnten sie sich nicht verstehen, und bei dem Kommandanten um ihren Abschied ansuchten. Da man ihnen diesen verweigerte, so dachten sie auf ein Mittel, denselben zu erzwingen. Sie sammelten sich deswegen auf dem Zeughausplatze an, und verschworen sich daselbst, der Marschorder nach Liefland sich zu widersetzen.

Der Kommandant, das gefährliche dieses Beginnens wohl erkennend, ließ, sobald er von diesen Vorgängen Kenntnis erhalten, eine jede Kompanie durch ihren Kapitän besonders fragen, ob sie mitmarschieren wolle. "Ihr Verlangen sei, ließen sie ihm sagen, abgedankt zu werden, um der Früchte des Friedens, der durch ihre Mitwirkung zu Stande gekommen, nun auch genießen zu können. Die Krone Schweden habe nun keine Feinde mehr, darum wollten sie auch nicht mehr samt Weib und Kind einen so weiten Weg sich hineinschleppen lassen. Gegen Feinde der schwedischen Krone, wenn sie deren hätte, seien sie noch jetzt, wie zuvor, zu kämpfen bereit, unter den Umständen aber, wie sie nun seien, verlangten sie ihre Entlassung."

Noch desselben Vormittags, da solches vorging, berichtete der Kommandant alles an die Generalität nach Nürnberg. Der Überbringer dieser Botschaft, Major Bucher, und der vorher schon nach Nürnberg gesendete Kapitän Wrangel kamen am 17. Oktober des Abends hierher zurück, ohne dass man von dem Erfolge ihrer Sendung etwas erfahren hätte. Der Kommandant aber ließ verlauten, derselbe gehe dahin, die "Völker" würden ihren Abschied erhalten. Indessen war es nur zu offenbar, dass er durch diese vorgegebene Hoffnung den Soldaten nur Zeit abgewinnen wollte, um unterdessen andere Truppen in die Stadt kommen zu lassen, durch deren Hilfe sie zum Abmarsch gezwungen werden könnten; und die Maßregeln, welche der Kommandant übrigens nahm, mussten denselben seine wirklichen Absichten wohl verraten. Er ließ nämlich am 18. Oktober den Stadtwachmeister anweisen, künftig keinen Soldaten mehr die Wache für einen Bürger versehen zu lassen, und die Türmer erhielten die Weisung, im Falle der Erscheinung von 100 bis 200 Reitern oder darüber, nur 5 bis 6, im Falle des Erscheinens von 6 bis 10 aber, gar keinen anzuzeigen. Abgedankten, vorbeiziehenden Reitern wurde der Eintritt in die Stadt gänzlich versagt, und gegen Abend langte Graf Löwenhaupt mit 4 Kompanien Reitern zu Grafenrheinfeld an.

Löwenhaupt (Lewenhaupt, Leijonhufvud), Gustav Adolf Graf von  geb.  24.12.1619  Vinäs gest.  29.11.1656  bei Viborg (Finnland)  Schwedischer Feldmarschall
Löwenhaupt (Lewenhaupt, Leijonhufvud), Gustav Adolf Graf von geb. 24.12.1619 Vinäs gest. 29.11.1656 bei Viborg (Finnland) Schwedischer Feldmarschall

Die Soldaten verhielten sich unterdessen still, versahen ihre Wachtdienste, und enthielten sich aller Tätlichkeiten, so dass man wieder Hoffnung zu schöpfen anfing, die Sache möchte noch ruhig ablaufen. Diese Hoffnung gründete man zum Teil auch auf die erhaltene Nachricht von einer Empörung des aus Neumarkt abgezogenen Regiments, welche zu Buch bei Nürnberg ausgebrochen, von den schlimmsten Folgen für die Empörer gewesen, und in denselben nur durch die Fürbitte des Rats zu Nürnberg gemildert worden war, sowie auf die Nachricht von der strengen Bestrafung eines änlichen Empörungsversuches, welche General Duglaß bei Ulm und Ellingen an dem vom Bodensee heraufgeführten Truppen hatte vollziehen lassen, indem derselbe zu Ulm 7 von den Empörern aufknüpfen, und zu Ellingen 9 durch die Spießruten laufen ließ. Die Furcht vor einem gleich schlimmen Ausgange sollte, so hoffte man, die Unzufriedenen im hiesigen Regimente von weiteren Schritten zur Empörung zurückhalten.

Allein die gegen die Soldaten genommenen, oben angegebenen Maßregeln, die Vorsicht, nach welcher die Unteroffiziere stets mit kurzen Gewehren gehen, und das Zusammenstehen der Soldaten verhindern mussten, das Verbot, irgend einem Soldaten den Austritt aus den Toren der Stadt zu gestatten, ein Umstand, der den Weintrauben sehr zustatten kam, die Nachricht, welche die Soldaten von einem hierher gekommenen Bauern aus Grafenrheinfeld von der daselbst erfolgten Ankunft des Löwenhaupt'schen Reiterregiments erhielten, und endlich ein Befehl, der am Morgen des 19. Oktobers den Soldaten gegeben wurde, gegen 10 Uhr ohne Gewehr auf dem Markte zu erscheinen, wirkten nachteilig auf die Stimmung der schon zu sehr in ihren Empörungsgedanken befangenen Soldaten. Sie verbanden sich nur desto stärker unter einander, zogen, während die Offiziere dem Gottesdienste beiwohnten, die Wachposten an sich, und warfen sich zusammen in den Zwinger. Alle Häuser in der Stadt waren während dessen geschlossen. Vergeblich hatten der Kommandant und die aus der Kirche abberufenen Offiziere ihrem Vornehmen Einhalt zu tun gesucht. Die Wachposten wurden nun mit Bürgermilitär besetzt. Ein Teil der Soldaten, der an der Verschwörung keinen Teil genommen, kam jetzt aus den Häusern, wo sie sich verborgen gehalten, und stellte sich dem Kommandanten.

Eben so vergeblich als die vier Ermahnungen ihrer Offiziere, waren die einer Deputation des Magistrats, die sich zu den Empörern begab.

Noch am 19. des Abends 5 Uhr langte der Feldmarschall von Nürnberg hier an. Im Hereinreiten überreichte ihm die Schildwache der Unzufriedenen vor der Zwingertüre eine Bittschrift, die der Feldmarschall, auf dem Markte angekommen, las. Aber auch der Oberst Döringk, den er zu ihnen sandte, vermochte ihren Starrsinn nicht zu beugen.

Am Morgen des 20. trafen nach und nach 8 Kompanien Reiter, darunter 4 Kompanien Finnen in der Stadt ein, und stellten sich auf dem Markte auf. Jetzt versuchte der Feldmarschall, ob die Aufwiegler nicht durch den Generalauditor zu ihrer Pflicht zurückgebracht werden könnten. Allein sie gaben ihm den Bescheid, er möge sich sogleich entfernen, und auf diese Weise nicht wieder kommen, widrigenfalls sie Feuer auf ihn geben würden. Sie beharrten auf ihrem Abschiede.

Des Mittags 11 Uhr kam der Oberstlieutnant Statius mit einigen Kompanien von Sennfeld her in die Stadt, ihm folgte bald eine Abteilung des Sackischen Regiments. Der Markt war wie übersät mit Militär. Unmittelbar nach den Sackischen Kompanien langte die Leibgarde des Feldmarschalls mit einem Heerpauker an.

 

Nach dem Mittagsmahle ritt der Feldmarschall in Begleitung des Kommandanten und anderer Stabsoffiziere selbst vor den Zwinger, und ließ ihnen unter ernstlicher Ansprache Gnade anbieten, wofern sie ohne Verzug ihre Verschanzung verlassen und die Rädelsführer ausliefern werden. Einer oder zwei der hauptsächlichsten Rädelsführer liefen vor, warfen sich dem Feldmarschall zu Füßen, und erbaten und erhielten Gnade. Sofort verließ der ganze Haufen die Verschanzung, und zog im Gewehr und mit brennenden Lunten hinaus in die große äußere Schanze vor dem Brückentor. Während sie sich aufstellten, zogen die übrigen Kompanien des alten, blauen Regiments gerade über die Brücke in die Stadt. Nun ritt der Feldmarschall mit dem Kommandanten zu ihnen hinaus. Dem Befehle, das Gewehr niederzulegen, wurde augenblicklich gehorcht. Die Rädelsführer wurden zur Seite gestellt, und auf das Stockhaus gebracht. Die Übrigen ließ man aufs Neue Treue schwören, worauf sie in die Stadt geführt und in ihre Quartiere entlassen wurden.

Noch am Abend des 20. wurde auf dem Markt eine Justiz aufzurichten begonnen. Neben dieselbe war ein mit schwarzem Tuch behangener Tisch gestellt. Den 21. Mittags 12 Uhr hielt der Generalauditor an demselben im Beisein des Kommandanten und aller Ober-und Unteroffiziere Standrecht. Dass Urteil bezeichnete 27 als Erzrebellen und verdammte sie zum Strick. Vier der Rädelsführer wurden zuerst aufgeknüpft. Der erste unter ihnen war zum Rad verurteilt worden, es war der Gefreite H. Meier aus Petershagen, er erfuhr aber Gnade, gleich den andern gehängt zu werden. Sieben andere mussten um das Los, als der fünfte gehängt zu werden, spielen. Georg Heß aus Eisenach warf das Wenigste, nämlich auf zwei Würfeln sechs Augen. Er wurde sofort zu den 4 übrigen aufgehängt. Den anderen schenkte der Feldmarschall das Leben.

Die Augenzeugen der Exekution finden nicht genug bezeichnende Worte, das klägliche Jammergeschrei der Weiber der Gehängten und Spielenden auszudrücken. Herzzerschneidend war es, einige der Verurteilten vor dem Galgen ihre Kinder an die Brust drücken zu sehen, bejammernswert das Geschick der Weiber, die noch immer, und doch wie vergeblich! um Gnade rangen.

Nach vollzogener Exekution zog das in die Stadt zusammengezogene Militär wieder ab.

Am 22. Oktober wurde dem gesamten Regiment durch den Generalauditor nochmals der geschärfte Eid abgenommen, dass sie der Krone Schweden treu verbleiben, und bei allen sich ergebenden Gelegenheiten zu Wasser und zu Land sich gebrauchen lassen wollten. Hierauf marschierte dasselbe ab. In Stettin wurde es bis auf 3 Kompanien abgedankt.

Der Feldmarschall reiste noch am 22. Oktober nach 1 Uhr wieder von hier ab, von dem Magistrate mit einem Trinkgeschirr in Gestalt eines Greifs, 220 Taler wert, beschenkt, wogegen er der Stadt ein Gegengeschenk mit einer dänischen Halbkarthaune (Geschütz) machte. Zu Nürnberg angekommen, ließ er den Rat ersuchen, zu verbieten, dass der zu Schweinfurt stattgefundene Vorgang in die Zeitung komme.

Nun erst erfolgte die Einquartierung des Regiments Döringk.

Schweinfurter Münzen. Medizinalpolizei. Feuersbrünste.

 

Bei der im Jahre 1622 stattgehabten Münzverwirrung waren Schweinfurter Kupferdreier und Pfennige geprägt worden. Es waren derselben 5 Zentner vorhanden. Man dachte jetzt an den Verkauf derselben, um damit die schwedische Satisfaktionsforderung desto eher befriedigen zu können.

Da an einigen Orten Seuchen ausgebrochen, so ließ der Rat Häuser und Straßen von Mist, Asche, Kehricht und dergleichen reinigen. Die in Bayern herrschende Kriegsnot zwang viele der dortigen Bewohner, außer Lande Hilfe zu suchen. Da aber die Pest viele Menschen hinwegraffte, weshalb man auch den Übergang über die Isar und Donau sperrte, so traf der Rat die Anordnung, den dorther Kommenden, welche Almosen suchten, dasselbe vor das Tor zu geben. Ähnliche Vorsicht bewies der Rat auch im Jahre 1666. Wegen einer in diesem Jahr zu Bergrheinfeld herrschenden Seuche wurde der Verkehr zwischen diesem Ort und der Stadt gehemmt, und angedroht, dass, wer doch von da dorthin gehen würde, nicht so bald wieder in die Stadt eingelassen werden soll. Im Jahre 1690 wurde bei Personen, welche an den damals herrschenden Petechialfiebern starben, das Öffnen der Särge untersagt. Am 26. August 1691 wurde, damit die Stadt wegen der hier herrschenden, gefährlichen Krankheiten nicht so sehr beschrieen würde, befohlen, nicht zu viele Leichen zusammenkommen zu lassen, dieselben nicht aufzudecken, die Personalien kurz zu geben, die Krankheit Diarrhöe zu nennen, und vor den Türen bei Generalprozessionen kurz zu singen.  Im Mai 1694 ließ der Rat dem Oberpfarrer durch den Unterscholarchen mit Glimpf wissen, es möchten bei der anhaltend warmen Witterung und den einreißenden, hitzigen Krankheiten die Leichen nicht zu lange liegen bleiben. Im Jahr 1701 wurden die Physici mit Abfassung eines Konsiliums, wie man den damals stark einreißenden, hitzigen Krankheiten begegnen möge, beauftragt.

 

Differenzen unter dem ärztlichen Personal

Um diese Zeit waren zwischen den Physicis und den praktischen Ärzten über den Beisitz bei der jährlichen Zensur, welche nach Abhaltung der Apothekenvisitation gewöhnlich war, Differenzen entstanden. Die Inspektoren und diesjährigen Ratsdeputierten erhielten den Auftrag, den Zwist zu schlichten. Man kam überein, dass außer den Inspektoren und Ratsdeputierten die Physici der Apothekerzensur allein beiwohnen, die übrigen Mediziner aber zu der Zeit, wenn man die Physici auf dem Kräuterboden und im Keller mit Aufzeichnung der vorhandenen Materialien beschäftigt sein würden, vor den Deputierten und Inspektoren ihre etwaigen Erinnerungen zu nötiger Abhilfe mündlich anbringen dürften. Fremde Ärzte, die in die Stadt zögen, sollten nach Beschluss v. J. 1772 nicht unter 4, Bürgerssöhne, die die Heilkunde studiert, nicht unter 2 Jahren die üblichen Douceurs aus der Ratsoffizin erhalten, aber auch dann erst, wenn sie dartun würden, dass sie wirklich praktizierten und der Offizin etwas einträgen.

Eine am 19. Juni in dem Quartiere des Kommandanten auf dem Markt entstandene Feuersbrunst, wobei es stark zu dem Schlote herausbrannte, und eine andere, am 13. Dezember in dem Hause des Heimbecken auf dem Roßmarkt entstanden, wurden durch schnelle Hilfe glücklich gelöscht, doch verursachte letztere auch an dem Nachbarhaus und dadurch, dass einige Stück Vieh verbrannten, Schaden, und die auf diesen Tag angesetzte Luciäpredigt auf den anderen Tag verschoben. (Im Februar 1651 wurden 2 Feuerspritzen von Erfurt, wo sie um 250 Reichstaler gekauft, hierher gebracht).

Jahr 1650


Abzug des Feldmarschalls nach Bremerverden. Konferenz zu Kitzingen. Zurückberufung Wrangels. Abschluss des Hauptrezesses zu Nürnberg. Abführung des schwedischen Geschützes von Schweinfurt. Besitzstand der Stadt an Geschütz. Empörungen schwedischer Regimenter. Reduktion des Wöringk'schen Regiments zu Schweinfurt. Abzug desselben und Ersetzung dieses Regiments durch die Linde'schen Kompanien. Übles Verhalten der letzteren. Abzug der Linde'schen Truppen unter Nilson von Schweinfurt. Abzug der schwedischen generalität von Nürnberg. Fernere Räumung fester Plätze. Rückkehr des wirklichen Friedenszustandes. Öffnung des Mühltors. Änderung im allgemeinen Kirchengebete. Erste Hochzeit mit Spielleuten. Warnung des Bischofs zu Bamberg. Friedensfest. Geburt von zwei Zwillingspaaren an dem tage der Begehung des Festes. Alljährliche Wiederholung desselben. Stiftungen zum Andenken an dasselbe. Begehung desselben an anderen Orten. Vorbeizug des Generals Wuglass. Empörung seiner Reiterei zu Gochsheim. Brunnen. Akzise. Weinglocke. Luciämahl.

 

Am 27. Januar 1650 kam Joachim Eder von Wien, Rittmeister und Generaladjudant Piccolomini's, mit dem er zerfallen, nach Schweinfurt, wohin er von Erskein an den Kommandanten empfohlen war, und reiste mit dem Kommandanten und dem Oberst Würtz, der ihn abholte, nach Windsheim, wo sich der Generalissimus mit dem Feldmarschall Wrangel befand. An demselben Tage trafen Briefe von Piccolomini an den rat hier ein, worin derselbe verlangte, Eder, den er als einen entlaufenen Buben bezeichnete, mit Hilfe des Kommandanten zu verhaften.

