Die Ludwigschule - heute Friedenschule - ein Meilenstein der Schweinfurter Schulentwicklung

Die Ludwigschule nach ihrer Fertigstellung 1908
Die Ludwigschule nach ihrer Fertigstellung 1908

Die Ludwigschule - heute Friedenschule - stellte im Jahre 1908 einen wichtigen Schritt der Weiterentwicklung des Schweinfurter Bildungswesens dar und ist auch heute von großer Bedeutung.

 

Dies ist nur richtig einzuordnen, wenn man die Entwicklung der Schweinfurter Schulen in der Zeit vor 1908 betrachtet. Das Schweinfurter Tagblatt gab in einem Artikel vom 10. September 1908 einen schönen Überblick hierzu:

 

"Vor etwa hundert Jahren" (Anmerkung: also um 1808) "waren bei einer Einwohnerzahl von 4.500 vier deutsche Lehrer hier, welche in ihren Privatwohnungen Mädchen und Knaben Unterricht erteilten. Lehrer Thaut hatte 74 Knaben und 92 Mädchen, Lehrer Rudolph 69 Knaben, 81 Mädchen; die anderen Lehrer hatten etwas weniger Schulkinder.

Bis 1814 besuchten die Kinder katholischer Konfession ohne Beanstandung die protestantischen Elementarklassen und empfingen zweimal wöchentlich den Religionsunterricht im katholischen Pfarrhause. Die erste Anregung zur Errichtung einer katholischen Schule datiert vom Mai 1813. Die Schule wurde zu Beginn des Jahres 1814 mit etwa 30 Schülern eröffnet in einem gemieteten Hause Nr. 559 (jetzt Brennöfen).

Waren sonach die Schulklassen am Anfang des vorigen Jahrhunderts in oft unzureichenden Privatwohnungen der Lehrer oder gemieteten Räumen untergebracht, so wurde nach und nach auch Bedacht auf Erbauung von Schulhäusern genommen.

1831 wurde das Gebäude für katholische Schulen in dem an die Johannisgasse stoßenden Teile des vormaligen Spitalkasernenhofes neben der jetzigen Gewerbehalle gebaut; 1864 wurde es erweitert.

Die Ludwigschule nach ihrer Fertigstellung 1908
Die Ludwigschule nach ihrer Fertigstellung 1908

Die protestantischen Schulen waren bis 1834 und auch noch später bis 1850 zum Teil in dem im Jahre 1582 neu erbauten Schulhause bei der St. Johanniskirche, dem späteren Gewerbeschulgebäude, das an der Stelle der jetzigen Knabenschule stand, zum Teil im damaligen Gymansiumgebäude (hinter der Johanniskirche), einzelne auch in Privathäusern untergebracht. So wurde für die Schule und Wohnung des Lehrers Christoph im Hause des Maurers Ch. P. Heinz 95 Gulden (162,86 Mark), für das Schullokal der ersten Knabenklasse im Hause des Mezgers Gg. Seidlein (jetzt Gebrüder Hermann) 85 Gulden (145,71 Mark), für das Schullokal der vierten Knabenklasse im Meisterhause der Fischerzunft (Fischerrain 54) 127 1/2 Gulden (218,57 Mark) jährlich entrichtet.

Durch die Errichtung eines vollstundigen Gymnasiums und einer Gewerbeschule 1833/1834, dann duch die Vermehrung der Volksschulen wurde der Neubau eines Schulgebäudes für die Volksschule unabweisbar gemacht.

Man wählte "selbstverständlich" den billigsten Bauplatz, ohne die sonstigen Erfordernisse in Betracht zu ziehen. 1835/1836 erbaute man an Stelle der drei alten, durch Fixierung des Zehnten entbehrlich gewordenen Zehnthofscheunen des ehemaligen Stifthauger Zehnthofes in der Kirchgasse ein Schulhaus mit zehn Lehrzimmern und einem Schulsaal um 17.435 Gulden (29.888,57 Mark). Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten hatte bei Beschlußfassung behauptet, "daß dieses Schulgebäude niemals eine geräumige Schulraumlokalität, dem Bedürfnis der hiesigen Stadt entsprechend,  gewähren werde" und wollte das jetzige Besitztum von J. W. Sattler daselbst ankaufen, da Raum für zwölf Schulzimmer sei. Die königliche Regierung war jedoch der Ansicht, daß ein volles Jahrhundert hingehen dürfte, bis sich die im projektierten Gebäude unterzubringenden Klassen füllen würden; es sei unpassende Fürsorge, wenn man jetzt schon Aufwand für einen Zustand der Dinge machen wolle, der erst nach hundert Jahren eintreten werde. (Wie gründlich sich doch die Regierung damals getäuscht hat).


