Gasthaus zur Traube

 

Ecke Johannisgasse/Jägersbrunnen

Das Foto ist nach 1912 aufgenommen, da die Hl.-Geist-Kirche bereits den hohen Kirchturm besitzt (ab 1911) und Albin Seidel die Gaststätte erst 1913 übernahm
Das Foto ist nach 1912 aufgenommen, da die Hl.-Geist-Kirche bereits den hohen Kirchturm besitzt (ab 1911) und Albin Seidel die Gaststätte erst 1913 übernahm

Dr. Saffert führt zu dieser Gaststätte folgendes aus:

Die Traube gehört zu den ältesten Häusern der Stadt Schweinfurt; einige Merkmale lassen noch erkennen, dass sie im 16. oder frühen 17. Jahrhundert gebaut wurde. Möglicherweise war der Hausbesitzer ein Häcker, der, wie alle seines Berufsstandes, im Herbst selbst hergestellten Most ausschenken durfte.

Der 1842 verstorbene Schiffsmann und Weinwirt Johann Jakob Lambinus aus Bestenheid bei Wertheim (dort geboren 1767) betrieb in dem Haus seit 1838  (er hatte kurz vorher in der Brückenstraße eine Weinstube eröffnet; das Haus in der Johannisgasse gehörte ihm) eine Weinschenke, deren Konzession 1844  - da seine Witwe verzichtet hatte - auf den Melber (Mehlhändler) Johann Michael Sauer überging. Sauer 1846 auf den Roßmarkt und ließ die Konzession auf sein neues Anwesen übertragen.

Das Haus Johannisgasse Nr.9 (ab 1875; vorher - seit 1795 - Johannisgasse 660, ab 1835 Nr. 647) besaß weiterhin, doch ohne Konzession, die Witwe Anna Margaretha Lambinus. Deren Schwiegersohn, der im gleichen Haus wohnende Lohndiener, Hochzeitlader und Leichenbitter Johann Andreas Saffert ,erhielt 1861 von neuem eine Konzession zum Betrieb einer Weinschenke (Johann Andreas Saffert hatte Dorothea Friederike Sophia Lambinus, Tochter von Johann Jakob Lambinus, geheiratet; deren Schwester Wilhelmine ehelichte den Instrumentenmacher Philipp Moritz Fischer, beider Sohn Friedrich wurde der Begründer der Schweinfurter Kugellagerindustrie.

Um 1861 dürfte auch der Name "Zur Traube" angenommen worden sein. 1885 erbte Philipp Heinrich Saffert, der Sohn von Johann Andreas Saffert, die Weinstube "Zur Traube"; er erhielt die Erlaubnis zum Ausschank von Kaffee, zunächst an den Tagen, da Viehmarkt  (damlas noch am Roßmarkt) abgehalten wurde.

Zwischen 1899/1900 verkaufte Philipp Heinrich Saffert die Weinstube aus gesundheitlichen Gründen. 1901 war Ernestine Kehl, die Witwe des Weinwirts Georg Kehl, Besitzerin der "Traube", 1913 der Weinwirt Albin Seidel, ab 1921 der Gastwirt Alois Haupt. Die Inschrift "Cafe & Weinwirtschaft zur Traube" ist offenbar lange vor dem Ersten Weltkrieg angebracht worden. Aus der Weinstube wurde die "Grillstube zur Traube".

Anmerkung: Johann Jakob Lambinus war ein Ururgroßvater und Philipp Heinrich Saffert ein Großvater von dem Stadtarchivar Dr. Erich Saffert, dem Verfasser dieses vorstehenden Textes. Sein Vater Johann Georg Saffert wurde 1897 in der "Traube" geboren.