Piccolomini
Piccolomini

Der Rat entschuldigte sich jedoch, dass der Adjudant mit dem Kommandanten bereits abgereist sei. Ende Februar bei dem Kommandanten eingetroffene, an Eder adressierte Briefe Piccolominis, der Kommandant, im Falle der Abwesenheit Eders erbrechen sollte, schickte derselbe unerbrochen zurück. Eder, von dem man nicht wusste, wohin er gekommen, sollte den Schweden viele geheime Dinge eröffnet haben, weshalb er die Stelle eines Oberstlieutnants unter Duglaß erhielt, mit welchem er auch bei dessen Abzuge an Schweinfurt vorüberkam.

Endlich am 9. Februar 1650 wurden die Traktaten zu Nürnberg unterzeichnet, nach welchen die Räumungen und Abdankungen in drei Terminen erfolgen sollten.

 

Abschied Wrangels

Am 2. April 1650 nahm Wrangel von Nürnberg Abschied, und kam am 6. zu Wasser zu Schweinfurt an. Am 8. reiste er mit Gemahlin und Kindern nach Würzburg, wo er wohl empfangen und traktiert, und Feuerwerk und Komödien ihm zu Ehren gegeben wurden. Am 11. kamen aus dem Stift Würzburg 40 Wagen nach Schweinfurt, die Effekten des Feldmarschalls und anderer Stabspersonen wegzuführen. Am 17. zog Wrangel selbst ab, und am 19. folgte ihm seine Gemahlin mit der noch hier befindlichen Hofdienerschaft. Unweit Verden, wo er am 12. Mai anlangte, dankte er die Leibkompanie zu Roß, die Dragonerkompanie und die Kompanie Polacken ab. Am 14. wurde das Leibregiment des Feldmarschalls auf 8 Kompanien reduziert.

 

Konferenz zu Kitzingen

Am 14. Mai 1650 kamen der Kurfürst zu Mainz, der Generalissimus und Erskein zu einer mündlichen Besprechung zu Kitzingen zusammen.

 

Zurückberufung Wrangels

Da der Kaiser auf der militärischen Besetzung Frankenthals (ob aus Besorgnis oder aus Ungunst gegen den wieder eingesetzten Pfalzgrafen?) bestand, und nicht zur Nachgiebigkeit bewogen werden konnte, so beschloss der Generalissimus, Nürnberg mit Erskein zu verlassen, und an seiner statt Wrangel dahin zurückzuberufen. Wirklich brach derselbe am 27. Mai wieder auf, und kam über Erfurt am 17. Juni wieder zu Schweinfurt an, doch ohne großes Gefolge, da er ohne seine Gemahlin reiste. Die Hofleute fanden die abermalige Herausreise sehr behaglich. Sie ließen sich vernehmen:

"Rauhe Luft und lange Winter,

Wenig Schaf und kleine Kinder,

Pumpernickel, Speck, Stockfisch,

Bringt man alle Tag zu Tisch.

Morastig Weg und lauter Held,

Zu Bremerverd ist wenig Freud,

Darum weil noch singt der Lerch,

Ziehen wir wieder nach Nürnberg."


Der Feldmarschall wurde mit seinem Gefolge vom Rat freigehalten, zur Wiederverpflegung der Pferde aber wurde bald die Ritterschaft von Neuem aufgefordert.

Abschluss des Hauptrezesses

Bald nach der Wiederkehr Wrangel's, am 19. Juni 1650 war der Hauptrezess zu Nürnberg zu Stande gebracht. Derselbe wurde Sonntags darauf, am 26., in allen Kirchen daselbst abgelesen, und mit Beziehung darauf gepredigt. Nach dem Gottesdienste kamen die Ständegesandten auf dem Rathause zusammen, und fuhren von da zu den kaiserlichen und schwedischen Bevollmächtigten nach der Burg. Hier wurde von dem kaiserlichen Sekretär Sattler alles während der langen Verhandlungen Verglichene abgelesen, und der Hauptrezess des Abends 6 Uhr in 6 auf Pergament in folio geschriebenen, in rotem Samt gebundenen Exemplaren unterschrieben, gesiegelt und ausgeliefert, worauf ein gemeinschaftliches Mahl anhob, und um die Stadt das Geschütz, sowie die Bürgerschaft eine dreimalige Salve gab. In der ganzen Stadt läuteten eine volle Stunde alle Glocken, ein Kanzleioffiziant verkündigte, von 16 Trompetern und einer Heerpauke begleitet, den Frieden auf 16 verschiedenen Plätzen; vor dem Rathaus spielte auf einer dazu erbauten Tribüne ein Musikchor; alle Straßen und Häuser waren mit Mayen besteckt und allenthalben Rosen und anderen Blumen gestreut; bei einbrechender Nacht brannten vor den meisten Häusern schöne Feuer, die zum Teil die ganze Nacht hindurch in Tätigkeit erhalten wurden.

Am 2. Julius Nachts 12 Uhr wurde man auch mit den Franzosen einig, worauf alsbald neue Salven erschollen.

Wrangel, der unterdessen noch zu Schweinfiurt geblieben, empfing am 26. Junius den Grafen Antoni Günther von Schwarzburg Sondershausen, und am 4 Julius (nach altem Stil war es der 24. Junius, der Johannistag) hielt der Superintendent zu Schweinfurt eine Präliminar- Denk- und Dankpredigt nach dem Lobgesang des Zacharias, worauf das Te Deum laudamus gesungen wurde.

Am 8. Julius (Juli) wurde durch würzburgische Vorspann die letzte schwedische Munition, eine Halbkartaune, zwei Achtpfünder, einige Feuermörser und gegen 26 Wagen mit Granaten, Feuerbällen, Blei und andereds von Schweinfurt weggebracht. Dieser, sowie mehrere vorher schon von Nördlingen, Neumarkt und anderen Orten her hier durchkommende Transporte, bei deren einem auch einige auf Wrangel's und Reinecker's Geheiß hier gegossene Kartaunen und kleinere Stücke waren, gingen über Wanfried nach Bremerverden. Zwei alte Stücke schenkte der Feldmarschall der Stadt. Zehn Stücke, die er dem Herzog Eberhard zu Württemberg schenkte, ließ letzterer im August zu Wasser hier wegbringen. Die Stadt besaß zu dieser Zeit an Geschütz noch eine vierpfündige Schlange vom Jahre 1614 auf dem mittleren Werke, eine sechspfündige, eine vierpfündige mit einem Rebhuhn, signiert 1526, eine einpfündige, signiert 1616, auf dem Samtturm eine vierpfündige, signiert 1526, auf dem weißen Turm eine eiserne, ein und einhalbpfündige; im Zwinger eine vierpfündige, signiert 1615; mit einem Adler und der Jahreszahl 1603 signiert stand eine vierpfündige, dabei eine andere vierpfündige, signiert 1615, auf der Spitalbastei; vor dem Brückentor standen zwei eiserne Stückchen, signiert 1538, mit Meerwundern; bei den Brennöfen standen zwei vierpfündige, signiert 1550 und 1639, und eine dreipfündige, signiert 1612. Außerdem waren noch vorhanden zwei vierpfündige, eine 1 1/2 pfündige und eine 1pfündige.

Am 15. Juli wurden die Reiter vom Leibregiment , die zu Kissingen und in den Ämtern Trimberg und Arnstein lagen, zum Aufbruch befehligt, und daruaf bei Bischofsheim vereinigt. Der Oberst dieses Regiments, Graf Zwerby, hatte sich, wie man sagte, zu Wien für den Dienst Spaniens gewinnen lassen und das Regiment selbst sollte mit anderen Truppen unter dem General Steinbock in das Stift Lüttich gehen, um die verweigerten Satifaktionsgelder, die der Kurfürst zu Köln vergeblich zu erzwingen gesucht, zu exequieren (= einzutreiben). Das Regiment schöpfte aus diesen Umständen den Verdacht, dass man es in spanische Dienste führen wolle, empörte sich, und verlangte den Abschied. Sie verlangten die Auslieferung des Obersten, der sich zu Fulda befand, nahmen einen Teil der Offiziere gefangen, während die übrigen Offiziere und ein großer Teil der Soldaten sich entfernten, und traten erst nach erhaltener, schriftlicher Versicherung des Feldmarschalls, dass sie in keinen anderen, als nur in seinen Diensten gebraucht werden sollten, den Marsch nach dem Lüttischen an.

Auch Graf Löwenhaupt, der bisher in dem deutschmeisterischen Gebiete gelegen, brach jetzt auf, und zog über Geldersheim und Burglauer dem Feldmarschalle nach.

Im Anhaltischen fing jetzt auch das Leibregiment des Generalissimus zu Pferde an zu rebellieren. Sie verlangten von dem Oberstlieutnant Abschied und Satifaktionsgelder, wurden aber von dem von Erfurt herbeigeeilten Oberst Wirtz überfallen, wobei viele davon fielen, indes an 11 anderen die Strafe des Arkubusierens (Erschießen mit einem Vorderlader, einer so genannten Arkebuse) vollzogen, die übrigen aber gefangen nach Erfurt gebracht wurden, wo noch 2 von ihnen gehangen, die unter ihnen befindlichen Deutschen ohne Abschied entlassen, die Schweden aber gefangen gehalten wurden.

Zu Hammelburg nötigten die daselbst liegenden Hessen, da sie beim Aufbruche sahen, dass sie statt nach Kassel, nach Heidelberg geführt werden sollten, die Offiziere zur Flucht, nahmen die Fahne, und zogen mit derselben nach Kassel, wo sie abgedankt und mit Geld entlassen wurden.

Bei der Reduktion des Döringk'schen Regiments zu Schweinfurt im Mai erhielt ein Unteroffizier 24, ein Fähnrich 120, ein Lieutnant 150, ein Kapitän 450, der Major 800 Taler zum Abschied. Statt der von diesem Regiment Entlassenen wurden zu Schweinfurt zwei Linde'sche Kompanien, die zuvor auf dem Odenwald und zu Rothenburg gewesen, einquartiert. Am 20. Juli kamen 6 andere Linde'sche Kompanien, die unter denen viele waren, die schon ehemals hier gelegen, von Wertheim und anderen Orten, nachdem sie vor dem Tor auf 2 reduziert, und dabei Kapitän Haberkorn lizentiert worden, in die Stadt, worauf die bereits hier gewesenen 2 Kompanien auf eine reduziert und Kapitän Seittel, aus Erfurt, lizentiert wurde. Hierauf zogen die noch hier befindlichen 2 Döringk'schen Kompanien über Niederwerrn ab, wobei der Oberst sieben Gemeine, jeden mit 12 Talern, und einen Fourier mit 24 Talern verabschiedete. Von den Übrigen desertierten viele auf dem Marsch. Major Holla kaufte sich zu Bergrheinfeld an. Oberst Döringk selbst ging am 21. Juli von hier ab, und nahm den Ruhm eines ausgezeichnet guten Verhaltens mit sich. Der Rat beschenkte ihn zum Abschied mit einem silbernen, vergoldeten Pokal, 50 Taler wert, und 3 Eimern guten Wein. Er erhielt nachher die Kommandantschaft zu Stade. An dem genannten Tag gingen auch die noch zurückgelassenen Dienstleute des Feldmarschalls, der nicht wieder hierher kam, mit dem Hofmeister nach Erfurt ab. Die Linde'schen Truppen aber, was man von den Döringk'schen nicht gewohnt war, begannen, gleich nach ihrem Einzug, zu stehlen und einzubrechen. Sie bewährten damit den Ruf, den sie auch anderwärts hinterlassen, und der Feldprediger derselben, Simon Bernhard Raska, nachher Pfarrer zu Wiesenbronn, sodann zu Mainstockheim, mit der Tochter eines Schweden, Prätorius, verehelicht, gab selbst ihnen das Zeugnis, dass unter der Armee kein Regiment sei, unter welchem solche Diebe.

Bald darauf sendete der Oberstlieutnant, Nilson, mit Ermächtigung der Stände, Exekutionstruppen an Schenk Asmus zu Limburg (Limpurg)-Sondheim, in die Grafschaft Erbach, nach Wertheim und nach Weißenburg, in das Hohenlohe'sche und nach Rothenburg, die rückständigen Satisfaktionsgelder beizutreiben,wobei Schenk Lutz von Limpurg (Limburg) zu Gaildorf von dem Kapitän Valtinson mit drei Stichen verletzt wurde.

Am 30. Juli überbrachte der Generalquartiermeisterlieutnant Gerhard Graaß, als kaiserlicher Kommissarius von Nürnberg, ein sehr freundliches Schreiben Piccolominis n den Rat und eine strenge Order des Generalissimus an den Oberstlieutnant, nach welchem derselbe alsbald abziehen sollte. Nilson entschuldigte sich jedoch, dass er die rückständigen Gelder und Truppen noch nicht beisammen habe, doch wolle er am 2. August in aller Frühe ziehen, weshalb er 50 Wagen aus dem Würzburgischen und 3 Vorspannwagen von der Stadt bestellte. 

Bengt Gabrielsson Oxenstierna, 16.07.1623 - 12.07.1702
Bengt Gabrielsson Oxenstierna, 16.07.1623 - 12.07.1702

Er berief sich wegen seines Aufschubes auf Order, die er von Bengt Oxenstierna erhalten, nach welchen er zwar alsbald, doch nicht vor erhaltenen rückständigen Geldern und Truppen abziehen sollte, und auf Signat der kreisausschreibenden Stände Bamberg und Brandenburg-Kulmbach, welches ein Verzeichnis der Geldrestanten ihm abforderte, und mit welchem ein besonderes Schreiben des Bischofs Melchior  Otto zu Bamberg an den Rat übereinstimmte. Der Geldrest bestand in 2046 Talern. Der Bischof hatte dabei anerboten, Schweinfurt für die nächste Zeit nach dem Abzug der Schweden, zur Sicherung gegen Gefahren, die etwa von umherstreifenden Abgesandten zu besorgen wären, 50 bis 60 Bambergische Musketiere zuzusenden, der Rat möge daher die rückständigen Gelder einstweilen vorschießen, und wegen der Wiedererstattung auf seine und des mitausschreibenden Fürsten Vermittlung rechnen. Der Rat aber wies die anerbotenen Musketiere dankend ab, und bemerkte, dass er bereits selbst eine Anzahl guter Soldaten in Bestellung genommen, und noch einige auf der Werbung außen habe, die noch mehrere bringen würden. Den angesonnenen Vorschuss zu leisten, sei ihm unmöglich, da er selbst zu gleichem Zwecke Gelder aufgenommen.

Der kaiserliche Kommissar blieb unterdessen, seiner Instruktion gemäß, hier, um bei dem Abzug des Militärs zugegen zu sein, und zu verhüten, dass niemand Unrecht noch Leid widerfahre.

Am 1. August kam die requirierte Vorspann an; da aber die Gelder noch nicht völlig erhoben waren, verschob der Kommandant den Aufbruch bis Donnerstag, den 4. August. Mittlerweile nahm am 1. August morgens der Oberlieutnant Huys seinen Abschied, aber, sagt die Chronik, wie die Katze aus dem Taubenhaus, denn er sich gar übel gehaltenund viele Schulden hinterlassen, ein Nachruf, der ihm auch zu Wertheim, wo er eine Zeit lang kommandierte , geworden.

Am 2. August gab Nilson ein Valetmahl (Abschiedsessen), welchem der kaiserliche Kommissar, Schenk Lutz von Limpurg (Limburg), drei Ratspersonenund der Stadtschreiber beiwohnten.

Am 2. August abends war die Vorspann abermals in Bereitschaft, und der Kommandant ließ bei Aufführung der Wache und Ausgebung der Parole ansagen, dass des folgenden Morgens der Abzug stattfinden werde. Er hatte jedoch auf Veranlassung des Kommissars Hofstetter für das Regiment und den Generalmajor Linde, als Oberst, von den Ständen noch die Verpflegung des halben August gefordert, und ein an den Markgrafen zu Kulmbach gesendeter Fähnrich hatte die Antwort gebracht, dass man, einer Versicherung D. Höfels gemäß, erwarte, die Stadt werde die Traktamentsgelder einstweilen vorschießen, die Verpflegung aber sei nicht weiter zu leisten, als bis zum Tage des Abzugs der Truppen. Da man nun am Morgen des 4. August den Oberstlieutnant an seine Äußerung vom vorigen Abend erinnerte, schwur er "bei Teufelholen", nicht eher zu marschieren, er sei denn ganz bezahlt, und der von Kulmbach gekommene Fähnrich musste um Mittag wieder dahin reiten, die Gelder abzuholen. Des Nachmittags aber äußerte Nilson, er wolle des folgenden Tages früh abziehen, worauf die Vorspann abermals bestellt wurde. Allein des Abends nach Empfang einer Order Lindes, laut welcher er, wie er sagte, nicht weichen solle, bis er völlig bezahlt sei, widerrief er seinen Entschluss.

