Das Jahr 1816 und 1817 - Jahre der Not und ohne Ernte

 

Die Jahre 1816/17 waren für Schweinfurt eine schwere Zeit, da extreme Wetterbedingungen für einen weitläufigen Ernteausfall sorgten und somit die Versorgung der Schweinfurter Bevölkerung nicht mehr gewährleistet werden konnte.

Dies traf die Stadt besonders hart, hatte sie doch nach fast einem viertel Jahrhundert Krieg (Einquartierungen von Soldaten, Plünderungen in Folge des Feldzuges Napoleons) genug Leid erfahren müssen.

Bereits bald im Jahre 1816 wurde die Schweinfurter Region von heftigen und lang andauernden Regenfällen heimgesucht. Die Sonne schein kaum und viele Felder waren überschwemmt.

Das Getreide erreichte schnell Preise, die sich ein normal verdienender Schweinfurter kaum mehr leisten konnte und schließlich wurde das Angebot immer knapper. Die Preise hatten sich gegenüber 1815 mehr als verdoppelt. Auf dem Schweinfurter Kornmarkt waren im Juli kaum mehr Getreideangebote zu finden.

Zwar leitete der Magistrat Maßnahmen ein dahingehend, dass unter Mithilfe von wohlsituierten Bürgern den Armen Getreide- und Mehlreserven überlassen wurden, wobei die Empfänger in genauen Namenslisten aufgeführt werden mussten, doch änderte dies wenig an der fatalen Situation der Lebensmittelversorgung in der Stadt.

Es wurden auch massive Strafen im Hinblick auf Spekulationsgeschäfte angedroht und verhängt. Auch war es streng untersagt, den Bauern bereits vor den Stadttoren waren abzukaufen. Bis Herbst 1816 hatte sich jedoch der Getreidepreis bereits verdreifacht.

Die Stadt reagierte sogar mit einem Arbeitsbeschaffungsprogramm, damit diejenigen, die in der kalten Jahreszeit keine Arbeit hatten, dennoch Geld für die überteuerten Lebensmittel hatten.

Bereits Mitte 1816 wurde russisches Getreide über Bremen importiert. Die Stadtverwaltung ließ damit Brot backen und verkaufte es an bedürftige Bürger für 8 Kreuzer je Pfund.

Im Januar 1817 sammelte ein "Hülsverein" mehr als tausend Gulden für die Bedürftigen, sodass nicht unerhebliche Mengen an Korn, Gerste und Kartoffeln kostenlos vereteilt werden konnte. Die Schweinfurter hielten also zusammen.

Den Höhepunkt der Not erfuhren die Schweinfurter im Frühjahr 1817 als der Preis das fünffache des Üblichen erreicht hatte.

Entspannung brachte dann eine reiche Ernte, die im Sommer 1817 eingefahren werden konnte.

Während die Geistlichen ihrer Gemeinde einzureden versuchten es handele sich um eine Strafe Gottes für sündiges Verhalten konnte die wahre Ursache erst viel später festgestellt werden: Im April 1815 war der Vulkan "Tambora" in Indonesien ausgebrochen. Es handelte sich um eine so heftige Explosion dass dabei ein ganzes indonesisches Königreich zerstört wurde. 160 Kubikmeter Staub sollen in die Stratosphäre geschleudert worden sein. Hierdurch wurde ganz entscheidend das Sonnenlicht von der Erdoberfläche getrennt. Ganz Mittel- und Westeuropa waren betroffen, Russland bleib verschont.