Am 11. April 1836 erfolgte die Einweihung des Gebäudes. Früh 8 Uhr versammelten sich die Schüler und Schülerinnen der deutschen Schule in der St. Johanniskirche mit ihren Lehren und zogen von da unter dem Geläute der Glocken an das neue Schulhaus. Im Schulhause hatten sich inzwischen der kgl. Stadtkommissär, die Geistlichkeit, der Magistrat und das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten eingefunden. Nach einem vor dem Schulhause von den Kindern ausgeführtem Gesange wurden die Kinder vom Bürgermeister und Dekan empfangen und in den Prüfungssaal geführt, wo Dekan und Bürgermeister Ansprachen hielten. Nach Absingung des Liedes "Nun danket alle Gott!" wurden die Kinder dann mit Backwerk beschenkt.

1847 schon wurde ein Antrag gestellt auf Herstellung von drei weiteren Zimmern. Der Anbau war bereits beschlossen und genehmigt, da entstanden erhebliche Bedenken gegen die Lage des Schulhauses an der Kreuzung von vier engen und frequentierten Straßen wegen Mangel genügenden Lichtes in mehreren Zimmern, wegen Nähe des Kreis- und Stadtgerichtes, insbesondere wegen Störung der öffentlichen Sitzungen durch den Gesang. Der Anbau unterblieb.

1850 beantragte die Schulbehörde, bessere Lokalitäten zu errichten. Es wurde der Prüfungssaal zu zwei Schulzimmern umgewandelt und ein Zimmer im Zunfthause der Fischer gemietet.

1857 wurde von der Staatsregierung die Anfrage gestellt, ob das Stadtgerichtsgebäude und das Schulgebäude eigentümlich an den Staat abgetreten werden könnten, um Bezirks-, Stadt- und Landgericht daselbst unterzubringen. Sofort verkaufte man das mangelhaft gebaute Schulhaus um 40.000 Gulden (68.571,40 Mark)an den Staat, nachdem die provisorische Unterbringung der acht im Schulgebäude untergebrachten Abteilungen in dem inzwischen durch den Neubau einer Gewerbeschule 1845/1855 freigewordenen alten Schulgebäude, dann in den alten Landgerichtslokalitäten im Bildhäuser Hof (jetzt Pfandhaus) und durch die Miete einiger Privatlokalitäten gesichert erschien.

Die Turnhalle nach der Fertigstellung der Ludwigschule
Die Turnhalle nach der Fertigstellung der Ludwigschule

1859 beschlossen der Bauausschuß und die Kollegien, zwei Schulhäuser in möglichst einfachem Baustile mit möglichst geringen Kosten im Graben und am Platze des alten Gewerbeschulgebäude zu erbauen.

1860/1861 wurde das Schulhaus im Graben auf einem viel zu kleinen Bauplatz mit sechs Lehrzimmern um 22.300 Gulden (38.228,55 Mark) erbaut und am 07. Oktober 1861 von den sechs Mädchenabteilungen bezogen.

1865 zeigten sich schon sehr bedenkliche Risse im Mauerwerk des teilweise im alten Stadtgraben fundierten Hauses und es wurde eine Hauptreparatur erforderlich. - Bei diesem Gebäude wurde trotz des "auf Gesundheitsrücksichten" begründeten Einspruches der Lehrer die "Luftheizung durch Caloriferen" eingeführt; bald erwies sich dieselbe an kalten Tagen unzureichend; mehrfache und wiederholte Klagen machten sich geltend, weshalb 1869 eine größere Änderung dieser Heizung vorgenommen wurde. 1874 wurde trotz dieser Änderung auf Grund der mißliebigen Erfahrungen über ungenügende Erwärmung und Krankwerden von Lehrern und Schülern die Luftheizung aufgegeben und Ofenheizung eingeführt.

Für Knaben wurde das 1864 erbaute Schulhaus am Kirchplatz am 10. Oktober feierlich eröffnet. In drei Stockwerken hat dasselbe 9 Lehrzimmer, 1 Bibliotheklokal und die Schuldienerwohnung; es kostete 42.932 Gulden (73.546,24 Mark).