Am 5. August kam D. Höfel hier an, worauf ein Bote an den Bischof zu Bamberg abging, mit der Bitte, Nilson einstweilen aus der Kreiskasse zu bezahlen, da es der Stadt unmöglich sei. Graaß aber fertigte einen Boten an den Oberst Lacron nach Erfurt ab, wohin Piccolomini denselben an den Generalissimus gesandt, weil auch die zu Nördlingen befindlichen Schweden nicht abziehen wollten. Lacron war auf der Reise nach Erfurt einem von Graaß nach Nürnberg gesendeten Kurier, der Piccolomini von der Weigerung des schwedischen Kommandanten, abzuziehen, in Kenntnis setzen sollte, zu Forchheim begegnet, und hatte die an Piccolomini gerichteten Briefe erbrochen, um in Erfurt von den Verhältnissen zu Schweinfurt geeignete Mitteilung machen zu können. Am 6. August vormittags langte eine neue Order Oxenstiernas hier an, nach welcher Nilson ohne Verzug abziehen sollte. In einem anderen, durch denselben Kurier eingetroffenen Schreiben der noch zu Nürnberg anwesenden Fürsten, Stände und Gesandten des fränkischen Kreises war dieselbe Forderung des ungesäumten Abzugs des schwedischen Kommandanten ausgedrückt. Sogleich darauf sendete Nilson den Kapitän Valtinson nach Nürnberg mit der Anzeige, dass er aufbreche, obschon ihm 1513 Taler außenständen. Mittags ließ er durch den Stückjunker das Zeughaus und die Schlüssel zu demselben, sowie die noch übrige Munition ausantworten. Stat 80 Piken, die er mitnahm, überließ er der Stadt eben so viele Musketen. Mittags 2 Uhr erhielt er eine Order des Generalmajors Linde aus Erfurt, welche ihm bemerklich machte, der Generalissimus habe wegen seines aufgeschobenen Abzugs nicht wenig Ungeduld auf ihn geschöpft. Wenn auch Oxenstierna ihm anderweitigen Befehl habe zugehen lassen, so hätte er doch des Generalissimus Order und die Instruktion, welche Nilson von ihm (Linde) selbst erhalten, dass er nämlich , falls bei Empfang der Order noch ein Teil seiner Mannschaft auf Exekution ausgeschickt sei, nicht in der Stadt, sondern auf den benachbarten Dörfern bleiben möge, der Order Oxenstiernas vorziehen müssen. Sei er nun bei Empfang gegenwärtigen Schreibens noch nicht abgezogen, so erhalte er hiermit den Befehl, angesichts desselben die Stadt zu verlassen, und sich darin, so lieb ihm seine Ehre, nicht länger saumselig zu stellen. Eine Nachricht lautete: "Der Herr Oberstlieutnant sehe zu, dass er nicht eine große Verantwortung uff sich lade, er zihe ja eher je lieber auß, und lege sich so lange uff die Dörffer, biß er richtig werde."

Des Nachmittags ließ der Oberstlieutnant mit der Trommel ausrufen, dass niemand die zur Vorspann gehörigen Bauern aufhalten und verbergen solle. Des andern Tags früh 2 Uhr wurde "Vocaterung" und um 4 Uhr Marsch geschlagen. Um halb 5 Uhr lieferte der Kommandant dem Rat die Torschlüssel aus; dieser aber beschenkte den Abziehenden mit einem 60 Lot schweren Pokal und 2 1/2 Eimern guten Weins, und seine Kinder mit einem Gesteck und einem zu Nürnberg gekauften Nähtrühlein. Aus der Apotheke ließ man noch Konfekt u. dgl. in sein Quartier bringen. Der Abzugstag war ein Sonntag, nach altem Stile der 28. Juli, nach neuem der 6. August 1650. Als Nilson das Pferd bestiegen, gaben auf seine Anordnung die beiden auf dem Markt stehenden Stücke die Losung, wprauf das sämtliche, um die Stadt aufgepflanzte Geschütz, sodann die abziehenden Musketiere auf dem Markt die schwedischen Salven gaben. Kurz vor 5 Uhr zogen die Truppen in Gegenwart des kaiserlichen Kommissarius ab. Mit ihrem Abzuge endigte die zweite Besetzung Schweinfurts durch schwedisches Militär. Diese zweite schwedische Besetzung hatte 3 Jahre und 3 Monate gedauert. Die ihr vorangegangene zweite kaiserliche Besetzung dauerte 12 Jahre und 6 Monate, vom 15. Oktober 1634 bis 25. April 1647. Die dieser vorangegangene erste schwedische Besetzung hatte vom 12. Oktober 1631 bis zum 15. Oktober 1634, also 3 Jahre, gedauert. Die Stadt hatte demnach 18 Jahre und 9 Monate lang ununterbrochen teils schwedische, teils kaiserliche Besatzung gehabt. Die erste kaiserliche Besatzung unter Arteta war nur von kurzer Dauer gewesen. Ihr waren aber vom Jahre 1610 an viele einzelne Einquartierungen vorangegangen. Das Ende dieser 40jährigen Kriegsbeschwerden bezeichnete die Abtragung der auf dem Markte befindlichen Corp de Guarde, welche am 7. August 1650 am frühesten Morgen vorgenommen wurde, nachdem "die Kinder von 6 bis 10 Jahren schon des Abends zuvor den Anfang gemacht, den "Esel" umgestürzt, das Schilderhäuschen zerrissen, und die Corp de Guarde ziemlich zerlästert". Zu gleicher Zeit wurde auch der auf dem Markt errichtete Galgen, sowie der vor dem Brückentor befindliche durch den Scharfrichter weggenommen.

Am 5. August kam D. Höfel hier an, worauf ein Bote an den Bischof zu Bamberg abging, mit der Bitte, Nilson einstweilen aus der Kreiskasse zu bezahlen, da es der Stadt unmöglich sei. Graaß aber fertigte einen Boten an den Oberst Lacron nach Erfurt ab, wohin Piccolomini denselben an den Generalissimus gesandt, weil auch die zu Nördlingen befindlichen Schweden nicht abziehen wollten. Lacron war auf der Reise nach Erfurt einem von Graaß nach Nürnberg gesendeten Kurier, der Piccolomini von der Weigerung des schwedischen Kommandanten, abzuziehen, in Kenntnis setzen sollte, zu Forchheim begegnet, und hatte die an Piccolomini gerichteten Briefe erbrochen, um in Erfurt von den Verhältnissen zu Schweinfurt geeignete Mitteilung machen zu können. Am 6. August vormittags langte eine neue Order Oxenstiernas hier an, nach welcher Nilson ohne Verzug abziehen sollte. In einem anderen, durch denselben Kurier eingetroffenen Schreiben der noch zu Nürnberg anwesenden Fürsten, Stände und Gesandten des fränkischen Kreises war dieselbe Forderung des ungesäumten Abzugs des schwedischen Kommandanten ausgedrückt. Sogleich darauf sendete Nilson den Kapitän Valtinson nach Nürnberg mit der Anzeige, dass er aufbreche, obschon ihm 1513 Taler außenständen. Mittags ließ er durch den Stückjunker das Zeughaus und die Schlüssel zu demselben, sowie die noch übrige Munition ausantworten. Stat 80 Piken, die er mitnahm, überließ er der Stadt eben so viele Musketen. Mittags 2 Uhr erhielt er eine Order des Generalmajors Linde aus Erfurt, welche ihm bemerklich machte, der Generalissimus habe wegen seines aufgeschobenen Abzugs nicht wenig Ungeduld auf ihn geschöpft. Wenn auch Oxenstierna ihm anderweitigen Befehl habe zugehen lassen, so hätte er doch des Generalissimus Order und die Instruktion, welche Nilson von ihm (Linde) selbst erhalten, dass er nämlich , falls bei Empfang der Order noch ein Teil seiner Mannschaft auf Exekution ausgeschickt sei, nicht in der Stadt, sondern auf den benachbarten Dörfern bleiben möge, der Order Oxenstiernas vorziehen müssen. Sei er nun bei Empfang gegenwärtigen Schreibens noch nicht abgezogen, so erhalte er hiermit den Befehl, angesichts desselben die Stadt zu verlassen, und sich darin, so lieb ihm seine Ehre, nicht länger saumselig zu stellen. Eine Nachricht lautete: "Der Herr Oberstlieutnant sehe zu, dass er nicht eine große Verantwortung uff sich lade, er zihe ja eher je lieber auß, und lege sich so lange uff die Dörffer, biß er richtig werde."

Des Nachmittags ließ der Oberstlieutnant mit der Trommel ausrufen, dass niemand die zur Vorspann gehörigen Bauern aufhalten und verbergen solle. Des andern Tags früh 2 Uhr wurde "Vocaterung" und um 4 Uhr Marsch geschlagen. Um halb 5 Uhr lieferte der Kommandant dem Rat die Torschlüssel aus; dieser aber beschenkte den Abziehenden mit einem 60 Lot schweren Pokal und 2 1/2 Eimern guten Weins, und seine Kinder mit einem Gesteck und einem zu Nürnberg gekauften Nähtrühlein. Aus der Apotheke ließ man noch Konfekt u. dgl. in sein Quartier bringen. Der Abzugstag war ein Sonntag, nach altem Stile der 28. Juli, nach neuem der 6. August 1650. Als Nilson das Pferd bestiegen, gaben auf seine Anordnung die beiden auf dem Markt stehenden Stücke die Losung, wprauf das sämtliche, um die Stadt aufgepflanzte Geschütz, sodann die abziehenden Musketiere auf dem Markt die schwedischen Salven gaben. Kurz vor 5 Uhr zogen die Truppen in Gegenwart des kaiserlichen Kommissarius ab. Mit ihrem Abzuge endigte die zweite Besetzung Schweinfurts durch schwedisches Militär. Diese zweite schwedische Besetzung hatte 3 Jahre und 3 Monate gedauert. Die ihr vorangegangene zweite kaiserliche Besetzung dauerte 12 Jahre und 6 Monate, vom 15. Oktober 1634 bis 25. April 1647. Die dieser vorangegangene erste schwedische Besetzung hatte vom 12. Oktober 1631 bis zum 15. Oktober 1634, also 3 Jahre, gedauert. Die Stadt hatte demnach 18 Jahre und 9 Monate lang ununterbrochen teils schwedische, teils kaiserliche Besatzung gehabt. Die erste kaiserliche Besatzung unter Arteta war nur von kurzer Dauer gewesen. Ihr waren aber vom Jahre 1610 an viele einzelne Einquartierungen vorangegangen. Das Ende dieser 40jährigen Kriegsbeschwerden bezeichnete die Abtragung der auf dem Markte befindlichen Corp de Guarde, welche am 7. August 1650 am frühesten Morgen vorgenommen wurde, nachdem "die Kinder von 6 bis 10 Jahren schon des Abends zuvor den Anfang gemacht, den "Esel" umgestürzt, das Schilderhäuschen zerrissen, und die Corp de Guarde ziemlich zerlästert". Zu gleicher Zeit wurde auch der auf dem Markt errichtete Galgen, sowie der vor dem Brückentor befindliche durch den Scharfrichter weggenommen.

Des Vormittags noch, nach 10 Uhr reiste der kaiserliche Kommissär nach Nürnberg zurück. Beim Abschied wurde er von dem Rat mit einer goldenen Kette, 110 Taler wert, beschenkt, und das um die Stadt befindliche Geschütz, sowie die im Gewehr stehende Bürgerschaft gab ihm die dreimaligen kaiserlichen Salven. Noch einmal kehrten aber Besorgnisse zurück. Am Abend des 8. August kam Oberlieutnant Nilson mit einem Gefolge von 3 Personen in die Stadt zurück. Zu gleicher Zeit fast hatten 120 von der Exekution zurückkehrende Soldaten vor dem Tor sich gelagert, und der von seiner Sendung nach Nürnberg zurückkehrende Kapitän Valtinson hatte auf der Durchreise hier geäußert, zu Nürnberg sei eine Erklärung von Duglaß eingetroffen, nach welcher Schweinfurt, weil die Restitution auf Seiten der Gegenpartei keinen Fortgang haben wolle, nicht zu räumen. Die Bürger blieben deshalb die Nacht über im Gewehr, und auf die Wachen wurde genaue Sorgfalt gewendet. Indessen reiste Nilson anderen Tages früh 9 Uhr wieder ab. An demselben Tag traf ein Schreiben des Bischofs zu Bamberg bei dem Rat ein, in welchem derselbe der Stadt zu ihrer Befreiung von den bisherigen Lasten Glück wünschte, und bemerkte, dass sie ihm bezüglich seines kurz vorher gemachten Erbietens nicht zu danken habe, indem dasselbe nur aus dem Bewusstsein seiner Pflicht und aus seinem Wohlmeinen gegen die Stadt entsprungen.

Nachdem inzwischen die schwedischen Generalitäten Nürnberg verlassen, und nur Oxenstierna , wie oben ersichtlich, daselbst noch zurückgeblieben, begannen jetzt die Räumungen der festen Plätze. Im ersten Termin, der auf den 19. Juli angesetzt war, räumten die kaiserlichen Truppen Rottweil, Offenburg, Rothenberg in der Oberpflaz, Höxter, die Schweden dagegen Leipzig, Dinkelsbühl, Pappenheim, Plätze in Mähren u. a. O., die Franzosen Mainz, die festen Plätze im Bistum Speyer, im Württembergischen u. a. In dem auf den 24. Juli festgesetzten 2. Termin räumten die kaiserlichen Truppen Dortmund, Homburg u.a.O., die schwedischen Nördlingen (am 23. Aug.), Wertheim, Windsheim und Schweinfurt (s.o.) sowie mehrere Plätze in Schlesien; die französischen mehrere Plätze in Hessen und am Rhein. In dem auf den 7. August bestimmten dritten Termin wurden die übrigen festen Plätze von den feindlichen Truppen geräumt. Nur Frankental wurde erst im Jahr 1652 (den 4. Mai) geräumt, und an Kurpfalz restituiert, wogegen dieses des folgenden Tages Heilbronn räumte.

Die Reichsstadt Schweinfurt warb nun gegen 50 Mann Soldaten zu ihrem Dienste, die am 12. August den Eid leisteten, aber schon am 22. Juni 1651 bis auf 7 Mann, welche zu Provisonern bestellt wurden, wieder ihre Entlassung erhielten. Anfang August 1650 wurde auf Ansuchen der Bewohner der Mühlgasse das lange verschlossen gewesene Mühltor wieder geöffnet. Vom Sonntag, den 14. August 1650 an, wurde in dem allgemeinen Kirchengebet die spezielle Nennung der Königin von Schweden wieder weggelassen, sowie auch die Betstundengebete einige Änderungen erfuhren. Am 23. August zog wieder die erste Hochzeit mit Spielleuten zur Kirche; auch blies der Kirchtürmer wieder beim Kirchgange, und den Brautleuten wurde nach vormaligem Brauche wieder das Ratspräsent von 4 Kannen Wein gereicht. Der Bräutigam war Andreas Reibwißner, ein Wagner. - An demselben Tag brachte ein besonderer Bote ein Schreiben des Bischofs zu Bamberg vom 22. August an den Bürgermeister, worin derselbe vor den Machinantionen (Machenschaften) warnte, mittels deren die Schweden sich der Stadt wieder zu bemächtigen suchen sollten, die oben erwähnte Wiederkunft Nilson's in die Stadt dahin deutete, und daran, dass der ganze schwäbische Kreis noch in der Gewalt der Schweden sei, Erfurt noch nicht geräumt worden, einzelne Partien hin- und herschwärmten, und einige sogar rebellierten, sowie an das Beispiel Heilbronns erinnerte, und die Bitte anfügte, wachsam zu sein, um unverantwortliche und unersetzliche Benachteilgung zu verhüten. In der darauf erteilten Antwort trug der Rat darauf an, gegen die verschiedenen Streifpartien die Kreisverfassung wieder in Gang zu bringen.

Schon am 1. Januar 1649 war zu Schweinfurt, wie an allen, von Schweden besetzten Orten ein Friedensfest gefeiert worden, bei welchem der schwedische Generalfeldsuperintendent M. Ludwig die Festpredigt hielt, und zu welchem von dem selbst dabei anwesenden Feldmarschall Wrangel sämtliche hohe Offiziere hierher beschieden waren. Jetzt aber erst schien, da man damals die Früchte des Friedens sich noch wenig erfreuen mochte, nichts mehr zu hindern, das ein "rechtes" Friedensfest gefeiert würde. Die Begehung desselben wurde auf Montag, den 29. August 1650 angeordnet. Dem Friedens- Denk- und Dankfest" ging am Sonntag, den 28. August ein Buß- Fast- und Bettag voran.

Der Rat forderte in einem besonderen Dekret zu einer würdigen Feier auf, uns untersagte, bei Vermeidung unausbleibender Strafe, strenge den Besuch von Jahrmärkten, jede Üppigkeit, alle Geschäfte in Handel und Wandel, besonders das Zechen in den Wirtshäusern an diesen Tagen.

