Brandunglück in Schweinfurt am Roßmarkt 1892

Berühmt waren die Kleintier-, Schaf-, Pferde- und Viehmärkte in Schweinfurt. Hier kamen Händler von nah und fern zusammen, um ihrem Markttreiben zu folgen. Mit lautem Tam-Tam und Handschlag bekräftigten die meist jüdischen Händler den Verkauf ihrer Ware.

In Mitte der Innenstadt, auf dem Roßmarkt wurden die Viehmärkte abgehalten. Im Anschluss daran füllten sich die zahlreichen umliegenden Gasthäuser mit Bauern, Viehtreibern und Händlern. Bäckereien und Metzgerläden hatten an diesem tag Hochbetrieb. So war es auch an jenem Augusttag 1892. An der östlichen Häuserreihe des Viehmarktplatzes waren Geschäftshäuser eng zusammengebaut. An der lienken Ecke zur Wolfsgasse war das Kolonialwarengeschäft Wolf. Daneben befand sich ein geräumiges Geschäftshaus, eine Schweinemetzgerei mit Weinausschank der Witwe Belschner, die mit Tochter und Sohn, dem Belschnerfritz, das Geschäft betrieb. Die Wurstwaren wie der Trunk aus Belschners Weinbergen waren berühmt.

Rätselhaft war es, dass Belschnersfritz unvermittelt nach Amerika auswanderte. Bei Belschners soll es gespukt haben. So will man öfter eine weiße Frau bemerkt haben. Der große Hofraum war in halber Höhe mit einer Holzgalerie umschlossen. Mächtige Holzbalken bildeten den Dachstuhl des Hauses, wo allerlei Gegenstände gelagert waren. Interessant war ein großes ausgedientes Wirtshausschild aus alter Zeit. Dann war eine schwere Holztruhe voll alter Bücher, Chroniken und andere Schriften hier abgestellt, die leider später verbrannten.

Diesem Anwesen war ein schmales Häuschen mit schmalem aber tiefem Hof angegliedert. Darinnen war die Werkstatt des Korbmachers Weinmann. Ein Korbweidenlager verstopfte den Zugang zur hinteren Hofhälfte.

An einem Augustnachmittag brannte es in diesem Viertel. Feuerrufe wurden laut. Warum schlägt der Türmer nicht an? - Erst wenn er wirklich Feuerflammen sieht, tut er es! wurde erklärt. - Ein Rennen und Zulauf beginnt. Man hört einen Signaltrompeter Alarm blasen. Auf einmal prasselt die Feuerlohe mächtig aus dem Rauchqualm empor, der Türmer schlägt nun an!

Die gesamte Feuerwehrmannschaft Schweinfurts mit Geräten, Spritzen und Leitern stürzte emsig an die Löscharbeit, alle erreichbaren Hydranten sind angeschlossen, aber die städtische Wasserleitung reicht für den Riesenbrand nicht aus. Da wurden so viel wie möglich, lange Schlauchleitungen bis zum Main gelegt. Feuerwehren der näheren und weiteren Umgebung kamen noch dazu. Die größte Sorge war das Übergreifen des Feuers auf die eng aneinander gebauten Höfe dieses Stadtteils. Die ganze Häuserfront von der Wolfsgasse mit dem Gasthof "Zu den vier Jahreszeiten" an der Manggasse und deren Stallgebäude waren ein Raub der Flammen. Erst am Morgen des nachfolgenden Tages war die Gefahr vorrüber.