Das Schulhaus am Steinweg wurde 1880/1881 erbaut um 126.669 Mark und im Oktober 1881 eröffnet, wozu die Schüler der dort unterzubringenden Schulklassen vormittags 10 Uhr mit ihren Lehrern von den seitherigen Schullokalen zogen und von der Schulinspektion nebst den Mitgliedern der städtischen Kollegien mit entsprechenden Ansprachen in die neuen Schullokale eingewiesen wurden. Dasselbe enthält 13 Lehrzimmer, 1 Konferrenzimmer, die Schuldienerwohnung.


Ludwigschule ca. 1910
Ludwigschule ca. 1910
Ludwigschule um 1912
Ludwigschule um 1912

1904 brauchte man, nachdem alle Schulhäuser besetzt waren, neue Unterrichtslokale für Errichtung von vier neuen Klassen. Ein neues Lehrzimmer wurde im Schulhaus am Steinweg (Anm. heute Schultesstraße) aus dem Konferenzzimmer, dem Karzer (Anm.: Arrestzelle) und einem Zimmer des Schuldieners hergestellt und im Spielplatz wurden zwei Baracken mit einem Kostenaufwande von 23.745 Mark gebaut.

Die rasche Bevölkerungszunahme in den Jahren 1905 bis 1907 hatte auch eine Vermehrung der Klassen zum Gefolge. Die neu errichteten Klassen wurden im 1. und 2. Stock des alten Landgerichtsgebäudes und im alten Gymnasium untergebracht.

1908 brachte endlich das von den städtischen Kollegen, von Eltern und Lehrern als äußerst notwendig anerkannte neue Schulhaus an der Ludwigstraße. Das äußere Werk steht wohl gefugt und harmonisch gegliedert da, lobt seine Meister und die Stadtvertretung, die keine Kosten scheut, um für die Kinder gesunde Aufenthaltsräume zu schaffen. Das innere Werk hat heute, am 10. September seinen Anfang genommen. Möchte das neue Schulhaus eine Pflanzstätte der Herzens- und Geistesbildung werden; möchte hier die Blüte unserer Jugend, die Freude der Eltern, die Hoffnung und Zukunft unseres Vaterlandes erzogen und herangebildet werden zu richtigen, braven Gliedern der Gemeinde, sich selbst zur Zierde der Stadt zum Segen, dem Vaterland zur Ehre!" (so das Schweinfurter Tagblatt)


1912
1912

Am 11. September 1908 schrieb das Schweinfurter Tagblatt über die am Vortag stattgefundene Eröffnungsfeier. Der Artikel wird nachstehend auszugsweise aufgeführt:

"In feierlicher Weise wurde gestern Vormittag 1/2 11 Uhr das neue Schulgebäude an der Ludwigstraße seiner Bestimmung übergeben. Zu dem Festakte hatten sich in der schön geschmückten Turnhalle des Neubaues in stattlicher Anzahl die Mitglieder der beiden städtischen Kollegien, die Kgl. Bezirksschulinspektionen und deren Abteilungsvorstände, die gesamte Lehrerschaft, sowie eine Reihe mit Lieferungen und Arbeiten an dem Baue beteiligter Geschäftsleute eingefunden. Außerdem nahmen an der Feier die Schüler der oberen Klassen des 3. Schulbezirks teil.

Der Festakt wurde eingeleitet durch einen Gesangsvortrag der Gesamtlehrerschaft, welche unter Direktion des Kantors Hedler den Festgesang von Gluck (Füllet mit Schalle jubelnd die Halle) wirkungsvoll zum Vortrag brachte. Hierauf ergriff der Leiter des Schulbaues, Stadtbauamtsassessor Lehrmann, das Wort. Er betonte zunächst, daß die Stadt mit der Fertigstellung dieses Baues am Schlusse eines für sie bedeutungsvollen Unternehmens stehe und dankte den an dem Bauwerk beteiligten Meistern und Firmen für ihre fleißige Mitwirkung, der es zu einem wesentlichen Teile zuzuschreiben sei, daß das Gebäude in der kurzen Zeit von 14 Monaten fertiggestellt werden konnte. Das neue Schulgebäude sei im großen und ganzen ein einfacher Bau, nicht überladen mit unnötigem Zierrat und Schmuck; doch sei in Ausführung und Ausstattung des Bauwerkes nur bestes Material zur Verwendung gekommen.