Am 27. (17. nach a. St.) August wurde zur Vesper mit allen Glocken Schreck ("wie man's allhie nennt und bei hohen Festen gebräuchlich") geläutet, Sonntags den 28. frühmorgens statt der "Frühpredigt" von M. Prückner die Geschichte von der Zerstörung Jerusalems verlesen, und eine Erinnerung dazu gesprochen. In der Sieben- oder Amtspredigt wurde über das Evangelium von der Zerstörung Jerusalems gepredigt und ein für das Fest besonders verfasstes Gebet gesprochen. M. Piccart predigte nachmittags über Zacharias 8, 19. Gesungen wurde: " An Wasserflüssen Babylon", "Herr von uns nimm deinen Zorn", " Ich will des Herrn Zorn tragen", "Gott sei uns gnädig und barmherzig" und andere Lieder zum Preise Gottes. Im Hauptgottesdienst wurde Kommunion gehalten. Die Orgel wurde nicht gespielt und die Chormusik ohne Instrumente aufgeführt. An diesem Tage wurde zwei Zwillingspaare geboren. Das eine Paar, von einer Soldatenfrau, unehelich, starb gleich wieder, das andere, 2 Knaben, von der Frau des Stadtfähnrichs Johann Milz erhielt am Tag darauf, als am Dankfest, in der Taufe die Namen: Johann Gottfried und Johann Friedrich. Montags, den 19. August, wurde das Dankfest begangen. Die Texte waren Pslam 147, 13, 15, Psalm 85, Sirach 50, 24-26. Gesungen wurden die Lieder: "Preise, Jerusalem", "Allein Gott in der Höhe sei Ehr", "Wo Gott der Herr nicht bei uns hält", Deus fortitudo nostra. (Ein veste Burg ist unser Gott), "Gib Fried' zu unsrer Zeit, o Herr", Laus et perennia gloria und Te Deum laudamus. Letzterem Liede folgte die Kommunion. Nach dem Gottesdienst läuteten die Glocken der ganzen Stadt gegen eine halbe Stunde lang. Darauf wurde aus allen Stücken und Doppelhacken um die ganze Stadt ein dreimaliges Salve gegeben. Dazwischen bliesen die Türmer von 4 Türmen die Lieder: Allein Gott in der Höh' sei Ehr, Nun lob mein Seel' den Herren, Eine veste Burg ist unser Gott. Vom Rathaus bliesen die Musiker.

In der Folge wurde alljährlich am 10. Sonntag nach Trinitatis ein Buß- Denk- und Danktag begangen.

Zum Gedächtnis dieses am 19. August 1650 gefeierten Dankfestes stiftete Johann Heinrich Bausch, vom inneren Rat im Gericht, den 4 hiesigen Geistlichen 4 Goldgulden, einem jeden einen Goldgulden. Just Friedrich Schöner, juris utriusque D., vom Rat der Vierundzwanzig, wies dem Lazarettamt dahier ein Ratskapital von 50 Gulden ein, die Zinsen zum Friedensgedächtnis an die Armen zu verteilen.

Am 8. September 1650 beging das Gymnasium das Friedensfest mit theatralischen Vorstellungen.

Ähnliche Feste wurden kurz vor oder nach dem 19. August zu Wien, Prag, Augsburg, Ansbach und anderen Orten gefeiert, zu Coburg am 29. August, zu Gochsheim am 4. September, zu Sennfeld am 11. und 12. September, zu Hamburg am 15. September, zu Erfurt am 18. September.

Im August brach Duglaß mit den im schwäbischen Kreis gelegenen Truppen nach Rothenburg an der Tauber auf, wo er selbst am 25. August ankam. Am 29. kamen sie um Windsheim, Seehaus, Aub usw. an. Das Hauptquartier war zu Hemmersheim. Da man glaubte, sie würden bei Schweinfurt über den Main gehen, so ersuchte der Amtmann zu Mainberg am 27. den Rat hier, sie nicht daran zu hindern, damit das Würzburgische Gebiet keine Benachteiligung erfahren möchte. Der Rat sendete den Stadtschreiber an den Amtmann und an den Bischof nach Bamberg, am 30. August aber den D. Höfel an Duglaß, um den Marsch nach Schweinfurt abzuwenden. Ein an diesem Tage von dem Bischof zu Bamberg eingelangtes Schreiben, das den Rat enthielt, unterhalb der Stadt zu diesem Zweck eine Brücke zu erbauen, wurde dem D. Höfel sogleich nachgesendet. Indes war diese Brücke schon vorher gebaut worden. Die Truppen aber waren von den genannten Orten am 1. September aufgebrochen, die aus 4 Regimenten bestehende Reiterei sollte über Langenfeld, Neustadt an der Aisch nach Bamberg, das Fußvolk mit Duglaß selbst zu Kitzingen übergehen. D. Höfel hatte Duglaß zu Uffenheim getroffen, der ihm sagte, dass er nicht zu Schweinfurt, sondern zu Kitzingen überzugehen beabsichtige. Mittlerweile kam die Nachricht, dass die schwedischen Truppen im Stifte Lüttich Not litten, indem die Landleute sich ihnen zur Wehr setzten, so dass sie um Verstärkung baten. So kam es, dass der Marsch der Duglaß'schen Truppen geändert wurde, und dieselben unter dem Oberst Jordan und Bülauw nach dem Lüttich'schen gehen sollten. Duglaß selbst ging am 1. September 1650 mit 5 Kompanien zu Kitzingen über, und kam über Schwanfeld, am 2. September nicht ferne von der Stadt vorüber nach Poppenhausen, wohin ihm von Schweinfurt etwas an Küchenbedürfnissen geschickt wurde. Inzwischen begann die Reiterei zu Gelchsheim, einem bei Aub gelegenen Schlosse und Dorfe zu rebellieren, indem sie sich weigerte, weiter oder hinabzumarschieren, Abschied und Geld forderte, Tische und Bänke auf das Feld bringen ließ, und trotz heftigen Regenwetters daselbst kampierte. Das Fußvolk marschierte zwar noch etwas weiter, aber in einem nahen Wolfskeel'schen Dorfe rebellierten auch diese, so dass sich Oberst Bülauw in das Schloss Bütthart sicherte, vor welchem die Truppen in ziemlicher Anzahl liegen blieben. Oberst Jordan dagegen schickte am 4. September von Spießheim aus einen Fourier nach Schweinfurt mit einem Verlangen, hier über den Main zu gehen. Während der Predigt kam er selbst mit 2 Obristlieutnantsvom Grafen Carl von Löwenhaupt und Avancourt, dem Major Per Anderson und andern Offizieren, sowie etwa dreißig Reitern, die noch treu geblieben. Sein verlangen, mit 10 Pferden über die Brücke durch die Stadt zu gehen, während die übrigen übergefahren werden sollten, wurde zu seinem großen Verdruss, "ob sie das um die Stadt verdient?" abgeschlagen. Es geschah aber dieses, bemerkt der Chronist, nicht allein wegen unserer Sicherheit, sondern auch, weil Duglaß selbst sagen lassen, niemand überzulassen, es sei, wer er wolle. Der Oberst wurde darauf unterhalb der Stadt mit der Fahrbrücke übergesetzt. Die Reiterei aber ritt weiter unten "neben der geschlagenen Brücke" durch den Main. Vor dem Spitaltor frühstückte der Oberst. es kam aber niemand zu ihm hinaus. Oberst Bülauw folgte am 9. September dem General Duglaß mit noch einer Kompanie, die an 300 Mann stark war.

Brunnen

Im Oktober 1650 ließ der Rat durch einen auswärtigen Brunnenmeister den im Jahr 1577 zuerst eingerichteten Neuenbrunnen aus dem Stadtgraben, wo er damals floss und geschöpft wurde, wieder in die Stadt an den Ort im Steinweg leiten, wo er zuvor gesprungen.

Um die Mitte des 30jährigen Krieges hatte die Stadt 30 öffentliche Ziehbrunnen und einen Springbrunnen, der im Jahr 1605 eingerichtet worden. Außerdem zählte man gegen 80 Ziehbrunnen in Häusern, davon 21 am Markt. Vor dem Marktbrunnen befand sich eine Zisterne, mit Brettern bedeckt, zum Gebrauche bei eintretender Feuersgefahr. Dieselbe wurde im Jahr 1748 wieder hergerichtet, und, wie es scheint, erweitert. Außerhalb der Stadt waren zum Gebrauch der Feldarbeiter und Wanderer Stangen- und Springbrunnen. Im Jahr 1413 wurde der Schebersbrunnen auf dem Anger hinter dem Zeughaus hergestellt. Der Brunnen vor dem Rathaus (wohl das alte Rathaus am Zwinger) hergestellt. Im Juni 1431 wurde der Brunnen bei der Kilianskirche neu ausgemauert. Der Brunnen vor dem Obertor, der Klingenbrunnen, welcher vorher in der Ecke unten am Teilberg in einem steinernen Trog gefasst war, wurde im Jahr 1577 an seinem jetzigen Ort eingerichtet, und von Kilian Göbel, der den Bau leitete, mit 8 daran gepflanzten Linden geziert. Der Brunnen vor dem Mühltor wurde im Jahr 1587 wieder hergestellt, das Brünnlein an der Peterstirn im Jahr 1577 in Röhren gefasst und herabgeleitet. Im Juni 1742 wurden drei Pumpbrunnen aus ehemaligen Ziehbrunnen hergestellt.

Eine oberhalb des Mühltors befindliche Schleuse wurde der großen Unterhaltskosten wegen, und weil sie bei großem Wasser und Wolkenbrüchen sehr hinderlich war, im Jahr 1646 ausgemauert, und das Wasser mittels hölzener Röhren in den Stadtgraben geleitet. Im Jahr 1663 wurde aber aus Besorgnissen wegen eines Türkeneinfalls die Schleuse wieder hergestellt.

Accis (= Akzise oderVerbrauchssteuer)

Am 1. November 1650 hob der Rat den Accis auf, so ferne er während der Kriegszeit neu angesetzte Aufschläge betraf.

 

Weinglocke

Nachdem die Weinglocke bisher nicht mehr geläutet worden, beschloss der Rat am 25. November 1650, dieselbe, wie es vor Alters hier herkömmlich gewesen, wieder läuten zu lassen, im Winter um 8, im Sommer um 9 Uhr Abends.

 

Luciämahl

Die Luciämahlzeit wurde in diesem Jahr noch ausgesetzt, und statt derselben nach Abhörung der Rechnungen montags und dienstags vor und freitags nach Luciä abends ein Trunk mit Kuchen, wie die letzten Jahre her gegeben, wobei jedoch das Regimentshaus nachts 8 Uhr geschlossen werden sollte.

Erst vom Jahr 1655 an wird der Abhaltung der Jakobsabendmahlzeit auf dem Regimentshaus gedacht. Doch wurden zu derselben im Jahr 1656 nur die Glieder des inneren Rats geladen, und im Jahr 1657 das Ausschicken abgestellt, und nur den durch Unwohlsein Verhinderten ins Haus geschickt. Zu Stftung besseren Vertrauens wurde dieselbe auch 1662 wieder gehalten; doch sollte sie nur in einem nüchternen und philosophischen Abendessen bestehen, die Musik wegbleiben, und der Grundsatz festgehalten werden: absentes carentes. Die dazu Geladenen waren außer dem Rat die Konsulenten, der Reichsvogt, die Geistlichen und der Physikus. Im Jahr 1666 wurde dem Fischerhandwerk, da die Meister dem Befehl des Wehrmeisters, auf den Jakobstag zur Frohn für den Rat zu fischen, nicht Folge leisteten, in Betracht, dass solcher Ungehorsam leicht zur Konsequenz bei anderen Handwerken führen könne, eine Strafe von 12 Reichstalern auferlegt, mit dem Bemerken, dass bis zur Erlegung dieser Summe die Fischerpforte gesperrt und das Fischen untersagt bleiben soll. Doch wurde auf die Vorstellung der Obermeister, sie selbst seien außer Schuld, die Sache sei nicht aus bösem Willen unterblieben, sie seien arme Leute und hätten beim Eisen in der Mühle viel auszustehen, die Strafe dahin umgewandelt, dass jeder Fischer einen Tag zur Strafe am Mainwehr Steine zu lesen habe. Vom Jahre 1665 an wurde die Brot- und Weckmahlzeit beim Luciätrunk beschränkt. Im Jahr 1699 kam eine Umwandlung derselben in Geld, die man beabsichtigte, nicht zur Ausführung. Man beließ es bei Wein, Kuchen, Röckelein und Käse, und teilte unter die Kinder nach Gewohnheit Röckelein und Obst aus. Aber im Jahr 1708 wurde, weil man das "Trinken in den kalten Magen hinein" für ungesund hielt, an Luciä eine in warmer Suppe, Fleisch, alten Hennen und Braten, sodann einem von dem Forstamt bezuschaffenden Hasen bestehende Mahlzeit beliebt. (Doch wurde dies nicht zur Regel, da man im Jahr 1738 das Frühtrinken und den Kräuterwein als der Gesundheit nachteilig, wiederum abzustellen beschloss, im Jahre 1746 aber wieder statt eines Mahles einen Trunk erhielt, wozu ein Fuder 1738er angekauft wurde) Im Juli 1721 wurde die Abstellung der Mahlzeiten, beim Aufschluss des Kastens und im Jahr 1741 die der bei der Beetbesatzung gewöhnlichen Mahlzeit beschlossen, wogegen jeder Beteiligte vierteljährig 6 Batzen dafür erhalten sollte. Beibehalten wurden aber die vier Mahlzeiten bei jedem Viertel, in welchem ein neuer Bürgermeister eintrat. Im Jahr 1743 wurde der Provisor der Apotheke angewiesen, die verabreichten Getränke von den Empfängern sich bezahlen zu lassen, und denjenigen, welche doppelte Ämter begleiteten, nur eine einfache Luciäportion gereicht. Im Jahr 1748 fasste der Rat im Einvernehmen mit dem äußeren Rat und dem Achterstand den Beschluss, sowohl Mahl als Trunk an Luciä aufzuheben, und die Beteiligten durch Geld zu entschädigen.

Viele Bräuche dieser Art wurden im Jahr 1776 durch kaiserliche Verordnung aufgehoben, und dagegen die Ratsbesoldungen erhöht. Auch das von dem Hospital bestrittene Kirchweihmahl in Oberndorf, wohin mit dem Hospitalgeschirr gefahren wurde, ging zu dieser Zeit ein, und den Pflegern blieb nur noch eine Gans und eine Ente bewilligt.

Auf eine Beschwerde der Gemeinden Zell und Weipoltshausen wegen zu großer Rechnungen für Dorfsmahlzeiten wurde beschlossen, dass jeder Untertan, die Schultheißen eingeschlossen, 2 Groschen zur Mahlzeit beizulegen, die Schultheißen aber den Mehraufwand selbst zuzuschießen hätten.


1651

 

Konfiskationen

Die Erben eines Ratsgliedes, welches bei der Steuerbesatzung im Jahr 1646 sein Vermögen um die Hälfte verschwiegen, wurden mit 1500 Gulden zur Strafe gezogen, und aus gleicher Ursache im Jahr 1652 500 Gulden, im Jahr 1658 der vierte Teil von 17 verschwiegenen Dukaten, im Jahr 1662 1000 Gulden und 500 Gulden konfisziert. Drei Ackerleute, welche Äcker verschwiegen, mussten im Jahr 1747 den Acker mit 10 Gulden auslösen.

 

1652

 

Verkauf des Anteils der Stadt an Westheim. Auffindungen beim Kanalbau im Jahr 1836 und bei der Mainmühle im Jahr 1838. Kontributionen nach Heilbronn. Hochzeitsgeschenke des Rats. Elefant, Feuersbrunst. Geräusch in der Kirche. Fall. Selbstläuten einer Glocke. Abessinier. Unglücksfall.

Der drückenden Schuldenlast wegen verkaufte der Rat im Jahr 1652 seinen Anteil an dem Dorf Westheim, der in 21 Untertanen und verscheidenen Feldgütern und Höfen bestand, an den Herzog Ernst zu Sachsen um 4000 Gulden und 100 Guldgulden in den Kauf. Der Rat hatte diese Besitzung im Jahr 1613 von Ursula Fuchs zu Bimbach nebst einem Hof zu Lülsfeld erkauft. Indem in diesem Jahr das über den 30jährigen Krieg zu Sagende sich schließt, so benütze ich die Gelegenheit noch zu der Bemerkung, dass das bei den Schleußenarbeiten zwischen der Mauer und dem Boden links unterhalb der neu erbauten Brücke im Jahr 1836 aufgefundene, menschliche Gerippe, wohl von jenem im Jahr 1647 daselbst stattgefundenen Gefecht sich datiert. Bei diesem Bau wurden merkwürdige Münzen gefunden, darunter ein Achtgroschenstück vom Jahr 1542 mit der Umschrift: Johannes Fredericus Elector Dux Saxoniae. (Kurfürst Johann Friedrich war am 25. Juli 1546 über die Brücke gezogen). Ein bei demselben Bau aufgefundenes, großes, breites, mit einer dichten Rostkruste überzogenes Schlachtschwert befindet sich in dem Besitz des königlichen Kanalbaubeamten Herrn Leimbach.

