Chalet - Schweinfurter Diskothek

von Thomas Bauer

Eine Schweinfurter Diskothek, welche von einem Hr. Erhard aus Rannungen eröffnet wurde. In Rannungen selbst betrieb er damals auch noch die „Tenne“. Von 1974 bis 1991 befand sich das „Chalet“ im 4. Stock des heutigen Rückert-Zentrums, welches in Schweinfurt liebevoll „Zementrum“ genannt wird.

 

 

 

Geöffnet war Mittwoch und Freitag bis Sonntag.

 

Die Öffnungszeiten am Sonntag waren auch eine Besonderheit des Chalets. Es wurde bereits um 14.00 Uhr geöffnet, so konnten auch die „Kids“ mal in den Genuss dieser Diskothek kommen. Zumindest bis 18.00 Uhr, dann war erst einmal eine kurze Pause. Um 19.30 Uhr ging es dann weiter und es wurde für die „Großen“ geöffnet.

 

 

 

Die Gäste konnten mit dem Aufzug in den 4.Stock hochfahren oder durch das Treppenhaus hochlaufen.  Dort oben im Treppenhaus erwartete den Besucher meist eine Warteschlange, an der man erst mal anstehen musste. In den Anfängen gab es Clubausweise, offenbar sollte hiermit eine gewisse Exklusivität erzeugt werden.

 

Treppenhaus des „Zementrums“, 4. Stock, 2017
Treppenhaus des „Zementrums“, 4. Stock, 2017

Nachdem man am Türsteher vorbei war, bezahlte man bei Ludwig Karrlein (auch als „Lubber“ bekannt) seinen Eintritt. Der Discothekenbesucher bekam eine Abrisskarte, welche eine Getränkegutschrift über 2,- DM beinhaltete. Danach ging es geradeaus zur Garderobe. Bei „Paxe“ konnte man seine Jacke abgeben.

 

Ludwig „Lubber“ Karrlein
Ludwig „Lubber“ Karrlein
Eintrittskarten
Eintrittskarten

Die Discothek selbst war im Stil „Eiche rustikal“ eingerichtet. Dick vertäfelte Wände, Balken und massive Holztische erzeugten eine gemütliche Atmosphäre. 

 

 

 

Um 20:30 Uhr startete der DJ den Discobetrieb. Songs, wie “1800-F” von After the fire und “Rofos Theme” eröffneten den Tanzbetrieb. Danach ging es mit Discofox weiter.

 

Über die Jahre zogen viele Songs durch die Charts und wurden natürlich auch im Chalet gespielt.

 

Trends aus den USA, wie zum Beispiel Breakdance, fanden ihren Einzug. Filme wie „Breakin“, „Beat Street“ und „Flashdance“ liefen in den Kinos.  Der Hip-Hop war geboren und „Grandmaster Flash“ sowie die „Sugar Hill Gang“ waren nicht mehr wegzudenken.

 

Ausgeschenkt wurde „Werner Bräu“ vom Sohn des Geschäftsführers an der Bierbar. Damals trank man unter anderem  „Kristall“, welches heute eher nicht mehr im Trend liegt. Hinter dem DJ Pult war die Cocktailbar,  für welche die Frau des Betreibers zuständig war. Trendgetränk war damals „Dracula“, ein roter Kirsch-/Johannisbeerlikör aus Reagenzgläsern getrunken.

 

Speisen bot das Chalet nicht an, was aber kein Problem darstellte. Es gab halbe Hähnchen im „Wiener Wald“ in der Brückenstraße 28, Hamburger im „Brauhaus“ am Marktplatz und später auch den „Mc Donald“ in der Spitalstraße. Man traf sich auch an der „Esso Tanke“(Ring-Garagen), welche damals gegenüber die Stadtmauer belagerte. Flipper spielen konnte man im Kino „Weltbio“

 

 

 

Nach Ladenschluss konnte man dann noch den einen oder anderen Gast an der Autobahnraststätte „Riedener Wald“ treffen. In Schweinfurt war Nachtruhe angesagt und man klappte die Randsteine hoch.

 

 

 

Zu den Besuchern des Chalets gehörten auch die Mitglieder einiger Schweinfurter Gangs. Die Teufel, Adler, Dragons, Ketchups, Bomber, Snakes, Black Roses, Pink Ladies, Playboys, Wolverines, Wölfe, Snopies, Four Aces und Kwons waren erkennbar durch ihre Glanz- oder Collegejacken.

 

Auseinandersetzungen wurden meist unten im Hof geklärt. Das bekam man entweder direkt mit oder merkte es spätestens, wenn die Disco sich etwas leerte.

 

 

 

 

 

Geschlossen wurde der Discobetrieb um 1.00 Uhr und zwar mit dem „letzten Lied“ des DJs. Je nach DJ war das z.B.  „Paula“ von Haindling oder auch das „rote Pferd auf dem Flur“.

 

 

 

DJ Normann (Norbert Katzenberger)
DJ Normann (Norbert Katzenberger)

Oft wird behauptet, das „Chalet“ schloss seine Pforten wegen eines Wasserschadens. Diesen Wasserschaden gab es wirklich, er war aber nicht der Grund für die Aufgabe der Discothek. Irgendein „Spaßvogel“ löste nämlich die Sprinkleranlage aus und das Wasser ergoss sich über die Einrichtung und drang durch die Decken in die Untergeschosse.  Der Schaden wurde danach aber wieder behoben. Aufs Ende zu wurde es zunehmend ungemütlicher für die Belegschaft. Die Schlägereien nahmen zu und das „Chalet Team“ fühlte sich nicht wohl und sicher. Das war dann auch der Grund für das Schließen der Diskothek „Chalet“.

 

 

 

Heute erinnert fast nichts mehr an das Chalet. Eine Gruppe von ehemaligen Stammgästen feiert das „Chalet“ als Revival Party im Tanzcafé Hubertushöhe in Forst. Nächster Termin ist der 06.04.2019.

 

 

 

Verfasst und recherchiert von Thomas Bauer (Vorstand SPD Arbeitskreis AK│ON)

 

Unterstützt von Karin Linsner, Damara Käß und Ex Chalet DJ Udo Pauly. An dieser Stelle recht herzlichen Dank für eure Unterstützung.