Die letzten Metzger in der Metzgergasse

In der Metzgergasse hatte sich in früheren Zeiten der Berufsstand der Metzger niedergelassen, woraus der Volksmund die Bezeichnung "Metzgergasse" ableitete.

 

Den Namen „Metzgergasse“ trägt die neben dem Rathaus verlaufende Straße zum Rusterberg, weil in frühen Zeiten hier vor allem Metzgereien ansässig waren

 

Heute sucht man dort vergeblich nach einer Metzgerei.

 

Hatten in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg hier noch 3 Metzgereien ihren Sitz (Kast Nr.17, Krackardt Nr. 12 und Thein Nr. 6/8, so verschwanden nach dem Krieg die Metzgereien zusehends aus dieser Schweinfurter Innenstadtstraße.

 

Bis 1955 weist das Schweinfurter Adressbuch, noch die Metzgerei Franz Falter aus, die an der Stelle der Metzgerei ihren Sitz hatte (Nr 6/8) und bis 1958 findet sich hier die Metzgerei Krackardt, die später in die Niederwerrner Straße 15 ½ umzog.

 

 

 

Die Metzgerei Thein in der Hausnr. 6/8 entstand wohl um 1915, als Herr Heinrich Thein dort hierfür ein Haus erbauen ließ, das im Jahr 1924 eine Fassadenänderung zur besseren Präsentation der Metzgerei nach außen erfuhr.

 

8 bis 9 ganze Schweine wurden in den Schaufenstern präsentiert (Aufnahme vor 1930)
8 bis 9 ganze Schweine wurden in den Schaufenstern präsentiert (Aufnahme vor 1930)
        Fassadenänderungsplan von 1924
Fassadenänderungsplan von 1924
Heinrich Thein ( 01.02.1883 – 12.01.1932)
Heinrich Thein ( 01.02.1883 – 12.01.1932)

 

Heinrich Thein war seiner Heimatstadt sehr verbunden, was unter anderem auch bei der Dekoration seines Schaufensters zum Ausdruck kam.

So präsentierte er das Rathaus der Stadt aus Talg modelliert:

 

 

Hinter dem Verkaufsraum befand sich die Wurstküche, hier in den 1920ern:

 

Heinrich Thein wurde von der Weltwirtschaftskrise sehr getroffen, hatte er doch in großem Stil in Schweinfurt investiert, insbesondere mit dem Erwerb von Häusern. Er verlor durch die Krise vieles, was ihn auch gesundheitlich sehr traf. Heinrich Thein hatte damals sehr viele Hotels in z.B. Bad Kissingen oder Oberhof mit Fleisch und Wurst beliefert (hierfür unterhielt er sogar eigene Kühlwagen bei der Reichsbahn). Während der ganzen Saison wurden hierfür keine Rechnungen bezahlt, sondern Wechsel entgegengenommen. Als es dann in Deutschland zur großen Wirtschaftskrise kam, konnten viele Gläubiger die Wechsel nicht mehr einlösen und der gesamte Jahresumsatz mit diesen Kunden ging verloren.

Mit nur 49 Jahren starb Heinrich Thein. Die Metzgerei wurde durch seine Witwe Carola Thein, eine geboren von Raesfeld, weiter betrieben. Nach dem Krieg übernahm Franz Falter die Metzgerei, die Mitte der 1950er endgültig ihre Türen schloss.