Bei dieser Gelegenheit mache ich Freunde des fränkischen Altertums noch auf ein bei Ausgrabung des Grundes zu dem neuen Torwachhaus aus dem alten Mauerwerk an der Mainmühle aufgegrabenes , merkwürdiges Steinbild aufmerksam, welches die Gattin des Verfassers am 23. Februar 1838 unter den Steinhaufen auffand. Dasselbe stellt in Halbfigur eine mit kleiner Halskrause versehene, einen eigentümlich geflochtenen Bart tragende, mittelalterliche Person dar, und wurde durch gefällige Sorge des Herrn Rechtsrat Kramer in den Bürgerhof gebracht.

Im Februar 1651 hatte der kurpfälzische Kommandant zu Heilbronn, Emanuel Kotz, ein starkes Detachement (kleiner Truppenvernband, der mit einer eigenen Aufgabe betraut ist) nach Franken gehen lassen, um besonders bei den kreisausschreibenden Fürsten die ihm assignierten Kontributionen (Zwangserhebungen) zu erpressen. Eine Abteilung davon kam nach Althausen bei Königshofen, und nahm bei Schweinfurt 4 Pferde und 2 Knechte mit hinweg, die zu Heilbronn, der Knecht mit 2 Kopfstücken, das Pferd mit 20 Kreutzer erhalten werden mussten, indem auch von Schweinfurt Kontribution begehrt wurde. Auch im Hennebergischen erschienen diese Truppen, und nahmen einige Schultheißen von dort mit weg. Der Kaiser, an den man sich deshalb wendete, riet zur Leistung der Kontribution. Die Kreisstände dagegen drangen darauf, dass der Kaiser Frankental räumen lasse. Im März 1652 wurde die letzte Kontribution nach Heilbronn gefordert. Noch im Jahr 1654 forderte der schwedische Kreiskommissär J. Hofstetter von Kynberg rückständige Verpfegungs-und Traktamentsgelder an den fränkischen Kreis, und in der Kur und Mark Brandenburg bleiben wegen nicht erlegter Satifaktionsgelder mehrere Plätze bis zum Mai 1654 besetzt, aus gleicher Ursache Vecht im Bistum Münster. Auch von vielen anderen Seiten geschahen wegen der Kriegskosten fortwährend Reklamationen.

Im Mai 1652 ließ der Rat zur Hochzeit des Ratsglieds D. Schöner mit einer Tochter des Stadtkonsulenten D. Höfel durch eine Deputation einen vergoldeten Pokal überreichen. Dasselbe geschah in demselben Jahr bei der Hochzeit einer anderen Tochter Höfels, und bei der seines Steifsohns, D. Höfel. Am 4. Juni 1667 lud der Stadtkonsulent D. J. Höfel den Rat zu seiner eigenen, zweiten Hochzeit mit der Tochter des Georg Andreas Dienst, Mitglied des inneren Rats zu Windsheim, Margaretha, ein, worauf derselbe den Bürgermeister D: Schöner und Joh. Hartlaub vom gericht abordnete, zu Windsheim dem hochzeitlichen Kirchgang beizuwohnen. Dem Zuge, berichteten sie, sei vorausgegangen der gräflich Castellische Amtmann, W.A. Gropp, in Vollmacht des Ritterortes Steigerwald, für den Rat zu Rothenburg die Abgeordneten Horlacher und Staud, für den zu Windsheim ihr Gastfreund Joachim Andreä vom inneren Rat, der von ihnen überreichte Pokal aber, 33 Gulden 44 Kreutzer an Wert, sei unter den Geschenken das größte und vornehmste gewesen. Auf die Einladung des regierenden Bürgermeisters von Pottelsberg zu seiner anderweiten Verehelichung mit der Witwe des M. Demming im Jahr 1720 wurde derselbe durch eine Ratsdeputation beglückwünscht und ihm ein Becher von 1 Mark Wert und Wein zur Hochzeit zum Geschenk gemacht. Im Jahr 1731 lud der Konsulent Hofrat Fehr den Magistrat zu seiner Hochzeit mit einer Tochter des Scadin Gampert. Zwei Deputierte des Rats überbrachten ihm dazu einen Pokal im Wert von 24 Reichstalern. Seine Braut war die Tochter des Bruders seiner verstorbenen Gemahlin; er bedurfte daher der Dispensation, und ließ sich durch die theologische und juristische Fakultät zu Altdorf deshalb belehren und die Sache von dem Konsistorium begutachten. Es wurden für die Dispensation 600 Gulden gefordert. Da ihm diese Summe zu hoch schien, wurde die zu gebende Summe mit Hinweisung auf das in der Polizeiordnung desfalls bestehende Regulativ seiner Generosität und Gewissensermessung überlassen. Im Jahr 1732 wohnten zwei Ratsdeputierte der Hochzeit des regierenden Bürgermeisters D. J. Caspar Bocris bei, und überreichten dabei einen vergoldeten silbernen Becher, 24 Lot schwer, zum Geschenk. Im Jahr 1748 übersendete der Rat dem Sohn des Kammergerichtsprokurators D. Paul Besserer, der die Angelegenheiten der Stadt beim Reichskammergericht besorgte, 6 Speziesdukaten zum Hochzeitsgeschenk nach Wetzlar.

 

Elefant

Am 26. Mai 1652 wurde ein junger Elefant hier gezeigt, der eine große Menge Beschauer von der Umgegend herbeizog. Das Tier war gelehrt, seinen Rüssel zum Fechten mit dem Degen zu gebrauchen, eine Pistole loszubrennen usw.

 

Feuersbrunst zu Geldersheim

Am 21. Juni nachmittags brach zu Geldersheim eine Feuersbrunst aus, welche binnen einer Stunde 36 Gebäude verzehrte, wozu die Sonnenhitze viel beigetragen.

 

Geräusch in der Kirche

Am 7. Juli vernahmen die Wächter und der Kirchtürmer, sowie auch entferntere Personen ein heftiges Poltern und Geräusch in der Stadtkirche. Etwas ähnliches geschah im Jahr 1657 und im Jahr 1661. Am 15. September 1657 morgens 3 Uhr hörte man einen großen Fall auf dem Kirchturm. Der Kirchtürmer ging herab, die Ursache zu finden, bemerkte aber nur dies, dass die Mittagsglocke sich bewegte, als ob sie zum Läuten angezogen würde.

Am 18. April 1661 um 9 3/4 Uhr gab das Schlagglöckchen auf dem inneren Brückentor , das ohne Schwengel war, einige Male einen hellen Klang von sich, wie man bei entstandener Feuersbrunst anzuschlagen pflegte, bald darauf läutete es, wie man auf's Rathaus zu Rate zu läuten pflegte. Darüber liefen die Anwohnenden und Andere herbei, sich nach dem Bedeuten zu erkundigen und es fielen verschiedene Urteile. Einige meinten, Kinder möchten an dem herunterlaufenden Draht gezogen haben. Die Frau des auf dem Turm wohnenden Provisoners aber, bei Rat darüber ernstlich befragt, wollte von gar nichts wissen, außer dass sie gesehen, dass der Draht sich bewegte. Andere hielten es für eine böse Vorbedeutung, weshalb man auch auswärts davon sprach, und z.B. der Kurfürst zu Mainz einen zu Würzburg die Rechte studierenden Schweinfurter über der Tafel deswegen befragte.

 

Abessinier

Am 11. September übernachtete ein Abessinier, Gregorius, aus dem Geschlecht Amhara, aus Priester Johannis Lande, hier, der sich lange Zeit bei Herzog Ernst zu Gotha aufgehalten, und "der evangelischen Religion nicht ungeneigt," auch vieles in seine Sprache übersetzt. Er war von Hiob Ludolff begleitet, den ihm der Herzog mitgegeben, ihn durch das Württembergische und die Schweiz nach Spanien zu geleiten, von wo er in seine Heimat zurückzugelangen gedachte.

 

Unglücksfall

Am 2. Mai ertrank im äußersten Main der 10jährige Sohn Carls von Bottelsberg.

 

1653

 

Obbach. Gewitter. Feuersbrünste. Degentragen der Handwerksburschen.


Das Gauerbendorf Obbach (Oppach) wurde den Rosenberg'schen Erben (Seckendorf zu Sugenheim usw.) restituiert. Die Kirche war zu dieser zeit Filiale zu Euerbach. 1656 boten die Gauerben das Dorf der Stadt zum Kauf an.


Schwere Gewitter schlugen in die Kirche zu Wermerichhausen, in ein Gasthaus zu Arnstein, und noch einmal in die Nähe desselben, zu Römhild in's Schloss, und verursachten großen Schaden an heu, Getreide, Gebäuden zu Großwenkheim, Stadtlauringen usw., zu Krautostheim am 30. November.

 

Durch Verwahrlosung beim Kuchenbacken brannten am 21. Mai, am Pfingstabend zu Poppenhausen 18 Gebäude ab.

 

Durch Ratsdekret wurde den Handwerksburschen das Degentragen verboten, und dieses Verbot im Jahr 1664, um Uneinigkeiten zwischen denselben und den städtischen Soldaten zu verhüten, wiederholt.

 

1654

Tod Ferdinands. Seegraben. Spitalseen.

Wegen des am 9. Juli zu Wien erfolgten Todes  des römischen Königs Ferdinand IV. waren von Ende Juli bis Michaelis bei Hochzeiten und anderen Mahlzeiten Musik und Tanz verboten.

Der trockene Graben von der Ziegelhütte bis gegen das Mühltor wurde ausgegraben, von dem Bachs Wasser hineingeleitet, und ein Weiher dadurch gebildet.

Im Jahr 1656 wurde der innere Stadtgraben vom Brückentor bis zum Mühltor ausgestochen und von Röhricht gereinigt, und der Horst beim Brückentor mit Mauerwerk erhöht. Die Spitalseen wurden im Jahr 1624, 1660, 1661 mit großem Aufwand gereinigt.

 

1655

Kaiserliche Rüstungen und kaiserl. Werber. Jubelfest. Gesandtschaft nach Bayreuth.

Der Kaiser rüstete, um den Polen wider die Schweden Hilfe zu leisten. Nach beendigtem Krieg beging man hier ein Friedensdankfest.

Im Jahr 1656 meldete sich dieses Krieges wegen der Hauptmann Daniel von Thüngen hier an, für den Kaiser zu werben. Einige Tage nachher ließ ein Lieutnant, sodann ein Fähnrich hier "umschlagen". Die beiden Ersteren erhielten jedoch nur einen Mann, Letzterer gar keinen. Im November darauf warb ein Hauptmannsverweser hier, fand aber nur einen Mann, einen Schneidergesellen. Zu Würzburg wurde demselben das Umschlagen nicht gestattet.

Am 30. September wurde das Jubelfest des Augsburger Religionsfriedens hier gefeiert.

Zu dem am 11. September gehaltenen Leichenbegängnis des am 30. Mai zu Bayreuth verstorbenen Markgrafen, Christian zu Brandenburg, kreisausschreibenden Fürsten und Kriegsobersten in Franken, ging als Abgesandter des Rats dahier der Stadtschreiber Marcus Heberer nach Bayreuth.

 

1656

Hanf- und Flachsbereitung

Da durch Hanf, den man in den Main legte, die Fische starben, und man besorgte, dass auch das dahin zum Tränken geführtes Vieh leiden könnte, so wurde als einziger Platz für diese Arbeit die Gegend um den Hahnenbrunnen bestimmt, dabei aber das Dörren von Hanf und Flachs in Stuben und Backöfen bei Strafe an Leib und Gut verboten.

 

1657

Hetzreiten. Trauerfeier wegen des Todes des Kaisers Ferdinand III. Reichsvikariatsstreit.

Die Edelleute E. v. Münster und Bibra hatten auf der Oberndorfer Gemarkung gejagt. Man odnete an, dass im Wiederholungsfall zu Oberndorf gestürmt, von dem Türmer in der Stadt sogleich Anzeige gemacht, und eine Anzahl Leute mit Rohren dagegen ausgeschickt werden sollten. Mehrmals geschehene Auszüge blieben ohne Ergebnis, da man keine Hetzreiter sah. Ähnliches geschah im Jahr 1739. Frau v. Münster ließ auf Schweinfurter Markung bis an die alte Wart ein Treibjagen halten, worauf der Rat sogleich 30 Mann Stadtsoldaten mit dem Unterfostverwalter und dem Stadtlieutnant gegen die Jagenden ausrücken ließ, die sich jedoch auf erhaltene Nachricht davon bereits zurückgezogen hatten.

Nachteiliger wurde eine andere Streitigkeit ähnlicher Art. Der mit der Oberforstverwaltung beauftragte Bürgermeister Cramer hatte am 24. Oktober 1753 zwei Würzburgischen Jägerburschen aus Vasbühl in der Werrn auf hiesigem Gebiet einen Hasen abgenommen. Der Bischof zu Würzburg, der sich den Sommer über zu Werneck aufhielt, verhängte deshalb gegen die Stadt Schweinfurt eine Getreide- und Viktualiensperre, welche erst im dezember auf wiederholt von hier ausgemachte Vorstellungen wieder aufgehoben wurde, und der Stadt um so beschwerlicher gefallen war, als der Sommer sehr nass und während der Ernte viel Regen gefallen war, so dass viel Getreide auf dem Feld verdarb, und die Früchte zu hohem Preise stiegen. Den Fürsten endlich wieder zu beruhigen, lieferte der mit der Unterforstverwaltung beauftragte Joh. Jacob Seyfert statt des weggenommenen einen anderen Hasen an dem Orte, wo der Vorfall stattgefunden hatte, aus. Dieser sache wegen zog man die Großmut und Gerechtigkeitsliebe des Fürsten oder seine Selbstständigkeit zu Schweinfurt in Zweifel, weil man einige Minister desselben oder auch die benachbarten Herren von Münster im verdacht hatte, den Fürsten zu seinem Verfahren gegen die Stadt verleitet zu haben.

Am 2. April 1657 war zu Wien im 49. Lebensjahr Kaiser Ferdinand III. gestorben. Am 13. April überbrachte ein kurbayrischer Kurier ein Patent, worin die Übernahme des Reichsvikariats durch die Kur-Bayern angekündigt wurde, und ging nicht eher wieder von hier ab, bis dasselbe am Rathaus angeschlagen war. Der Rat ordneteTrauerfeierlichkeiten an. Freitags den 17. April fand ein feierlicher Trauergottesdienst statt, bei welchem der Superintendant Lic. Piccart über Sam. 3, 31f., 35 predigte, und von welchem aus sodann der Rat in langen Trauermänteln in Prozession, wie er zur Kirche gekommen war, zum Regimentshaus zurückkehrte, daelbst einen Trunk einzunehmen. Das Reichsvikariat wurde indessen auch von der Kur-Pfalz in Anspruch genommen. Anfang Juli fing man hier an, die Reichsverweser in das Kirchengebet einzuschließen, um den Kurfürsten fürstliche Gedanken und die glückliche Wahl eines christlichen Reichsoberhaupts zu erflehen.

 

1658

Einquartierung. Besuch Sennfelds. Fischpräsent. Erwählung Kaiser Leopolds I.

 

Eigenmächtige Einquartierung

Im Juli quartierte sich ein Teil eines aus dem Lüttichschen kommenden von Generalwachtmeister Grafen von der Natt für das Haus Österreich geworbenen Regiments zu Pferde zu Oberndorf ein. Der Rat protestierte aber gegen die unangemeldete und eigenmächtige Quartiereinnahme, worauf der Oberst sich entschuldigte, dass er von dem Amtmann Entschering zu Arnstein dahin gewiesen worden, und des anderen Tages über Theres weiter zog.

 

Übermäßiger Besuch Sennfelds

Im Juli beriet man sich, wie dem "übermäßigen Laufen von Bürgern und ledigem Gesinde nach sennfeld zu begegnen sein möchte", indem dadurch dem Umgelde viel entgehe, und der Stadt durch vorkommende Zehntfälle viel Ungelegenheit zugefügt werde. Ein Verbot geradezu oder Sperrung hielt man nicht für zweckdienlich, "das würde von Seite Würzburgs übel aufgenommen werden". Es wurden deshalb die Provisoner angewiesen, auf die Ausläufer gute Acht zu haben, und dieselben zu notieren, um denselben in Zahlung ihrer Schuldigkeit vor Anderen hart sein zu können, und beschlossen, den Zwinger wieder zu öffnen, und einen guten Wirt, dem man bei dem Umgelde nicht zu scharf sein müsse, hineinzusetzen, dem Wirt zu Oberndorf aber, bei dessen Umtüchtigkeit zur Wirtschaft dem Dorfe die Kundschaft ganz entgehe, solle die von ihm schuldige Summe von 150 Gulden an Umgeld abgefordert, und auf eine bessere Bestellung der Wirtschaft in Oberndorf gedacht werden. Im Jahr 1659 wurde an den in den Zwinger gesetzten Wirt mehrmals Wein aus dem Weinamt unter billigen Bedingungen abgegeben.

 

Fischgeschenk für den Prälaten zu Ebrach

Auf Luciä wurde das Bauamt mit Aufbringung einer Quantität Fische zur herkömmlichen Verehrung an den Prälaten zu Kloster Ebrach beauftragt. Im Jahr 1658 bestand dieses Geschenk in Hechten und Barben, und der Prälat, dafür schriftlich dankend, erbot sich zu Reziprokität und guter Nachbarschaft. Man beschloss daher, zumal das Kloster auch die hiesige Apotheke und Handelsleute brauche, diesen Gebrauch auch für die Zukunft beizubehalten.