Das Lehrerkollegium im Jahre 1920
Das Lehrerkollegium im Jahre 1920

Assessor Lehrmann übergab hierauf den Bau Herrn Hofrat Söldner (Erster Bürgermeister), welcher in seiner Ansprache betonte, daß er mit herzlicher Freude das soeben von Bauamtsassessor Lehrmann übergebene neue Schulhaus übernehme. Es bedürfe kaum eines Hinweises, daß die Pflege der Jugenderziehung eine der wichtigsten Zweige einer Stadtverwaltung sei, besonders in Anbetracht der wichtigen Beziehungen zwischen den öffentlichen Einrichtungen und dem Erwerbsleben, speziell in unserem Zeitalter, dem Zeitalter der Industrie. Neben der den Lehrern zufallenden ungemein wichtigen Aufgabe, das zukünftige Geschlecht zu hoher Bildung zu erziehen, habe die Stadtverwaltung die Pflicht, für schöne, gesunde, zweckmäßige und anregende Unterrichtsräume zu sorgen. Was an unserer Stadtverwaltung war, so habe sie diese Aufgabe mit der Bereitstellung dieser Räume erfüllt. Er stimme dem Vorredner darin bei, daß in dem neuen Schulgebäude kein übertriebener Luxus geboten sei. Eine Reihe von Städten habe einen besonderen Stolz darein gesetzt, auf diesem Gebiete das Beste zu tun; das Beste sei hierin gerade gut genug. Unsere Stadtverwaltung sei darin keinen Schritt weiter gegangen, als in Anbetracht der Dinge geboten war. Bedenken gegen den finanziellen Aufwand müßten zurücktreten gegenüber der eminenten Bedeutung der Schule, die in aufsteigender Linie zu halten Pflicht der Stadt sei.".......

"Herzliche Worte waren es auch, die alsdann der Vorsitzende des Gemeindekollegiums, Wilhelm Fischer, an die Versammelten richtete. Die Klarheit und Zweckmäßigkeit in der Grundanordnung in Verbindung mit der schönen Ausschmückung im Detail mache den Schulhausneubau zu einem Werk, das wohl den Meister lobe. Die Bevölkerung freue sich allgemein des neuen Schulhauses. Es mußten zwar beträchtliche Summen für das Gebäude ausgegeben werden; doch hatten bei allen diesbezüglichen Beratungen und Beschlüssen die städtischen Kollegien niemals geschwankt, sondern die Aufgabe klar erkannt, daß für die Kinder das Beste geschaffen werden müsse. In der heranwachsenden Jugend liege die Zukunft eines Volkes. Der gute Geist der Schule mit seinen belebenden und fördernden Eindrücken auf die Kindergemüter haben einen so großen Wert, daß demgegenüber Geldsummen in den Hintergrund treten müssen. Die Schule bilde und forme die Waffen für den Lebenskampf eines jeden einzelnen, deren Summe die Gesamtheit des Volkes ergibt. Der Redner brachte zum Schlusse dem Prinzregenten ein dreifaches Hoch , in das die Anwesenden begeistert einstimmten. - Mit dem gemeinsamen Gesang der Regentenhymne schloß die würdig verlaufene Feier."

Elisabeth Schamberger und Georg Hofmann (Foto: Privatbesitz)
Elisabeth Schamberger und Georg Hofmann (Foto: Privatbesitz)

 

Die Rektoren der Ludwig-/Friedenschule:

Bis zum letzten Jahr der Konfessionsschule 1968/1969 war die Ludwig-/Friedenschule viergeteilt:

G. Haseneder leitete die Christliche Gemeinschaftssschule für Knaben (Friedenschule)

Elisabeth Schamberger war Schulleiterin der Christlichen Gemeinschaftsschule für Mädchen (Ludwigschule)

Georg Hofmann war Leiter der Katholischen Bekenntnisschule für Knaben (Ludwigschule)

E. Burger war Leiter der Katholischen Bekenntnisschule für Mädchen (Ludwigschule)

 

Ab dem Schuljahr 1969/1970 wurde die Christliche Gemeinschaftsschule als Regelschule eingeführt. Es gab nun nur noch die Friedenschule-Grundschule und die Friedenschule-Hauptschule.

 

Georg Hofmann (1969 - 1972) und Eugen Ernst (1973 - 1982) leiteten die Friedenschule-Grundschule bis diese im Jahre 1982 in die Schultesstraße 33 umzog.

 

Schulleiter der Friedenschule-Hauptschule ab 1969:

 

Elisabeth Schamberger (1969 - 1977)

Gerd Frank (1977 - 1988)

Walter Langenberger (1988 - 1993)

Rudolf Gampl (1993 - heute)

 

Die Ludwigschule in der Nachkriegszeit
Die Ludwigschule in der Nachkriegszeit