 

Erwählung Kaisers Leopold

Die Erwählung eines Kaisers kam erst nach einer Zwischenregierung von 15 Monaten zu Stande. Am 25. Juli wurde zur Feier der glücklichen Erwählung Leopolds I. eine Danksagung in der Kirche dahier Gott dargebracht. Der Vikariatsstreit war ungeschlichtet geblieben. Zu Würzburg hatten zwei Abgeordnete des Rats, Johann Heinrich Bausch, Servir, und Marcus Heberer, Syndikus, am 3. August bei dem Kaiser, der vom Wahltag zurückkehrte, Audienz, wobei sie ihm namens des Rats ihre Glückwünsche darbrachten, und der Stadt Unvermögen zur Tragung des Kosten bei der Eidesleistung vortrugen. Der Kaiser erteilte die erbetene Privilegienbestätigung am 24. Juni 1659 gegen Erlegung von 46 Goldgulden. Auf die Vorstellung des Rats aber, die Eidesleistung durch einen Bevollmächtigten empfangen zu wollen, ging derselbe nicht ein; vielmehr erklärte er nach Bericht des Agenten der Stadt bei dem kaiserlichen Hofrat zu Wien, Jonas Schrimpf, mittels Erlasses von Preßburg vom 14. Oktober 1659 gewisser Ursachen halben die Huldigung der Stadt und anderer Reichsstädte, diejenigen, bei welchen er die dieselbe auf seiner Durchreise selbst empfangen, ausgenommen, durch einen besonderen Kommissar empfangen zu wollen, weshalb sich die Stadt innerhalb der nächsten drei Monate dazu bereit zu halten habe.

 

1659

Verbot von Werbungen. Musterung der Ausschüsser im Würzburgischen. Kirche zu Hilpersdorf. Feuersbrunst. Fischerstechen.

 

Verbotene Werbungen

Im März ließ der Kaiser Werbungen von Soldaten, die zum zwecke der Beunruhigung des Reiches geworben werden sollten, verbieten. Dagegen zog im Oktober ein für den Kaiser geworbenes Regiment zu Fuß, das aus dem Trierischen kam, an der Stadt vorüber, um nach Prag zu gehen.

 

Musterung

Im Würzburgischen wurden die Ausschüsser gemustert. Am 8. April wurden die aus den Ämtern Königshofen und Mellrichstadt zu Königshofen versammelt, um 200 von ihnen zu einer entfernteren Bestimmung auszuwählen. Sie widersetzten sich aber diesem Vorhaben, verlangten, dass man ihnen Briefe vom Domkapitel darüber vorzeige, und erklärten, sie seien gut kaiserlich, der Kurfürst aber französisch, das wollten sie aber nicht sein, der Kommandant möge mit der Kompanie die Stadt verlassen, sie wollten dieselbe selbst wohl verteidigen. Der Kommandant, Georg Antoni von Heppenheim, genannt von Sal, Oberstlieutnant und Oberamtmann, ließ darauf ihren Wortführer, einen Kupferschmied zu Königshofen, gefangen setzen. Die übrigen aber zogen gegen das Verbot des Kommandanten mit lautem Schießen wieder in die Festung, und befreiten denselben wieder. Auch an anderen Orten, wie zu Arnstein, Haßfurt, Ebern und Eltmann, sollten die Ausschüsse eine andere Gestaltung erhalten, aber eigentlich zu einer besonderen Bestimmung, die man ihnen geben wollte, die Passenden ausgewählt werden. Auch Ebrach wurde zur Stellung von 40 Mann aufgefordert.

 

Kirche zu Hilpersdorf

Am 22. Februar 1650 beschloss der Rat, die Hilpersdorfer Kirche als ein eingegangenes und untüchtig gewordnenes Gebäude zur Verbesserung der Wege und Stege besonders an der Werrn niederreißen, die ausgehauenen Steine aber in die Stadt führen zu lassen. Aber erst im März 1661 wurde die Kirche völlig abgebrochen, so dass nur noch ein kleines Stück Mauer übrig blieb. Das Dorf selbst war zugleich mit Geldersheim im Jahr 1388 abgebrannt. In einem Vertrag mit Würzburg vom Jahr 1458 wurde bestimmt, dass Kirche und Gericht zu Hilpersdorf in Wesen gehalten werden soll, und der Stadt frei gestellt, einen Wortmann darauf zu haben. Die Kirche war St. Martin geweiht.

 

Feuersbrunst

Am 10. Januar 1659 brach in dem Haus eines Schuhmachers in der Brückengasse durch Verwahrlosung einer Dienstmagd, die beim Schlafengehen das Licht brennen ließ, Feuer aus, das jedoch bald gelöscht wurde. Eben so glücklich wurde einer am 28. Juni 1740 des Morgens 2 1/2 Uhr in einem Brennofen bei dem Armenhaus ausgebrochenen Feuersbrunst innerhalb einer halben Stunde Einhalt getan.

 

Fischerstechen

Die Viermeister des Fischerhandwerks stellten bei dem Rat die Bitte, ein Fischerstechen zu gestatten. Es sei ehehin Brauch gewesen, dass die Fischer auf Pfingsten im Main gestochen. Seit dem Jahr 1625 sei der unaufhörlichen Kriegsunruhen wegen dasselbe unterblieben. Da nun Gott den Frieden wieder beschert, so bäten sie, den uralten Brauch wieder aufleben lassen zu dürfen, und dem Handwerk dazu einen Eimer Wein. Im Jahr 1666 brachten die Fischer dieselbe Bitte an, erhielten jedoch nur einen Umgang und Tanz zugestanden. Aber im Jahr 1680 fand wieder ein Fischerstechen statt, wobei aus Doppelhacken geschossen, und mit Trompeten und Pauken musiziert wurde. Im Jahr 1700 wurde die Bitte darum ganz abgeschlagen, aber im Jahr 1729 forderte der Rat das Handwerk selbst dazu auf, auf Jakobi (25. Juli) ein Fischerstechen zu halten.

Fischerstechen im 19. Jahrhundert - Teilansicht einer Lithografie
Fischerstechen im 19. Jahrhundert - Teilansicht einer Lithografie

 

1660

Einquartierung zu Oberndorf. Huldigung an Kaiser Leopold I. Bäcker. Ordinationen

Ein Regiment kaiserlicher Soldaten, bestimmt, zu dem bischöflich Münsterischen Militär zu stoßen, war von den märkischen Landleuten daran verhindert worden, und hatte gegen die Ordre den Weg durch Franken genommen. Es war vom 2. bis 4. Januar zu Oberndorf und in der Umgegend einquartiert, und der Oberst, Christian W. v. Harant zu Stöckach, Schwager des L. W. Fuchs zu Schweinshausen und Bruderssohn eines der bei der Prager Exekution im Jahr 1621 Enthaupteten wurde bei der Ankunft in Böhmen verhaftet.

Die Kommission zur Übernahme der Huldigung an Kaiser Leopold erhielt der Graf Ferdinand Carl zu Löwenstein Wertheim, der am 13. Januar 1660 mittels Expressen den Rat benachrichtigte, dass er Sonntags den 15. Januar abends hier eintreffen werde. Gerne hätte man sich über diese Sache vorher mit D. Höfel. der gerade zu Rothenburg war, besprochen, damit er sich mit der Reichsstadt Windsheim, wo der Graf dasselbe Geschäft zu besorgen hatte, darüber benehmen möge; die Kürze des Termins gestattete dies jedoch nicht. Es reisten deshalb D. Justus Fr. Schöner, Rat im Gericht und Kanzlist Schraud dem Grafen entgegen. Zu Remlingen hörten sie, dass derselbe bereits auf anderem Wege, über Würzburg, hierher abgereist sei; sie kehrten daher um, und trafen ihn noch zu Estenfeld, wo er übernachtete, die Abgeordneten am 15. des Morgens 8 Uhr gnädig empfing, und bemerkte, er versehe sich, es werde der Stadt nicht unlieb sein, dass er als Nachbar derselben diesen Akt zu vollziehen habe, auch habe er von dem Kaiser Auftrag, etwaige Klagen der Stadt entgegenzunehmen. Nachdem er den Abgeordneten von seinem Tische Speisen hatte überbringen lassen, wurde zu Pferde geblasen, D. Schöner erhielt seinen Platz gleich hinter dem Grafen, der sich bis an das Stadttor leutselig mit ihm unterhielt; Schraud aber wurde voraus in die Stadt gesendet, wo man schon abends vorher das Geschütz auf die Festungswerke, besonders auf das Spitaltor gebracht, und keinem Bürger mehr gestattet hatte, die Stadt zu verlassen.

Am 15. Januar nach 10 Uhr wurde die Bürgerschaft, unter welche man auch ledige junge Leute und Handwerksgesellen mischte, und bei welcher sich auch die Oberndorfer befanden, durch die Trommel zusammengerufen. Drei Kompanien derselben bildeten vom Spitaltor bis an den Markt Spalier, eine dritte stand mit fliegender Fahne auf dem Markt. Eine Anzahl von 30 Bürgern und Bürgerssöhnen, von J. C. Seuppel, Mitglied des Ratszusatzes und Gastwirt  zum schwarzen Bären, geführt, ritt dem Grafen bis unterhalb Oberndorf entgegen, wo sie ihm mit Neigung des Gewehrs empfingen, und ihm sodann bis hierher voranritten. Neun Ratsglieder warteten des Grafen vor dem Spitaltor und empfingen ihn mit entblößtem Haupt. Bei Ankunft des Grafen gab das Geschütz drei Salven. Der Einzug erfolgte des Nachmittags 3 Uhr. Der Graf hatte 20 Personen und 40 Pferde bei sich. Der Zug hielt vor dem Absteigequartier des Grafen, dem schwarzen Bären, und die Ratsglieder begleiteten den Grafen bis an sein Zimmer, wo er dieselben mit Handschlag bewillkommte, und die Beglückwünschungen der Stadt durch sie empfing. D Metzler, Amtmann zu Breuberg, eröffnete ihnen den Wunsch des Grafen, noch des Abends einige Abgeordnete des Rats bei sich zu sehen.

Unterdessen war das Spitaltor wieder geschlossen, und abermals von der Bürgerschaft drei Mal Salve gegeben worden, wobei auch 3 am Brunnen aufgestellte kleine Kanonen gelöst wurden. Gleichzeitig ertönten aus dem, dem Gasthaus gegenüberliegenden Haus des Handelsmanns A. Gropp Zinken (eine Zink ist ein Blasinstrument, das damals sehr "in" war) und Posaunen. Ratsglieder besorgten teils die Aufwartung bei dem Grafen (außerdem war Johann Miltz, ein hiesiger Bürger, von dem Rat zur Bedienung beigegeben), teils die nötigen Voranstalten für den Huldigungsakt, und erhielten das kaiserliche Kommissionsschreiben im Original vorgezeigt. Vor dem Zimmer des Grafen standen zwei Bürger mit Partisanen, vor dem Quartier eine Schildwache. Der Bürgerschaft wurde, bevor sie auseinanderging, bemerkt, dass sie, wenn des folgenden Tags die große Glocke läute, in Mänteln vor dem Rathaus zu erscheinen habe. Der Oberwachamtsverweser erbat sich von dem Grafen das Losungswort, und erhielt für die erste Wache Leopoldus, für die zweite Schweinfurt. Die Torschlüssel lehnte der Graf mit der Bemerkung ab, der Kaiser sei der Treue der Stadt ohnehin versichert. Dabei äußerte er, seine Ankunft werde keiner Stadt länger als zwei Tage vorher angezeigt. Dass Schweinfurt die erste sei, geschehe zu ihrer besonderen Gunst. Morgens sei der Kaiser gesonnen, die Reichsstädte bei ihren Privilegien, dem Religions- und Profanfrieden, sowie  altem Herkommen zu erhalten, und die gegenwärtige Eidesleistung werde wie sonst vor sich gehen. Die Abgeordneten aber erwiederten, dieser Akt sei bei einigen Jahrhunderten in hiesiger Stadt nicht vorgekommen, die Pflichtleistung sei immer entweder nur beim kaiserlichen Hofe durch den Agenten der Stadt oder auf Reichstagen durch Abgeordnete geschehen: Hierauf ließ der Graf durch seine beiden Räte die Besichtigung des Regimentshauses vornehmen.

Am 16. Januar, nachdem die Stadttore geschlossen waren, läutete 9 Uhr morgens die große Glocke 1/4 Stunde lang, worauf sich die Bürgerschaft, alle städtischen Diener, die Geistlichen, die Lehrer an den Schulen, die Doktoren undalle, die tags zuvor durch die Korporale von Haus zu Haus dazu geladen waren, in Mänteln auf dem Markt vor dem Rathaus sich einfanden. Auch der Rat wartete unten vor dem Rathaus. Hierauf fuhr der Graf, allein in einer Karrette (Schubkarre) sitzend, zu deren beiden Seiten je 6 Ratsglieder aus den 3 Kollegien in bloßem Haupt, und 6 Offiziere der Bürgerschaft mit Partisanen gingen, vor ihm seine Räte, Hofjunker und Diener, hinter ihm eine leere Kutsche, an das Rathaus. Nachdem der Graf eingetreten, und der Rat ihm gefolgt, nahm der Graf auf einem in der Mitte der Ratsstube von Brettern errichteten Stuhl, der einen Schuh erhöht stand, und mit Schnitzwerk geziert und mit Goldfranzen behangen war, Platz. Der Rat D. Metzler deutete mit kurzen Worten die Absicht der vorzunehmenden Handlung an, und der Syndikus antwortete mit der Erklärung, dass der Rat und die Stadt erbötig sei, den Eid zu leisten, worauf die Ratsglieder einzeln dem Grafen mit gebeugtem Knie die Hand reichten, und die vorher mitgeteilte Eidesformel in folgenden Worten abgelesen und von dem Rat nachgesprochen wurde: " Dem Allerdurchlauchtigsten, Großmächtigsten, Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn, Leopoldo, Römischer Kaiser, unseren allergnädigsten, rechten Herrn, hulden und schwören wir Bürgermeister und Rat und ganze Gemeind und Bürgerschaft dieser Ihrer kaiserlichen Majestät und des heiligen Reichs Statt Schweinfurt getreu und gehorsam zu sein. Ihrer kaiserlichen Majestät frommen und Bestes zu werben, und Schaden zu warnen, und alles das zu tun, das getreue und gehorsame Untertanen Ihrer Kaiserlichen Majestät, als ihrem allergnädigsten, rechten Herrn schuldig und pflichtig zu tun sein, getreulich und ohn alles gefehrde: als helf uns Gott, und das heilige Evangelium."

Nach geschehener Pflichtleistung wurde der Rat erinnert, der Bürgerschaft und sonst jedermann, dem Armen, wie dem Reichen, unparteiische, förderliche Gerechtigkeit zu erteilen, auch eine gute Polizei und insgemein das Stadtwesen in aufrichtigem Wohlstand zu erhalten, wie sie es gegen Gott und Ihre kaiserliche Majestät als ihr Oberhaupt, zu verantworten getrauen, darauf aber auch von Seiten des Kaisers Gerechtigkeit und Gnade gegen den Rat und Stadt versichert, wofür der Stadtschreiber dankte, und die Wünsche der Stadt für eine fernere, glückliche und lange Regierung und gute Gesundheit des Kaisers, sowie für den beständigen Frieden des Reichs aussprach.

Man hatte das vordere Fenster am Erker ausgehoben, einige Stufen hinauf - und außen herab einen Umhang gemacht, und auch das neben dem Erker befindliche Fenster zu einem Durchgang umgeschaffen. Auf der, mit rotwollenem Tuch belegten Altane, von welcher sonst die Urteile abgelesen, und der Herbst verkündigt worden, war eine Bühne errichtet, zu welcher, nach Vereidung des Rates, der Graf durch das offene Fenster hinanstieg, zur Rechten die Ratsglieder, zur Linken die gräflichen Räte und Diener. D. Metzler sprach dieselben Worte, wie er sie an den Rat gerichtet, zur Bürgerschaft herab, und las ihr denselben Eid vor, der dann von ihr mit aufgehobenen beiden Fingern der Rechten, nachgesprochen wurde, und dem ein mehrmaliges: Vivat Leopoldus! folgte. Nach Beendigung des Geschäftes fuhr der Graf in derselben Weise, wie er gekommen, nach seinem Quartiere zurück.

Auf Anregung des Metzger- und Bäckerhandwerks waren des Morgens die Achter vor dem Reichsvogt erschienen, mit der Bitte, die Abstellung des Akzises zu betreiben. Dieser begütigte sie, ihnen vorstellend, der Graf werde, da er nur zur Eidabnahme gekommen, es nicht anhören. (Dennoch versuchten es die Achter beim Aufsitzen auf die Kutsche, den Grafen darum mündlich anzugehen, und nur der Umstand, dass er sogleich abfuhr, und sie nicht bemerkte, hinderte das Vorhaben. Erst im Jahr 1693 wurde den Bürgern gestattet, Flieisch in die Stadt zu bringen, und den Juden, Vieh ohne Akzise hereinzutreiben, und durch hiesige Metzger schlachten und verkaufen zu lassen, weil das Metzgerhandwerk seit einiger Zeit die Stadt nicht gehörig mit Fleisch versehen. Es wurde aber dem handwerk aufgegeben bei Strafe von 100 Reichstalern, die Stadt damit zu versorgen.)

Seinem Verlangen zu entsprechen , dass einige der vornehmsten Ratspersonenbei ihm der Mittagstafel beiwohnen möchten, wurden der regierende Bürgermeister Billing, die Bürgermeister Segnitz, Bausch und Schamroth, der Reichsvogt, der Syndicus und D. Schöner dazu abgeordnet.

Bei der Mahlzeit war der Graf sehr freundlich und brachte 3 Toaste, den ersten auf die Gesundheit seiner Majestät des Kaisers, den zweiten auf beständige Handhabung des Münsterischen Friedens und dann nochmals auf der Stadt Schweinfurt gute Freunde, aus. Er saß in einem schwarzen Mantel allein obenan, die Ratspersonen etwas von ihm entfernt nach unten zu beiden Seiten der Tafel. das Mahl dauerte über 2 Stunden. Während desselben wurde aus dem gegenüberliegenden Groppischen Hause mit Posaunen und Zinken musiziert.

Ihre Gravamina (eine von den Untertanen zu erbringende Abgabe an den Lehnsherren oder die Kirche), sagte der Graf, (worunter das der großen Schuldenlast das bedeutendste) sollte ihm die Stadt schriftlich auf der Post zuschicken, worauf er dieselben mit empfehlendem Bericht an den Kaiser gelangen lassen wolle. Auch teilte der Rat Metzler dem Syndikus vertraulich mit, die kaiserliche Instruktion gehe auch dahin, bei dieser Handlung sich nach dem Zustand der Städte zu erkundigen, und ihre Klagen anzuhören. Dem Grafen habe die ihm erzeigte Ehre so wohl gefallen, dass er geäußert, man hätte dem Kaiser, wäre er selbst zugegen gewesen, kaum größere erzeigen können. Des Abends speiste der Graf allein. Seien vorzüglichsten Offizianten aber wurden von einigen Ratsabgeordneten unterhalten und waren bei dem "Kraußkopf" mit Spielleuten und Tanzen vergnügt.

Am 17. Januar forderte die Trommel die Bürgerschaft des Morgens 1/2 7 Uhr in's Gewehr. In einer um 7 Uhr gehaltenen Sitzung kam der Rat, bezüglich der dem Grafen und seinen Offizianten zu gebenden Remuneration, dahin überein, dem Grafen, nach erstattendem Dank, in einem dazu gefertigten, rotsamtenen Beutel mit silbernen Knöpfen und Schnüren geziert, 160 Dukaten zu überreichen, sich dabei zu entschuldigen, dass, wegen der Kürze der Zeit, nicht von Silberwerk habe beigebracht werden können, und ihn untertänigst um gnädige Verwendung beim Kaiser wegen der Gravamina zu bitten. Der Vorschlag, statt des Geldes dem Grafen ein Pferd, das der Junker von Steinau zu Euerbach zu verkaufen hatte, zu verehren, blieb, zumal man des Pferdes Eigenschaften nicht kannte, unausgeführt.     

Den Offizianten wurden folgende Geschenke gegeben:

30 Reichstaler dem D. Johann Wilhelm Metzler, gräflich Wertheimischer Rat und Amtmann zu Breuberg;

12 Reichstaler dem Rat Wiesenfeld als Sekretär;

  6 Reichstaler dem Vorschneider Moußon, einem Edelmann aus Luxemburg

  6 Reichstaler dem Kredenzer Riedt von Collenberg, einem fränkischen               Adeligen:

  4 Reichstaler in die Kanzlei;

  2 Reichstaler dem Mundschenk; ebensoviel dem Silberdiener, dem                    Tafeldecker, den beiden Kutschern, dem Kammerdiener, dem Trompeter;

  4 Reichstaler dem Hofmeister, 3 Reichstaler dem Koch;

  1 Reichstaler dem Reitschmied, 1 Reichstaler dem Reitknecht, und 4

     Reichstaler den 4 Lakaien.

Der Graf sowohl, als die Dienerschaft, bezeigten sich für diese Geschenke dankbar.

Dagegen ließ der Graf seinerseits wieder der Wache vor seinem Quartier 2, den Musikern 2, und in die Küche gleichfalls 2 Dukaten zum Geschenk bringen, wozu er noch von Wertheim aus durch den Kanzlist Schraud, der eine Sendung an ihn zu bestellen gehanbt, 6 Taler für die Konstabler übersendete, denen man hierauf einen Taler, den sie vorher erhalten, wieder abforderte, und dem Wachtmeister gab.

Nach 9 Uhr brach der Graf auf, eine Kompanie Bürger war vor seiner Wohnung aufgestellt, eine andere auf beiden Seiten der Brückengasse. bis an das Tor, die zwei übrigen Kompanien vor dem Brückentor; die Ratsabgeordneten begleiteten ihn; voran ritt die hier aufgebrachte Reiterei.

Beim Auszug wurde wieder aus dem Groppischen Haus musiziert, aus dem Geschütz sowie von der Bürgerschaft ein dreimaliges Salve gegeben. Abgeordnete des Rats in einer Kutsche ( G.L. Segnitz, J, Erh. Heberer. Joh. H. Bausch und der Stadtschreiber), D. Schöner aber an der Spitze der wieder über 30 Mann starken Reiterei, unter denen auch Graf Philipp Gottfried von Castell und Adam Ullrich von Steinau zu Euerbach, gaben dem Grafen das Geleit bis Heidenfeld, wo derselbe vom Pferde stieg, und sich mit nochmaligem Dank für die ihm erwiesene Ehre und dem Versprechen, solches dem Kaiser zu rühmen, und der Stadt guter Nachbar zu sein, verabschiedete, und von der Cavalcade (bedeutet Reiterparade) mit einem dreimaligen Salve und Ausruf "Vivat Ferdinandus Carolus" den Wunsch der glücklichen Reise empfing. Nur D. Schöner ritt, auf den Wunsch des Grafen noch etwas weiter mit ihm.

Philipp Gottfried v. Castell * Rüdenhausen, 21.11.1641 † Rüdenhausen, 10.01.1681
Philipp Gottfried v. Castell * Rüdenhausen, 21.11.1641 † Rüdenhausen, 10.01.1681

Abends zuvor war dem Probst zu Heidenfeld hier versprochen, dass der Graf, alter Triefensteiner Bekannt- und Nachbarschaft wegen, zu einem Trunk bei ihm einsprechen werde; da nun aber das äußere Klostertor nicht offen, und weder der Probst noch einer seiner Konventualen ihm aus dem Kloster entgegenkam, indem sie klösterlichem Brauch nach innerhalb auf beiden Seiten in Ordnung stehende aufwarteten, was der Graf nicht wusste, ritt derselbe weiter, bis er in die Hälfte des Weges zwischen Heidenfeld und Lindach vom Pferde stieg, D. Schöner mit Darreichung der Hand für ferneres Geleit dankte, und sich zu allen Gnaden erbot. Nachher entschuldigte sich der Graf bei dem Probst, der ihm die Stadt hier sehr wohl empfohlen, in einem besonderen Schreiben. Die Rechnung des Gasthofsauf Verpflegung des Grafen betrug 111 Gulden, wurde aber, da die Viktualien an Fischen und dergleichen sowie der Wein dem Bärenwirt aus dem Ratskeller geliefert worden, zu hoch befunden, und von einer dazu besonders ernannten Kommission auf 100 Gulden ermäßigt. Jeder der in Gewehr gestandenen Bürger erhielt von dem Rat, altem Brauche nach, eine Maß Wein und ein Röckelein, die Kapitäne, Lieutnants und Fähndriche samt den Wacht- und Weinherren, zu einer Mahlzeit 4 Reichstaler oder 6 Batzen jeder. Auch die Reiterei wurde beschenkt, und die Türmer, Torwarte und Andere erhielten einen Trunk Wein, so dass der Rat 22 Eimer Wein verbrauchte.

 

Am 18. traf der Graf über Mainbernheim, wo er übernachtete, zu Windsheim ein, wo die Huldigung am 19. (29. Januar neuen Stils) geschah. Zu Rothenburg, Heilbronn und Esslingen nahm Graf Georg Wolf von Castell-Remlingen, zu Köln der Graf von Gronßfeld, zu Aachen und Dortmund derselbe, zu Goßlar Graf Antoni von Schwarzburg-Sondershausen die Huldigung ein. Regensburg erhielt ein kaiserliches Indult (kaiserlicher Verwaltungsakt), nach welchem die Huldigung auf den nächsten Reichstag verschoben blieb. Ein ähnliches Indult erhielt Straßburg, Nordhausen sollte erst dem Grafen von Hatzfeld und Gleichen huldigen, weshalb am 18. Februar ein besonderer Bote von dort an den Rat zu Schweinfurt gesendet wurde. Der Akt wurde jedoch erst später durch den Grafen Anton Günther zu Schwarzburg und Hohnstein vollzogen. Auch der Bischof zu Bamberg ließ durch seinen Sekretär der Huldigung wegen zu Schweinfurt Bericht einziehen.

Chr. Schraud, durch den der Rat am 20. eine Memorial- und Beschwerdeschrift, die für verschiedene Lasten der Stadt die kaiserliche Abhilfe erwirken sollte, an den Grafen nach Wertheim sandte, kehrte mit einem Zeugnis über gehorsam und willig geschehene Huldigung zurück. Der Graf hatte ihn zur Tafel geladen und im Gasthaus ausgelöst. der von D. Metzler verfasste Bericht an den Kaiser, worin die dem Grafen zu Schweinfurt erzeigten Ehren rühmend herausgehoben waren, war dem Abgeordneten Schraud wörtlich vorgelesen worden, und fand dann auch eine gnädige Aufnahme beim Kaiser.

Dieselben Feierlichkeiten wiederholten sich im Jahre 1705 bei der Huldigung an Kaiser Joseph  I., welcher den kaiserlichen geheimen Rat, Kammerherrn und Administrator in Bayern, Grafen Maximilian Karl zu Löwenstein Wertheim zur Abnahme der Huldigung beauftragte. Derselbe traf am 14. September von Windsheim her, eingeholt von 30 Bürgern zu Pferde, empfangen von dem Rat, und unter Paradierung der Bürger und Geschützsalven hier ein, und stieg im Weisischen Haus ab, worauf am folgenden Tag die Huldigung vollzogen wurde. Den Offizieren, der Kavalkade, dem Cantor und dem Organisten wurde für ihre Mühen im Zwinger ein kleines Mahl gegeben. Die ganze Handlung kostete der Stadt über 1000 Gulden. Die Glieder des Zusatzes und des Achterstandes aber beschwerten sich, dass sie allein keine Rekreation erhalten, wurden jedoch beschieden, das Trinken der Oberen pro patria sei vielmehr ein onus als eine Rekreation gewesen.

(Ordinationen) In diesem Jahr wurden hier ordniniert am 20. Mai J.W. Langer, aus westheim im Amt Heldburg, als Pfarrer nach Bonnland bestimmt, Sonntags den 29. Juli M.G.D. Heunisch aus Schweinfurt, als Nachfolger  Chr. Schlossers, eines Voigtländers, nach Zeilitzheim berufen, Sonntags den 12. August, W. Ehrenreich Worms, von der fröhlichen Wieserkunft im Herzogtum Altenburg, Bruder des Pfarrers Chr. Ehrenreich Worms zu Schwebheim, nach Schweinshaupten berufen, am Sonntag d. 16. Dezember M. J. Laudenbach. (Sonst wurden hier ordiniert im Jahre 1616 M. Laur. Heunisch, noch früher 1568 Pfarrer Nic. heuler, nach Oberndorf bestimmt, 1641 der Pfarrer zu Schwebheim, 1644 Ath. Schrickel, 1654 M. Christoph Schmidt, zum Diakonat hier, Christoph U. Herbert, aus Eisenach, zur Pfarrei Rappershausen und Bahra bestimmt, beide am 7. Mai; J. Erh. Simon aus Ungershausen nach Altenstein bestimmt, den 10. September ; im Jahre 1655 verweigerte das Ministerium die Ordination eines von den Herrn von Bibra und eines von den Herrn von Rotenhan angestellten Pfarrers, weil dieselben nicht nachwiesen, dass sie auch von den Gemeinden berufen seien. Letzterer wurde darauf zu Altdorf ohne Beanstandung ordiniert, 1656 M.J. Molitor, aus Nürnberg, zum evangelischen Prediger im Kaufhause von Venedig bestimmt, den 2. Juni in der Betstunde, 1659 G. Scheller, aus dem Coburgischen, nach Oberlauringen, 1658 J.M. Müling, aus Eyringshof nach Giebelstadt, J.U. Möring, aus Hildburghausen, zum Pfarrer nach Rappershausen bestimmt, Sonntag, den 5. Dezember, 1661 Paulus Hocker, aus Heldburg, nach Oberlauringen, 1663 G.F. Odenwald, aus Schlitz, Präceptor zu Thüngen, zum Pfarrer zu Thüngen, Bernhard Laurentius aus Themar nach Nenzenheim bestimmt)

 

                                                       Jahr 1661

Rückzug kaiserl. Militärs von Münster

Nachdem sich die Stadt Münster mit dem Bischofe daselbst verglichen, zog das kaiserliche Militär von dort ab, und kam über Hessen, Hammelburg, Obbach hier über die Brücke. Zu Prichsenstadt verweigerte man demselben den Eintritt in die Stadt. Sie ließen sich Zeugnisse ihres Wohlverhaltens geben, nach deren Empfang sie die größten Exzesse zu begehen pflegten. Besser verhielt ein später desselben Weges kommendes Corps. Ihr Zug ging nach Ungarn.

                                                     

                                                       Jahr 1662

Gesuch des Prälaten zu Ebrach. Hospitalkirche

Am 30. April besichtigte und kaufte der Prälat zu Ebrach hier die Wildgarn. Auch nahm er dabei das Rathaus und den Keller in Augenschein.

Im Junius (Juni) wurde die Hospitalkirche zum heiligen Geist zu erweitern begonnen, und 295 neue Kirchstühle eingerichtet, von denen einer gegen Erlegung von je 2 Talern erblich überlassen würde. - In dieser Kirche war vordem auch ein Altar und eine dazu gehörige Vikarie 

der heiligen Jungfrau. - Im Jahre 1636 wurden in dieser Kirche Nikolaus Brenner als Pfarrer zu Zell und Weipoltshausen und Martin Laudenbach als Pfarrer zu Oberndorf den von diesen Orten hierhergekommenen Gemeinden vorgestellt. - Im Jahre 1647 wurde die Leiche des hier verstorbenen schwedischen Feldpredigers Mich. Daniel, aus Gotha gebürtig, in dieser Kirche beigesetzt. - Am 30. Januar 1675 hatte der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg sein Hauptquartier hier genommen. Die in seinem Gefolge befindlichen hohen Personen, die sich verwunderten, dass hier nur in einer Kirche gepredigt werde, veranlassten, dass am Karfreitag, an Ostern und an den folgenden Sonntagen die Herren Eckard, Bokriß, Lang und Graßmuck zwischen den Fünf- und Siebenpredigten in der Spitalkirche predigten.  - Im Jahre 1718 durfte die Witwe des Konsulenten Hofrat Dürr gegen Erlegung von 12 Speziestalern ein von Nürnberg hierher gebrachtes Epitaphium zum Andenken ihres Ehegatten in dieser Kirche ausstellen lassen. Von Beisetzungen in dieser Kirche sind noch zu erwähnen die des Baron von Langenschwarz im Jahre 1707, die des Fräuleins von Weyhers in demselben Jahr. Der Rat beschloss jedoch bei dieser Gelegenheit eine Beisetzung daselbst künftig nur gegen Erlegung (Bezahlung) von 200 Reichstalern geschehen zu lassen. Frühere Beisetzungen mit Epitaphien waren die der Frau Dorothea von Münster, geb. v. Siech vom Jahr 1521 (an dem Epitaphium waren die wappen von Siech , Marschalk, Ebnet Vasant, Herbilstadt) die des ehrenvesten Engelhard v. Münster zu Wehrn v. Jahr 1528 (Am Epitaphium die Wappen von Münster, Lichtenstein, Wirsberg, Streitberg)

Ordentlicher Gottesdienst fand sonst in dieser Kirche (außer den Leichengottesdiensten, die in der Regel hier abgehalten wurden) statt, wenn die Hauptkirche Reparaturen erforderte. So wurde der Gottesdienst in der Hospitalkirche von Trinitatis bis Advent 1739 gehalten. - Im Jahre 1796 wurde die Kirche zu einem Magazin verwendet. Aber im Jahre 1802 dachte man an eine Wiederherstellung derselben.

 



 

                                                           1663

Rüstungen wider die Türken. Erfurtische Streitigkeiten. Schießhaus. Türkenkrieg

 

1. Hilfstruppen aus dem Reiche wider die Türken. Schanzarbeiten zu Schweinfurt. Maßregeln deshalb im Würzburgischen, in Sachsen und Thüringen. Reichstag deshalb. Kirchliche Anordnungen. Türkensteuer. Schweinfurter Kontingent. Geistlicher Landtag zu Würzburg. Erbieten der fränkischen Ritterschaft. Kreistag.

Der Kaiser zog um diese Zeit viele Truppen zum Krieg gegen die Türken aus dem deutschen Reich an sich. Am 22. Mai 1662 ging eine Reiterabteilung des Herzogs von Holstein an Schweinfurt vorbei über Theres weiter nach Böhmen, eine andere am 7. Juni 1662. Am 9. Juli 1663 ging ein Corps von 1000 Mann Mainzischer Truppen von Würzburg nach Ungarn ab, deren Schiffmann unterhalb Straubing vom Blitz getötet wurde. Am 15. September passierten zu Kitzingen 3000 Münsterische  und Pfalz-Neuburgische Truppen mit 12 kleinen Feldstücken die Brücke. Einem Corps hessen-kasselischer und hessen-darmstädtischer Truppen, die sich jenseits der Brücke auf den Wiesen lagerten, ließ der Rat Bier und Brot reichen, indes die Offiziere im Zwinger bewirtet wurden. Sie nahmen das Lob sehr guten Verhaltens aus allen Orten, wo sie durchkamen, mit sich. Als dieselben am 16. Oktober von Regensbirg abfuhren, zerbrach das alte Schiff, auf dem sie sich befanden, dass ihrer 38 in der Donau ertranken, darunter 3 schwangere Frauen. Um dieselbe Zeit gingen zum Kommando des Grafen von Waldeck gehörende kurkölnische Truppen zu Kitzingen über die Brücke. Ein anderes kurkölnisches Corps, über 1000 Mann stark, ein schlechtes Verhalten zeigend, von Graf Josias von Waldeck angeführt, ging über Stadtlauringen nach Eltmann. Ein Teil derselben kam hier vorbei. Es bedurfte aber auch in der Tat starker Hilfe, die eindringenden Türken und Tartaren, die bis gegen Preßburg und Ollmütz vordrangen, und die das Gerücht schon bei Prag, ja bei Eger wissen wollte, je derentwegen die Regierung zu Amberg den Böhmerwald bei Roßhaupt und Tachau verhauen ließ, abzuwehren. Zudem war der Eifer der ungarischen Protestanten, tätige Hilfe zu leisten, durch Entreißung vieler Kirchen gelähmt worden, und konnte erst durch Wiedereinräumung einiger derselben neu belebt werden. Sehr gelegen kam deshalb ein Aufstand der Christen in Bosnien, denen Venedig Hilfe sandte, und die Beunruhigung der Türken im schwarzen Meere durch die Reußen und Kossaken.

Auch in Franken machte man mannigfaltige Anstalten gegen einen Einfall der Türken. Am 17. forderten die Beamten im Würzburgischen die Bewohner auf, Acht zu haben wegen Säens, Ausdreschens und Aufbewahrung des Getreides. Am 27. wurde zu Mainberg Musterung gehalten, um einen Ausschuss zu bilden. Am 29. hielten die Herzoge zu Sachsen mit dem ganzen obersächsischen Kreis eine Zusammenkunft zu Leipzig, Herzog Johann Ernst verschanzte Weimar, Herzog Ernst Gotha, Heldburg und Königsberg, wo er im Schlosse den Turm einbrechen ließ; derselbe bildete Ausschüsse; und ließ die Lehenpferde in Bereitschaft halten. Schon im Jahr 1662 war der Rat zu Schweinfurt durch den Kaiser aufgefordert worden, auch seinerseits zu dem wegen des Türkenkriegs zu Regensburg abgehaltenen Reichtage Abgeordnete zu senden. Die Gemeinde wurde von der daher drohenden Gefahr von der Kanzel in Kenntnis gesetzt und zu einem rechtschaffenen, Gott gefälligen Leben ermahnt. Vom 4. Mai an wurde diese Angelegenheit ins Kirchengebet eingeschlossen. Ferner wurde angeordnet, dass dem Türkenläuten um zwölf Uhr mittags zu Erweckung größerer Andacht ein kurzes Zeichen mit der zweiten kleineren Glocke vorangehe, und des Sonntags in der Amtspredigt bei dem Vater unser geläutet werde, um die wegen Schwachheit oder anderer, erheblicher Ursache zu Hause befindlichen Personen zum Mitbeten zu erwecken. Auch wurde beschlossen, die Freitagsbetstunde zu verlängern, so dass dieselbe jetzt fast eine Stunde dauerte. Zu derselben wurden die lateinischen Schüler von ihren Lehrern geführt, und während derselben alle Werkstätten, Wirtshäuser und Kramläden geschlossen gehalten. Auf den Donnerstag nach jedem Quatember wurde ein Haupt-, Buß-, Fast- und Bettag angeordnet, und der erste derselben am Aschermittwoch, der zweite im Junius um den Sonntag Trinitatis, wo die Erinnerungszeit der Religionsänderung und der Zerstörung der Stadt Schweinfurt einfiel, der dritte im August, wobei des von Gott wieder verliehenen Friedens gedacht werden sollte, der vierte um Advent oder Luciä zu halten beschlossen. An diesen Tagen sollten Stadttore und Kaufläden geschlossen, und die Gemeinde von der Kanzel erinnert werden, zu diesen Zeiten zumal des Almosengebens sich zu befleißigen. In die Litanei wurde folgende Stelle eingerückt: "Dem Mordschwert und starkem Anzug des Türken steuern und wehren," Dem allgemeinen Gebete am Sonntage wurde nachstehende Bitte eingefügt: "Ach Herr Zeboath, du König der Heerscharen, der du die Herzen aller Menschen in deinen Händen hast, und sie neigt wie Wasserbäche, wohin du willst steuere dem grausamen, blutdürstigen Beginnen des Türken und seines Anhangs, der geschworenen Feinde keiner werten Chrsitenheit, lege ihnen einen Ring an die Nasen und ein Gebiss in ihr Maul, und führe sie des Wegs wieder, dass sie gekommen sind." (2 Kön. 19, 28ff. Jes. 37, 29)

Für die Freitagsbetstunde wurde ein besonders dazu verfasstes Gebet angeordnet, nach der Litanei die Kollekte auf dem vorderen Altar gelesen, und nach dem Segensspruch: Verleih uns Frieden gnädiglich etc. und auch Lieder gesungen. Anfangs wurden während dieser Betstunde die Tore gesperrtund nur auf besonderes Verlangen der Ausgang gestattet. Da aber Felddiebe früh hinausgingen und während der Betstunde Obst stahlen, so wurde vom 21. August an der Ausgang erst nach gehaltener Betstunde freigegeben. In der Stadt und auf ihren Dörfern wurde verboten, Musik und Tänze zu halten, und an Hochzeiten zu speisen, und das Anblasen bei Hochzeiten und Taufen vom Turm untersagt.

Ähnliche Vorschriften wurden im Würzburgischen, zu Nürnberg, Regensburg u.a. erlassen. Zu gotha wurde angeordnet, während des Läutens der Türkenglocke auf den Straßen, auf dem Felde und in den Häusern stillstehend oder knieend mit fefaltenen Händen zu beten.

Bald fügte man zu diesen geistlichen Vorkehrungen auch materielle Schutzmittel.

Aus gesteigerten Besorgnissen wegen der siegreich vordringenden Türken ließ der Rat am 8. September 1663 durch die Schutzverwandten die kleinen Bäume und das Gesträuch im Stadtgraben am Oberen Tore knicken. Die Schleuse an der über den Marienbach führenden Brücke vor dem Mühltor, die erst vor wenigen Jahren eingerissen worden, wurde wieder hergestellt und am 12. September begann ein allgemeines Schanzen an den Festungswerken, besonders zwischen dem Ober- und Mühltor, indem man Pallisaden setzte, und an der zwischen den beiden Werken am Ober- und Mühltor befindlichen kleinen Schanze, das Storchsnest genannt, eine Fossapra machte, den äußeren Graben daraus zu bestreichen. Was den Bürgern dabei an den daselbst befindlichen Krautgärten genommen wurde, erhielten dieselben in der Breiten Wiese wieder ersetzt. Im Jahr 1664, als die Würzburgischen Ausschüsser sich zum Aufbruch (wahrscheinlich nach Erfurt) sammelten, wurden wegen seltsamer Reden im Stifte von einer, Schweinfurt bevorstehenden Belagerung, Belegung der Stadt mit einer Garnison, ja einer Religionsreformation, die wachen unter den Toren verstärkt, und im Schanzen, wie zuvor fortgefahren, und die lebendigen Zäune vor dem Mühltor gegen die Ziegelhütte hin, abgehauen. Da sich diese Gerüchte erhielten, und der Stadt, wann Erfurt übergegangen sein würde, sowie auch Rothenburg und Windsheim, ein gleiches Schicksal in Aussicht gestellt wurde, so schrieb der hiesige Rat an den zu Nürnberg, um dessen Ansichten davon zu erholen. Zu gleicher Zeit fuhr man fort, die zwischen dem Ober- und Mühltor befindliche kleine Schanze aufzuführen, und Gräben davor zu machen. Doch fiel im November von vielem Regen wieder ein Stück Erde herab.  Auch die äußere Ziehbrücke vor dem Mühltor wurde verbessert.

Johann Hartlaub, Ratsherr und Bürgermeister
Johann Hartlaub, Ratsherr und Bürgermeister

Am 18. Juli 1663 wurde Johann Hartlaub vom Rat nach Regensburg gesandt mit 3 Wagen, jeden mit 3 Pferden bespannt, und 54 Zentnern Büchsenpulver, um dasselbe auf Abschlag an den 20 Römermonaten Türkensteuer zu liefern. Den Rest der Steuer berichtete er mit 735 Gulden, die er zu Regensburg aufnahm. Da der Stadt Windsheim aus der in ihr gegebenen Quittung enthaltenen Grunde, weil sie keinen Fluß habe, 6 Römermonate nachgelassen worden, und der Erzischof zu Salzburg, Hauptgesandte des Kaisers, die günstige Lage Schweinfurts gegen den Abgeordneten rühmte, so vermutete man, Windsheim möchte die Vorteile angegeben haben, welche der Stadt Schweinfurt durch den schiffbaren Fluß, an dem es gelegen, zuflössen.

Im November 1663 fing man das der Stadt auferlegte Kontingent zur Türkenhilfe, in 12 Mann zu Pferde und 75 zu Fuß bestehend, zu werben an, was mittels Trommelschlags am 19. November auf dem Elisabethmarkt geschah. Man gab einem 1 bis 8 Taler auf die Hand, wöchentlich einen schlechten Gulden oder drei Kopfstück Wartgeld, und frei Quartier. Da man bis Luciae gegen 50 Soldaten zusammengebracht, so wurden von den Provisonern 4 abgedankt, und die Wache an den Toren durch Soldaten versehen. Es hatte sich auch ein Mann von Uechtelhausen, welcher Weib und Kind daselbst hatte, und im engen Ausschusse war, freiwillig anwerben und unterhalten lassen. Der Vogt zu Mainberg verlangte deshalb schriftlich bei dem Rat, denselben freizugeben, was auch gegen den Willen des Geworbenen mit ihm sowie mit einem Reichmannshäuser geschah.

Indessen waren unter den Geworbenen doch noch einige aus dem Stift Würzburg. Um nun die Zahl derselben voll zu machen, ließ der Rat nach Ostern 1664 noch einmal umschlagen. Einem Nürnberger, welcher für Nürnberg hier werben wollte, wurde solches nicht gestattet, so lange die Zahl der für die hiesige Stadt zu Werbenden nicht voll wäre. Anfangs Januar 1664 fing man auch an, Reiter zu werben, von denen einer 44 - 50 Taler erhielt. Da nun die Soldaten insolent (anmaßend) werden wollten, wurde am 12. Januar auf dem Markt ein Esel aufgerichtet, sie darauf zu setzen, und am Tag darauf ein Stock daneben eingegraben, sie mit den Händen daran anzuschließen. Ende Januar fing man an, den Soldaten Brot und Bier zu geben. Jeder erhielt täglich 2 Maß Bier und 2 Pfund Brot und je am 10. Tag 6 Batzen an Geld. Die Reiter erhielten noch besondern Fourage. Unter anderen Exzessen, die sie verübten, erhielt ein Bürgersohn von einem derselben einen gefährlichen Stich. Um dem vorzubeugen, wurde vom 1. Februar an Abends 8 Uhr der Zapfenstreich angeordnet, nach welchem sich kein Soldat mehr außer dem Quartier betreten lassen durfte. Am 23. Februar war vor dem Brückentor zwischen der äußeren Brücke und der kleinen Schanze ein Galgen, an demselben Ort, wo vorher schon ein solcher gestanden, errichtet. Derselbe wurde am 9. März zum ersten Mal gebraucht, indem der Name eines Deserteurs, der vorher als Bauernknecht hier gedient, nachdem er vorher mittels Trommelschlags zu 2. und 3. Mal, vor dem 9. März zu erscheinen, zitiert worden, auf ein Blech geschrieben, durch den Henker, im Beisein sämtlicher Soldaten, daran angeschlagen wurde. Die fränkische Ritterschaft erbot sich zur Stellung von 160 Pferden in den Kampf. Am 26. November hielten die Geistlichen des Stifts Würzburg einen Landtag zu Würzburg wegen der Türkensteuer. Zu Bamberg beschloss der Kreistag, auf Zigeuner und Spione Aussicht zu halten.

2.

Militärkontingente der freien Reichsstädte zum Türkenkrieg. Besprechung zu Nürnberg. Schweinfurter Kontongent. Kaiserliche Gesandtschaften ins Ausland. Recipe (Rezept) gegen die Türkengefahr. Konvent zu Nürnberg. Zusammensetzung des fränkischen Kreis. Kontogents Schweinfurt.  - Windsheimische Komp Beratung beider Städte zu Mainbernheim. Personale der Komp.

Carl Erasmus Tetzel von Kirchensittenbach
Carl Erasmus Tetzel von Kirchensittenbach

Die freien Reichsstädte des fränkischen Kreises hatten auf dem Reichstag zu Regensburg sowie auf einem Kreistag zu Bamberg ihre Bereitwilligkeit, dem Kaiser und Reich Hilfe wider die Türken zu leisten, einstimmig zugesagt, und zum Behufe der desfalls zu treffenden Maßregeln auf den 6. März 1664 ein mündliche Beratung nach Nürnberg angeordnet. Die dazu Abgeordneten waren von der Stadt Nürnberg Paulus Harsdörfer von Fischbach, Carl Erasmus Tetzel von Kirchensittenbach und Dr. Christoph Carl Wölcker; von der Stadt Rothenburg Nicolaus Göttling und Dr. Johann Georg Krauß; von der Stadt Windsheim Johann Georg Stellwagen;

Joh. Phil. Heberer aus Weißenburg
Joh. Phil. Heberer aus Weißenburg

 von der Stadt Schweinfurt Marcus Heberer und Augustin Thein; von der Stadt Weißenburg Lic. Johann Phil. Heberer. Man beschloss daselbst, ein Regiment von 6 Kompanien zu Fuß zu werben. Nürnberg sollte den Oberst und den Oberstwachtmeister dazu wählen, und übertrug diese letztere Stelle dem Rittmeister Hardeßheimb. Jede einzelne Stadt erhielt die Befugnis, die von ihr Geworbenen an den Sammelplatz zu führen, wo sie sodann zur Fahne schwören sollten. Die Fahnen sollten von einer und derselben Farbe und Größe sein, und keine Wappen, sondern einfache Devisen in wenig Worten tragen. Wegen Errichtung einer Kompanie zu Pferde, wozu die Abgeordneten von Schweinfurt und Weißenburg einen Beitrag zu bewilligen sich nicht ermächtigt glaubten, wurde endlich bestimmt, dass Nürnberg 3/5, Rothenburg 1/5, die übrigen drei Reichsstädte aber zusammen 1/5 der Kosten zu tragen hätten. Nürnberg und Rothenburg übernahmen die Stellung von 100 Einspännern. Die durch Seuchen oder vor dem Feinde Umkommenden sollten aus der gemeinschaftlichen Kasse, die desertierenden oder auf natürlichem Wege sterbenden aber von jeder einzelnen der betreffenden Städte ersetzt werden. Zum Proviant war denselben freigegeben, ihr Kontingent an Korn oder Mehl nach Nürnberg zu liefern. An Munition wurden 20 Zentner Pulver angeschafft. Die gemeinschaftliche Kasse sollte dem Kreiskassier gegen billige Vergütung anvertraut, die jede einzelne Stadt betreffende Geldquote zum Teil sogleich, zum Teil bei dem wirklichen Abmarsch des Regiments, der Rest aber längstens Ende Mai eingeschickt werden.